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Dienstag. Ersie Ausgabe. Vormittags U Uhr. 18. Februar 18S1. wir» «««sM«»«« Ix »EiN«,«!» I Uh», UU>«d« « Ußr; I» »»«Ide« Abend« 5 Uh», Vormittag« 8 Uhr. «»1« Pi» »«« »intchahr ß Lhlr. > jede eixzela« Num- .1 »er » Sig». —- Nr. S«. -— Deutsche Mgttuciuc Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch!» Zu tejiehea durch alle P-ft- Lmter de« In- und Lullande«, sowie durch di« Lr»«ditionen tn «»ip»«- lvuerftraße Nr. ») und »»««»«« lbei «. HöAner, Neustadt, A» der Brücke, Nr. I). gns«rtton«grtühr für t«o Naum einer Zelle 8 Ngr. Zur Zollftage. ff Aus Sachsen, 16. Febr. Die Fabrikherren, welche hohe Zölle begehren, damit sie hohe Preise für ihre Waaren verlangen können, hal ten uns immer die Zahl der Arbeiter vor, welche sie beschäftigen, und geben sich wo! daS Ansehen, als führen sie für deren Interessen das Wort. Interessant ist eS, zu prüfen, wie groß die Anzahl der Fabrik arbeiter in solchen Industrien ist, welche vom Schutzzoll abhängen und welchen Antheil die Arbeiter an den höhern Preisen haben, die der Schutz zoll den Fabrikherren gewährt. In Preußen pflegt man auf 300,000 die Arbeiter derjenigen Fabrikationszweige zu schätzen, von welchen die Fabrikherren sagen, daß sie deS Schutzes bedürfen. Diese Zahl ist jedoch viel zu hoch, denn sie schließt die Baumwollenweber ein, während eS That- fache ist, daß dieselben ihre Arbeit selbst bei unvollkommenem Maschinen in Deutschland wohlfeiler liefern als z. B. in England. Lord I. Russell sagte einst ganz mit Recht, die Arbeitötheilung zwischen Deutsch land und England sei — und er sehe kein Unglück darin—, daß Deutsch land webe und England spinne. Wollen wir nicht in den gleichen Jrr- thum verfallen, welchen die preußischen Schutzzöllner den Statistikern octroyirten, so müssen wir in Sachsen umsomehr die Baumwollenweberei nicht zu den Industrien rechnen, welche bei Handelsfreiheit in Frage kommen, als wir nur einzelne wenige Artikel weben, welche die Con- currenz vielleicht nicht bestehen könnten, während wir in die Kategorie der in Frage stehenden Fabrikzweige manche einschließen, die zum Theil ebenfalls von Aufhebung der Zölle nichts zu furchten hätten. Ebenso wenig wie bei zollfreiem Garne die Baumwollenweberei würde die Schaf wollen- und Leinenweberei von der ausländischen Konkurrenz bedroht sein. Der Zollverein führt aus: 100,000 Ctr. Baumwollenwaaren oder 20 Proc. aller Baumwollenweberet und Wirkerei, 150,000 Ctr. Leinen gewebe oder 20 Proc. aller Leinenwaarenfabrikation, 100,000 Ctr. Wollen- gewebe oder 15 Pror. aller Wollenwaarenfabrikation; von Industrie zweigen mit solch bedeutender Ausfuhr kann man nicht behaupten, daß sie daS Ausland zu fürchten haben, wenn ihnen erst daS Rohmaterial oder Halbfabrikat zollfrei zukäme. ES ist möglich, daß einzelne Sorten nicht mehr gewebt werden könnten, die andern, und zwar die wichtig sten, würden aber der dort ledig gewordenen Hände nicht allein, sondern einer noch größern Zahl derselben bedürfen. Zum Beweis, daß wir nicht ungerechtfertigterweise die Zahl der Arbeiter geringer darstellen wollen, rechnen wir zu den vom Zollschutz abhängigen Industrien: alle Baumwollendruckereien, -Spinnereien und -Färbereien, alle Seidenwebereien, alle Zuckerfabriken, alle Eisenwerke, Eisen- und GlaSwaarenfabriken. Eine