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L6L Beilage zur Deutschen YMgemetuen Zeitung Nr. 53. (22. Februar 1849.) Nebeedlick. Oesterreich. Wien. Die Forts. Die Constabler. Proccß Neue Adjn- stirung der Armee. Karl Albert — Die Minister. Dcputirtc. Die neue Gemeindeordnung. Der Verfassungsentwurf. — Octroyirte Verfassung. — 23. Armeebulletin. *prag. Die Wahlen nach Frankfurt. Die Han delskammer. oprag. Nachrichten aus Kremsier, die czcchische Partei.— Die englische Protectionsflagge, pesth. Truppen nach der Theiß. — Kämpfe bei Szenta. Schweiz. Sern. Conflicte zwischen Polizei und Studenten. — Diewürt- tembergischcn Soldaten. Italien. Turin. Die Kammern. Neue sardinische Note an die Schweiz. Der Circolo Jtaliano. Die Unterstützung für Venedig. — Der Großher zog von Toscana. Die Truppen auf Elba. Die provisorische Regie rung. Die Provinzen, sstom. Die Republik. Ein Brief Gioberti'S. Auf ruf an die Loscaner. — Die Republik in Bologna. — Die Schwcizer- regimentcr. — General Zucchi. — Die Kammern von Neapel. Spanien. Madrid. Der Congrcß. Cuenya, Hinrichtungen. Angebliiche Ermordung des englischen ConsulS in Marocco. Frankreich. Ball bei dem Präsidenten. Die «Presse» über eine Revi sion der Verfassung. Wahlcomite'S. Die diplomatische Verbindung mit Toscana. Interventionsgerüchte. Dir Budgetcommission. Verhaftungen. Quentin'S und RaSpail's Cassationsgesuch abgewicsen. Großbritannien. Stiftungsfest der geologischen Gesellschaft. Cholera. Korneinfuhr. Duffy's Proceß. Auswanderung. Regierungskosten Irlands und Schottlands. Dänemark. Anleihe. Der Waffenstillstand. Handel und Industrie. . Oesterreich. Wim, 18. Fcbr. Der Bau der vier Forts um Wien, am Laerberg, im Prater, auf der Schmelz und vor der St.-Marxer Linie, soll jetzt in Angriff genommen werden. Das erstere, welches als das stärkste bezeichnet wird, soll nicht weniger als 8000 M. fassen.— Die Constabler der Maitagc, welche an Einem Tag entstanden und wieder verschwanden, sollen hier wieder eingeführt werden. — Aus Anlaß der Octobercreignisse dürfte Wien einen sehr interessan ten Proccß erleben. Die am Donaukanal und in der Franzens gasse am meisten beschädigten Fabrik- und Hausinhaber sind beim hie sigen Gcmeinderath um vollen Schadenersatz eingekommcn, nachdem sie sich mit den renommirtesten Rechtsverständigcn über die Möglichkeit der Durchsetzung ihrer Ansprüche berathen halten. Der Gemeinderath hat seine Verpflichtung zu diesem Ersätze nicht anerkannt, sondern beschlos sen, den Antrag wegen dieser Entschädigung bei jenen Behörden zu stellen, welche hierzu verpflichtet sind. Die Entschädigungssumme dürfte nahe an 3 Mill. Fl. betragen. — Die neue, vom Kaiser bereits sanctio- nirte Adjustirung der Armee, durch welche unter Anderm die sehr zweckmäßigen Waffenröcke eingeführt werden, wird mit dem 1. Aug. ins Leben treten.— Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, Karl Albert habe sich in das Hauptquartier des Fcldmarschalls Grafen Radetzky geflüchtet! (*) — Die Ost-Deutsche Post berichtet aus Wien vom 17. Fcbr.: Sämmtliche Minister und eine große Zahl von Deputirten sind heute «ach Wien gekommen. Sind wir recht berichtet, so haben an ,7V Deputirte des Centrums in Folge der Abstimmung über dieKaim'- schc Angelegenheit aus der Kammer treten wollen. Sic haben, wie man erzählt, in dieser Beziehung eine Unterredung mit dem Minister der Justiz gehabt, der ihnen jedoch von diesem Schritt abgerathcn ha ben soll. Dadurch würde sich ein Gerücht von selbst widerlegen, wel ches ein