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Mittwoch Nr iso. — 30. Mai 184S Leipzig. Di« Zeitung Deutsche Allgemeine Zeitung. durg, und Uet DemsciUen in «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» inEnuland turck'WIlliaml Sr Rvrgn» in London, 14 HcnnkUa.Tireet, La» ucni-Marden. Preis.für da« Bierteilahr 2 Tblr. InsertiunSgediUir für de« Rann, einer Zeil« 2 Rgr. U-be»blick. Deutschland. * Frankfurt a. M. Abberufung der hannoverschen Ab- geordneten. — Das Abberufungsschreiben. — Die Neichstcuppen. Der Großhcrzog vpn Baden. -Frankfurt a. M. Die Wirren des Tages. , lH München. Die deutschen Angelegenheiten. Die Excesse. Oesterrei- chische Lruppenconcentrirung. Kaiserslautern. Die provisorische Re gierung. Mannheim. Die Frcischaren in der Pfalz. Landau. Stutt gart. Proclamation des Staatsministeriums. — Ansprache des Raths und - Bürgerausschuffes. — Reichscommtssar Zell. Badische Anträge. Ludwigs ¬ burg. Der König und das Militair. Karlsruhe. Bekanntmachung des Landesausschusses. Die Preß- und Redefreiheit. — Die Zustände, die Soldaten. Mannheim. Das 3. Regiment. Von der badisch-hessi schen Grenze. Der französische Gesandte in Karlsruhe. Socialistische Pläne. Die Pfälzer Freischaren. Darmstadt. Der Grenzverkchr mit Baden. Auerbach. Hanau. Berichtigung. Hannover. Ein Congrcß. Schwerin. Die Volksversammlung in Güstrow. Preußen. Äerlin. Die letzten Verhaftungen. Berlin. Die Confe- renz in der deutschen Frage. Rußland. Königsberg. Antritt des neuen Oberpräsidenten. Deftereeich. Men. Der Kaiser. — Die Verproviantirung der Armee. Gerüchte. z^lVien. Der Krieg in Ungarn. Der Gctreidemarkt. — Aufruf ungarischer Adeliger. — Presburg. Das Vorrückcn der kaiserl. Armer. — Viccgcspan Petöcz. Lemberg. Die Russen. Semlin. Der Ban. — Pcnsionirung. Triest. Die Belagerung von Malghera. Ve nedig. Die Blockade. — Der Verlust im sardinischen Feldzüge. Italien. Turin. Das Ministerium. — Der Freihafen von Genua. Flo renz. Die österreichische Intervention, kom. Waffenstillstand mit den Franzosen. — Die Unterhandlungen mit Hrn. v. Leffcps. — Telegra phische Depesche an General Oudinot. — Die Neapolitaner. Frankreich. Schlußsitzung der Nationalversammlung. Untersuchung we gen Verschwörungsgerüchtcn. Hr. Leon Faucher. Deputirte des Elsaß. Die dänische Frage. Dle Bank.. Großbritannien. Parlament. Das Armeebudgct. Der Globe über die russische Intervention. Versammlung in Birmingham. Lord Cla rendon. Earl of Mayo. Der katholische Primas. Die Bank. Deutschland. * Frankfurt a. M., 27. Mai. In der nächsten Sitzung der deutschen Nationalversammlung wird das nunmehr eingctrof- fene Decrct für Abberufung der hannoverschen Abgeordneten verkündet werden. Die Sympathie für die Nationalversammlung in ihrer jetzi gen Zusammensetzung ist hier ganz erloschen; sic wird' nur etwa noch von einer äußersten, aber sehr kleinen Partei gehegt. — Das oben erwähnteAbberufungsschreiben wegen der han noverschen Abgeordneten zu der deutschen Nationalversamm lung lautet: An den Hrn. Justizrath v. Bothmer, königl. hannoverschen Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgcwalt in Frankfurt a. M. Die königl. Regierung hat zu ihrem tiefen Bedauern aus dem Gange der Verhandlungen der deutschen Nationalversammlung die Besorgniß schöpfen und in den neuesten dortigen Vorgängen bestätigt finden müssen, daß daß Zustandebringen des deutschen Vcrfassungswerks zwischen dem deutschen Volk und