Zahl von 25—30,000 Arbei tern, Männer, Weiber und Kinder, ist das Marimüm, welches in die sen Gewerbszweigen beschäftigt ist. ES entspricht diese Zahl kaum dem 20. Theile aller Arbeiter Sachsens, denn zu diesen muß bei uns eine größere Menge als anderwärts gezählt werden, weil die Noth und die Sitte Viele zur Arbeit zwingt, die anderwärts sei es nun ihr Alter oder ihre Jugend ohne Arbeit genießen. Es entspricht diese Zahl aber auch noch nicht der Hälfte der in Baumwollenweberei und - Wirkerei beschäftig ten Hände, und wer flönnte berechnen, wie viel diese durch die Zölle leiden, und wie viel sie durch dieses Grundübel vermindert werden! Man denke sich, daß das Garn um 3 Thlr. billiger käme. Wel chen großen Eindruck würde Dies auf die meisten unserer Fabrikate ma chen, wie dieselben zur Concurrenz mit dem Auslande und auf dessen Märkten befähigen, wie viel Bestellungen von dort veranlassen, wie viel den inländischen Verbrauch vermehren, nm wie viel unsern Fabrikanten ihr Capital, das jetzt zum Theil im Zoll und der privilegirten Vertheu- rung der inländischen Gespinnste steckt, anSgiebiger für größern Geschäfts betrieb machen, wie würde dadurch die Beständigkeit der Arbeitsgele genheit für die Weber und Wirker gewinnen! Welches Interesse hat nun der Staat, die kleine Anzahl Arbeiter zu begünstigen, während durch diese Begünstigung eine 20 mal größere gefährdet wird; welches Inter esse, sie zu gewissen lebensunfähigen Industriezweigen hinzndrängen, wäh rend sie in lebensfähigen wahrscheinlich kaum zahlreich genug wären, wenn diese nicht gewaltsam gestört und gehemmt würden? Wo liegt da Logik und Consequenz, wenn eine Industrie gefördert, die andere ver hindert wird? Doch beschränken wir uns auf die oben aufgestellten Fragen. Drei ßigtausend Menschen ist also die ganze Zahl, von welcher die Rede sein kann, wenn die Fabrikherren in Sachsen erzählen, sie verträten nicht nur sich, »nd an ihr Schicksal sei das eines großen Theils der Bevöl kerung geknüpft. Dreißigtausend Menschen! und was kosten die den andern Staatsangehörigen! Der Schutzzoll zu Gunsten der Spinnerei vertheuert die Gewebe, der Schutzzoll zu Gunsten der Eisenproduction die Erzeugnisse der Eisenwaarenfabrike», die Gerüche und Maschinen der andern Anstalten, der Handwerker, der Landwtrthe! Eine Schwie rigkeit im Erwerb und eine Vermehrung der Ausgaben ist die Doppel last, welche der Schutzzoll auf alle Sachsen wirst. Hunderte und Tau sende von Thalern reichen nicht hin, die Größe dieser Zahl auszudrücken, die Summe ist vielmehr so bedeutend und so sehr die Ursache vieles Elends, daß wir die Schätzung gar nicht wagen, die nach Millionen von Thalern gemacht werden müßte und deren Ermittelung tiefer als alle politischen Fragen die öffentliche Stimmung in Sachsen aufregen würde. Welchen Antheil die 30,000 Arbeiter an dem Nutzen haben, den die Zwangspreise, denn so sind alle durch Schutzzölle gemachten zu nennen, ergeben, Das ist nun eine andere Frage. Sind die Arbeiter in den Spinnereien, in den Hütten rc. wirklich besser daran als die in andern Industrien, kommen die 100 oder 200 Thlr., welche der Fabrikant über das Arbeitslohn jährlich für jeden ein zelnen Arbeiter von dem Publicum erhebt, wirklich in die Taschen der Arbeiter? Gewiß nicht! Wo ein Arbeiter besser bezahlt ist, da