verbreitetes Prager Blatt heute abermals ins Publicum brachte, das Gerücht, der Reichstag werde in wenigen Tagen aufgelöst werden. — Der neue Entwurf der Gemeindeordnung, der vor ungefähr acht Tagen vcrthcilt wurde, soll abermals und theilweise überarbeitet werden. — Die Nachricht eines hiesigen Blattes, daß der Vcrfas- sungöcntwurf von der damit beschäftigten Commission in Krem sier bereits vollendet worden sei, bestätigt sich noch nicht. WitN, 16- Fcbr. In wohlunterrichteten Kreisen vernimmt man, daß in den nächsten Tagen eine octroyirte Verfassung unseres Gesammtstaats, mit Vorbehalt der Modifikationen, welche besonders die neu hinzutretendcn Verhältnisse Ungarns und Italiens erfoderlich machen dürften, publicirt werden soll. Die Charte ist im Ganzen, wie versichert wird, sehr freisinnig gehalten; das Zweikammersystem wird eingeführt. DaS Personal der Staalsdrnckerei arbeitet heute bei ver schlossenen Thürcn, was jedenfalls auf das Erscheinen einer wichti gen Rcgierungsmaßregcl deutet. (N. C.) — Der Gouverneur von Wien, Feldmarschallieutenant Weiden, veröffentlicht unterm 17. Fcbr. folgendes 23. Armccbulleti n: Gleich, zeitig mit dcn bereits bekannten Vorthcilcn, welche unsere tapfere Armee unter Oberst Urban im Norden Siebenbürgens, trotz der Kälte und des starken Schneefalles, über die Insurgenten errungen, hatten wir uns eines ähnlichen, nicht minder glänzenden Erfolgs durch die Truppen der Feld- marschallieutenants Gläser bei Arad zu erfreuen, welcher, dem erhaltenen Befehle gemäß, mit seiner aus Adthcilungcn des Lheodorovich'schen Corps zusammengesetzten Division in dem MaroSthale gegen Siebenbürgen ,u operiren beauftragt ist. Die Insurgenten versuchten mit einer starken Co- lonnc bei Szaderlak übcrzugehcn, und bedrohten hierdurch unsere linke Flanke. Feldmarschallieutenant Gläser ließ hierauf die ersten Häuser vcn Altarad durch zwei Bataillone peterwardcincr Grenzer nehmen, und ein Bataillon Leiningen, dann ein Bataillon Illyrisch,Banater zum Sturme vor- rückcn. Nach einem hartnäckigen, blutigen Kampfe wurde der Feind ge worfen, und sämmtliche von den Insurgenten am rechten Marosufer ge gen die Festung errichteten Batterien zerstört und die darin eingefah- rcnen Kanonen, 23 an der Zahl, erbeutet, drei feindliche Munitionskar ren erobert, und außerdem feindliche Munition an mehren Orten in die Luft gesprengt. Altarad wurde von der Festung aus wegen der bewiese nen Böswilligkeit der Einwohner mit Granaten beworfen, an vielen Stel len angczündet, und dieses Feuer die ganze Nacht erhalten. Auch wurden bei dem Gefechte 40 Gefangene gemacht. Zufolge einer soeben erhaltenen Mitthcilung des FcldzcugmcisterS Grafen Nugent aus Essegg vom 13. Fcbr. hat sich die Festung Esscgg, ohne irgend einen Angriff abzuwarten, am selben Tag ergeben. Drei Thore wurden sogleich von dcn Ccrnirungstrup- pcn besetzt, und am 14. Fcbr. Vormittags streckte die Garnison auf dem Glacis die Waffen. Von der Colonne des Gcncrals Götz, der sich, wie wir bereits früher gesagt, mit der Brigade des Generals Fürsten Iablonowsky bei Lernau vereinigt hatte, und gegen Leutschau daß fliehende Rebellen corps unter Görgcy verfolgte, sind Nachrichten vom 13. Fcbr. aus Ber- thodfalva, einige Stunden von Epcrics, cingetroffcn. Sie erweisen, daß die allerdings starke feindliche Colonnc, welche einen starken Train an Ge schützen und Wagen bei sich führt, nachdem sie durch die Zips, wo sic alle Brücken und Wege zerstört hatte, durchgedrungen, von Epcrics die Straße gegen Kaschau eingeschlagcn