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Dienstag — Nr 30. - 30. Januar I84S. Ltlpskz. Di- Z-i'ung Prc>S für das Vierte!- rHIr Deutsche Attgememe Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!-- «everblick. Deutschland. Frankfurt a. M. Der Bevollmächtigte Oesterreichs bei der Centralgewalt. — Der Reichstag in Kremfier. — Dresden. Die Ministerkrisis. München. Die polizeilichen Strafregister. Die Abgeordnetenkammer. München. Die Kammern. Die Grundrechte. Stuttgart. Die Kammer. — Hr. Letour. Kassel. Die Stände. 2 Gotha. Der Herzog. Die Reichstruppen. Das Heerwesen. Olden burg. Die Wahlmänner und der Großherzog. * Lübeck. Die Wahlen. Die Handwerker. Frankfurt a. M. Die verfassunggebende Versamm lung. Hamburg. Madame Luise Aston. Schleswig. Die Landesver- sammlung. — Die Grundrechte. Kiel. Die Inkorporation Schleswigs. Die Ausrüstung der Kriegsfahrzeuge. — Eine Note des Reichsministers des Aeußern an den Baron Dirckinck-Holmfcldt. "Preußen. Bertin. Circular der Regierung an ihre bei den deutschen Regierungen beglaubigten Missionen. — Hr. Lemme, v Berlin. Der Belagerungszustand. Gerüchte. Die Wahlen. Der Hof. Berlin. Die Kammern. — Hr. v. Unruh. — Proceß in Koblenz. — Die Referendare Kindermann und Schmidts in ArnSberg. Desterreich. Vien. Urtel. Italien. Orkan. Szegedin. Kossuth. Bem. Venedig. — Die LageSpresse. — Die Rekrutenaushebung in Böhmen. Olmüts. Die Bauern. — Kossuth. Kremnitz. — Die Truppen in Ofen und Pesth. Aus Siebenbürgen. Der Krieg. Schweiz. Die Vorgänge in Neuenburg. Italien. Gerücht vom Ausrufen der Republik in Alessandria. — Die Intervention. Militairbeförderungen in Sardinien. *Rom. Die Wahlen. Frankreich. Nationalversammlung. Ein Gesetz gegen die Clubs. Die Zeitungen über die Auflösungsfragc. Der Präsident. Fürst Jos. Ponia towski. Die Seerüstungen in Toulon. Die Mobilgarde. Lc Peuple mit Beschlag belegt. Die Bank. sEtipslg, 29. Jan. Die Ungewißheit über den Fortbestand un- sers sächsi sch en Ministeriums ist glücklich gehoben. Der gestrige Sonn tag hat die schließliche Entscheidung darüber zur Reife gebracht, und wie wir angelegentlichst wünschten, geht im letzten Augenblicke für un sere neuesten Nachrichten am Schlüsse des Blattes die Mittheilung ein, daß die in der Nachschrift unserer dresdner Korrespondenz von gestern Abend ausgesprochene Wahrscheinlichkeit für das Bleiben der Minister im Amtes zur Wahrheit geworden ist. Der preußischen Regierung können wir nicht genug Dank sagen für die Veröffentlichung ihrer heute mitge- theilten Circulardepesche vom 23. Jan. über die deutschen Angelegenhei ten, welche mit einem Male den von frankfurter Blättern im Betreff der Haltung und Ansichten Preußens so geflissentlich verbreiteten Un richtigkeiten und völlig irre führenden Mitteilungen ein Ziel setzt. ES geht dieselbe davon aus, daß nun die Zeit für die Regierungen nahe, sich über die Resultate der Arbeiten der Nationalversammlung, deren Stel lung. näher bezeichnet wird, auszusprcchen, und ladet die Regierungen dazu ein, hervorhebend, daß von einem auf die Spitzetrciben der na mentlich auch von Preußen vorbchaltenen Zustimmung zum Verfassungs werke zwar im allgemeinen Interesse nicht wohl die Rede sein könne, allein daß diese Zustimmung gleichwol Vorbehalten sei. Darüber, daß Oesterreich mit Preußen den deutschen Bund als fortbestehcnd an- schc, in demselben beharren, an dessen kräftiger Entwickelung durch Verständigung mit der Nationalversammlung und den übrigen Re gierungen mitzuwirken bereit sei, wird mit hoher Befriedigung ge sprochen. Nicht unerwähnt bleibt eine Eventualität, die den vollen Eintritt Oesterreichs in das bundesstaatliche Vcrhältniß zwar unter bleiben lassen, das enge Bundcsvcrhältniß mit demselben aber nicht hindern könne. Endlich wird bestimmt erklärt, daß der König und seine Re gierung nicht die Aufrichtung einer neuen deutschen Kaiserwürde für die deutsche Einheit nothwcndig, sondern vielmehr gerade diese Form des Einheitspunkts als die Erreichung des Ziels wesentlich und schwer behindernd ansehen. Heute finden die Wahlen der Wahlmänner für die I. Kammer statt was abermals eine Unterbrechung im Erscheinen mehrer berliner Abendzeitungen zur Folge haben wird. Die Entlassung des Oberlandesgcrichtsdirectors Temme aus dem Untersuchungsarrest ist nun doch erfolgt. In Kurhessen hat die Kammer einen Antrag aufRe- vision des Militairdienstrcglcments ootirt. Aus München bleiben die Berichte dabei, daß in der Abgeordnetenkammer die Linke den Reigen führen werde. Was aus Frankfurt a. M. von der verfassunggebenden Versammlung der freien Stadt mitgethcilt wird, beweist, daß dort viel Bocksbeuteleien auszufegen waren. In Oldenburg bleibt die Diffe renz mit dem Hof über die Civillistc an der Tagesordnung. Aus Wien wird die anderweitig.gegebene Nachricht von der Existenz eines ministeriellen Controlburcau