Volltext Seite (XML)
Freitag. Erste Ausgabe. Vormittags 11 Uhr. 21. März 18SI. vunmir- ErtPzig. Di« Zeitung er schein» I»glich zwei mc>l und wird »u«gegete» inEeiptig Vormittag« l l Uhr, Abend« tz Uhr! in Dr«4d<« Abend« V Uhr, Vormittag« S Uhr. H»r«i« für da« Vierteljahr L Thlr.i jede einzeln« Num mer l Ngr. / —- Rr. 148. -— Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu bezieht» durch alle Post ämter de« In- und Auslandes, sowie durch die Erpeditionen in ««jpzig (Querstraße Str. 8) und Dresden lbei ll. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. st). Jnsertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Die Dresdener Conferenzen. O Hannover, 17. März. Die augSburger Allgemeine Zeitung beschäftigt sich in ihren Leitartikeln mit unS und geht dabei in ihren Ar gumentationen ebenso naiv auf der einen Seite als gesucht und plump auf der andern zu Werke. Sie beweist ihre Behauptungen, daß Preu ßen und Oesterreich in der Plenarsitzung am 23. Febr. einig waren, aus der Schwarzenberg'schen Note, dann aber stützt sie sich darauf, daß wir selbst gesagt hätten, ihr Bericht über die Vorgänge bei der Abstimmung in den Conserenzen sei richtig. Allein auf die Vorgänge vor Eröffnung der Sitzung zwischen den beiden Ministerpräsidenten kam eS hier an; darin lag der Schwerpunkt, und nicht ging Hr. v. Manteuffel mit den Kleinstaaten, sondern die Kleinstaaten gingen mit Hm. v. Manteuffel. „Of fenbar liegen in dieser Wirrniß noch dunkele Partien, die wir nickt bis auf den Grund zu beleuchten vermögen", sagt die Allgemeine Zeitung. So, also doch dunkele Partien? Nun, für uns ist Alles sonnenhell, nur nicht die Wendungen der Allgemeinen Zeitung! Und nun kommt in echt deutschbürgerlicher Weise ein pathetisches „Wir protestiren!" Woge gen? Man staune! Gegen die absichtliche Entstellung offen constatirter Thatsachen durch die Spener'sche Zeitung, gegen (hört! hört!) „das Ver- dummungssystem der Leipziger Allgemeinen Zeitung *), welche die Volks vertretung am Bunde und die allgemeine Zolleinigung — die einzigen Retter gegen Auflösung oder gegen das Aufgehen in eiuen absolutisti schen Dualismus — in ihrer Einfalt täglich persifflirt." Wir bedauern, der Allgemeinen Zeitung in diesem Tone nicht antworten zu können, weil er unserer Ansicht nach eines auf die Achtung der Gebildeten Anspruch machenden Organs unwürdig ist. Durch Grobheit und Schimpfen wird nie etwas bewiesen. Gerade diese Anschuldigungen der absichtlichen Entstellung der Thatsachen, das Vertreten des österreichischen Despotismus unter dem klangvollen Namen des „conservativen ConstitutionaliSmuS", haben wir der Allgemeinen Zeitung mit jedem Unbefangenen offen liegenden That sachen und Beweisen dargelegt, und sie erwidert in pathetischen Behaup- tuuhen und groben Erpectorationen! Wer will das Verdummungssystem? Diejenigen, die den freien Verkehr mit aller Welt, den Freihandel pre digen , oder hie Schutzzöllner und Monopolisten mit ihrer Beschränktheit? Diejenigen, die eine Entwickelung des deutschen Volks in nationaler, sitt licher und freiheitlicher Beziehung wollen, auö sich selbst heraus, oder die eö mit Slaven und Italienern, Kroaten und Panduren verbinden wollen und diese Elemente als das Höchste für die gedeihliche Entwicke lung der deutschen Nation anpreisen? Diejenigen, die den Wohlstand, der vor allen Dingen den Culturzustand eines Volks ausmacht, unter graben wollen , durch Herstellung einer engen Verbindung -mit einem ausgesogenen papierenen Lande, dessen Standarte (Banknoten) mittels Po lizei