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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: -andtagtbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Ä S. Staatsschulden und der K. Alters- und LandeSkulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes- Brandversicherungsanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen aus den K. S. Staatssorstrevieren. Nr. 284. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Donnerstag, 7. Dezember abends 1916. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße IS, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 212S5, Schriftleitung Nr. 14 574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungstelle SS Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raqm im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 160 Pf. Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Lie kurz vor Beginn des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Bukarest, Ploesti und Sinaia siud von den deutschen Md österreichisch-nngarischen Truppen genommen worden. * Im Bazkatal und nordwestlich von TooS-Mezö wurden den Rumänen wichtige Stützpunkte entrissen. In den letzten Wochen sind von den deutschen Unter seebooten im nördlichen Eismeer sechzehn mit Munition beladene Dampfer versenkt worben, die für Rußland be stimmt waren. Se. Majestät der Kaiser hat am S. d. M. das vom Bundesrat und vom Reichstag angenommene Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst Allerhöchst vollzogen. * Lloyd George ist vom König von England mit der Bildung eines nationalen Ministeriums beauftragt worden. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Lehrer Hofrat Prof. Paul Naumann bei der Kunst gewerbeschule au- Anlaß seines Übertritts in den Ruhe» stand die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Schutzmann Görner in Sosa die Friedrich August- Medaille in Silber mit der Spange zu verleihen. lFortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Der Dobrudscha-Feldzug. ii. Der Durchbruch. Aus dem Hauptquartier des Geueralfeldmarschalls v. Mackensen erhalten wir folgende Zuschrift: Der Flügelschlag des siegreichen Berfolgungskampfes ist wie alles Irdische durch materielle Sorgen beschwert. Der Ungestüm der vorwärts drängenden Menschen ent fernt sich immer weiter von den Vorratskammern, aus denen eine Armee täglich mit Nahrung und Eisen ge speist werden muß. Wenn der Nachschub dieses Betriebs stoffes unter den schwierigsten Verhältnissen leidet, wie sie auf dem Kriegsschauplatz hier in ungewöhnlichem Maße vorhanden sind, bleibt nichts übrig, als sich durch Sammellager den Rückhalt für neue Taten zu schaffen. Kein Wagnis ist zu groß, wenn sein Gelingen nur von der Fähigkeit der Truppe abhängt; es an Zufälligkeiten ausreichenden Nachschubs zu ketten, wäre der Keim des Verhängnisses. Schon bei den Vormärschen in Galizien, Polen, Serbien hatte sich ein gewisser Rhythmus der Vorwärtsbewegung heransgebildet. Ans mehrtägige An griffsgefechte folgten Pausen, in denen das Netz der Nachfuhr in Ordnung gebracht, unterdessen die feindliche Stellung erkundet und die eigene Gruppierung ihr an gepaßt wurde. Erst die spätere Geschichtsschreibung wird ein getreues Md der Nachschubschwierigkeiten zeichnen können, mit denen eine größere Armee in diesem unentwickelten Lande zu kämpfen hatte. Der vorübergehende Stillstand unseres Vormarsches hatte den hoffnungsbereiten Gegner zu dem frohen Glauben verleitet, daß sich unsere Truppen nicht die Kraft zumaßen, die befestigte Gsenbahnlinie Constanza— Cernavoda in ihre Hand zu bekommen. Die Verbands presse vergaß rasch die soeben erlittene Niederlage und ubelte. Die rumänischen und russischen Divisionen hatten ich von ihrem Schrecken erholt und unternahmen mit Ver- tärkungen in ständig wiederholten Angriffen den Versuch, ihrerseits die Offensive wieder aufzunehmen. Sie wurden an allen Stellen unserer schnell befestigten Front mit schweren Verlusten immer wieder abgewiesen. Die Schwä chung, die sie sich auf diese Weise selbst bereiteten, konnte unserer Führung nur erwünscht sein. Die Vorbereitungen für den geplanten Durchbruch wurden in gewohnter Sorgfalt getroffen. Vor dem Stütz punkt Cobadinu wurden bewährte bulgarische Regimenter, gegenüber dem starken Bollwerk Topraisar eine neu ein getroffene deutsche Division zusammen mn der Brigade B. eingesetzt. Land- und Seeflieger überwachten in unermüd lichem Pflichteifer den feindlichen Aufmarsch, sie störten dnrch fast tägliche Bombenwürfe und Maschinengewehr feuer den Truppen- und Materialienverkehr über die Brücke bei Cernavoda, die Truppenausladungen im Hafen von