Mit siebzehn Jahren hatte Felix Mendelssohn Bartholdy seine Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum" geschrieben, siebzehn Jahre später machte er sich an die Niederschrift der kompletten Schauspielmusik. Den Auf trag dafür erhielt der im Rang eines Generalmusikdirek tors in Berlin stehende Mendelssohn durch den Preußen könig Friedrich Wilhelm IV. Die mit viel Begeisterung auf genommene Uraufführung fand im Oktober 1843 in Pots dam statt, kurze Zeit später wurde das Werk im König lichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt aufgeführt. Fanny Hensel, die Schwester des Komponisten, schrieb über ihre Eindrücke an ihre Schwester Rebecka Dirichlet: „Das Schönste aber im ganzen Stück, das einzige, was mir beim Lesen niemals einen so ergreifenden Eindruck ge macht hatte, ist die letzte Szene, nachdem der Hof sich mit dem prächtigen Hochzeitsmarsch entfernt hat, der nu-n immer leiser und ferner wird und plötzlich in das Thema der Ouvertüre fällt, während zugleich Puck und die Elfen wieder den leeren Raum betreten — ich sage Dir, das ist zum Heulen schön." Mendelssohn ist es hervorragend ge lungen, den Ton der früh vollendeten Ouvertüre wieder aufzugreifen und in der gesamten Schauspielmusik weiter zuführen. Letztere wird freilich heute kaum noch aufge führt, nur bestimmte Instrumentalstücke haben sich neben der Ouvertüre im Repertoire der Orchester erhalten. Die Einleitung führt sofort in die Welt der Feen und Elfen aus Oberons Zauberreich, daneben hört man das derb-komi sche Rüpelspiel. Wenn Oberon die beiden Paare auf grund von Pucks Fehlgriff mit dem Zaubersaft in tiefen Schlaf versenkt, erklingt das Ruhe und Frieden verkün dende Notturno. Konflikte, die mit dieser Tat Pucks zu tun haben, kündigen sich bereits im Scherzo an, das in der Gesamtaufführung nach dem 1. Akt zu erklingen hatte. Die tatsächliche Lösung der Konflikte und die letztendliche Zusammenführung der richtigen Paare verkündet der ab schließende Hochzeitsmarsch. Die Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum" von Shakespeare hat nicht nur den Ruhm Mendelssohns ge festigt, sondern hat zugleich dem Schauspiel einen festen Platz auf deutschen Bühnen gesichert. Aus dem Gesamtschaffen Carl Maria von Webers ragen die zwei Klarinettenkonzerte aufgrund ihres volkstümlichen Tons besonders hervor. Beide sind 1811 entstanden und von dem Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann, mit dem Weber befreundet war, uraufgeführt worden. Weber hatte ihn 1811 an seinem damaligen Wirkungsort München ken nengelernt und im gleichen Jahr eine Konzertreise mit ihm unternommen. Das 2. Klarinettenkonzert Es-Dur op. 74 darf man sicher als das reifste Werk aus dieser gemeinsamen Beschäfti gung betrachten; es ist besonders virtuos angelegt und zugleich musikalisch-handwerklich ausgefeilter als das erste Konzert. Eine ausgedehnte Orchestereinleitung stellt die Haupt themen vor — von kräftigerem Zuschnitt das erste, lyrisch das zweite. Die Verarbeitung der Themen und das Wech selspiel von Solist und Orchester erfolgt im wesentlichen nach klassischen Mustern; ein kurz vor der Reprise ein gefügtes drittes Thema erhält nur beiläufig Gewicht. Der langsame Satz in g-Moll ist mit „Romanze" über schrieben, obwohl eher düstere denn romanzenhafte Stimmung vorzuherrschen scheint. Ein Zwischenspiel des Orchesters hellt diese Stimmung etwas auf. Fast wie ein Opernrezitativ wirkt der Mittelteil, ehe sich der Bogen zum düsteren Anfang schließt. Im Finale findet sich genügend Raum für den virtuosen Solisten. Weber kleidet es in das Gewand einer Polonaise und gibt ihr von Anfang an komplizierte rhythmische Struk turen bei. Dr. sc. Klaus Mehner