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IS42 .Eindruck erregt, weil man diese Waffenthatcn lieber den bairischen Truppen gegönnt hätte. Daß ihnen die preußische Armee den Rang ablief, daran soll die Lässigkeit des abgetretenen Kriegsministers Le- suire die Schuld tragen^ welcher di« Ordre -es AusmarscheS nach, der Pfalz fünfTage lang unexpcdirt liegen ließ. Dieser Umstand und sein Imstichlassen der Festung Landau soll auch seinen Rücktritt veranlaßt haben; so wollen wenigstens gut unterrichtete Personen wissen. (A-Abdz.) — Ueber die Motive, welche den Fürsten L.v.Wallerstein beiNieder- legung seines Amts als Kronobersthofmcister (Nr. 172) und der damit ver bundenen Rcichsrathswürdc-leiteten, gibt dessen Organ, die Deutsche konstitutionelle Zeitung, folgende Aufschlüsse: Der Fürst, ausgehend von der Rcchtsgültigkcit der Grundrechte, hielt cs für nicht vereinbar mit seinen Grundsätzen, ein Mandat ferner auszuüben, dessen Quelle (die Standschaft des Adels) eben durch die Grundrechte abgeschafft worden ist. Nur der Umstand, daß schon in der Thronrede die Vorlage eines Gesetzentwurfs über veränderte Formation der Rcichsrathskammcr war angekündigt worden, hatte den Fürsten bis jetzt zu zögern bestimmt; die nun erfolgte Auflösung des Landtags stellt dieses neue Gesetz aber in ferne Aussicht. — Zm Leuchtenberg'schen Hause zu München kamen Briefe aus Rußland an, nach welchen der Herzog von Leuchtenberg auf dem Wege der Genesung und auf der Reise nach der Insel Madeira be griffen sein soll. (F.J.) Aegenstmrq, 18. Jun. Heute Mittag stand plötzlich das königl. Theater- und Gesellschaftsbaus in lichter Lohe. Das Theater, die Bibliothek der Harmoniegcscllschaft und der große Ballsaal sind ein Raub der Flammen. Das Feuer ist im Theater ausgcbrochen, die Ursache der Entstehung jedoch noch nicht ermittelt. (N. Z.) Nürnberg, 19. Jun. Wie wir aus zuverlässiger Quelle verneh men, werden der König und die König in, nachdem Erzherzog Ferdi nand Maximilian morgen von München wieder abgercist sein wird, am 21. Jun. die Reise hierher antretcn, Abends eintreffcn, am folgenden Tage hier verweilen und dann wieder zurückreiscn. (N. C.) Aus der Mals, 16. Jun. Die provisorische Regierung hat noch zwei Gefangene mit sich fortgcführt. Diese beiden sind der Gras Johner, der als Spion verdächtigt worden war, und ver pro testantische Pfarrverwcscr Bossert von Sippersfeld, der sich einige un bedachtsame Acußerungen gegen die provisorische Regierung hatte zu Schulden kommen lassen. Er hatte nach viertägigem Sitzen bei Was ser und Brot bereits ein Verhör bestanden und durfte hoffen, beim zweiten entlassen zu werden. Da trat die Katastrophe ein. Die pro visorische Regierung, welche von dem Anrücken der Preußen frühzeitig Nachricht erhalten, hatte dieselbe vor der Bürgerschaft wohlweislich geheim gehalten, um ihre Flucht ungestört vorbereiten zu können. Die Bür- aerwehr von Kaiserslautern ist glücklicherweise nicht mitgezogen. Alle Waffen sind aber mit fortgenommcn. Nur eine Feldschmicde haben die Preußen noch gefunden. (D. Z.) — Der Oberbefehlshaber des westsränkischeN CorpS hat folgende Pro klamation erlassen: Pfälzer! Ich komme nicht als ein Fremder in euer schö nes Land. Fragt eure Söhne, eure Brüder, sie haben im vergangenen Jahre mit Vertrauen auf meine Stimme gehört, sie hat sie den Weg des Rechts und der Ehre geführt. Dieselbe Stimme fodcrt auch jetzt alle die Irregeleiteten auf, zu ihrer Pflicht zurückzukehren. Insbesondere stelle ich den