den Regierungen der einzelnen deutschen Staaten im Sinne derjenigen Bundcsbcschlüsse vom 3V. März und 7. April 1848, auf deren Grund die Wahlen von Abgeordneten zur Nationalversammlung angeordnet und ange nommen sind, von dieser nicht mehr erwartet werden darf. Die königl. Regierung findet durch diese Wahrnehmung eine, ihren wärmsten Wün schen für Deutschlands verjüngende Umgestaltung entsprungene Hoffnung insoweit vernichtet, als die Nationalversammlung, mit Ablehnung der von den Regierungen dargcbotenen freien Vereinbarung, entschieden den Weg verlassen hat, der nach unserer innigen Ueberzeugung das allseitig erstrebte Ziel der Einheit Deutschlands, seiner Macht und des Glücks seiner Völker am schnellsten und mit Sicherheit hätte erreichen lassen. Wie fest die königl. Regierung dieses Ziel, so lange eine Aussicht des Erfolgs übrig blieb, im Auge behalten, dies hat sie Gelegenheit gehabt, noch in der Erklärung zu beurkunden, die von ihr dem Abgeordneten der provisorischen Centralgewalt über die verlangte Anerkennung der von der Nationalver sammlung einseitig beschlossenen Reichsverfassung am 4. d. M. crtheilt wor den ist. Nach vorgängigem Rücktritte der österreichischen Deputirten ist inzwischen auch die Abberufung der in den königl. preußischen und königl. sächsischen Staaten erwählten Mitglieder der Nationalversammlung erfolgt, und die letztere hat hierdurch, sowie durch die zahlreiche Entfernung von Abgeordneten aus andern Theilen Deutschlands in ihrer Zusammensetzung eine Veränderung erlitten, die es der Regierung Sr. Maj. des Königs nicht ferner gestattet, in ihr ein vollgültiges Organ der Wünsche des ge- sammten deutschen Volks anzuerkennen. Die königl. Regierung sieht sich hieran durch die ihr obliegenden Pflichten um so mehr behindert, da in dem Verhalten der Nationalversammlung selbst ein neuerlich hervorgetretcneS Bestreben Unterstützung findet, da«, bei dem Beharren auf der einseitig beschlossenen Verfassung, in einer Aufrcchthaltung und Ausführung der letz- tern den Vorwand findet, das gesammte Vaterland mit Bürgerkrieg und Umsturz aller bestehenden Ordnung zu bedrohen und auch für da« hiesige Königreich Gefahren hcrbeizuführen, welche mit allen ihr zu Gebote ste henden Mitteln abzuwendcn die königl. Regierung fest entschlossen ist. Unter diesen Umständen und damit über die Beurtheilung, welche eine fortgesetzte Lhätigkeit der etwa versammelt bleibenden noch übrigen Abgeordneten zur Nationalversammlung in den Augen der königl. Regierung findet, jeder' Zweifel für die Angehörigen de« hiesigen Königreichs entfernt werde, hat die Regierung Sr. Maj. des Königs zu dem Beschlusse gelangen müssen, daß an die in dem Königreiche Hannover zu jener Versammlung erwähl ten Deputirten die Auffodcrung zu erlassen sei, an den Verhandlungen, welche von den gedachten Abgeordneten in Frankfurt oder an andern Or ten ferner möchten gehalten werden, sich der Lheilnahme zu enthalten. Die königl. Regierung erkennt daneben als eine bestimmte Verpflichtung an, so viel an ihr ist, dafür Sorge zu tragen, daß die auf Deutschlands Eini gung und Kräftigung wie auf die Vertretung des deutschen Volks bei Deutschlands Centralgewalt gerichteten Zusagen, welche in den erwähnten Bundesbeschlüssen enthalten oder von Sr. Maj. dem Könige ihren Untcr- thanen besonders ertheilt worden sind, mit jeder möglichen Beschleunigung und auf eine Weise zur Ausführung gebracht