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Freitag —— Nr. 264. —— si September 184S. Lew,!«. Di-g-ami, erlchelnt täglich. Zu bejikhen durch alle PaA. äuitec des In- und Auslan des tu Frankreich durch G. «. «lexaudre in Siran- Sura, und bei Demselben in Pan», rer. 2Z, ru° bl all« Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» inEnalanddnrchWilliam» Sr Sibraate in London. 14 Heurietta. Street, Lo- vent-Garden. Preis für das Vierteljahr 2 Lhlr. JnsertiouSgebübr für. den Raum einer Zeile 2 Ngr. «eb-ebli«. Deutschland. * Frankfurt a. M. Der Reichßverlveser, Erzherzog Stephan, die Reichßcommission. Dresden. Die Reorganisation dcrCom- munalgardc. München, ll. Kammer, die verhafteten Abgeordneten, Adrcßdcbatte, die Linke. — General v. Jeetze, die Bsfisen, die deutschen Thierärzte. Stuttgart. Die Gemeinderathswahlen. Karlsruhe. Be richtigungen. — Cameralpraktikant Goegg. Rastatt. Die Verurtheilung v. Corvin's. — Die Verlegung des Lyceums. Aus Kaden. General > Hoffmann über die badischen Truppen. Mainz. Die Cholera. Wies baden. Kammerverhandlung, die Petitionen, der Johannisberg, der Staatsrechtsentwurf. * Frankfurt a. M. Jahrestag des Barrikaden kampfes, das 1. Bataillon des 38. Regiments, f Weimar. Unterwer fung unter das provisorische Bundesgericht, die Etappenstraße, die Her zogin von Orleans. * Dessau. Vereinigter Landtag, Herzog!. Botschaft wegen Verfassungsänderungen, Verantwortlichkeit der Minister. Ham burg. Berufung der Bürgerschaft. — Monita zur Verfassung, Preßpro- cesse. — Hr. Venedey. Lübeck. Die Rekrutirung. Schleswig. Das Papiergeld. Flensburg und Hadersleben. Beschwerden, dänische Rechts verletzungen. Husum. Husarendictatur. Rendsburg und Aus Hol stein. Militairischcs. Altona. Proteste und Verwahrung der Landesrechte. MreuEien. Kerlin. l. Kammer. Die Verfassungsrevision. — ll. Kammer, die dänische Angelegenheit, VerfassungSrcvision. — Die Zusammensetzung I. Kammer. — Lehen und Fideicommisse, die Militairconventionen. — Das Jagdpolizeigesetz. — Graf Brandenburg. — Die schleswigsche Ange legenheit. — Eine hannoversche Note. Äreslau. Die Oderzeitung. Stettin. Die Vereidung des Heeres. Königsberg. Petition des Evan gelischen Vereins. Aus Westfalen. Die Appellhöfe. Hamm. Die Landwehrzcughäuser. ' Handel und Industrie. D e « t sch l a « d. * Frankfurt kl. M., 18. Sept. Der Reichsverweser, wel cher Astern in Mainz über die Truppen der sämmtlichen Garnison die ser Reichsfestung große Parade abgehalten und darauf in Wiesbaden dem-Herzoge von Nassau einen Besuch abgestattet, ist am Abende nach FraAkfurt wieder zurückgekehrt. — Gestern Abend traf der Erzherzog StspHan von Oesterreich, von seinem Gut im Rheingau kommend, HMWfürt ein. Es erhalt die Angabe mehr und mehr Consistenz, dWWWr Prinz von Seiten Oesterreichs in die interimistische Reichs- cdmmission eintreten werde, über deren sofortige Bildung die Unter handlungen zwischen Oesterreich und Preußen noch in der Schwebe sind. Den neuesten Mittheilungen zufolge drehen sich die Unterhandlungen in diesem Augenblick um die Zusammensetzung des Schiedsgerichts; Preu ßen, welches sich völlig bereit erklärt hat,-auf die wesentlichen Grund züge des Reichscommissionsprojects einzugehcn, verlangt die Bildung des Schiedsgerichts durch die Wahl von 15 deutschen Fürsten. Dresden, 19. Sept. Mit dem heutigen Tage hat die Reorga nisation der hiesigen Communalgarde begonnen. ES bleiben von dem Eintritt in dieselbe alle Diejenigen ausgeschlossen, welche sich bei den traurigen Maiereigniffen betheiligt haben und in Folge davon in Haft und Untersuchung sich befinden oder gewesen und bis zur Veröf fentlichung des UrtelS gegen Caution oder Handschlag freigelassen wor den sind. Die Communalgarde Dresdens wird künftig aus 5 Bataillonen bestehen, die Bataillone und Compagnien sich an bestimmte Bezirke bin den und dieselben sich nach der laufenden Hausnummer bilden, so daß z. B. Nr. 1 — 100 die 1. Compagnie des 1. Bataillons in sich faßt u. s. f. Heute gibt die auf diese Art gebildete 1. Compagnie des 1. Bataillons den Handschlag in die Hand des Vorstandes dieser Reorganisationscommission, Advocat Böhme. (L Z.) München, 17. Sept. Die heutige erste öffentliche Sitzung der Kammer der Abgeordneten begann mit Abmachung wenig in teressanter Gegenstände, Einläufe rc. betreffend. Sodann ward Pfarrer Tafel als eben erst eingetroffen beeidigt; er war bekanntlich als Par lamentsmitglied in Stuttgart. Durch einen kurzen Präsidialvortrag über den Personalstand der Kammer ward die Verhaftung der vier Abgeordneten angeregt. Wir erfuhren bei dieser Gelegenheit, daß Hr. Kolb und Assessor Mayer sich bereits wegen ihrer Haft an die Kam mer gewendet