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Sonnabend, den 1. März 1986, 20.00 Uhr im Landestheater Eisenach Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Johannes Winkler, Leipzig r o g r a m m : Johann Christian Bach 1735 - 1782 Sinfonie für Doppelorchester D-Dur op. 18 Nr. 3 Allegro Andante Allegro assai Heinz Arenz geb.1924 „Frieden" — Suite für großes Orchester Glück und Bedrohung Klage und Tat Macht und Zuversicht PAUSE Johannes Brahms 1833 - 1897 Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Un poco sostenuto — Allegro Andante sostenuto Un poco allegro e grazioso Adagio - Allegro non troppo ma con brio JOHANNES WINKLER wurde 1950 in Radeburg geboren, war 1960 bis 1968 Mit glied des Dresdner Kreuzchores und studierte 1968 bis 1974 an der Dresdner Musikhochschule (Dirigieren bei Prof. Rudolf Neuhaus, Komposition bei Prof. Karl-Rudi Griesbach). 1973 wurde er Doppelsieger des Carl-Maria-von-Weber- Wettbewerbes Dresden in beiden Wettbewerbsdisziplinen Dirigieren und Kom position. 1974 bis 1976 absolvierte er eine Aspirantur am Leningrader Konser vatorium bei Prof. Arvid Jansons. 1976 bis 1983 wirkte Johannes Winkler, der bereits mehrere Auszeichnungen erhielt (u. a. 1979 Kunstpreis der FDJ, Vater ländischer Verdienstorden), als Dirigent der Dresdner Philharmonie, 1983 bis 1985 als Musikalischer Oberleiter am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und ist seit 1985 Musikalischer Oberleiter am Opernhaus Leipzig. Er dirigierte bereits in vielen Städten der DDR, in der UdSSR, CSSR, VR Polen, in Kuba, in der BRD, in Finnland, Italien und in Bulgarien, ZUR EINFÜHRUNG Der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs, Johann Christian Bach, der sich sowohl räumlich wie stilistisch am meisten vom Vater entfernte, wurde nach dessen Tod musikalisch ausgebildet von seinem Bruder Carl Philipp Ema nuel. 1754 unternahm er eine Italienreise und wurde in Bologna Schüler Padre Martinis. Einige Jahre später ernannte man ihn zum Domorganisten in Mailand, 1762 ging er nach London als Musikmeister der englischen Königin und gründete 1764 gemeinsam mit K. F. Abel die „Bach-Abei-Konzerte". Johann Christian Bach, dessen Ruhm zu Lebzeiten den des Vaters und seiner Brüder weit über strahlte, allerdings nach seinem Tode rasch verblaßte, hinterließ ein umfang reiches schöpferisches Werk, etwa 20 Opern, zwei Oratorien, viele Kantaten, Arien, Sinfonien, Klavierkonzerte, Klaviersonaten, Streicher- und Bläserduos, Trios, Quartette, Quintette, Sextette u. a. Erst in unserem Jahrhundert fand das Schaffen des „Mailänder" oder „Londoner“ Bach wieder verdiente Wert schätzung. Sein Stil, der die Eigentümlichkeiten der „Mannheimer" mit der an- mutig-kantablen italienischen bzw. gelanten französischen Manier verband, war von großem Einfluß auf W. A. Mozart, der an seinen Vater über ihn schrieb: ich liebe ihn (wie Sie wohl wissen) von ganzem Herzen - und habe Hochachtung für ihn . . ." Als Sinfoniker hat Johann Christian unter den Bachschen Söhnen wohl die größte Bedeutung. Sein Weg führte von der italienischen Theatersinfonie zur Konzertsinfonie, wobei sich beide Gattungen in der Gesamtanlage wie im Auf bau der einzelnen Sätze - der Typus seiner Sinfonie ist noch clreisätzig —, in der Bildung und Entwicklung der Themen wie in der Behandlung des Orchesters allerdings völlig gleichen. Unter den über 60 erhaltenen Sinfonien und Ouver türen des Komponisten ragt die Sinfonie für Doppelorchester D-Dur op. 18 Nr. 3, ursprünglich als Ouvertüre zur Serenata „Endimione" 1774 komponiert und um 1781 im Druck erschienen, durch die un beschwerte Anmut und heitere Grazie, den Esprit der formvollendeten, leicht beschwingten schnellen Ecksätze (singende Allegri) heraus, die einen kantablen, schwärmerischen Andantesatz umschließen. Die Teilung in zwei Orchester (mit 2 Oboen, 2 Hörnern, Fagott im 1. Orchester und 2 Flöten im 2. Orchester zum jeweiligen Streicherensemble) eröffnete reizvolle Möglichkeiten melodisch-klang lichen Dialogisierens, erlaubte dem Komponisten eine zusätzliche Differenzie rung seiner Orchestersprache, eine Verfeinerung des Ausdrucks. Das Werk ist so recht geeignet, die originale Künstlererscheinung Johann Christian Bachs zu würdigen, nicht nur seine Rolle als Wegbereiter, als Anreger.