Volltext Seite (XML)
2W tabilitäten auS Holstein, wie mit dem LandeScommiffar Prehn, dem Baron Ahlefeldt auS Uetersen, Baron Heintze und Andern pflegen, M Thatsache folgern, daß nunmehr bald eine neue Regierung in Hol stein eingesetzt werde und diese Männer als Minister der einzelnen De« partements fungiren sollen, wie Dies sehr häuD geschieht, so ist Das jedenfalls voreilig; ebenso wenn der ZeiGMt tMN Antritt der neuen Regierung auf den 28. Jan. angegeben wVK Daß man mit jenen Männern wo! über die Uebernahme eines MlnHeHtmnS conferirt haben mag, ist sicher anzunehmen, doch durchaus nicht, ob eine Verständigung nnter den gegebenen Verhältnissen und Bedingungen zustandegebracht ist. ES wird uns von wohlunterrichteter Seite versichert, daß bis zur jetzigen Stunde die Commiffare selbst nichts Genaueres über den Zeit punkt wissen können, wann die Regierung eingesetzt werden wird, da ihnen noch alle darauf bezüglichen Instructionen mangeln. Das län gere unthätige Verweilen der Kommissare gibt Veranlassung zu Erfin dungen und Conjecturen der bewegten Politiker, die stets an kleinlichen äußern Erscheinungen besonders wichtige Ereignisse herauswittxrn, die häufig ohne alle Bedeutung sind. Bevor man nicht erfährt, daß Graf Sponneck Wien verlassen hat, kann man auf ein Vorschreiten der hiesi- gett Ereignisse nicht rechnen, soviel ist mit absoluter Sicherheit anzuneh men. Unsere jetzige Regierung wird ohne alle Unterbrechung fortgeführt und es werden täglich neue Gesetze publicirt, so gestern ein Gesetz über die Bestrafung beim Vernichten der Gegenstände deS Telegraphen und einige Tage früher die Tare für Beförderung telegraphischer Depeschen. Eine traurige Erscheinung ist das Benehmen der Presse in un serm Lande', sowie in dem benachbarten Hamburg. Es ist wahrlich keine Kunst, mit dem Strome zu schwimmen »nd das allgemein Gang bare und in der öffentlichen Meinung Dominirende zu vertreten. So ha ben jetzt mehre Organe, die früher nicht den Mund voll genug nehmen konnten, und besonders die Hamburger Nachrichten, plötzlich die Flügel hängen lassen, um zu sehen, woher der Wind jetzt bläst; ja es geht sogar so weit, daß dieses Organ, welches nicht genug Worte hatte, um Kämpfer auS allen Orten Deutschlands herbeizurnfen, jetzt, wo die selben so schimpflich behandelt werden, nach ein paar gefühlvollen Phrasen erklärt, daß man dennoch auf eine andere Weise nicht verfah ren und man den Behörden nichts zur Last legen könne. Heute werden die letzten Entlassungen aus der Armee vorgenom men; auch ist in der letzter» Zeil der Austritt aller als VolontairS in die Armee eingetretenen Offiziere erfolgt, auch von den in activen Dienst getretenen hat ein Theil seine Entlassung genommen, viele andere wer den sie noch nehmen. Es herrscht wirklich Besorgniß, daß die jetzt re- ducirte schleswig-holsteinische Armee nach erfolgter Verständigung der Commiffare und Einsetzung der Regierung dem Könige von Däne mark als Herzog von Holstein den Eid der Treue leisten müssen wird. Wir können diese Besorgniß nicht theilen, weil schon die Klug heit und das Verbleiben vieler Ausländer als Offiziere und Unteroffiziere in der Armee eS gebieten, eine Armee nicht den Eid der Treue schwö ren zu lassen für einen Monarchen, gegen den sie über zwei Jahre ge kämpft hat; man wird also wol vorziehen, zuvor eine gänzliche Re organisation vorzunehmen und eine neue holsteinische Armee nach der Bundesmatrikel zu bilden. Hamburg, 26. Jan. Der dänische Generallieutenant v. Barden fleth soll wirklich das Kommando über die in ihrer „Reorganisation" aus die Cadreö von 3500 M. zu beschränkende holsteinische Ar mee übernehmen.— Die Auswechselung der Gefangenen steht nahe bevor. (Wes.