werden, welche dem deutschen Volke eine selbstthätige Thcilnahme an der Begründung einer neuen Ge- sammtverfassung sichert. Die königl. Regierung ist im Bewußtsein dieser Obliegenheit bereits mit andern deutschen Bundesregierungen in eine Ver handlung getreten, deren bisheriger Verlauf zu der Erwartung berechtigt, daß die Regierungen binnen kurzem im Stande sein werden, die Ergebnisse ihrer Erwägungen dem Vaterlande zu seiner Beruhigung vorzulcgen. Wir beauftragen den Herrn Bevollmächtigten, die dort anwesenden hannover schen Abgeordneten mit der vorstehenden Verfügung vollständig bekannt zu machen und dabei zu bemerken, daß mit dem Lage des Empfangs der Er öffnung, auf dessen Constatirung Bedacht zu nehmen ist, die bisherige Diä tenzahlung aus der hiesigen Landeskassc aufhören und sodann nur noch eine Vergütung der Kosten der Rückreise, insofern letztere sofort er folgt, eintrcten wird. Hannover, 23. Mai 1840. Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. (Gez.) Graf v. Bennigsen. — Der ehegestcrn von der deutschen Nationalversammlung auf den Antrag des Dreißiger-Ausschusscs bezüglich der Entfernung der Truppen der Staaten, deren Regierungen die Reichsverfassung noch nicht anerkannt, von dem Gebiete der verfassungstreuen Staaten gerichtete Antrag, hat sicher keinen andern Zweck, als der Nationalversammlung einen Vorwand zur Verlegung ihres Sitzes zu geben.— Der Groß herzog von Baden hat dem Erzherzog - ReichSvcrweser heute einen Besuch abgestattet, welcher von demselben sofort mit einem Gegenbesuch erwidert worden ist. ä Frankfurt a. M., 27. Mai. In Baden und der Pfalz herrscht ein „milder" Terrorismus, der an manchen Orten auf äußere Ordnung streng hält. In Heidelberg wurde z. B. Schlöffelsun. bedroht, eingesperrt zu werden, wenn er Unordnung mache. In andern Orten geht es hingegen gar bunt und toll zu. Im Allgemeinen hält die Linke ihr den Kaiser machern gegebenes Versprechen besser als Jene das ihrige. Die Linke versprach unter keinem andern Banner zu agitircn als unter dem der Reichsvcrfassung und kommt dieser Verpflichtung treulich nach. Sie hat weder die Erklärung der Republik in Baden, in der Pfalz oder an einem andern Orte zugelasscn, noch in der Nationalversammlung das Capitel vom Reichsoberhaupt abgeändert; im Gcgentheil hat sie Diejenigen zurückgedrängt, welche die Heuchelei verwarfen und offener herauszutrcten willens waren. In Baden wirkt Brentano mäßigend, und nach wie vor läßt man den Großherzog trotz seiner Flucht als Staatsoberhaupt gelten: freilich nur zum Scheine. Die Kaisermacher dagegen haben, ihr Wort gebrochen und, als eS Ernst wurde, als ihre Drohungen in Erfüllung gingen, als eintrat, was vorauszusehcn war, und sie nun ihre Verheißungen männlich halten sollten, aus der Na tionalversammlung, zum Theil unter nichtigen Vorwänden, von Hein rich v. Gägern bis zu Biedermann herunter, schmählich Reißaus ge nommen. Und doch besaßen sie die unzweifelhafte Mehrheit seit dem Austritt oder der Entfernung der anderthalbhundcrt Großdeutschen. In Württemberg erwartet man morgen inhaltschwere Vorgänge in Folge der in Reutlingen stattsindcnden Zusammenkunft der Vcreinöab- geordneten. Man spricht vo.n einem großen bewaffneten Zuge gegen Stuttgart, ja man schmeichelt sich mit der Hoffnung, der König von Württemberg werde sich an die Spitze der Bewegung für die RcichS- verfassung stellen. Denn man will wissen, daß die norddeutschen Mächte