Militair- pcrsonen, welche cidesbrüchig ihre Fahnen verlassen haben, eine Frist bis zum 5. Jul. d. I., binnen welcher sie sich unter meine Befehle zu stellen haben, widrigenfalls sic kriegsrechtlich behandelt werden. Alle Gemeinden des pfälzischen Kreises werden hiermit in Kriegszustand erklärt und müssen die deshalb bestehenden Bestimmungen, namentlich die Art. 52, 91 und folgende des kaiserl. Decrets vom 24. Dec. 1811 zur Anwendung kommen. Oppenheim, am 16. Jun. 1849. Der Oberbefehlshaber des königl. bairi schen wcstfränkischcn Armcccorps, Fürst v. Thurn und Taxis, General lieutenant. Neustadt a. d. H., 15. Jun. Im hiesigen Bahnhöfe wird ein großes Lager errichtet.— Heute Nacht versuchte ein Theil der Be satzung von Landau einen Ausfall, wurde aber von dem dürkhcimer Bataillon sogleich zurückgcschlagcn. (F.J.) — Verläßlichen Nachrichten zufolge sind die pfälzischen Festungen Landau und Germersheim durch die preußischen Truppen ent setzt; die Insurgenten gingen bei Knielingcn über den Rhein ins Ba dische. (Drst. Z.) "Stuttgart, 18. Jun. Nachdem bereits gestern Abend das Ge- sammtministerium seinen Entschluß, das von der Nationalversamm lung beschlossene Gesetz wegen Bildung der Volks wehr nicht voll ziehen zu lassen, verkündigt hatte, kam heute früh dem Präsidium der Nationalversammlung die schriftliche Weisung zu, daß keine Sitzung der Versammlung mehr stattsindcn dürfe. Der Präsident setzte glcich- wol auf heute Nachmittag 3 Nhr Sitzung an. Inzwischen war das ReithauS nebst Umgegend durch Militair abgesperrt worden. Als die Abgeordneten dort eintrafen, wurde ihnen von einem Civilcommissar erklärt, daß sie nicht eingelassen würden. Präsident Löwe wollte dagegen im Namen der Nation Protest erheben, wurde aber durch Trommelwirbel unterbrochen. Sofort ritt die Cavalerie ein un drängte dir Mitglieder der Nationalversammlung zurück. Abg. Gün ther aus Sachsen (ein Schwager von Robert Blum) stellte sich mit ent blößter Brust den Soldaten entgegen, wurde aber von mehren Bür gern zurückaewiescn. Die Abgeordneten zogen hierauf paarweise wie der in die Stadt nach'dvm Hptkl Marquard, -die Cavalerie im schar fen Trab ihnen nach; sie traf jedoch erst ein, als die Abgeord neten bereits in das Haus eingetreten waren. DaS Hotel wurde sofort vom Militair umstellt; als die HH. Navcaux und Vogt vor fuhren, brachte ihnen das Volk ein Vivat; von der Reiterei zurück gedrängt, sammelte es sich sofort wieder. Doch kam es hier zu kei nen Thätlichkeiten, dagegen sollen am Neithause mehre Personen ver wundet, auch das Innere des Locals von Soldaten demolirt worden sein. Die Aufregung in der Stadt ist unbeschreiblich. Von Kannstatt in Eile hcrbeigeholtes Militair mit Geschütz campirt auf dem Schloß platz. Auch ein Theil der Bürgcrwehr steht unter Waffen; mehre Abthcilungcn sollen erklärt haben, daß sie sich nicht gegen die Natio nalversammlung gebrauchen lassen würden. Die Ständcversammlung hat jedoch heute Nachmittag mit 54 gegen 31 Stimmen die Maß regeln des Ministeriums gutgeheißen. (S. unten.) (7 Uhr.) Die Abgeordneten haben sich aus dem Hotel Marquard unter dem Hochruf des Volks entfernt, nachdem sie daselbst noch eine Bcrathung gehalten hatten. Es wurde ein Protokoll über die heutigen Gcwaltthaten gegen die Nationalversammlung ausgenommen und beschlossen, gegen die Urheber derselben eine Anklage bei den Ge richten zu erheben. Die Minorität der Ständeversammlung wird «bcn- falls auf Versetzung der Minister in Anklagczustand antragcw. Oie Na