-Z.) Deutschland. **Berlin, 26. Jan.. Eine Regierung kann nichts Unheilvolleres thun, als das Land und seine Parteien gewaltsam durch ihre Maß regeln zum Pessimismus hinzudrängen. Der Pessimismus ist das ruhige, grinsende oder ironisch lächelnde Lauern der Revolution, die jede thö- richte Speculation deS Gegners in ihr Contobuch eintragen, mit jeder neuen Willkür und Gesetzwidrigkeit der Machthaber ihres Sieges sicherer werden darf; er ist der wahre MacchiavelliSmus der Revolution. Ge wiß eine traurige Philosophie, der jedoch zuletzt allmälig eine Partei um die andere anheimfällt; denn selbst das harmlos duldsame und hof fende Warten auf eine bessere Wendung der Dinge gibt nach und nach einer grollenden Stimmung Raum, wenn sein edelgemeintes Bedürfniß, wo nicht zu handeln, so doch erfolgreich zu warnen, mit entschiedener Misachtung zurückgewiesen oder sein persönliches Interesse direct bedroht - wird. Je schroffer eine Partei in der Opposition steht, ohne dabei Aus sicht auf ihr Avenement zu haben, desto Mehr ist sie geneigt, sich dem Pessimismus zu ergeben, und dieser bewahrt sie mehr als jede andere DiSciplin vor aller Voreiligkeit. Sie scheint zu schlafen oder wol gar verschwunden zu sein, und die herrschende Partei begeht den Fehler, ihr Wagen nach ihrer vermeintlichen erhöhten Sicherheit zu bemessen. Man lebte bisher gewöhnlich der Ansicht, die Demokratie allein huldige dem Pessimismus. Wenn wir jedoch das Verhalten der Reaction im Som mer 1848 näher betrachten, so finden wir, daß gerade sie dieses Prin- cip in ausgedehntester Weise zur Anwendung brachte. Sie saß ruhig in ihrem Versteck, und wenn sie auch einerseits durch die Furcht, welche ihr der revolutionaire März eingejagt hatte, am Auftreten behindert wurde, so lag doch andererseits auch ebenso viele Absicht in ihrem scheinbar thatlosen Zuschauen. Sie mochte sich innig stellen übt* di« Thvrheiteu der Straßendemokratie, und konnte daraus den sichern Schluß ziehen, daß der vernünftig-liberale Theil der BrvAkmmg bald selbst Neberdruß an solchen Extravaganzen finden werde. Sie ließ die Nationalversammlung, ohne sie auf Erledigung der wichtige sten Punkte -u drängen, ruhig ihre imgen Spekulationen fvrtsetzen, und die Hauptsache, die Feststellung der Verfassung, hinausschieben: sie konnte nichts Schlaueres thun, als auch hier die unausbleiblichem Aeußerungen der Ungeduld der Nation abzuwarten. Mit Einem Wörte^ sie verharrte im Pessimismus, sah die Verhältnisse durch die theilweis^ Schuld der momentanen Gewalthaber immer schlechter werden, entfall tete zu gelegener Zeit das Banner der Contrerevolution und siegte. Sie handelte jedoch nicht klüger als die niedergedrückte Partei. Sie organl- sirte ein gehässiges Verfolgungssystem, strebte eine Concession nach der andern zurückzuziehen, legte es sogar auf einen noch ärgern AbshlutiS- muS an, als er früher bestanden, und trieb zuerst die Demokratie in den Pessimismus. Hätte die Regierungspartei vor einem Jahre Hakt gemacht, und dem konstitutionellen System nur seine weitere Entwicke lung gegönnt, so wäre ihre Zukunft jedenfalls gesichert gewesen. Sie erhob sich jedoch gegen den ConstitntionaliSmuS selbst, und so sehr sie eS auch zu verbergen strebt, so ist ihr diese Form doch der ärgste Stein deS Anstoßes. ES war nun die Politik der Constitutitznellen, soviel als möglich nachzugeben, und namentlich halten die Kammern seit ihrem Wiedereintritt nach der Vertagung diesen Grundsatz fest. Sie ließen di^ Fragen der äußern Politik nach Möglichkeit fallen und beschränkten sich einzig anfdie innern Angelegenheiten, um das schwache Gerüst der Verfas sung noch ausrechtzuerhalten, um die Regierung nicht zu dem Urtheil zu veranlassen, daß eS unerreickbar sei, mit solchen Kammern und solcher Con stitution zu regieren. Nichtsdestoweniger ist letzterer Punkt das Ziel, auf welches die Negierung lossteuert. Sie treibt die Kammern