ist auch die Lebensweise theurer; wo jene Industrien sind, da ist auch die Con currenz der Arbeiter sehr groß und diese, nicht aber die Höhe des Schutz zolles, entscheidet, welchen Lohn der Fabrikherr bezahlt. In jenen In dustrien verdient ein Arbeiter kaum 50 Thlr im Jahre, der sächsische Fabrikherr zahlt ihm nicht den dritten Theil, welchen der englische er hält, und der Arbeiter muß für viele Dinge in Folge des Schutzzolles auf Fabrikate höhere Preise bezahlen, als er ohne dieselben bezahlen müßte, während die Vertheuerung auch noch die Folge hat, daß der Absatz seiner Garne und daher die Arbeitsgelegenheit, die dieser bieten kann, vermindert wird. Der Arbeiter, selbst der in zollbeschützten und angeblich zollbedürftigen Industrien, hat daher keinen Antheil an den höhern Preisen der Dinge, die er fabriciren hilft. Für ihn eristirt kein Schutz, sondern nur gegen ihn. Wurde nicht die Rechnung, der Ver gleich der Löhne und der Preise Dies beweisen, der Umstand schon müßte uns zu jener Erkenntniß führen, daß bei allem Fleiß, bei aller Spar samkeit wir nirgend wohlhäbige Fabrikarbeiter, wol aber viele darbende erblicken. Nur künstliche Mittel können solch ein Resultat herbeiführen. Nicht die Arbeiter, sondern lediglich ein paar Hundert Fabrikanten ha ben wir daher gegen uns, nicht ein öffentliches, sondern ein Privatinter- effe, wenn wir für die Freiheit des Handels daS Wort ergreifen. Die Dresdener Conferenzen. Dresden, 17. Febr. Von München ist der StaatSminifler vr. v. d. Pfordten, aus Stuttgart StaatSrath v. Linden wieder hier eingetroffen. (Dr. I.) — Allen Anzeichen nach, schreibt die Neue Preußische Zeitung, kommt bei den Dresdener Conferenzen eine wirkliche Kräftigung der BundeS- centralgewalt nicht mehr zustande. War es schon früher vorauSzu- sehen, welche Schwierigkeiten sich selbst für den Fall einer vollständigen Einigkeit zwischen Preußen und Oesterreich der Begründung eines er sprießlichen Neubaus entgegenstellen würden, so konnte man, seit die beiden Großmächte nicht mehr mit völlig gemeinsamen Vorschlägen auf traten, mit Sicherheit vorauösehen, daß die Reorganisation des Bundes nach den wirklichen Foderungen des Bedürfnisses nicht gelingen werde. Die neuen Projecte, welche inzwischen in Dresden auftauchten, stellen keine Besserung des frühem Zustandes in Aussicht. Sie mehren zu Gunsten der machtlosen Mittelstaaten und zum Schaden des gemein samen Vaterlandes die Schwäche und Zersplitterung des Bundes und erscheinen in jeder Beziehung viel mangelhafter als die alten Bundes einrichtungen. — Der pariser Korrespondent der Times berichtet, wie er versichert aus allerbester Quelle, über das eventuelle Resultat der Dresde ner Conferenzen, die Stellung Oesterreichs, Preußens, und der klei nern deutschen Staaten zueinander und zu Rußland. Oesterreich, heißt es in diesem Briefe, gebe mit seiner charakteristischen Geschicklichkeit und Ausdauer an die Verwirklichung seiner Projecte. Diese ließen sich auf zwei Hauptmomente zurückführen: auf die Wiederherstellung deö alten Bundes mit Zulassung der allernothwendigsten Modifikationen und auf die Aufnahme der gesammten österreichischen Monarchie in den Deutschen Bund. Der erste Punkt sei soviel wie erledigt, und der Bundestag werde mit sehr unbedeutenden Aenderungen restaurirt werden. Nm daö zweite