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dt» Raum einer Zeile > Ngr. (bei An Zu beziehen durch alle Post ämter de« Zn-und Auilande«, sowie durch die Erptdilionen in ««ipztg (vuerftraße «Wahrheit und Recht, Freiheit uud Gesetz!» , L^kr.; jede einzelne Num mer l Ngr. Nr. «> und »re«dea E. Höckner, Neustadt, der Brücke, Nr. >). gnsertion-geiühr für Schleswig Holstein. Som Main, 2. Jan. Wie consolidirt das Einvernehmen zwischen Preußen und Oesterreich in den deutschen Angelegenheiten, wie gesichert folglich der Friede sein muß, Das beweist wol nichts deutlicher als der Umstand, daß sich das österreichische Corps von Legeditsch nach Norden zur Pacification Holsteins nun wirklich in Bewegung setzt und Preußen, überhaupt Norddeutschland ihm den Durchgang öffnet. Wäre nämlich der Friede noch nicht gesichert, so wäre dieser Marsch eine der gewagtesten Unternehmungen. Seit dem Dreißigjährigen Kriege sind keine österreichischen Truppen mehr bis in die nördlichste Spitze Deutsch lands an die Eider vorgeschoben worden. ES ist Dies auS dem ein fachen Grunde geschehen, weil sich dieselben durch eine solche Bewegung vom Mittelpunkte der Monarchie zu weit entfernt hätten und vorkom mendenfalls zu sehr erponirt gewesen wären. Jetzt geschieht Dies nach länger als zwei Jahrhunderten wieder. Wie! wenn unsere an unerwar teten Begebenheiten nur zu fruchtbare Zeit diese in den fernen Norden gesendeten Truppen gefährdete? wenn Preußen, welches noch fast ganz gerüstet und concentrirt mit 300,000 M. dasteht, durch irgend Etwas angereizt, mit seinen Massen plötzlich vorrückte, was würde das Schick sal der 25,000 Oesterreicher in Holstein dann sein? Gänzlich abgeschnit ten, wie sie dann wären, bliebe ihnen im glücklichsten Falle nur ein Ertl auf den dänischen Inseln übrig. Ueberhaupt scheint unS die groß- deutsche Politik dem Landfrieden jetzt zu sehr zu trauen und die wäh rend der noch schwebenden Unterhandlungen doch so nöthige Vorsicht zu sehr außer den Augen zu lassen. Wie Oesterreich seine Grenzer und vierten Bataillone von der Armee weit nach Hause sendet, so eparpillirt zum Staunen aller Militairs die dritte deutsche Großmacht- Baiern, seine Streitkräfte. Sind dieselben nicht durch ganz Kurhessen zerstreut? zieht nicht ein Theil der mobilen Baiern jetzt über den Main aus Hessen zurück? Sind die zurückgebliebenen Truppen nicht durch dazwischenlie gende österreichische Regimenter isolirt und aller Verbindung unterein- der vorkommendenfalls beraubt, dazu wieder völlig demobilistrt? Wenn Das nicht Zeichen des völlig unbezweifelten Friedens sind, so wären es für Großdeutschland traurige Aspecten und im Falle politischer Conflicte in Dresden wären alle Chancen für das fort und fort mit seinen Ar- meecorpS gerüstet bleibende Preußen. Altona, 2. Jan. ES dürfte keinem Zweifel unterworfen sein, daß die Statthalterschaft der Auffoderung der Commissare, die Waffen sofort niederzulegen und die Armee aufzulösen, keine Folge leisten, sondern erst die wirkliche Ankunft der ErecutionStruppen abwarten und dann erst der faktischen Uebermacht sich fügen wird. Zuvor aber wird die Statthalterschaft in einer Proclamation an das Land es aussprechen, daß sie nur der Gewalt gewichen sei, um zu verhindern, daß Bürgerblut unnütz vergossen werde. Zugleich