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1. Januar 1849 Montag DEsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zur über Das Zn den v. Vincke-Jung'schen Händeln werden Erläuterungen mitgetheilt- Ucber Wien dauert noch der Belagerungszustand; auch hegt man fortwährend örtliche Besorgnisse. Ein 6. Bulletin von den kaiserl. österrei chischen Truppen in Ungarn meldet den Entsatz der Festung Arad und andere gewonnene Vorthcile. Aus den Stürmen des ablaufenden Jahres tritt Oesterreich, von welchem die Zukunft deutscher Entwickelung nicht getrennt werden kann, wie in eherner Verjüngung in eine neue Aera hinüber. AuS England behalten die Nachrichten den Charakter, den sie unter gewöhn lichen Umständen in dieser Saison der Weihnachtsfreuden besitzen. Bon Paris wird die Abreise Fr. v. Raumer's gemeldet, ohne daß er sich als Gesandter der deutschen Centralgewalt habe geltend machen können. Mit England ist eine Verabredung über Vereinigung einer ansehnli chen combinirten französisch-englischen Seemacht vor Civitavecchia und Ancona getroffen worden. Die Nationalversammlung hat die finan ziell wichtige Herabsetzung der Salzsteuer.auf den dritten Theil vom 1. Jan. 1819 an gegen den Wunsch des Finanzministers, obgleich mit der geringen Mehrheit von 9 Stimmen votirt, nachdem die durch De kret der provisorischen Regierung bestimmte Aufhebung der Salzsteuer vorher annullirt worden war. Von Toulon aus verbreiten sich neue Gerüchte von bevorstehender Ankunft des Papstes. Prei« für das Biertel jahr 2 Thlr. — InsertionSgebühr für den Raum einer Zeil« L Ngr. Leipzig. ' Die ZeilUNg erscheint täglich. Zu beziehen durch alle , Postämter des Zn- und Auslandes. Deutschland. — jseipfia, 31. Dec. Die europäische Welt beendet heute ein Jahr, das für sich allein die große Zahl der ihm vorausgcgangencn gesegneten Friedcnsjahre gleich einer weiten und tiefen Kluft abgrenzt. Niemand hatte bei dem Beginn desselben eine Ahnung von den Ereig nissen, welche es gebracht hat. Das Augenmerk der größern Staaten war damals fast ohne Ausnahme vorzugsweise der Entwickelung von Handel und Industrie, von Kunst und Wissenschaft, sowie gesellschaft lichen Verbesserungen und Fortschritten mannichfaltiger Art zugcwen- det, und von mehren wurden für diese Zwecke finanzielle Anstrengungen außerordentlicher Art gemacht. Das Studium der Mittel zur Beför derung des Nationalwohlstandes beschäftigte Unausgesetzt die Staats männer, und in den Ländern europäischer Cultur war die Allgemein heit von Bildung und Kenntnissen auf einen Punkt gelangt, der zu keiner Zeit vorher erreicht ward und welchem der Ausspruch huldigt: „Kenntniß ist Macht." Von den Regierungen ließ sich ferner nicht behaupten, daß sie im Allgemeinen die Federungen des Zeitalters nicht bis zu einem gewissen Grade erkannt und auch begünstigt hätten. Mein es geschah nicht in der sichern und durch sich selbst befriedigenden Weise, welche sich ganz natürlich aus der Anerkennung des Princips ergeben haben würde, das als Grundlage der neuen Richtung der gesellschaftlichen und politischen Entwickelungen der christlich-europäischen und christ lichen Welt überhaupt, gleichwol kein Geheimniß mehr war. Be rühmte Lehrer der Staatswissenschaftcn haben dasselbe längst als das demokratische Princip namhaft gemacht. Vor 20 Jahren schon wies z. B. Zachariä (in seinen Abhandlungen) die demokratische Richtung in der Weise nach, wie die europäischen Regierungen selbst das Vermögen der Nation und das eigne bcwirthschaftctcn und zu bcwirthschaftcn sich bestrebten, was nothwendig eine Gesetzgebung gleicher Tendenz im öko-' nomischcn Gebiete der Staaten mit sich brachte. Gleichwol entsprach dem in weiten Ländcrgebieten nicht die Gesetzgebung für andere Seiten der gesellschaftlichen Zustände, wo man zum Theil ganz entgegengesetzte Grundsätze fest zu halten sich befleißigte. Beide Richtungen brachten daher, anstatt die Kräfte der Gesellschaft für das Gemeinwohl zu ver einigen, einen Widerstreit von Interessen hervor, welcher sich in einer weit verbreiteten Unzufriedenheit der Völker, insbesondere von Mittel europa aussprach. Eine scharf eingreifende Gährung in den Elementen der Gesellschaft war nicht zu verkennen. Wol erkannte Mancher darin, die Vorboten einer näher rückenden wesentlichen Umgestaltung der ge sellschaftlichen und auch der politischen Verhältnisse der europäischen Menschheit; allein wer hätte den Zeitpunkt der Krisis selbst zu be stimmen vermocht, deren vereinzelt sich ankündigcnde Symptome nach ihrem großen Zusammenhänge noch dazu meist verkannt wurden. Die außerordentlichen Begebenheiten des abgelaufenen Jahres erst, wölche daß Innere der Gesellschaft gleichsam bis in seine elementarischcn Bil dungen für das Auge offen