haben, und der erste Secretair, Bürgermeister Nar, seinen Vortrag hierüber für dir nächste Sitzung vorbereitet hat. Beschleuni ¬ gung dieser Angelegenheit ward mehrseitig dringend begehrt. Eine län gere Verhandlung ergab sich über den Druck der Protokolle. Von meh ren Seiten wurde Aufgeben des Submissionöwcgs, vom Abg. v. Las- saulx Beseitigung aller stenographischen Sitzungsberichte beantragt. Endlich kam es zur Beschlußfassung, daß es wie beim vorigen Landtag gehalten werden (100 Bogen in Einem Bande sollen portofrei um 1 Fl. versendet werden), und nur bei geringen Differenzen der Ange bote das Präsidium nach Billigkeitsrücksichten Arbeitstheilung vorneh men solle. Die Tagesordnung führte sofort zur Debatte über die Ant wortsadresse. Abg. Frhr. v. Lerchenfeld bevorwortet sie als Referent: Seitdem die Gewährung der Initiative die selbständige Thätigkeit der Kammer erweitert, haben derartige Adressen an Bedeutung verloren; die gegenwärtige habe auch noch darum eine neutrale Fassung erhalten, weil über die wichtigsten Angelegenheiten — deutsche Frage und Verfaf- sungsrevision — Vorlagen zugesichert seien, welche vorgreifende Aeuße- rungen nicht passend erscheinen ließen. Ohne eine allgemeine Discus- sion wird auf die einzelnen Paragraphen übergegangen. Der tz. 4, der die künftige Gestaltung Deutschlands betrifft, ver anlaßt längere Debatte. Abg. Pfarrer Tafel, an dem constituirenden Standpunkte der Nationalversammlung festhaltend, will eine Modifika tion in diesem Sinn und vertheidigt sein Princip gegen die Einwürfe des Abg. Hermann und des Ministers v. d. Pfordten. Abg. Hermann hatte nämlich behauptet, daß die Nationalversammlung durch ihren Be schluß vom 4. Mai sich selbst für die Vereinbarung entschieden habe, und Minister v. d. Pfordten hatte der Nationalversammlung wie der Centralgewalt die gesetzgebende Gewalt abgesprochcn. Auch dem Worte Bundesstaat erklärte Minister v. d. Pfordten bei der verschiedenartigen Deutung desselben jnur in seiner neutralen Fassung zustimmen zu kön nen. Fürst Wallerstein bethciligte sich bei der Debatte, um die Prin- cipien der Linken zu wahren, jedoch auf dem „neutralen Boden" zur Einigung mitzuwirken. Die Abgg. Wening, Allioli und Fink sprachen sich im großdeutschen Sinn aus, und die letzten Beiden stellten ent sprechende Anträge. Indessen wurden alle Modifikationen verworfen und zuletzt ward die Fassung des Entwurfs angenommen. Bei dem §. 5, die Amnestie betreffend, schlug Abg. Degenhard vor, man solle deren vollständige Gewährung verlangen; Abg. Boye beantragte als Modifi kation im Wesentlichen statt: „je eher sie ins Leben trete," zu setzen: „je rascher und vollständiger ihre Verwirklichung erfolgt." Di« Abgg. Stocker und Bayer befürworten die Amnestie lebhaft. Abg.Frhr.v. Lerchen- fcld schließt sich der Boye'schen Modifikation Namens des Ausschusses an. Minister Kleinschrod stellt das Amnestiegesetz in Aussicht, sobald die von den betreffenden Staatßanwalten in Augsburg, Neuburg und Zweibrücken verlangten Berichte vorliegen; er versichert die Unabhän gigkeit des Richterstandes, das Enthalten jeden Einflusses von Seiten des Ministeriums. Die Gefahr der Entsittlichung, sowie der Umstand, daß bereits Amnestirte vor Gericht gestellt worden, lasse allgemeine Am nestie nicht räthlich erscheinen, doch werde überall die königl. Großmuth walten. Der Schluß der Debatte wird endlich verlangt und die Boye'sche Modifikation gegen 2 Stimmen (Ruland und Dimberger) angenom men. Den Paragraph über die Verminderung des Heeres will Abg. v. Lassaulx gestrichen wissen; er sei undankbar und beleidigend gegen das Heer. Die Abgg. Degenhard und Sedlmayer meinten, man solle auch in dieser Kammer dem Heere den Dank für seine Haltung ausdrücken^, Die Abg. Kirchgeßner und GrafHcgnenberg sprechen sich gegen derartige improvisirte Gefühlsdemonstrationen aus. Der Kriegsminister macht einige beschwichtigende Bemerkungen über bereits cingctretcne thcilweise Minderung des Präscnzstandes. Der h. 6 bleibt, nur Abg. Laffaulx und einer seiner Nachbarn hatten dagegen gestimmt. Die übrigen Pa ragraphen wurden ohne bedeutsame Erörterung und schließlich die ganze Adresse mit 131 gegen 3 Stimmen — Abgg. Tafel und Scharpf von der Linken nebst Lassaulx von der Rechten — mittels Namensaufrufs an genommen. In der Fraktion der Linken soll in Folge des Wallerstein'- ' schen Programms eine Spaltung eingetreten sein. Einem Theil, etwa sechs Mitgliedern, geht dasselbe nicht weit genug. Diese werden dem nach die äußerste Linke bilden. Einem andern Theile scheint dasselbe zu weit zu gehen, denn es ist bereits von der Bildung eines linken Centrums unter dem Abg. v. Hermann die Rede. ES war übrigens