aufrecht erhalten werden muß, und wo demnächst die Theorie der .Proudhon'schen Tauschbank praktisch werden wird, oder die dieses Uebel vom deutschen Volke abwenden wollen? Doch genug. Wir könnten noch eine geraume Zeit so fortfahren, allein die Zeit der Phrasen ist glücklicherweise auch fürö deutsche Volk überwunden, und cs handelt sich nur um einzelne concrete Fragen, die fest und greifbar sind. In dieser praktischen Zeit will Jeder den Fortschritt packen, allein die österreichi schen Truppen haben im ganzen Norden in allen Schichten der Bevölke rung einen Vorgeschmack davon bereitet, was von den herrlichen Anprei sungen der Allgemeinen Zeitung zu erwarten steht. Mag sie sehen, welche isolirte Stellung die österreichischen Truppen überall einnehmen. Nicht Vorurtheil, nicht Antipathie sind die Ursachen davon, nein, der ganze BildungS- und Culturftandpunkt ist ein beiweitem niederer. Soweit waren wir, als uns die Allgemeine Zeitung vom 15. März zu Gesichte kam. Zunächst diene ihr die Bemerkung, daß unsere „unhan- „overischen" Briefe, wie sie dieselben nennt, nicht nur aus Hannover stam men, waS indeß für die Wahrheit der Thatsachen und den Werth dersel- ben ziemlich gleichgültig bliebe, sondern auch in ihren Auffassungen echt *) Wir möchten uns, die Zurückweisung.derartiger Erpectorationen der All gemeinen Zeitung unserm geehrten Correspondenten überlassend, bei dieser Gele genheit nur die Frage erlauben, warum eigentlich die Redaction der Allgemeinen Zeitung bei solchen Angriffen consequent fortfährt, uns „Leipziger Allgemeine Zei tung" und nicht mit unserm wirklichen Namen „Deutsche Allgemeine Zeitung" zu «rennen. ES interessirt uns DieS»blvS deshalb, weil die Allgemeine Zeitung unS andererseits bei Wiedergabe unserer Nachrichten stets richtig benennt und andere Vlätter doch in solchen Dingen ein bestimmtes System zu befolgen pflegen. Ir ren wir uns darin, daß wir in diesem allerdings schon vor längerer Zeit einmal vergeblich von unS gerügten Berfahren eineAbsichtlichkeit vermuthcn, so thut unS die Allgemeine Zeitung gewiß um so eher den Gefallen, unS künftighin stets un sern wirklichen Namen zu geben. D. Red. hannoverisch sind, d. h. neben einer einheitlichen Spitze durch ein Cen tralorgan für Deutschland, welches die Interesse» desselben nach außen wahrnimmt, die größtmögliche Freiheit und Selbständigkeit der Einzel- staaten im Innern verlangen, keine Zolleinigung und keinen österreichi schen SäbelconstitutionalismuS. Mag die Allgemeine Zeitung nur ruhig sein, die Auflösung wird ohne diese Retter nicht vor sich gehen. Wir sprachen von der Taktik und den Mitteln der österreichischen Presse. Die Allgemeine Zeitung hält darauf eine doctrinaire Abhandlung über Sub vention von Journalen. Wir haben uns von jeder derartigen direkten Ver dächtigung einer Geld-Subvention fern gehalten. Mit wie nichtssagenden Worten sie aber ihre Vertheidigung und Anhänglichkeit an die österreichische Politik durch Dick und Dünn zu rechtfertigen versucht, mag folgende Stelle beweisen: „Der Verfasser dieser Zeilen hat das Schwarzenberg'sche und das v. d. Pfordten'sche Ministerium nicht bedurft, um über Oesterreichs noth wendige Stellung zu Deutschland vor drei und vor zehn Jahren gerade so zn denken und zu schreiben wie heute. Es bedurfte nicht erst Uhland'S Wehe ruf in der Paulskirche: daß mehr als ein Land des Kaiserstaats früher als zu Habsburg zum Deutschen Reiche gehört. (Jetzt die Pointe:) Für die Beibehaltung (nur), die verjüngtes!?!) deutsche (?) Jncorporirung Oesterreichs