von einer Po sition in die andere zurück und fodert sie unablässig heraus. Die ab- schlägliche Erklärung des Finanzministers auf die verfaffungö- und gesetz mäßige Anfrage der Finanzcommission der II. Kammer über die Ver wendung der bewilligten Millionen ist bezeichnend genug. Aber nicht minder bezeichnend ist die Stimmung der Reden, welche auf dem von einem Theil der Opposition gefeierten GeburtsfesteFriedrich'S deS Großen ge halten wurden. Die Schritte der Regierung gehen, wie eS den Anschein hat, direct darauf hin, die Befugnisse der Kammern aus einen bloßen, in alter Weise ständischen Beirath zu reduciren. Was sie nicht durch die Kammern selbst für Aendernng gewisser Paragraphen der Verfassung zu erreichen glaubt, hofft sie von den Universalbestimmungen in Dres den. Die konstitutionelle Partei verwirft im Geiste ihres Principö die Revolution, trotz deS Beispiels der Regierung, welche durch Octroyirung nichts Anderes als eine Revolution von ovenherab macht. Sie kann jedoch sicher nicht umhin, sich zu gestehen, daß der eingeschlagene Weg früher oder später zur Revolution führt. Wenn sie nun sieht, wie ihr Einfluß von Tag zu Tag mehr gebrochen, wie ihre Eristenz selbst sogar gleichsam verleugnet wird, und wie die Reaction in verblendeter Conse quenz fortschreitet, so wird auch sie, ohne es zu wollen, am Ende aller En den in den Pessimismus gedrängt. Im Grunde genommen war die all gemeine Stimmung deS Landes vor 1848 ebenfalls nichts Anderes alk ein gelinder Pessimismus. , «München, 26. Jan. Der Römlinge SiegeSftolz und UeberMuth- hat eine Höhe erreicht, wie sie seit der Zeit des Kurfürsten Karl Theo dor in Baiern nicht mehr gesehen wurde. Ihre Herrschsucht erstreckt sich über alleJnstitute des Königreichs, und selbst dieAkademie derWissenschaften^ die zur Besreiüng der Wissenschaft vor dem lähmenden Einflüsse deSJe- suitismus gegründet worden war, ist durch Abel'S Ernennungen jesuiti scher Akademiker bereits so sehr in den Händen dieser Freiheitfeindlichen,, daß in oer gestrigen geheimen Sitzung einer ihrer plumpesten Handlan ger, Professor v. Lassaulr, den Antrag stellen durste, die Akademie wolle den Ausschluß deö Professor Fallmerayer wegen eines von diesem Litera ten in den leipzigerBlättern für literarische Unterhaltung veröffent lichten Kritik der letztvergangenen öffentlichen Sitzung der Akademie auSsprt- chen. Der Artikel hat hier ungewöhnliches Aufsehen gemacht, weil er eineKo- ryphäe deS monarchisch-religiösen Vereins, den Obermedicinalrsch v. Rings eis, in seiner ganzen Hohlheit abconterfeit hatte. Es war-ein hartes Uriheil in einer derben Sprache, leidenschaftlicher als man sie von dem sonst so bedächtigen Fragmentisten zu lesen gewohnt war, aber wahr und tref- fend zum Entsetzen der Ultramontanen. Aber gerade sie, wie sehr sie auch getroffen waren, hatten am wenigsten Recht, Lärm zu machen ob der derben Form, denn gerade sie waren es, welche in die deutsche Li teratur der Neuzeit mittelalterliche Roheit etngeschwärzt hüben, sie für germanische Urkraft ausgebend; sie haben den Koth von der Straße auf- gclefen, um ihre Gegner damit zu bewerfen, während Fallmerayer höch stens den Glacehandschuh auszog und eine eiserne Faust zeigte. Die Akademie beschloß, die Sache einer Commission zur Begutachtung zu überweisen, waS um so unbegreiflicher ist, da die Akademie nach ihren Statuten nur berechtigt ist zu wählen, nicht aber auSzuschließe». Daß der Vorstand der Akademie, Hofrath Thiersch, einen solchen Beschluß zuließ, mußte deshalb nicht wenig Verwunderung erregen. Es ist nun vorerst abzuwarten, was der Ausschuß beantragen, die Akademie be schließen wird: aber Das ist wenigstens anzunehmen, daß, wenn die Akademie den Fragmentisten verdammt, kein Ehrenmann ferner mehr Mitglied dieser Gesellschaft bleiben kann.