Constanza und griffen mit guten Erfolgen die Biwaks und Munitionslager an. Die Nachricht von dem stellenweisen Ausbruch der Cholera in feindlichen Quartieren gab zu vor beugenden Maßnahmen Anlaß. Deutsche Unterseeboote hielten sich bereit, unsere rechte Flanke von See aus zu decken. In mehrlinigen, weit ausgedehnten, schon in Friedens zeiten mit allen Befestigungsmitteln ausgebauten Stel lungen stand ein an Zahl erheblicher Feind gegenüber. Auf einer Front von etwa 70 km waren vier voll aufgefüllte rumänische, zwei russische, eine serbische Division, ferner eine russische Kavalleriedivision und eine rumänische Ka valleriebrigade teils vorne, teils in Reserve in gefechtsbereiter Verteidigung. Eine weitere russische Schützendivision und ein weiteres russisches Armeekorps trafen kurz vor dem Durchbruchstag im Kampfgebiet ein. Ernste, harte Tage standen bevor. Aber mit sicherer Zuversicht legten die verbündeten Truppen ihr Schicksal in die Hände ihres be geistert verehrten, sieggewohnten Führers. In der Anlage und genauesten Vorbereitung war alles Erdenkliche ge schehen. So konnte auch die Führung mit gutem Mute hoffen, daß die Durchführung der Befehle den Erfolg er zwingen würde. Am Morgen des 19. Oktober wirbelten im klaren Herbstlicht auf der ganzen Front die schweren Eisenschlägel zum Sturm. Der Feind war zunächst aus seinen teilweise erst in letzter Zeit mit Draht umsponnenen Vorstellungen zu werfen. Der Angriffsbefehl forderte den Vormarsch auf der ganzen Linie. Von einer kleinen Anhöhe, die einen weiten Überblick über die Ebene gewährte, leitete General feldmarschall v. Mackensen mit seinem Generalsstabschef, General Tappen, die Kampfhandlung. Auf dem rechten Flügel führte die bulgarische Kavallene, die sich schon auf dem Vormarsch bewundernswert geschlagen hatte, ihre Auf gabe schneidig durch. Auch auf der übrigen bulgarischen Front arbeitete sich die Infanterie todesmutig an die feind lichen Gräben heran. Der bulgarische Kronprinz weilte unter seinen Soldaten, ein Vorbild hingehendster Pflicht erfüllung. Die türkischen Divisionen, denen Russen gegen überstanden, gingen in guter Ordnung, wie auf dein Exer zierplatz, vor. Sie stürmten noch am ersten Tage die feind lichen Stellungen, machten 1500 Gefangene und erbeuteten zwei Geschütze sowie mehrere Maschinengewehre. Die schwerste Aufgabe fiel einer deutschen Division zu, die gegen Topraisar angesetzt war. Die rumänischen Stel lungen waren vor dem Dorfe, teilweise tief einzementiert, wie ein Spinnennetz ausgebreitet und mit starken Kräften besetzt. Das konzentrische schwere Artilleriefeuer, das auf den Gräben und Zugangswegen lag, konnte naturgemäß nur gegen einen Teil der weitverzweigten Anlagen wirken. Der Jnfanterieangriff hatte vor der feindlichen Stellung kilometerweit flachen, steppenartigen Boden zu überwinden. Es war somit dein Teil der feindlichen Verteidigungswerke, der von unserer Artillerie nicht gefaßt war, ein leichtes, sich der ungedeckt nähernden Schützen zu erwehren. Zweieinhalb Tage hat ein pommersches Reserveregiment hier dem Feuer hagel des verschanzten Gegners getrotzt und ihm mit zähester Verbissenheit >m schrittweisen Vorrücken die Vorstellung und dann die Hauptbefestigungen entrissen. Der gefeierte Sturm bei St. Privat hat hier feine Auferstehung gefunden. Das Gelände war hier bei Topraisar freilich noch ungün stiger als dort, die Verteidigungskraft des Feindes durch die neuzeitliche Technik verstärkt. Nachts arbeiten sich die Kompanien an die Hindernisse heran. Sie versuchen, Sturmgassen in die Drahtverhaue zu schneiden. Der Gegner bemerkt die Annäherung und streut die Feuer garben über den Boden hin. Von den 24 Mann einer vor geschobenen Offizierspatrouille bleiben drei Mann übrig. Es sind Stunden höchster Nervenanspannung. Der Tag bricht an. Die vordersten Schützen krallen sich regungslos in der schwarzen Erde fest. Das Feuer flutet über sie hinweg. Sie können nicht vorwärts, nicht rückwärts. An Munitions nachschub und Nahrung ist nicht zu denken. Aber dem Feind steckt ihre sprungbereite Nähe lähmend in den Gliedern. Am dritten Vormittag wird das Dorf von den Nachbar regimentern im Osten umfaßt. Zwei Kompanien sind schon im östlichen Dorfrand. Da bricht die feindliche Mauer zusammen. Erst laufen einzelne weg, dann kriechen ganze Gruppen aus den Gräben, schließlich reißt alles aus, was Beine hat. Nun springen die Pommern auf, durchschneiden den Draht und nehmen die Verfolgung auf. Ein gestriegel ter rumänischer Offizier in lackierter Eleganz wird von dem gedeckten Tisch eines tiefgelegenen Unterstandes hervor geholt. Die Gefangenen berichten von