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eine Anzahl hiesiger Künstler für den Gedanken gewinnen, dasselbe wieder zu malen. Hr. Gropius hat bereits seine kräftige Beihülfe zu- gesagt. Zu Denen, die von Verlusten betroffen sind, welche für ihre Verhältnisse sehr schwer genannt werden müssen, gehören auch die 30 Mitglieder der unter Leitung deS Musikdirektors Mannö stehenden Kapelle. Ihnen sind sämmtliche Instrumente verbrannt Für Einzelne beträgt der Verlust über 100Thlr.; zum Theil war Dies ihr ganzes Ei genthum. Auch die Noten, etwa für 2000 Thlr. auSgeschAeVeNer Musik stücke, sind sämmtlich verbrannt. Der größere Theil davon gehört der Besitzerin deS Gebäudes, doch ein Theil auch dem Orchester. Gewiß wird eS unter diesen Umständen besonder» Antheil im Publicum finde», daß Hr. Manns, der die Verpflichtung fühlt, nach allen Kräften für die Mitglieder seines Orchesters und deren bedrohte Existenz Sorge zu tra gen, eine Reihe von Concerten gemeinschaftlich mit den Pyrenäensän gern im Locale deS Treubundes zu geben beabsichtigt, deren erstes am 6. Febr. statlfinden wird. Fräul. Kroll wird wahrscheinlich große Schwie rigkeiten haben, die auf ihr Gebäude eingetragene Versicherungssumme von 80,000 Thlr». zu erhalten, indem dabei der Formfehler begangen ist- daß die über den 15. Jan. hinaus theilweis beibehaltene Aufstellung der WethnachtSdecoration nicht, wie die Police verschreibt, besonders an gemeldet worden ist. Das Cyklorama ist, wie wir jetzt mit Gewißheit cingeben können, n cht versichert. Der Nation« -Zeitung wird noch versichert, daß der mit seiner Kunstreitergesellschaft eben in Berlin anwesende Hr. Dejean bereits den zunächst Betheiligten die Anzeige gemacht, daß er in den nächsten Ta gen eine Benefizvorstellung für die so hart getroffene Besitzerin geben werde, da es in Paris unter den großen Etablissements stets Brauch sei, auf diese Weise sich gegenseitig zu unterstützen, wenn einem oder dem andern ein solches Unglück geschehen. — Dem Vernehmen nach hat der König von Preußen der Witwe des verstorbenen Kapellmeisters Lortzing eine Pension von 200 Thlrn. zngesichert. (M. C.) — Bei dem Festmahle, daS am 28. Jan. sämmtliche aktive Stadt- räthe, sowie die Stadtältesten vereinigte, begann Hr. Naunyn seine Rede Mit folgenden Worten des Königs, die dieser zu Hrn. Kransnick nach seiner Wiedererwählung gesprochen: „Ich habe mich ganz unbändig, ich habe mich über alle Maßen gefreut, Sie in Ihr altes Amt zurückkeh ren zu sehen." ' (Allg. Z.) — Die Schlesische Zeitung berichtet: Am 1. Febr. wurde der zwölf Jahre alte Sohn der Witwe Hoffmann aus Neumarkt von dem Jnva- lidenunteroffizier Weiß mit dem Quittungsbuche in das königl. Kreis steueramt gesendet, um das Gnadengehalt sür den Letzter» abzuholen. Der Knabe empfing deS Vormittags um 10 Uhr in gedachtem Amte sür den rr. Weiß 4 Thlr., entfernte sich damit und wurde Mittags 12 Uhr in der Nähe von Neumarkt ermordet und beraubt an einem kleinen Teiche aufgefunden. München, 2. Febr. Diesen Abend ist der königl. Hof- und nun mehrige LegationSrath Dönniges nach Dresden abgereist, nachdem er gestern lange noch mit dem Ministerpräsidenten conferirt und heute früh eine wiederholte Abschiedöaudienz bei dem König gehabt hatte. — In einem mehrstündigen Ministerrathe,- der heute stattfand, find dem Vernehmen nach sehr wichtige Fragen zur Berathung gekommen. Die seit zwei Tagen hier verbreiteten Gerüchte von einem nahe bevorstehenden Ministerwechsel dürften, nach verschiedenen Anzeichen zu schließen, nicht ganz, ohne, Gr-nnd sein; gleichwol dürfte vorerst ein solcher Wechsel nicht