Volltext Seite (XML)
Dienstag Nr 16. 16. Januar 184S Ltlpflg. Di- Z-i'ung erscheint täglich. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Ausländer. Preis für das Viertel- Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uevervlick. Kieutschlanb. **Frankfurt a. M. Nationalversammlung, die österrei chische Frage. — DaS Gagern'schc Programm. Olbernhau. Unglücksfall. * Hannover. Die Wahlen. Stuttgart. II. Kammer. Die Grundrechte. Die Kammer der Standesherren. — Das Jagdgesetz. *Mlannheim. Militairische Borsichtsmaßregeln. Bürgermeisterwahl. Die Großherzogin Stephanie von Baden. — Adresse für Gottes Gnaden. Aasset. Preß- proceß. Darmstadt. II. Kammer, die Geschäftsordnung. — Gesetz. *Aus i dem Grosshersogthum Weimar. Die Wahlen. X Gotha. Die Innun gen. Die Abgeordnetenversammlung. Aoburg. Die Oberhauptsfrage. — Der Bedarf für die herzogl. gothaische Haus- und Hofhaltung. tenburg. Der Ayschluß an das Königreich Sachsen. — Die Unteroffi ziere in Braunschweig. Schwerin. Die Abgeordneten, die Oberhaupts frage. Oldenburg. Die Adresse an den Großherzog. Sigmaringen. Die Großherzogin Stephanie von Baden. Der Fürst. — Erste öffent liche Gerichtsverhandlung in Frankfurt a. M. — Die Vcrfassungs- berathung in Bremen. * Lübeck. Die Wahlhandlungen. Senatorwahl. Adresse. Areutzen. vtöertin. Die Wahlintriguen. sBertin. Die Stadtverord neten. — Die Conduitenlisten in Betreff der Lehrer. — Ein Vorfall aus den Lagen der Nationalversammlung. — Justizrath Schröder in Berlin. — Freiwillige Meldungen zum Militair. — Die Schutzmänner. — Con- duitenliste. — Hr. Lemme. — Assessor Tülf in Stralsund. — Nachricht auö Russisch-Polen. Kefterreich. Wien. Die Vorgänge in Krcmsicr. Deputirtenwahl für Frankfurt. Pesth. Kossuth. Komorn. Die Szekler. vr. Satter. Wien. Das Verbot der Ost-Deutschen Post. — Die Ruhegehalte. Triest. Nea politanische Bevollmächtigte. — Die lombardischen Freischaren. Handel und Industrie. ch Leipzig, 15. Jan. Die Nachrichten aus den verschiedensten deut schen Ländern liefern fortwährend den Beweis, daß die Angelegenhei ten wegen der Einheit und die Fragen von der Organisation der Ge walt an der Spitze des deutschen Gesammt- oder Vereinsstaats überall die Gemüther lebhaft beschäftigen. Aus Frankfurt a. M. ist die Ab stimmung der Reichsversammlung über die Anträge des österreichischen Ausschusses noch nicht eingegangen. In der Berathung tritt charakte ristisch für die ganze Frage hervor, daß der Abg. v. Vincke für das ministerielle Programm und gegen die Ausschußanträge sich ausspricht und dennoch Preußen wegen unterlassener Unterordnung unter die Ccntral- gewalt dadurch rechtfertigen will, daß er behauptet, bevor die gegenseitige Verfassung von Deutschland und Preußen fcstgestellt sei, könne von Wi- derspänstigkeit nicht die Rede sein, womit er aber nur den österreichi schen Standpunkt für Preußen beansprucht. Die öffentliche Rechtspflege ist nun in Frankfurt a. M. durch die erste öffentliche Gerichtssitzung ins Leben getreten. In mehren deutschen Landen, z. B. in Hanno ver, Weimar, Lübeck sind die begonnenen oder anstehenden Wah len für die Landesrepräsentation Gegenstand der vornehmsten Aufmerk samkeit. Ganz vorzüglich gilt das auch von Preußen, und alle preu ßischen Zeitungen liefern den Beweis, daß ein eifriger Wahlkampf be vorsteht. Einer unserer berliner Korrespondenten erwähnt bereits eines Plans, die rcvidirte Verfassung vom 5. Dec. v. I. zugleich mit der Adresse an den König vorzulegen. Aus der Zeit der aufgelösten Na tionalversammlung tauchen noch immer abenteuerliche Historien auf, wie' die heute mitgetheilte von angedrohter Lynchjustiz gegen eine polizeiliche Civilordonanz. Zum freiwilligen Militairdienste soll viel Andrang in Preußen sein, was bei den vielfach zerrütteten Gewerbs- verhältnisscn nicht zu verwundern wäre. Aus Oldenburg werden Adressen bekannt, welche in dcrDomainen- und Civillistenangclegcnheit den Landtag aufrecht halten. Was aus Württemberg heute über die Art der Bekanntmachung der deutschen Grundrechte dort gemeldet wird, macht die Bedeutung dieser Bekanntmachung sehr zweifelhaft. Im Hcrzogthum Gotha ist dieselbe nun auch erfolgt, und aus Thü ringen sowie aus Braunschweig wird berichtet, daß man ihr in Kraft treten öffentlich zu feiern beabsichtigt. In Darmstadt ist die II. Kammer bei Berathung der Geschäftsordnung. Der Be schluß, Diäten den Abgeordneten nur auf Begehren zu zahlen, er scheint sehr mislich. Den Frauen hat die Kammer ihre denselben bis her versperrten Galerien