wird sie vor ganz Europa gegen dieses Unrecht, welches sogar mit Zustimmung und unter Mitwirkung der Regie rungen, die sich bisher als Freunde der Herzogthümer gerirt haben, gegen un ser unglückliches Land auögeübt wird, laut und öffentlich protestiren. — Ein Gerücht, daß die Prälaten, Ritterschaft und größern Grundbesitzer den Kieler Umschlag, der am 6. Jan. beginnt, zu einer politischen Demon stration benutzen wollen, ist verbreitet und erhält sich. Wenigstens soll der Graf Magnuö Moltke-Grünholz, der Verbitter der ersten kieler Ver sammlung und Anreger der bekannten Erklärung, eifrigst dafür Hätig sein, daß eine Versammlung der gedachten LandeSnotabeln am 9. Jan. in Kiel stattfinde, in der eine Erklärung berathen werden soll des In halts, daß das Land die Wiederherstellung des Friedens sehnlichst wün sche und daher den Anordnungen der beiden Großmächte Deutschlands ungesäumt Folge zu leisten willens sei, in der Voraussetzung, daßdenRech- zöge von Koburg und Braunschweig sollen nun ihre philosophischen Nei gungen, iWn Thronen zu entsagen, wahrmachen! Kurheffen soll an Rheinhessen übergehen! Hier sind doch wirkliche Möglichkeiten gegeben, während in den ewigen Allknüpfungen an Preußen Alles unmöglich ist. Wir wiederholen unsere dringendste Auffoderung an die bei uns ver sammelten Staatsmänner, die Mittelstaaten zu stärken, die directe Be ziehung von mindestens zwölf Fürstenthümern zum erneuerten Bunde aufzuheben und durch Unionen deutsche Staatencomplere zu erzeugen, die endlich einmal die Einheit deS Vaterlandes ernstlich in Angriff nehmen und uns vor den verderblichen, die ganze Kraft unserS Volkes zersplit ternden, unsere nationale Zukunft unterwühlenden Folgen. d^S chimäri schen Feldgeschreiö: Hie Preußen! Hie Oesterreich! bewahren. Di-s«iw»,--- — o. scheint tLglich «»cl m-N und ZM Datsche AllgkMim Mag Die Dresdener Conferenzen. O Dresden, 3. Jan. Die Oothäer Partei, durch eine gewisse inner« Organisation und eine mit Opfern aufrechterhaltene Zeitung ver bunden, hat sich nun aufgelöst. Die Standpunkte von Olmütz und Dresden haben auch die Standpunkte von Gotha und Erfurt verändert. Zn dem Augenblicke, wo 25,000 Mann Preußen gegen Schleswig-Hol stein marschiren, hat sich für unsere Hoffnungen gewissermaßen der ge messene Sand des Stundenglases so verlaufen, daß man eS auf den Kopf stellen muß, um wieder einen neuen Begriff von der bessern Zeit zu haben. Die Uhr der alten Ideen ist abgelaufen^ Schon damals, al- Gagern nach Holstein ging und ihm Hr. v. Radowitz beim Ab schiede nachrief: Vor allen Dingen lassen Sie mich allein handeln und verbieten Sie der Partei, noch irgend eine Parole auSzutheilen!... schon damals konnte sich die Gothadr Vereinigung nur noch in einzelne mehr «der weniger verzweifelnde, sicher sehr edle Persönlichkeiten auflösen, die «ur noch auf eigene Hand handelten. Gerviuus ging nach England und versuchte sein dortiges Renomme für die Sache Schleswig-Holsteins geltendzumachen. Riesser versammelte den Schleswig-Holstein-Tag in Hannover. Hahm schrieb seine zornentflammten Artikel gegen den Ge vatter und Todtettgräber der Partei zugleich, bis dieser selbst fiel und nun in London den eisernen Brückenbau studirt. Oder glaubt die Go- thaer Partei, daß dieser eiserne Brückenbau noch eine Allegorie ist? Ist