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1588 oder auch Rothen aus. Lauter Namen ohne weitern Klang, aus tie fer» Schichten des Volks. Die Diplomatik der VersöhnungSpartei hat wenig Anklang gefunden; die von ihr am meisten empfohlenen Candidaten stehen tief unten. Auch die Namen reiner Republikaner sind in Minorität, mit Ausnahme solcher, welche zu dem Extreme sich Hinneigen. Sowie in diesem Departement, ebenso soll es in den be nachbarten stehen. Auch im oberrheinischen Departement sind die Kan didaten der rothen Republik gewählt worden, nämlich Favtier, Mühl enbeck, Caffal, Savoye, König, Plieger, Kohler, George, Hofer und Burgard. — Unsere Grenzorte füllen sich mit Flüchtlingen aus Baden. Hier finden sich seit gestern überall Anschläge mit der Ueberschrift: Es lebe die deutsche Republik! In wenigen Worten wer den alle Flüchtlinge cingeladcn, schnell in die Heimat zurückzukchren, um dem Vaterlande zu dienen. (D.Z.) — Ruggiero Settimo, Präsident der provisorischen Regierung von Sicilien, ist in Paris angekommen. — Eine telegraphische Depesche des Generals Oudinot aus dem Lager von Castello Guido vom 13. Mai Mittags meldet, daß der württembergische Consul, begleitet von einem höhern römischen Of fizier, mit einer Friedensbotschaft im Hauptquartiere angelangt ist. — Am 7. Mai erschien die spanische Korvette Massaredo vor dem Ha fen von Fiumicino vor der Mündung der Tiber, und foderte die Be wohner auf, die päpstliche Flagge aufzuziehen. Seitdem ist die Stadt von den Franzosen beseht. GroH britannien. London, 18. Mai. Das Oberhaus hielt heute keine Sitzung. Im Unterhause beantragte Lord I. Russell die zweite Lesung der Bill über die Armen steuer in Irland. Die Bill setzt als Maximum der Armensteuer in den Wahlkreisen der Armenbezirke 5 Schill, vom Pfund Sterling, also 25 Proc. des Grundeinkommens fest. Steigt der Bedarf, so wird der Mehrbetrag bis zu 2 Schill, von dem ganzen Armenbezirk erhoben. Was geschehen sdll, wenn auch die 7 Schill, nicht ausreichen, ist in der Bill nicht ausgesprochen, was auch Hr. Grogan und Hr. V. Smith hervorhobcn, worauf Lord I. Russell erklärte, daß, im Falle die Steuer von 7 Schill, noch nicht zur Erhaltung der Armen ausreiche, die Re gierung nicht die Einführung einer allgemeinen Armensteuer oder einen Zuschuß aus der Staatskasse im Sinne hat, sondern die Unterstützung der Armen den Hülfsmitteln überlassen werde, welche vor demArmcn- gesetz von 1847 dagewesen. Ueberhaupt glaubt er, daß die Beschrän kung der Armensteuer auf ein Maximum zu einer bessern und spar- samern Verwaltung der vorhandenen Fonds führen werde. Die zweite Lesung wurde genehmigt. — Lord Cowley, seit der Bildung der deutschen Centralgewalt diplomatischer Vertreter Englands in Frankfurt, wird täglich in Lon don erwartet. — Es wird berichtet, und wir hoffen mit Grund, sagt die Times, daß Lord Palmerston seine Beistimmung zu den neuerdings von der dänischen Regierung gemachten Vorschlägen zu einem Waffen stillstand mit Deutschland gegeben hat. Dieser Vorschlag empfiehlt eine vorübergehende und provisorische Theilung des Hcrzogthums Schles wig mittels einer Linie von Husum bis Flensburg. Das Gebiet nörd lich dieser Linie fiele sogleich an den König von Dänemark und würde von seinen Truppen besetzt, wenn nicht die Insurgenten Mittel haben, auf eigne Hand ihren Widerstand fortzusctzen; dagegen würde der süd lich von dieser Demarcationslinie gelegene Theil Schleswigs und ganz Holstein von dem Bundesheere besetzt bleiben. Auf diese Bedingungen ließe fich ein Waffenstillstand schließen, um wenigstens dem beklagens- werthen Blutvergießen in einer Reihe rühmloser Kämpfe, die zu kei nem politischen Resultate führen können, ein Ende zu machen; die Blockade der deutschen Häfen würde dann aufhörcn; Jütland würde wieder geräumt und der große Umschlag, der in der Politik der bedeu tendsten deutschen Höfe eingetreten ist, läßt stark vermuthen, daß die sem Waffenstillstände bald ein Friede folgen wird. (S. unten Dänemark.) — Die Regierung schickt drei Dampfer mit Truppen zur Ver stärkung nach Canada. Das Linienschiff Wellesley von 74 Kano nen und der Dampfer Vixen sind schon nach Halifax unterwegs. Dänemark. Kopenhagen, 16. Mai. Aus Jütland sind nur wenige Flücht linge hier angekommen, meist aus den südöstlichen Gegenden. Sie rühmen die Aufführung der preußischen und Reichstruppcn, woge gen sich die schleswig-holsteinischen Truppen nicht beliebt bei ihnen ge macht haben.