hat, um gegen die Theiß die Verbindung mit den andern Rcbellenhorden zu suchen. Feldmarschallieutenant Graf Schlick hat mit seinen drei Brigaden in der Flanke dieser sich mühsam bewegen den und Alles verheerenden feindlichen Colonne eine Aufstellung bei Lorna genommen, um sie auf diese Art am besten anzugrcifen, sowie er sich mit der Colonnc des Generals Götz in Verbindung gesetzt haben würdc, wel ches nun auch über Margithfalva, Einsiedl und Schmöllnitz geschah. Der General Götz hatte bei M a rgi thfalv a ein Gefecht mit einem StreifcorpS der Rebellen, wobei mehre Husaren gefangen wurden, die über die Lage und Absicht des Feindes genaue Auskunft gaben. Da sich zugleich unter dem Feldmarschallieutenant Schulzig eine große Abtheilung bei MiSkolcz aufgestellt, so werden wir nächstens über die Ereignisse in diesen Gegen den genaue Berichte zu erstatten im Stande sein. Einer soeben eingelaufenen weitern Mittheilung des Fcldzeugmei- sterö Nugent zufolge hat die Garnison von Essegg, bei 450VM-, am 14. Febr. Vormittags 9 Uhr auf dem Glacis die Waffen abgelegt und sich ihrem legitimen Fürsten unbedingt unterworfen. Die Festung nebst allen Vorwerken wurde sofort von Grenztruppcn und dem 3. Ba taillon Piret unter Commando des Generals Trcbcrsburg besetzt, wel chem ganz vorzüglich die Eroberung dieses Platzes zuzuschreiben ist. Es fanden sich in der Festung 614 Geschütze von allen Kalibern, 2000 Ctr. Pulver, 74 Bespannungspferdc, ein sehr großes Approvisionement, worunter 400 Schlachtochsen, dann über 34,000 Fl. vorräthig. *prag, 19. Febr. Der Erlaß des Ministeriums des Innern vom 30. Jan., worin den Länderchcfs der Provinzen die unverzügliche Aus schreibung der Wahlen nach Fr a nkfu rt aufgetragcn wird und diesel ben zugleich angewiesen werden, die etwa auf Urlaub abwesenden Abgeord neten ihrer Provinz zur schleunigen Rückkehr nach Frankfurt aufzu- fodern, beweist den ernsten Willen der Negierung, das Verhältniß zu Deutschland festzustellen. Schon vor 14 Tagen war an den hiesigen Gubernialpräsidenten der Auftrag ergangen, einen detaillirten Bericht über die Stimmung in dcn einzelnen Kreisen Böhmens wegen der An schlußfrage an das Ministerium zu erstatten. Daß die Abneigung nicht mehr so groß ist als zu den Zeiten des berüchtigten Nationalcomite, ist gewiß.— Der Gewerbcvcrein hat eine Candidatcnliste entworfen für die Wahlen zu der Handelskammer in Prag. Es ist aller dings für die nationalen Verhältnisse charakteristisch, daß unter dcn etwa 40 Namen nur 2 czcchische und mehr als 30 deutsche zu fin den sind. crNmg, 20. Febr. In Kremsier bereiten sich wichtige Dinge vor. Die letzte Abstimmung über die Kaim'sche Angelegenheit hat nun auch zwischen der Rechten und einem Theile des Centrums einen unheilba ren Riß gemacht, und ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß im slawischen Club der Antrag auf Niedcrlcgung der Mandate in Massen gestellt worden ist. Dieser Antrag wurde jedoch nicht angenommen, sondern beschlossen, einen DringlichkeitSantrag vor die Kammer zu brin gen, daß der Abg. Kaim in so lange von der Kammer ausgeschlossen sei, bis er für nichtschuldig erkannt ist. Sollte dieser Antrag nicht die Majorität erhalten, so drohe» die czechischcn Deputirten dcn Reichstag zu verlassen. Durch diese Drohung hoffen sie die Deputirten des Ccn- trums, die in dieser Angelegenheit gegen sic gestimmt haben, cinzu- schüchtern- Solchen Mitteln gegenüber spricht die czcchische Presse von den Machinationen der Linken, dir auf perfide Weise die Sache zu