ihr noch diese Mission eine allmälige Vorbereitung sür die Uebernahme -es Platzes, den bisher Bunsen bekleidete, und soll man annehmen, daß Vie eisernen Brücken an jenes Zeitalter des Marö erinnern sollen, wo an dem Wagniß eines großen europäischen Völkerkriegs allerdings ein Preußischer Gesandter in London an der Stelle stände, wo die großen Hebel der Ideen allein wirksam wären? Wir glauben nicht an diese Allegorie, so sehr sie dem romantischen Geschmacke von Sanssouci ent sprechen könnte. Wir wünschen unserm Volke Glück, wenn die edlen un- würdigen Geister, die sich unter der Gothaer Aegide versammelten, sich in der That entschlossen haben, den bisher auf Preußen gerichtet gewesenen Schwerpunkt ihrer Hoffnungen und Wünsche in eine andere Bettachtung der Verhältnisse zu übertragen. Preußen kann und wird die Gothaer Hoffnungen niemals wahr machen. Seit Oesterreich wieder mit so niederdrückender Gewalt in die Deutschen Geschicke'eingreifen konnte, heißt es nur seine Kraft zersplittern, ivenn man au« Preußen etwas Anderes schaffen wollte, als was es zum Ruhme des deutschen NämenS schon ist. Wir hatten revolutionaire Märzminister in Preußen; welches deutsche Herz flammte denn in Hrn. Hansemann? Wir hatten Camphausen; hat er etwas Anderes anzu- bahnen vermocht, als die möglichst kräftige „Selbstbeschränkung" Preu ßens? Preußen wird, wenn nicht große unerwartete Geschichtsumwäl zungen kommen, bei seiner so schwierigen Zusammensetzung immer ein Staat bleiben, der alle Ursache hat, seinen factischen Bestand zu über machen. An die Möglichkeit, daß sich Preußen gegen „eine Welt in Waffen" behaupten könnte, glauben wir nicht, denn es gibt keine Ca- LinetSarmeen mehr, sondern nur noch Völkerarmeen ; eS gibt keine Volks armee mehr, die ein glücklicher Stratege schlägt und sogleich vernichtet. Jede verlorene Schlacht ruft jetzt dje Völker selbst auf die Wahlstatt, auch die großen Völker, die bei einem preußischen Friedrich reäivivug in nicht endende Aufregung kommen würden. Und eS wäre doch schlimm, wenn eS nicht so wäre! ES wäre sehr übel um Europas Moralität bestellt, wenn durch die allgemeine Kriegsstärke aller Nationen doch zu letzt nicht jener Friede gesichert wäre, der nicht so ganz lächerlich ist, wie jhn die Friedenspfeife der gezähmten Wilden in der Paulskirche erschei nen ließ. Endlich, wenn in Preußen je ein Ministerium Waldeck, Temme, Kirchmann möglich sein sollte, dann würde auch ein Krieg gegen die deutsche Vielstaaterei nicht mehr nöthig sein. Der Sieg der demokrati schen Begriffe würde dann die nationale Frage von selbst lösen und von Stammpräpondrranzen und Dynastienglorie würde nicht mehr viel ge sprochen werden. DaS Preußen, wie eS ist, ist eine so herrliche Errungenschaft des -rutschen Volks, daß wir, statt durch Ueberschätzung seinen Bestand zu gefährden, lieber danach trachten wollen, ihm mehre ähnliche Staaten- eomplere in Deutschland zu erzeugen. Die Unionen der Mittelstaaten mit den kleinern bieten dazu das wirksamste Organ. Diese Unionen rverden, leider ist darauf kein geringer Nachdruck zp legen, von Frank reich, England, Rußland nicht gehindert, ja gern gesehen werden. Diese Unionen kommen dem längst ausgesprochenen Verlangen mancher Dy nasten, ganz der Souverainetät sich zu entkleiden, entgegen. Die Her