reden, heißt also nicht für Schwarzenberg, nicht einmal für Habsburg, es heißt für Deutschland reden." Nun wissen wir mindestens, woran wir sind: die Herrschaft Oesterreichs mit seinen 25 Mill. Slaven und Italienern und seinen 6 Mill. Deutschen über Deutschland anpreisen, heißt für Deutschland reden. Auf diese Weise erklärt man sehr ruhig, wenn man Jemandem eine Ohrfeige gegeben hat, eS wäre ein Kuß. Wenn die Allgemeine Zeitung sich auf Aussprüche von Uhland und Welcker, der gesagt habe, daß dreißig Kleinstaaten auf ein Pfund gehen, be ruft, sich ferner bei nationalökonomischen Beweisen hinter die Autorität Fried rich List'S steckt, so wollen wir ihr nur sagen, daß ihre Politiker wie ihr Oekonom nicht nur durch den Fortschritt der Wissenschaft und allseitigen Bildung, sondern auch in prsxi politischen und nationälökonomischen Bankrott gemacht haben und Derjenige, der sich in intelligenter Ge sellschaft im ganzen Norden auf derartige Autoritäten beriefe, sicherlich Gefahr läuft, einem homerischen Hohngelächter zu begegnen. Wir müssen mit der unS einmal angeborenen Offenheit bekennen, daß wir Manns genug sind, ohne Berufung auf irgendwelche Autorität gegen über jenem österreichischen Deutschland die Selbständigkeit von Lippe und Bernburg mit Entschiedenheit zu vertheidigen. Wir haben als „großer Unbekannter", um mit der Allgemeinen Zeitung zu sprechen, ebenso gut gegen den zu doctrinairen Gothaismuö Fronte gemacht,., wie wir jetzt gegen den Oesterreichismus Fronte machen. Wir steigen nicht ins mittel alterliche Deutsche Reich hinab; die deutsche Entwickelung nach indivi dueller Richtung rührt vom Jahre 1815 her, sie allein hat noch eine Berechtigung und alle patriarchalischen Institutionen, die man sich her zustellen bemüht, werden und müssen zerschellen. Im Staatenleben ist es das föderative Element, die größtmöglichste Selbständigkeit, Autonomie der Kreise, Provinzen und Länder, wodurch die Entwickelung heran reift. Vorwärts führt der Weg, nicht rückwärts, um zu spähen, wie viele Länder einst das heilige Deutsche Reich besessen. Zum Schluffe müs sen wir der Allgemeinen Zeitung sagen, daß es irrig sei, wenn sie sich im Allgemeinen darauf beruft, wir hätten gesagt, die Thatsachen habe die Allgemeine Zeitung ganz richtig gegeben. Dies hatte lediglich auf den weitern Verlauf der Abstimmung in der Plenarsitzung vom 23. Febr. Bezug und auf nichts Anderes. Wir hatten eS deutlich genug ausgespro chen, um der Jnterpretirkunst der Allgemeinen Zeitung zu entgehen. Hierin leistet sie aber in der That Großes in ihrer Art. Schade nur, daß diese Art so verwerflich ist! — Wie dem Constitutionellen Blatt auö Böhmen auö Wien vom 17. März geschrieben wird, ist die Erwiderung auf die letzten franzö sischen und englischen Protestnoten gegen den Eintritt von Ge- sammtösterreich in den Deutschen Bund bereits erfolgt. Nicht nur, daß darin neuerdings das vertragsmäßige Recht des Bundes, seine Verstär kung durch neue Mitglieder als innere Frage zu betrachten und jede Einmischung auswärtiger Mächte zurückzuweisen, nachgewiesen wird, es wird außerdem noch mit besonderm Nachdruck der Umstand hervorgeho ben, daß weder die französische noch die englische Regierung im Jahre 1848, als daS früher außerhalb des Bundes stehende Ost- und West preußen in den Bund einbezogen wurde, mit Einem Worte Einsprache dagegen erhoben oder ihr vermeintliches Recht, in dieser Frage mitzuspre. chen, wahrten, daß sie daher selbst thatsächlich ihre Jncompetenz in jener und ähnlichen Angelegenheiten anerkannten.