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— Das Journal de St.-Pclersbourg vom 31. Dec. meldet: „In mitten der politischen und" socialen Stürme, welche Europa erschüttern, kommen doch auch Thatsachen vor, bei denen man seine Betrachtung gern und freudig verweilen läßt. In diese Zahl rechnen wir unbedenk lich ganz besonders die vertrauensvollen Beziehungen, welche sich zwi schen Rußland und dem heiligen Stuhl seit dem Abschluß der am 15. Aug. 1847 zu Rom unterzeichneten und am 27. Nov. desselben Jahres vom Kaiser ratificirten Uebercinkunft begründet haben. In Folge dieser Uebereinkunft, welche dazu bestimmt ist, den römisch-katholischen Unterthäncn Sr. Maj. den vollen Genuß der geistlichen Wohlthatcn ihrer Kirche zu sichern, ist eine neue Diöcese, die von Cherson, im süd lichen Rußland errichtet worden und haben Bischöfe mit gemeinschaft lichem Einvcrständniß für die im Kaiserreich erledigten bischöflichen Sitze ernannt werden können. Mfgr. Dmochowski, Bischof von Milten in partikus inMsIium, ist zur Würde eines Erzbischofs von Mohilcw er hoben, der Domherr Holowinski, Rector der römisch-katholischen geist lichen Akademie zu Petersburg, zum Bischof von Karyste und zum Coadjutor des Erzbischofs von Mohilew oum Murs suooossione, der Prälat Zylinski zum Bischof von Wilna und der Professor des cano- nischen Rechts an der Akademie, Borowski, zum Bischof von Luck und Schitomir ernannt worden. Die andern Wahlen bilden noch den Gt- genstand vorheriger Verständigung zwischen den beiden Höfen." Es wird .dann über die Präconisirung dieser Bischöfe, die zu Rom am 3. Jul. stattfand, sowie über deren Consecrirung, die an verschiedenen Tagen des December in Petersburg erfolgte, das Nähere berichtet. M ersien. Das Journal de Constantinople vom 14. Dec. meldet, daß die im persischen Reiche wohnenden Kurden seit dem Regierungsantritte des neuen Schahs fast immer in einem Zustande des Aufruhrs ge wesen sind. rkkegypten. Alexandrien, 19. Dec. Am 7. Dec. wurde der großherrl. Fer man, welcher Abbas-Pascha zum Vicekönig von Aegypten mit derselben Macht ernennt, womit sein Vorfahr Ibrahim-Pascha be kleidet war, mit großem Pomp verlesen.' Der Sultan wollte Abbas- Pascha nicht effektiv zum Vicckönig ernennen, so lange Mohammed- Ali lebe, der sich noch der besten Gesundheit erfreut. Mit dem fran zösischen Dampfer Egyptus kamen Ibrahim-Pascha's Söhne, Achmed und Ismail-Bey, welche bisher in Paris studirten, in Alexandrien an, wo sie im Hause des Hrn. d'Anastasy, Bevollmächtigten ihres Vaters,.abstiegen. Abbas-Pascha hatte kaum ihre Ankunft erfahren, als er beide Prinzen wieder cinschiffcn ließ, mit dem Befehle, nach Paris zur Fortsetzung ihrer Studien zurückzukehren. Der Bruder der selben, Mustafa-Bey, wurde in Kahira verhaftet, weil er ohne vor herige Genehmigung von Seiten seiner Obern dem türkischen Abgeord neten Mazlum-Bey einige Pferde geschenkt und einige andere nach Konstantinopel an Rcschid-Pascha gesendet haben soll. Am 24. Dec. hielt Abbas-Pascha, von Kahira kommend, seinen glänzenden Einzug in Alexandrien. Seine Abreise nach Konstantinopel ist auf den 25. Dec. festgesetzt. Mit ihm gehen Artim-Bcy, vr. Pruner, der Dol metsch Nizbar-Efendi, Scherif-Pascha, Hassan-Bey, Schaffar-Bey, Kani-Bey und ein ansehnliches Gefolge. Der Sultan erhält zum Ge schenke vom nunmehrigen Vicekönig 43 Pferde und 6 Esel von ungewöhn licher Schönheit.