— Im Reichstage war gestern eine wichtige Sitzung. Der Ausschuß zur vorläufigen Behandlung des Grundgesetzes hatte ei nen neuen Paragraphen vorgeschlagen, daß das Eigenthum der Kir chen, Schulen und mildthätigcn Stiftungen zu keinem anderweitigen Gebrauche verwandt werden dürfte. Zu diesem hatte Abg. Tscher- ning ein Amendement gestellt, daß das Eigenthum nur nicht zu einem dem Augenmerke des Gebers fremden Gebrauche verwendet werden dürfte, und dieses Amendement war bei der ersten Abstimmung ange nommen worden; wogegen der Paragraph, als über seine Totalität gestimmt wurde, durchfiel. Gestern fand die zweite Abstimmung statt. Der Minister Clausen kämpfte mit vielem Eifer für den Pa ragraphen, während Tscherning für das von ihm gestellte Amende ment sprach. Dieses wurde aber mit 62 Stimmen gegen 62 verwor fen, da sich der Vorsitzende dagegen erklärte, und die Folge davon war, daß der ganze Paragraph mit vcrhältnißmäßig großer Majorität verworfen wurde. Unter den übrigen Rednern befanden sich Abg. Jespersen und der Berichterstatter des Ausschusses, der Licentiat Hall. Spätestens im Anfänge künftiger Woche wird man zur Behandlung des Wahlgesetzes schreiten, und die constituircnde Versammlung wird somit ihre Arbeiten beendigt haben. Es heißt, daß das Grundgesetz am 28. Mai, dem Jahrestage der Verordnung, welche rathgebende Prv- vinzialstände versprach) veröffentlicht werden soll. (H. C.) — Aus Lübeck wird der Hamburger Börsen-Hülle geschrieben, daß man in Kopenhagen doch endlich an die Beendigung des Kriegs denke, aber ihn auf eine Weise zu beendigen suche, welche vielmehr darauf gerichtet scheint, ihn erst zu beginnen. ES wird versichert, das Mini sterium habe beschlossen, einen einjährigen Waffenstillstand an zubieten, und daß deshalb schon Instructionen abgegangen seien. Wäre die Quelle dieser Nachricht nicht sehr gut, wir würden die Bedingun gen dieses einjährigen Waffenstillstandes nicht für möglich halten. Sie sind einfach: die deutschen Truppen sollen während dieses Waffenstill- ! standes das Herzogthum Schleswig bis an die südlich von Husum und Flensburg zu ziehende Linie den dänischen Truppen übergeben, und ferner soll dieser südliche Strich während des Waffenstillstandes nicht von schleswig-holsteinischen oder andern Reichstruppcn betreten werden dürfen, sondern von preußischen besetzt werden. Es wird ferner be richtet, man habe diese Vorschläge nach Berlin gesendet und das preu ßische Cabinet aufgcfodert, sich über diese Bedingungen innerhalb acht Tagen zu erklären, und dabei das freundschaftliche Anerbieten gemacht, mit demselben einen Separatfrieden zu schließen, der Preußen nichts kosten, vielmehr den Vortheil gewähren solle, daß seine Schiffe zurück- geliefert würden. Büvkei. Das Journal des Debats theilt aus Konstantinopel vom 29. April neue Details über die Verhandlungen zwischen Rußland und der Pforte mit. Der Vertrag ist auf sieben Jahre geschlossen, und ist insofern er von den Verträgen von Akjerman, Adrianopel und Petersburg abweicht, nur provisorisch. Er bezieht sich blos auf die Donaufürstenthümer. Die früher von der Generalversammlung auf Lebenszeit ernannten Hospodare werden diesmal auf sieben Jahre er wählt. Die zwei Schutzmächtc verständigen sich über die Wahl, und die Ernennung geschieht alsdann durch einen Hattischerif des Sultans. Beide Schutzmächte behalten für die nächsten sieben Jahre einen Kom missar in den Fürstenthümern. Diese Kommissare unterstützen die Hos podare mit ihrem Rath und berichten ihren Höfen ausführlich über ihre Maßregeln. Ein in Bukarescht und Jassy zusammcnzuberufendes Rcvisionsconseil prüft die Veränderungen, welche in dem organischen Statut der Fürstenthümer, in der Zusammensetzung und Wahl der Generalversammlung und in der Wahl der Hospodare zu treffen sind. Die Mitglieder dieser Rcvisionsräthe werden von beiden Höfen aus den angesehensten Bojaren des Landes gewählt. Jede der Schutzmächte kann die Fürstenthümer mit einem Truppcncorps von 25—35,060 M. besetzt halten. Es wird aber eine Miliz organisict, damit spätestens nach Ablauf eines Jahres diese Truppcnmacht aus 10,000 M- vermin dert werden kann. Mit Ausnahme dieses Corps von 25—35,000 M. ziehen sich die russischen Truppen über die Grenze zurück und können nur mit Einwilligung der Pforte wieder cinrücken. Wissenschaft uno «Kunst. Düsseldorf, 16. Mai. Daß Comite des niederrhcinischen Mu si kfcsteß zeigt in der heutigen Zeitung an, daß, veranlaßt durch die jüng sten Ereignisse, die Feier des Musikfeste« bis auf günstigere Zeit ausgesetzt ist. Orsowa, im Mai. Die walachischc Regierung hat in Folge eines Gesuchs des österreichischen Ministeriums „den Handel mit Kunstgcgenstän- dcn aller Art, aus dem Vatikan und den Museen von Rom, Florenz und Venedig betreffend, welche von den revolutionairen Regierungen dieser Län der verkauft werben," in der Walachei verboten. Die Behörden sind be auftragt, wo immer sie solche Gegenstände entdecken, sic wegzunehmen und sie der Kaimakamic einzuhändigen, w-lche sie den legitimen Regierungen als den wahren Eigenthümern zurückstcllen wird, ohne daß der Käufer auf eine Entschädigung Anspruch machen kann. Verantwortliche Redaction: l)r. M. Kaiser. Druck und Verlag von K. St. Beockhau« in Leipzig.