aufgethan. In Kremsier hat der österrei chische Reichstag den tz. 1 der österreichischen Grundrechte nach einer merkwürdigen Sitzung und ohne daß es über den Inhalt desselben zur Abstimmung kam, für einen spätern Zeitpunkt der Verfassungsbcra- thung zurückgestellt. Man ist sehr geneigt, den Hergang als eine mo ralische Schlappe des Ministeriums, wenigstens für den Minister des Innern, zu betrachten. Die Unterdrückung der Ost-Deutschen Post in Wien wird leider amtlich bestätigt. Der Artikel, welcher dazu An laß geworden, behandelt die Frage um den oben erwähnten h. I der Grundrechte. Was der wiener Belagerungszustand zulässig anerkennt, möchte schwer zu bestimmen sein ; die Frage von der Zustimmung bei Seite gelassen, enthält jener Artikel für eine freie Presse Unzulässiges nicht. Als Widerlegung aller jener Nachrichten von der Ankunft und den Absichten der verwitweten Großherzogin Stephanie von Baden in Paris wird heute deren Ankunft in Mannheim gemeldet. AusLondon fehlen heute die Zeitungen von zwei Tagen; auch in Brüssel gingen am 12. Jan. früh die Nachrichten aus England nur bis 10. Jan. Abends. Aus Paris ist ebenfalls noch eine Post rückständig. Die Regierung der französischen Republik erscheint in ihrer Zusammensetzung noch immer wenig consolidirt. Aus Tu rin wird von der Neigung Savoyens, sich an Frankreich anzuschließen, geschrieben. Der Papst befindet sich noch in Gaeta und hatte den Besuch des neapolitanischen Hofes empfangen, welcher nach einer Zeitungsnachricht aus Triest um die Verladung von 4000 M. neuer Schweizertruppen auf triester Dampfschiffen nach Nea pel unterhandeln läßt. Deutschland. * ^Frankfurt a. M., 13. Jan. In der heutigen Sitzung der deut schen Nationalversammlung spricht zuerst Abg. Beseler sich da hin aus, -daß die vorliegende Frage eine Frage der Einheit sei, die allerdings erhebend und belebend wirken müsse, allein doch nur zu nächst in der Art und Weise, daß man Das zu erreichen strebe, was möglich sei. Das Mandat für diese Versammlung laute allerdings dahin, eine Verfassung im Sinne der Einheit zu schaffen, jedoch könne dies nur in den Grenzen geschehen, die dem Gesammtleben zusagen. Man solle daher Dasjenige betrachten, was geleistet worden, und würde finden, daß eine Gcsammtregierung geschaffen, welche das deutsche Volk in die Reihe der Völkerfamilien eingeführt habe, die das europäische Völkerconcert bilden. Demgemäß könne man aber die tztz. 2 und 3, die vom Reiche handeln, nicht wieder herausnchmcn, ohne den Bun desstaat zu zerreißen. Hieraus entspringe jedoch die Frage, in welcher Weise Oesterreich dem Bundesstaate sich anschließen solle, denn als ein selbständiges Oesterreich neben einem einigen Deutschland sei dies nicht möglich. Er glaube jedoch, daß aus Grund der alten Bundesacte un ter der Garantie der deutschen Freiheit, der deutschen Wissenschaft und der Gemeinschaft der materiellen Interessen eine Verbindung möglich sei, die allerdings noch immer eine Trennung in sich enthalte, die aber dennoch zu einer spätern Einheit führen müsse. Gegen ein politisches Ungethüm, wie die Vereinbarung sei, daß ein selbständiges Oesterreich neben einem besondern Deutschland bestehe, müsse er sich entschieden erklären, da hieraus nie etwas Gutes hcrvorgchen könne. Zu einem Entschlusse müsse man jedoch gelangen, um das Schiff zu retten. Man möge nur Hand ans Werk legen, und werde durchdringen, selbst wenn die Welt voll Feuer wäre. Es ist die elfte Stunde, schließt der Red ner, und die Feinde sind ringsum. Zur That, welche die deutschen Fürsten und Völker von uns erwarten, zur unerläßlichen That, damit die Einheit gewonnen werde! Abg. Vogt: Er wolle die Verfassungsfrage nicht weiter beleuch ten, denn die hh. 2 und 3 des Entwurfs vom Reiche müssen erhalten werden; allein es haben sich andere Schwierigkeiten erhoben, welche vorzüglich in der Bildung des NeichsoberhauptS bestehen, jenes poli tischen Ungeheuers, wie der Vorredner sich ausgcdrückt, und das nun ins Leben treten müsse, welches nichts Anderes sein könne als ein erblicher deutscher Kaiser. Um diesen jedoch schaffen zu können, würde man diejenigen Elemente entfernen müssen, welche dem Werk entgcgcnstehen, und so am Ende zu dem Programm gelangen, welches der Minister präsident zuerst vorgelegt habe. Obgleich dieser von denselben Prämis sen nicht ausgegangcn, so sei er doch zu denselben Conseguenzen ge langt, und wenngleich gesagt werde, man wolle keine Hegemonie Preu ßens, so stecke dennoch der Hegemon in dem Kaiser. Wenn der Vo»