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Rainer Promnitz wurde 1958 in Dresden geboren, studierte 1976—1981 an der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (Violoncello bei I. Schreier, Komposition bei Wilfried Krätzschmar und Günter Neubert) und ist seitdem Mitglied der Dresdner Phil harmonie. An Kompositionen entstanden bis her vor allem kammermusikalische Werke so wie „Antiphon" für großes Orchester, über seine neueste Arbeit, Barlachfiguren, 1984 im Auftrag der Dresdner Philharmonie geschrieben, äußerte Rainer Promnitz: „In den fünf Sätzen der Komposition für 2 Violen, Kontrabaß, Harfe und Schlagzeug wider spiegeln sich plastische Werke des Bildhauers Ernst Barlach: ,Die Verlassenen', ,Der Sän ger', ,Der Wanderer', , Der Apostel' und .Schwebender Engel'. Verlassenheit leitet ein. Eine Fläche scheint gesprengt, Kommunikation vergeblich. Zwei kontrastierende Ebenen bedingen einander: Erstarrung in Furcht und ruhelose Aktion. Eine expressive Kantilene für Viola vermittelt im 2. Satz Beruhigung. Ein Mönch singt, man lauscht in Andacht. ,Der Wanderer' geht un beirrt seinen Weg durch Wind und Wetter. Wie von fern vernimmt man aleatorisch-moto rische Strukturen; ein Marsch erwächst aus ihnen und erfährt Steigerung zum Höhepunkt. Ohne zu verharren entschwindet der .Wande rer'. — ,Der Apostel': Wort und Gestik des Lehrenden bannen. Dieser 4. Satz der Kom position, ein Harfensolo, sucht Fortsetzung und findet Vollendung im Schlußsatz. Im Schweben behält Barlachs .Engel' seine Erd- verbunaenheit. Ein Choralthema klingt an: Der Wunsch nach Frieden steigert sich im Be kenntnis.” Louis Ferdinand Prinz von Preu ßen, Sohn des Prinzen Ferdinand, eines Bruders Friedrich II., war ein begabter, wenn auch nicht korrekt geschulter Musiker — ein Dilettant im alten positiven Sinne. Beethoven, den er 1796 erstmals in Berlin traf, den er zeitlebens außerordentlich verehrte und an den seine Kompositionen (vornehmlich Kam mermusik mit konzertierendem Klavier) viel fach anklingen, nannte ihn einen „tüchtigen Klavierspieler", dessen Spiel „gar nicht kö niglich oder prinzlich" sei. Immerhin widmete er ihm sein 3. Klavierkonzert op. 37. Kompo sitionsunterricht scheint Louis Ferdinand von H. G. Lenz und J. L. Dussek erhalten zu jfl ben. Das Klavierquintett o p. 1 wW^ de bereits 1803 in Paris erstveröffentlieht. Be zeichnend für das Werk ist sein einheitlicher Charakter, die konzertierende Rolle des Kla viers, die Neigung zur Variationsform und das stimmungsbetonte Ausbreiten der volksliedhaft schlichten melodischen Gedanken, die weniger formal gebändigt erscheinen. Der rhapsodisch schweifende Grundzug, kühne Modulationen, leidenschaftlich-schwärmerische Aufschwünge verleihen seiner Tonsprache ausgesprochen frühromantischen Ausdruck, den Schubert, We ber, Schumann, Liszt u. a. mit Interesse auf gegriffen haben. Schumann nannte Louis Fer dinand treffend „den Romantiker der klassi schen Periode". VORANKÜNDIGUNG: Sonntag, den 27. Oktober 1985, 19.00 Uhr (Anrecht D) Blockhaus 2. KAMMERKONZERT Klavierabend Frank-Immo Zichner, Berlin Werke von Beethoven, Geißler, Prokofjew, Schumann, Rachmaninow, Skrjabin und Chopin Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1985/86 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 490701 JtG 009-58-85 EVP -JO M