eintreten. (Nürnb. C.) — Der Kasseler Zeitung wird von der Fulda geschrieben: Ein Ge rücht, welches die Gemüther hier in Bewegung setzt, besagt, daß in aller Kürze 40,000 Preußen durch das vier Stunden von hier entfernte HerSfeld ziehen würden, zur Bewachung der Rhei »grenze. Vor derhand bezweifeln wir Dies noch, obgleich eine Besetzthaltung der Rhein- provinz, bei den schwankenden Zuständen, wie sie jetzt in Frankreich herrschen, gerade nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Aus Thüringen, 2. Febr. Das fürstliche Ministerium zu Rudol stadt hat unterm 27. Jan. bekannrgemacht, daß die vielen cursirenden falschen rudolstädter Kassenbillets nicht eingewechselt und von den fürstlichen Kaffen nicht angenommen würden. Da eine Masse ru dolstädter Kassenscheine in den angrenzenden Ländern im Umlaufe sind, so hat diese Bekanntmachung eine» unangenehme» Eindruck gemacht und dürfte wol zu der noch größern Entwerthung jenes Geldes nicht unwesentlich beitragen. (Leipz. Z.) Gotha, 30. Jan. Das heute Abend ausgegebene Jntelligenzblatt enthält die ministerielle Bekanntmachung, daß dem Admiral der deut schen Marine Brommy wegen Sicherstellung der Fregatte Eckernförde das Comthurkreuz des S.-Ernestinischen Hausordenö vom Herzog von Koburg verliehen worden sei. Fürstenthum Lippe, 1. Febr. Das heutige Regierungsblatt ent hält eine Verordnung, durch welche fünf Landesdeputirte, die dem jungen Fürsten den Huldigungseid verweigert haben, abgesxtzt und Er- gänzungöwahlen angeordnet werden. (N. Pr. Z.) — Die Hamburger Nachrichten schreiben aus Hamburg: In den Ver gnügungslocalen, in welchen die Oesterreicher mit SchleSwig-Holstei- uern und unsern Hanseaten zusammentreffen, herrscht unter diesen Ka meraden deS rauhen Kriegshandwerks das beste Einvernehmen. Wien, 2. Febr. Wie wir hören — sagt die Oesterreichische Cvrre- spondenz — bildet die Organisation der Volksschulen einen Haupt gegenstand der Obsorge der Regierung und die diesfälligen Arbeiten ste hen auf dem Punkte einem befriedigenden Abschlusse zugesührt zu werden. Daö Blatt ist überzeugt/ daß nichts versäumt weidest wird, was die Verbesserung deS Herschenden Unterricht-system-, die möglichste Erleichte rung deS materiellen LooseS de? Lehrer pnd die Mittel zur Heranbil dung tüchtiger Lehrkräfte betrifft. Einen PtiM'über glaubt eS jetzt schon mit Nachdruck als ein ausgesprochenes Bedürfnis:'der Zeit, als eine Nothwendigkeit erster Größe hervorheben zu müssen, daß nämlich die Volksschule in unzertrennliche und organische Verbindung mit der Kirche gesetzt werde. Wer die Volksschule von der Kirche scheiden und den re ligiösen Unterricht nur nebenher laufen lassen wolle, sei offener oder still schweigender Bekenner der Doctrin von der gänzlichen Trennung der Kirche vom Staate. Wir hegen, schließt das Blatt, die feste Ueberzeuguna, daß irgend ein fertiger, ausgewachsener Staat von alten, religiösen Gewohnheiten, Sitten und Gefühlen erfüllt und getragen, der religiösen Grundlage durchaus nicht entbehren kann. Ist Dies wahr, so muß zunächst die Volksschule dem Einflüsse desselben weit eröffnet werden. Ein solches Vorgehen ist kein Rückschrittt, allenfalls ein Rücktritt von einer Bahn, die zu bodenlosen Abgründen führt, ein entschiedener Fortschritt znm Guten und Rechten. Wir wünschen nicht miöverstanden zu werden. Wir sprechen keineswegs ausschließend zu Gunsten der katholischen Volks schule. Jede anerkannte Glaubensgenossenschaft, die in der That eine religiöse Wurzel aufzuweisen hat und nicht etwa baaren Pantheismus hinter etlichen leeren Formeln verbirgt und pflegt, möge ihre Lehre in