— Der Kriegsminister Achmed-Pascha versieht für jetzt die Negicrungsgeschäfte in Kahira. Said-Pascha ist proviso- rifch mit der Leitung Aegyptens betraut. (Ll.) Wissenschaft un- «Kunss. München, 4. Jan. Der Erfinder der Stenographie, Ministerial- secretair Gabelsberger, welcher erst in den jüngsten Tagen durch Zu erkennung eines lebenslänglichen JahreSgehaltes einigermaßen für die gro ßen Verdienste belohnt wurde, die er durch seine Erfindung um die wis senschaftliche, ganz besonders aber um die parlamentarische Welt sich er worben hat, starb plötzlich in Folge eine- Schlagflusses, welcher ihn auf öffentlicher Straße heute Morgen 10 Uhr ereilt hat. (A. Z.) Handel and Industrie. Serkin, 8. Jan. Der Entwurf zu einem Zolltarif für das ver einte Deutschland, welcher von Abgeordneten des Handclsstandes aus den deutschen Seeplätzen und aus einigen Binnenstädtcn im Herbste vori gen Jahres in Frankfurt a. M. ausgcarbeitet und der deutschen Reichsvcr- sammlung zur Berücksichtigung bei der Berathung des künftigen deutschen Zolltarifs überreicht worden ist, hat das Interesse des deutschen Handels und GewerbstandeS in hohem Grade auf sich gezogen. Als Ausdruck der Ansichten, welche ein Theil des HandelestandeS über die Lariffragcn hegt, hat er auf dieses Interesse vollen Anspruch, dasselbe ist jedoch noch dadurch gesteigert worden, daß man von manchen Seiten vorausgesetzt hat, der Entwurf sei mehr als eine bloße Privatarbeit und dazu bestimmt, bei der Red action eines allgemeinen deutschen Tarifs zu Grunde gelegt zu werden. Diese Voraussetzung, welche bereits lebhafte Besorgnisse erweckt und drin gende Reclamationen hervorgerufen hat, ist nicht begründet. Wie in die sem Entwürfe die Interessen eines Theils des HandelestandeS vertreten und als mit dem Gesammtinteresse Deutschlands identisch dargestellt werden, so sind in andern, ebenfalls nur von Privaten ausgehenden -Vorlagen, von wesentlich andern Standpunkten aus und in Verfechtung wesentlich verschie dener Interessen, ganz entgegengesetzte Vorschläge gemacht und zur Berück sichtigung empfohlen worden. Jener Entwurf, wie diese Vorschläge, sind für die Ausarbeitung eines neuen Tarifs ein schätzbares Material; auf die Bestimmungen des künftigen Tarifs kann aber weder aus jenem noch aus diesen ein Schluß gezogen werden. (P. St.-A.) — Dem FrankfurterTournal wird aus dem Haag vom 1. Jan. geschrie ben: Aus zuverlässiger Quelle kann ich Ihnen auf Ihre Anfrage berichten, daß das in Frankfurt verbreitete Gerücht, als wären von dem deutschen Reichshandelsministexium Unterhandlungen über die gegenseitige Aufhe bung der Rheinzölle bereits cingeleitet, ungcgründct ist. Von dem Neichshandelsministcrium in Frankfurt ist bis jetzt hier weiter nichts ein- gclaufen, als die auf dessen Ersuchen durch unsere frankfurter Gesandtschaft gestellte Anfrage: „welche Flüsse und Kanäle in den Herzogthümern Lim burg und Luxemburg schiffbar seien, welche Zölle und Abgaben darauf er hoben würden und welche Höhe deren Gesammtcinnahme jährlich erreicht?" Ob und inwieweit diese Abfrage beantwortet ist, habe ich nicht erfahren; doch kann ich Sic versichern, daß man in der Rheinzollfrage bei billigen Anfoderungen auf ein bereitwilliges Entgegenkommen von hier aus rechnen darf, indem man diesseits durch die Lhat zu bekräftigen wünscht, daß der Vorwurf, als trage die holländische Regierung seit Jahren die Schuld der Nichtaufhcbung der Rheinzölle, ein ungerechter sei. Man scheint sich in dessen in dieser wichtigen Sache in Frankfurt nicht zu beeilen, und in Holland tröstet man sich damit, daß die Amsterdam-Arnheimcr Eisenbahn (welche nur noch wenige Stunden von dem Anschlußpunkt an die Rhein - Wcserbahn bei Oberhausen entfernt