Volltext Seite (XML)
7. ZYKLUS-KONZERT BACH - HÄNDEL Festsaal des Kulturpalastes Dresden Mittwoch, den 27. Februar 1985, 20.00 Uhr Donnerstag, den 28. Februar 1985, 20.00 Uhr dresdner obiilbiQnnoorniei Dirigent: Jiri Belohlävek, CSSR Solistin: Zuzana Rüzickovd, CSSR, Cembalo Wilhelm Friedemann Bach 1710-1784 Arthur Honegger 1892—1955 Johann Sebastian Bach 1685-1750 Johann Sebastian Bach Sinfonia d-Moll Adagio Fuga (Allegro e forte) Prelude — Arioso — Fughette sur le nom de BACH für Streichorchester Choralvorspiele „Schmücke dich, o liebe Seele" und „Komm Gott, Schöpfer, Heiliger Geist" - für Orchester bearbeitet von Arnold Schönberg Erstaufführung PAUSE Konzert für Cembalo und Streichorchester' d-Moll BWV 1052 Allegro Adagio Allegro JIRI BELOHLÄVEK wurde 1946 in Prag geboren. 1960 bis 1966 studierte er am Prager Konservatorium die Fächer Violoncello und Dirigieren, 1966—1972 Dirigie ren bei den Professoren B. Liska, A. Klima und R. Brock an der Akademie der Musischen Künste in Prag. 1968 und 1969 nahm er an Dirigentenkursen Sergiu Celibi- daches in Stockholm teil. 1970 gewann er den 1. Preis in einem nationalen Wettbewerb junger tschechischer Dirigenten, 1971 den 5. Platz beim Internationalen Karajan-Wettbewerb in Westberlin. 1967 bis 1972 war er Leiter des Kammerensembles Orchestra Puellarum Pragensis; 1972—1978 wirkte er als Dirigent der Staat lichen Philharmonie Brno. Seit 1977 ist Jiri' Belohlävek Chefdirigent der Prager Sinfoniker (FOK). Er dirigierte alle führenden Orchester seines Heimatlandes und ga stierte u. a. in der UdSSR, VR Polen, DDR, BRD, in den USA, in Österreich, Schweden, Norwegen, Japan, Finnland, Frankreich, Belgien, Großbritannien, in der Ungarischen VR und in der SR Rumänien. Bei der Dresdner Philharmonie ist der Künstler seit 1975 stän diger Gast. Johann Sebastian Bach Suite Nr. 3 D-Dur BWV 1068 Ouvertüre Air Gavotte I und II Bourree Gigue ZUZANA RÜZICKOVA erhielt ihre musikalische Aus bildung durch Professor Rauch und Dr. Kedba an der Prager Musikhochschule. Ihre internationale Laufbahn begann nach einem überlegenen Sieg im Rundfunk wettbewerb München 1956. Seither bereiste die Künst lerin ganz Europa, und ihre Erfolge begründeten ihren Ruf als eine der besten gegenwärtig wirkenden Cem- balistinnen. Sie tritt als Solistin mit den bekanntesten Kammerorchestern auf, ist begehrte Interpretin bei internationalen Musikfesten und widmet sich darüber hinaus dem kammermusikalischen Spiel, so zum Bei spiel als Mitglied der Prager Kammer-Solisten, einer Vereinigung, die sie 1961 ins Leben rief, oder als Duo-Partnerin des Geigers Josef Suk und anderer Solisten. Schall plattenfirmen und Rundfunkstationen verpflichteten die seit langem auch in der DDR be kannte Künstlerin zu Aufnahmen, die ihr mehrfach erste Preise eintrugen. Neben ihrer vielseitigen Kon zerttätigkeit setzt sie sich als Pädagogin in Prag und Bratislava sowie zu Meisterkursen in Zürich auch in tensiv für die Heranbildung des künstlerischen Nach wuchses ein. Für ihre hervorragenden Interpretationen wurde Zuzana Rüzickovd 1969 der Ehrentitel „Verdien te Künstlerin der CSSR" verliehen, erhielt sie 1970 den Preis des Tschechischen Musikfonds und 1971 den Kle- ment-Gottwald-Staatspreis. Bei unserem Orchester gastierte sie erstmals im Jahre 1963. ZUR EINFÜHRUNG Ausschließlich Musik nach, über, für, mit und von Johann Sebastian Bach bestimmt das Pro gramm des siebenten der Jubiläumskonzerte. Nach Bach. Wilhelm Friedemann Bach, der älteste und wohl genialste Sohn Johann Se bastian Bachs, wirkte 13 Jahre (von 1733 bis 1746) in Dresden. Hier trat er als 23jähriger seine erste Stellung als Organist an der Sil bermannorgel der Sophienkirche an, nach dem er von seinem Vater im Orgel- und Kla vierspiel ausgebildet worden war und an der Leipziger Universität Rechtswissenschaft, Phi losophie und Mathematik