legten, haben es möglich gemacht, genauere Rechenschaft davon zu geben. Der letzte Anstoß zu dem gewaltsamen Um schwünge ging abermals von der Seine aus. Paris, der Tyrann jenes Frankreichs, welches die prunkenden Worte eines seiner Schriftsteller durch ch^eipslg, 31. Dec. Ueber die Thätigkeit des Verfassungsausschus ses in Frankfurt a. M. wird heute manches Neue gemeldet. Wenn die Deutsche Zeitung recht berichtet, so hat derselbe auch den Beschluß gefaßt, daß Deutschlands Oberhaupt der Kaiser heißen solle. Im Königreiche Sachsen geschehen jetzt, nachdem die Staatsanwaltc für die verschiedenen Gerichtsbezirke ernannt worden, die letzten Schritte, um das provisorische Strafverfahren mit Dessentlichkeit, Geschworenen und Anklagcproceß für Preß- und.andere näher bezeichnete Vergehen, nach dem Gesetze vom 18. Nov. ins Leben einzuführcn. Einen für seine Zeit unersetzlich zu bezeichnenden Verlust erlitt die Hochschule Leip zig und die gejammte Wissenschaft noch in dem scheidenden Jahre durch den Tod des als Philolog und Vertreter des Humanismus weltberühm ten, als Mensch in der höchsten Achtung stehenden Professor l)r. Gott fried Jakob .Hermann, geb. 1772 zu Leipzig, der heute Morgen nach längerm Krankenlager erfolgt ist. In Baiern dauert die Ungewißheit über den Ersatz des Hrn. v. Lerchenfcld noch fort. Von Darm stadt schreibt man über Vorkehrungen, zu welchen die von Peters burg erfolgte Anzeige von abenteuerlichen Attentaten auf fürstliche Per sonen Anlaß gewesen fei. Was von der Thätigkeit der versam melten Kammern mehrer kleinern deutschen Staaten gemeldet wird, bezieht sich meist auf Finanzangelegenhciten. In Hannover sind die Stände zum 1. Febr. einberufcn worden. Die Nachrichten von po litischen Processen und Verhaftungen aus Preußen setzen sich fort. In Münster ist der gewesene Abgeordnete und Oberlandcsgerichts- director Temme eingczogen und, nach der Kölnischen Zeitung, in Er mangelung von geeignctcrn Gefängnissen im Zuchthaus untcrgebracht worden. Von einer Beendigung des Belagerungszustandes in Berlin ist noch immer Alles still. Indessen wird General Wrangel doch wol nicht hinter deck Verfahren in Spanien zurückstehcn wollen, wo in glei chem Falle bei Corteswahlen für die Dauer derselben der Belagerungs zustand stets aufgehoben wurde. Aus Schlesien wird das Verlan gen nach Gesetzen laut, welche die Bezeichnung des Bodens als freies Eigenthum endlich zur Wahrheit machen möchten. Die im Großherzog- thum Posen vom General Schefer-Bernstein abgesteckte Demarcationslinie soll bereits dieSanction der königl. preußischen Regierung erhalten haben. Großbritannien. Politische Stille. Die Limes über Ungarn. Statistik des Capitals in England. Dänemrak. Flensburger Adresse. Schweden und Norwegen. Das norwegische Morgenblad Schleswigs Abtrennung von Dänemark. Postgesetz. Neue Batterie, kongsberger Silberbcrgwerk. Handel und Industrie. «eb-rbli». Deutschland. —Leipzig. Die Bewegung des Kahres 1818. /^Frank furt a. M. Zur Ob-rhauptsfrage. Das Finanzwesen. Frankfurt a. M. Beschluß des VerfassungsauSschuffes in Betreff des Reichsoberhaupts. — Baron KudriaffSky. 0 Leipzig. Die Staatsanwaltschaft- Wahlen. «Aus Baiern. Die Ministcrkrisis. München. Die Berufung der Ab geordneten. Die Reichsgesetze. Der Reichsbote und die Neue Münchner Leitung. — Die Allgemeine Zeitung über den Rücktritt Lerchrnfeld's. Hannover. Einberufung der Stände. Karlsruhe. Die Finanzen. Darm stadt. Alarm. «Altenburg. Landtag. Schleswig. Die Stände. Die Truppen. — General Oxholm. Die Postverbindung. Mreutzrn. Herlin. Hr. Jung und Hr. v. Bincke. Hr. v. Koscielsky und Hr. v. VoigtS-Rhetz. Hr. Jung. — Die Titulaturen. — Die Stadt- verordneten Berlins. — Conditor Karbe in Berlin verhaftet. * Aus Schlesien. Die Ablösungsfrage. Erkürt. Die Ereignisse am 21. Nov. Der Proccß. — Verhaftung des Oberlandesgerichtsdirectors Temme in Münster. — Landrath Bauer in Krotoschin. Bromberg. Die Demar kation. . Desterreich. Wien. Der Carncval. Hr. v. Schmerling. Salzburg. Kund machung. — Die Rcorganissrung der Gerichte. DaS Postdepartement. Das Zollwesen. — Das sechste Armecbulletin. — Das Verwaltungsjahr 1818. «Prag. Großfürst Konstantin. Erzherzog Wilhelm. Die Ver waltung der Provinzen. Die Associationen! Congreß der Slowanska Lipa- Vereine. Der Deutsche Verein. Die Jsraelitcngemcinde. Neuwahl. Von der russischen Grenze. Die Grenzsperre. Triest. Schiffbruch. Italien, kom. Die Giunta. Frankreich- Nationalversammlung, Salzsteuer. Das diplomatische Corps beim Präsidenten. Convention zwischen England und Frankreich. Der neue Gesandte in Berlin. Hr. v. Raumer. Enquete über den Religions unterricht. Unruhen in Amiens. Sympathien für den Prinzen Joinville. Der Papst. Hr. Guizot. Tagesbefehl des Generals Magnan.