tionalversammlung (in welcher Abg. Schoder präsidirte) beschloß fer ner, morgen um 4 Uhr im Werncr'schen Locale Sitzung zu hallen, und so lange wie möglich hier zu tagen. Sollte sie aber durch Gewalt ver trieben werden, so werde sie nach einem andern Lande, wahrscheinlich Baden (wenn cs noch Zeit ist) übersiedeln. Präsident Löwe wollte diese Uebersiedelung schon jetzt vorgcnommen wissen; man beschloß aber auf An trag des Abg. Simon aus Trier, erst die Wirkung der heutigen Ereignisse auf die öffentliche Meinung in Württemberg abzuwartcn. Man erzählt viele Einzelheiten über die Vorfälle am Reithause. Präsident Löwe wollte eben das NcichSgcsetz über den Schutz der Nationalversammlung anrufcn und die Soldaten an ihren Eid erinnern, als ein Offizier die Trommeln rühren ließ. Präsident Löwe und der ehrwürdige Abg. Mohr wurden auf Geheiß eines Offiziers von Reitern mit blanker Waffe gedrängt und nur durch Dazwischenkunft eines andern Offiziers vor weitern Angriffen ge schützt. Abg. Schott(StaatsrathRömcr'sSchwiegervatcr)sollnicdcrgcwor- fcn worden sein. Die Truppen am Reithause standen, wie man hört, unter dem Befehle des Generals v. Miller. Die Stadt ist ruhig, d«S Militair noch auf den Hauptplätzcn ausgestellt. Durch die Schelle wurde bekannt gemacht, daß alle Lehrlinge und Kinder zu Hause zu halten seien. (8 Nhr.) Die Stadt ist ruhig. Zwei Bataillone sind eben von Heilbronn eingcrückt. Die Regentschaft hat einen Aufruf zu bcwaff- netem Zuzuge für die Badenser und Pfälzer erlassen. I^Stuttgart, 18. Jun. Heute Vormittag wurde der Entschluß des Ministeriums bekannt, das Rumpfparlament, welches durch den Beschluß, das ganze Volk unter die Waffen zu rufen, den Ver- uch machte, Württemberg in einen Krieg mit ganz Deutschland zu verwickeln, nicht ferner in Württemberg tagen zu lassen. Gegen 2 Uhr rief der Gcneralmarsch unser Militair unter die Waffen, und nach 2 Uhr wurde das im höhcrn Theile der Stadt am Ende der- elbcn gelegene Frih'sche ReithauS, wo die Nationalversammlung ihr« ehtc Sitzung gehalten, von Infanterie und Reiterei, innerhalb durch eine Compagnie bürgerlicher Scharfschützen, besetzt, die Bänke und die Tribune durch die Militairzimmcrlcute demolirt. Um 3 Uhr bewegte sich die lange Straße herauf paarweise ein Zgg von etwa 60—80 Mit gliedern der Nationalversammlung, voran Albert Schott, unter den Ersten auch Ludwig Uhland, welche Beide, mit F. Vischer, in den letz ten Tagen vergeblich von extremen Schritten abgcmahnt, auch mit Cnt- chicdenheit gegen die Verlegung hierher gesprochen hatten, gegen das Rathhaus, unter einer dicht gedrängten Menschenmenge, aus welcher von Zeit zu Zeit Lebchochrufc ertönten. Als die Spitze des Zuges vor dem ausgestellten Militair ankam, erschien der General v. Miller, und c>n Civilcommissar, Obcrregierungsrath Camercr, erklärte den Entschluß der Negierung, fernere Versammlungen zu verhindern. Der Präsident, Löwe von Calbc, nahm das Wort, um eine feierliche Protcstation cin- zulcgen; cs crtöntc aber Trommelwirbel, und die an der Spitze des Militairs stehende Rcitcrabthcilung legte die Lanzen ein. Langsam wogte der Zug rückwärts und trennte sich, ohklc daß es zu einem ernst lichen Zusammenstößen gekommen wäre. Zahlreiche Patrouillen durch streifen die Straßen, weitere Truppen find im Anmarsch. In den un tern Schichten der Bevölkerung ist viele Lust zum Krawallen, in einer aufgeregten Gruppe sah ich ein Hackmesser schwingen gegen cincn Mann aus den gebildeten Ständen, der sich billigend über das Geschehene