studiert hatte. Schon vor der Annahme des Dresdner Amtes war Friedemann Bach öfter zusammen mit seinem Vater in dieser Stadt gewesen, u. a. zur Erstaufführung von Johann Adolf Hasses Oper „Cleofide" am 13. September 1731 und zum Orgelkonzert des Vaters, das am fol genden Tage in der Sophienkirche stattfand. In der Dresdner Zeit stand er auch in Verbin dung mit dem Musikleben des Hofes, hatte Zutritt zur Hofmusik, pflegte mit berühmten Dresdner Meistern wie Hasse, Pisendel und S. L. Weiß Umgang und empfing namentlich durch die von Hasse geleitete Hofoper zahl reiche Anregungen. Seine Pflichten an der Sophienkirche waren relativ gering, und es entstanden viele seiner besten Kompositio nen, vor allem Instrumentalwerke: Sinfonien, Konzerte, Klavierwerke, in Dresden. Nur ein einziges festes Amt (als Organist der Lieb frauenkirche und „Director musices" in Halle) hatte Friedemann Bach nach der 1746 nieder gelegten Dresdner Stellung noch inne, ehe er als freischaffender Künstler in den letzten 20 Jahren seines Lebens — nicht zu voller künst lerischer Reife gelangend — immer mehr in wirtschaftliche Not und innere Haltlosigkeit geriet. Das Unglück dieses „zwischen den Zei ten" stehenden Komponisten war es (neben seinem zweifellos schwierigen, zwiespältigen und zerrissenen Charakter), daß die sozialen Voraussetzungen für ein ihm als Ideal vor schwebendes „freies Künstlertum" in der im Entstehen begriffenen bürgerlichen Gesell schaft seiner Zeit noch nicht gegeben waren. Auch Friedemann Bachs zum Teil hochbedeu tende kompositorische Werke weisen in star kem Maße Merkmale einer Übergangsperi ode, des Übergangs vom barocken Stil zum neuen Stil der sogenannten „Empfindsamkeit" auf; in vielen von ihnen spiegelt sich bereits deutlich der neue „Sturm-und-Drang"-Geist mit seiner Hochspannung der Gefühle. In der barocken Musik bedeutet „Sinfonia" nicht zyklische Orchesterkomposition im klas sischen und romantischen Sinne, sondern ein Vorspiel zur Oper oder Kantate. So ist auch die Sinfonia d-Moll für zwei Flöten und Streichorchester als Vorspiel zu einer Kan tate zum Geburtstag Königs Friedrich II. kom poniert. Es ist die einzige erhaltene von neun Sinfonien Wilhelm Friedemann Bachs. hören hier eigentlich eine große Orchester^^B mit Präludium, angelehnt noch an den stren gen Stil des Vaters Bach, dabei aber ein Werk, das in seiner dunklen Stimmung gefühlsstar ken Ausdruck vermittelt. Zu den wuchtig in Oktaven oder absteigenden Tonleitern ge führten Bässen und den erregten Sechzehntel- Figuren der Streicher kontrastiert im Adagio wirkungsvoll die getragene Flötenmelodie. Die ausschließlich den Streichern vorbehal tene Fuge ist vierstimmig gearbeitet. Das eigenwillige Thema mit verminderten Sept- und Quintschritten wird zu einer Musik groß artig-erhabenen Charakters verdichtet. über BACH, f ü r Bach. Der Schweizer Komponist Arthur Honeg ger wurde 1892 in Le Havre geboren. 1909 bis 1910 besuchte er in Zürich, woher seine El tern stammten, das Konservatorium. 1911 bis 1913 wurde die musikalische Ausbildung in Paris (u. a. bei Vincent d'lndy) fortgesetzt. In der französischen Hauptstadt schloß sich Honegger vorübergehend der Komponisten gruppe der „Six" an. Er wirkte als Dirigent^md Klavierbegleiter, trat später auch als Kr^B hervor und wurde Lehrer für Kompositen. Aufschlußreich ist sein 1951 erschienenes Buch „Je suis compositeur" („Ich bin Komponist"). Honegger starb 1955 in seiner französischen Wahlheimat, in Paris. International bekannt wurde er 1921 mit sei nem szenischen Oratorium „König David" (das bei der Dresdner Philharmonie vor drei Jahren in der Reihe der Außerordentlichen Konzerte zuletzt zu hören war). Der Kompo nist—eine der bedeutendsten Erscheinungen des 20. Jahrhunderts — hat sich in seinem Schaffen vielen Genres zugewandt. Neben Sin fonien und anderen sinfonischen Werken,