für die Presse bestimmt verneint. Die Stadt Kremnitz in Ungarn ist von den kaiserl. Truppen besetzt wor den und der Rückzug der Insurgenten gegen Siebenbürgen stellt sich immer mehr heraus. Während man in Kopenhagen eine außerordent liche Werbung für Scharfschützen betreibt, gehen aus Schleswig immer mehr Proteste gegen eine Scheidung von Holstein ein. In Dä nemark scheint man aber dennoch nicht begreifen zu wollen, daß, wie eine mitgetheiltc Note des gewesenen Reichsministers v. Schmerling ausführt, die Quelle des Unfriedens in den dänischen Ansichten liege und in Deutschland keine Acnderung im Urtheile der öffentlichen Mei nung eingetreten sei. Aus Athen wird der Tod des Ministers Kolo kotronis gemeldet. Die von Spanien beantragte Intervention des katholischen Europa zu Gunsten des Papstes wird von Sardinien nur in Bezug auf Confercnzcn, jedoch mit Ausschluß Oesterreichs, und un ter Ablehnung thatsächlicher fremder Einmischung in Italien für an nehmlich erklärt, da man weltliche und geistliche Seite der Angele genheit trennen müsse. Die französische Nationalversammlung ist Angesichts Art. 8 der Verfassung der Republik, der das freie friedliche Versammlungsrccht und freie Rede und Presse unter keiner andern Beschränkung als die durch die öffentliche Ruhe und gegenseitige Be rechtigung garantirt, bei Bcrathung eines Verbots aller Clubs, d. h. aller periodisch oder unregelmäßig sich zur Bcrathung politischer Gegenstände versammelnder Vereine. Vor den jetzt freigelaffenen Juni- gefangenen war man in Paris sehr bange. Aus England wird nichts von größerm Belang mitgetheilt. Die Flotte unter Sir CH. Napier ist von Lissabon nach Gibraltar abgegangen. Deuts chlanv. Frankfurt a. M., 27. Jan. Wie wir hören, berichtet die Oberpostamts-Zeitung vom 26. Jan., hat der Bevollmächtigte Oesterreichs bei der Centralgewalt gestern Abend Hrn. v. Würth nach Olmütz gesendet, um nun endlich eine schleunige und bestimmte Er klärung dort auf Grund einer ausführlichen und umfassenden Zuschrift des Rcichsministcriums einzuholcn, welche dieses vor wenigen Tagen an ihn gerichtet. — Im Frankfurter Journal wird aus Frankfurt a. M. vom 27. Jan. von einem österreichischen Abgeordneten zur deutschen National versammlung Folgendes veröffentlicht: Die Nachricht von der Auflö sung des österreichischen Reichstags in Krcmsier hat unter den hiesigen österreichischen Abgeordneten fast durchgehends nur eine freu dige Stimmung erzeugt. Bei Allen, welche an der deutschen Sache mit vollem aufrichtigen Herzen hangen, steigt die Hoffnung, daß Oester reich als Födcrativstaat sich gestalten und das deutsche Oesterreich dem deutschen Bundesstaat angehoren werde. Der gegenwärtige österreichi sche Reichstag mit seiner unnatürlichen Zusammensetzung und seinem slawischen Ucbergewicht war den Wünschen und Hoffnungen aller Deutsch- gesinnten geradezu entgegen. Hoch lebe Deutschland, aber das große, starke, ungctrcnnte Deutschland! — Dresden, 28. Jan. So viel hier durch bereits angelangte ein zelne Deputationen und Adressen der Eindruck bekannt wird, welchen der drohende Verlust unsers volköthümlichen Ministeriums im Lande macht, stimmt Alles in dem Wunsche überein, jener Verlust möge abgewendct werden. Hier cursircn indcß über den Gang der Ministcr- krisis noch die verschiedenartigsten Gerüchte. Der Personallisten für neue Ministerien erwähne ich nicht, denn faßt man sie, von welcher Seite sic kommen mögen, ernstlich ins Auge, so zeigt sich erst, wie sehr die Leute im Lande Recht haben, wenn sie sich für Erhaltung des jetzi gen Ministeriums aussprechen. Manche denken als Ersatz an ein Be- amtcnministcrium; diese müssen gänzlich die politische Bedeutung des Moments vergessen haben. Dem mit hiesigen Beziehungen Vertrau ten drängt sich freilich die Ueberzcugung auf, daß cs ziemlich compli- cirte Umstände sein müssen, welche den Entschluß des Ministeriums hcr- vorriefen und, nachdem der König die Entlassung verweigert hat, die weitere Entschließung der Minister bedinge». Das Verhalten der Kammern spielt sicher eine wichtige Nolle dabei. Wir möchten den selben mit aufrichtigstem Wohlmeincn empfehlen, ernstlich daran zu denken, die Politik und das Treiben der Phrase nicht in ihrer Thätigkcit überhand nehmen zu lassen, sondern dahin zu trachten, daß sie in ihrem Wirken sich zum Segen und Besten des Gemeinwesens bewähren. DieFor- mcn sind es nicht, die befruchten, sondern sic müssen von dem hincin- getragenen Leben befruchtet werden. Es ist der Vorwurf, welcher in dem Spitznamen „papierene Verfassungen" liegt, daraus hcrvorgegan- gen, daß doctrinair auf die Formen lvsgesteuert und damit Zeit verlo ren und Verstimmung gesäet wurde, anstatt daß man die Berechtigung der verlangten Formen in den Verhandlungen hätte sich selbst lebendig und zum Nutzen und Frommen des allgemeinen Besten bewähren las-