der Schule mit Nachdruck geltend machen. ES versteht sich übrigens von selbst, daß der schirmende und überwachende Einfluß der Regierung in all diesen Richtungen wach und rege bleiben muß, damit alle be- theiligten Interessen in einen wohlthuenden Accord zusammenfließen. — Der Lloyd nimmt heute seine Polemik gegen die Märzver- sassung wieder auf. Dieselbe sei, wie alle aus dem Jahre 1818 her stammenden Charten, ein Product der Revolution. Man müsse erkenn nen, „daß die Zurücknahme oder Modifikation jener Verfassungen überall daö Ergebniß einer politischen Nothwendigkeit, nicht aber daS Resul tat einer übermüthigen Herrscherlaune oder einer frevelhaften Willkür gewesen sei; daß die Völker, welche zuerst begannen, den Rechtsboden zu erschüttern, alle spätem Eingriffe als unvermeidliche Consequenzen ih res eigenen ThunS hinnehmen müssen, ohne das geringste Recht zu ha ben, deretwegen gegen ihre Fürsten klagbar zu werden." Ein Theil des modernen ConstitutionaliSmus, die Herrschaft der parlamentarischen Majo ritäten, sei für die österreichischen Verhältnisse durchaus unpassend und unausführbar; in die Verfassung solle man aber nur Das aufnehmen, was zur Wahrheit werden könne. Denn „die Völker brauchen nicht ein volles Maß der Freiheit, aber ein volles Maß der Wahrheit". — In der gestrigen Sitzung des Zollcongrcsses beschäftigte man sich ausschließend mit dem Eisenzöllen auf Roheisen, und entschied sich dahin, das Roheisen per Centner mit 45 Kr. belegt, und nur dann mit 1 Fl. 45 Kr. besteuert werde» soll, wenn es nach dem Ausdrucke deS Tarifs über die Grenzen gegen die See und die fremden italienischen Staaten eingeführt wird. , — Der ehemalige Reichsminister Heckscher weilt seit kurzem hier, und wie man vernimmt soll er in österreichische» Staatsdienst treten. Frankreich. Paris, 1. Febr. Die Oesterreichische Korrespondenz schreibt: Mehre Blätter brach ten gestern die Nachricht von einer lebensgefährlichen Erkrankung deS Grafen v. Chambord zu Venedig, der sogar schon mit den Sterbe- sacramenten versehen worden sei. Wir haben daher gestern auf telegra phischem Wege Erkundigungen zu Venedig eingezogen, als deren Resul tat Folgendes sich ergab: Venedig, I.Febr., 8 Uhr Abendö. Graf Cham bord litt an einer nervös-gastrischen Krankheit; doch hatte dieselbe nie mals einen gefährlichen Charakter angenommen. Gegenwärtig befindet er sich wohlauf. In der Nacht vom 26. auf den 27. Jan. war sein Ver wandter, der Herzog von Modena, bereits von. Venedig abgereift und soll am 29. Jan. in seiner. Residenz zu Modena eintreffen. Schweiz. Bern, 31. Jan. Die hiesige Regierung hat bei der von Freiburg auf geschehene Reclamationen hin darüber Beschwerde geführt, daß sie der protestantischen Gemeinde in Freiburg das Recht, ihre pro testantischen Ehen iir der protestantischen Kirche verkünden zu lassen, ent zogen und dagegen prätendirt habe, dieselben sollen außerhalb der Kirch- thüren der katholischen Kirche verkündet werden , während die katholi schen Eheverkündungen von der Kanzel in der Kirche selbst gesche hen. Zugleich wurde auf dieses sowol dem Geist und Sinn, als auch de»,. Bestimmungen selbst der Bundesverfassung widersprechende Verfahren hingewiesen und Abhülfe eines solchen die protestantische Be völkerung beleidigenden MiSbrauchs verlangt. In ihrem Antwortschrei ben gibt, die Regierung von Freiburg zu, daß diese Beschwerde gegründet sei, beruft sich aber auf die betreffenden Gesetze, stellt zugleich eine Mo difikation derselben und damit auch Abhülfe solcher MiSbräuche in nahe Aussicht mit dem Ersuchen, sich bis dahin zu gedulden. Auf diese Au-