der verheerenden Wirkung unserer Granaten. In den Gräben laufen mit irren Blicken Rumänen auf und ab, die den Verstand ver loren haben. Unsere Artillerie fährt vor. Dünne deutsche Schützen ketten treiben den geschlagenen Feind vor sich her, der in etwa 20 Linien, dicht wie ein Ameisenhaufen, kopflos vor ihnen flüchtet, Artillerie und Bagage zwischen den Reihen. Seine Verluste sind in dem übersichtlichen Gelände überaus schwer. Was nicht mitkommt, wird im Stich gelassen. Plötzlich stockt das fliehende Heer. Am Horizont taucht russische Kavallerie auf. Sie haut auf die Ausreißer ein und will sie zurücktreiben. Aber die Äugeln unserer Mus ketiere haben mehr Gewalt über ihre Seelen als die Kosaken peitschen. Nach einem kurzen, hilflosen Zaudern geraten die Massen wieder in Fluß, und die feindliche Kavallerie hat ein Einsehen und kneift mit ihnen aus. Unter den 3300 Gefangenen der ersten beiden Tage waren 3000 Russen. Die Rumänen ließen sich lieber auf der Flucht aus nächster Nähe erschießen, als daß sie sich er gaben. Man hatte ihnen erzählt, daß sie in der Gefangen schaft grausam umkämen. Die rumänische Heeresleitung hat dnrch diese Schauermärchen selbst verschuldet, daß die Niederlage ihrer Tobrudscha-Armee zu einem so blutigen Aderlaß am rumänischen Volke wurde. Auffällig ist ferner, daß sich unter den Gefangenen nur zwei Offiziere befanden. Es werden durch diese Tatsache die Aussagen ihrer Sol daten bestätigt, daß sich die vor dem Krieg so ruhmredigen Offiziere während des Kampfes bescheiden im Hintergrund hielten und die Kompanien durch Feldwebel oder Unter offiziere befehligen ließen. Toch als es nach rückwärts ging, waren sie die Vordersten. Der Krieg. Zur Lage. Der deutsche Kaiser im österreichisch-ungarischen Hauptquartier. Se. K. und K. apostolische Majestät Kaiser und König Karl stattete gestern in Begleitung Sr. K. nnd K. Hoheit des Felomarschalls Erzherzog Friedrich und des Chefs des Generalstabes Feldmarschalls Frhrn. Conrad v. Hötzendorff Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser den ersten Besuch als Herrscher der verbündeten Monarchie im deutschen Großen Hauptquartier ab und verweilte dort bis zum Abend. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, begleitet von seinem Generalstabschef Generalfeldmarschall v. Beneckendorff und Hindenburg, erwiderte den Besuch des hohen Verbündeten heute beim österreichisch-ungari schen Armeeoberkommando. Se. apostolische Majestät verlieh dem Deutschen Kaiser das Militär-Berdienstkreuz 1. Klasse mit der Kriegsdekoration und Allerhöchstdie'er seinem hohen Verbündeten das Eichenlaub zum kour le merite. Erhöhung der Reichsmiudestsätze der Krieger- FamUienunlerstützungeu. (lU. 3.) Der Bundesrat hat beschlossen, die Reichs mindestsätze der Krieger-Familienunterstützungen vorläufig bis zum April 1917 zu erhöhen. Danach s ll jede Ehe srau monatlich wenigstens 20 M., jeder sonstige Berech- ticte. besonders also Kinder, 10 M. erhalten. In Sachsen sind die Unters ützungssätze längst fast« snahmslos wesent lich höher, auch als die jetzt erhöhte' Mindestsätze, sodaß sich diese Erhöhung zunächst nur für diejenigen bemerkbar machen wird, die bisher nur die Reichsunterstützung er halten haben. Wohl aber steht allen unterstützten Krieger- ngehörigen eine besondere Weihnachtsgabe in Anssicht. Die Erhöhungsbeträae ans die Monate November nnd Te ember 1916 sollen nämlich noch nachträglich allen Angehörigen als eine außerordentliche Weihnachtsgabe zusammen mit der zweiten Dezemberrate a> sgezahlt wercen; es sind das also für jede Ehefrau 10 M., für jedes Kind oder anderen Angehörigen, der schon Unter stützung erhält, 5 M. Dieser Betrag wird in Sachsen ohne Rücksicht darauf ausgezallt werden, daß hier die Unterstützungsätze tishcr schon höher waren. Endlich bringt der Be chli ß des Bundesrats noch eine sehr er freuliche Verbesserung, die einen manchmal beklagten Miß stand beseitigen wird: die Familien der ans dem Heere entlassenen M mnschafteu erhalten nach dem Tage der Entlassung noch eine Halbmonatsrate als außerordentliche Unterstützung. Damit wird die Spanne ausgefüllt, die oft zwischen der letzten Unterstützung und der ersten Lohn zahlung lag. Die Beschwerde der belgischen Regierung wegen der Verbringung belgischer Nrb i1»loser nach Deutschland. Hierzu schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Die belgi che Regierung hat durch die mit der Ver tretung der belgischen Interessen in Deutschland betraute panische Botschaft in Berlar wegen tur Verbringung belgischer Arbeitsloser nach Deutschland und ihrer zwangs weisen Heranziehung zur Arbeit Beschwerde erheben