ist, schon im nächsten Frühjahr durch ein gut or- ganisirtcS Eilfuhrwesen zwischen Arnheim und Oberhausen, welches sich des Schutzes unserer Regierung erfreuen soll) dem Handelsverkehr mit Deutschland einen Ersatz gewährt, für die zu hoch belastete Rheinstraße. Der Unternehmer der gedachten großartigen Eilfuhre soll ein als sehr intelligent bekannter Mann und durch ihn bereits factisch erwiesen sein, daß in Betracht der hohen Rheinzölle die Rhein-Weserbahn, welche den Niederlanden eine Ver bindung sowol mit dem Norden als mit dem Süden Deutschlands darbic- tet, einen billigem Waarentransport als die Wasserstraße gestattet. ES gehen schon jetzt namhafte Sendungen über Arnheim und Oberhausen per Eisenbahn bis Leipzig. Auch ist man der Ansicht, daß unsere Javakaffee durch ihre Billigkeit und durch ihre vorzügliche Qualität, wenn sic auch künftig vielleicht über Bremen und Hamburg nach Deutschland cingcführt werden müßten, doch immer im eignen Interesse vom deutschen Handel gesucht bleiben werden, so lange Preis und Qualität gegen die Kaffee von andern Colonien Vorzüge gewähren. Ob diese Ansicht begründet ist, ver mag ich nicht zu beurtheilcn, und ich berichte Ihnen nur Das, was ich in Folge Ihrer Anfrage von gut unterrichteten Personen erfahren habe. Als Süddeutscher bedaure ich nur, den schönsten der deutschen Ströme veröden zu sehen; denn dieses scheint unter allen Umständen der Fall werden zu sollen, Holland mag nun seinen Handel mit Deutschland verlieren oder nicht. Verliert cS ihn, so hat der Rhein nichts zu thun, und gelingt eß, den holländischen Handel nach Deutschland von der Rheinstraße ab und in andere Bahnen zu lenken, so erhält der Rheinverkehr ebenfalls den Todesstoß. Gisenvahn. Magdeburg-Leipziger Bahnfrequrnz. Vom 17. bis mit 23. Dec. (mit Einschluß von 874 Personen aus dem Zwischenvcrkchr) 9,690 Personen. (Vom l. Jan. — 23. Dec.: 083,440 Personen.) Berliner Börse, 8. Jan. Preuß. Fonds und Geldsorten: Freiwill. Anl. 5pc. 101V/ Staatssch. 3'/,pc. 79'/,, Sechandl. Prämsch. 95V, Br-, Pfandbr. westpr. 3'/,pc. 84, Posen. 4pc. 96V, neue 3'/,pc. 81V Br., ostpr. 3'/,pc. 91, pomm. 3Vpc- 90V,, kur- und neumärk. 3'/,pc. 91V» Br., Bankanth. 91V, Friedrichßd. 113'/,, LouiSd. 112 V», DiSconto 4 Proc. — Eisenbahn - Actien. Voll eingezahlte: Berg-Märk. 60, Prior.- Act. 97'/, Br., Berl.-Anhalt. Litt. ä. u.L. 80 V/ Prior.-Act. 4pc. 87'/,, Bcrl.- Hamb. 4pc. 63 Br., Prior.-Act. 4'/,pc. 93'/,, Berl.-Potßd.-Magdcb. 4pc. 62'/,, Prior.-Act. 4pc. ä. u.L. 84"/,, 5pc. 94V Br., Berl.-Stett. 89'/,, Prior.-Act. 101'/,, Köln-Mind 4pc. 79"/, Br., Prior.-Act. 4'/,pc. 93'/,, Cracau-Lbsch. 4pc. 40, Prior.-Act.72Br., M»gd.-Halb.4pc. 114'/,, Magdb.- Leipz. Prior.-Act. 93'/,, Mecklenb. 35, Niederschl. 4pc.71"/,/ Prior -Act. 4pc. 87 7, Br., 5pc. 99, Prior.-Scrie III. 5pc. 95 Br., Oberschl. Litt. ä. 3'/,pc. 93'/,, Litt. v. 3'/,pc. 93'/,, Prinz Wilh. (St.-V.) 4pc. 32, Prior.-Act. 5pc. 82, 2.Serie77'/,, Rhein.54, Pr.St.4pc.70Dr., Starg.-Pos.4p-.71'/2 Br., Lhür.4pc.50'/„ Prior.-Act.4'/,pc. 86V Br., Wilh.-BahnPrior.-Act. 5pc. 96"/«-— Quittungsbogen: Nordb. (Fr.-W.)4pc.37V». — Aus ländische Fonds: Russ.-Engl. Anl. 5pc. 103'/,, I. Anl. Hope 4pc. 84'/,, 2.-5. Anl. (Stiegt.) 84'/,, Poln. Schatzobl. 4pc. 69V/ Poln. Pfandbr. (alte) 4pc. 91V, (neue) 4pc. 91'/„ Part, ä 500 Fl. 4pc. 72V / ü 300 Fl. 99, Poln. Bank-Cert. Litt.il. 30 Fl. 5pc. 84'/,, Bank-Ccrt. zinöl. 13V, H-ss- Präm.-Sch. ä 40 Thlr. 25'/„ Neue bad. Anl. ü 35 Fl. 15. Verantwortliche Rcdaction: vr. M. Kaiser» Druck und-Verlag von M. M. Broekhaus in Leipzig»