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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. getttoetj« Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der N. S. Staatsschulden und der K. Alters- und LandeSlulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandvcrficherungSanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen aus den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 254. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Mittwoch, 1. November abends ! 1 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Poftanstalten S Marl 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktag». — Fernsprecher: Geschäftsstelle Rr.21285,SchristlritungNr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Anlündigungsteile SO Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Ps Preisermäßigung aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Tie kurz vor Beg!»« des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich ans Seite8 dieser Ausgabe. * Tas Unterseeboot „O SS" ist von seiner Unternehmung über den Atlantischen Ozcan wohlbehalten in die Heimat zmiiklgekehrt. Seit dem 1V. Oktober hat die Armee des Generals v. Falkenhahn 151 Offiziere, VS2« Mann zu Gefangenen gemacht und außer vielem SriegSgerSt 37 Geschütze, 47 Maschinengewehre und eine Fahne erbeutet. * Auf dem Ostufer der Rurajowka nahmen ottomanische Truppen im Sturm Vorstellungen des Feindes nordwest lich von Molochow; weiter südlich bemächtigten sich deut sche Regimenter wichtiger Höhenstellungen. * Rach dem „ProgröS de Lyon" soll Bnkarest vollstän dig geräumt sein. Tie Einwohner flohen nach Jassy. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hanses. Se. Majestät der König haben den nachgenannten, dem Hofstaate Ihrer Königs. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogs und Herzogin zu Sachsen, angehörigen Personen Allerhöchste Aus- Zeichnungen Allerguädigst zu verleihen geruht, und zwar: dem Hofmarschall Frhrn. v. Berlepsch das Komtur kreuz 2. Klasse des Albrechtsordens, der Hofdame Fräulein von Schönberg.Rothschönberg den Maria Anna- Orden 2. Klasse, dem Garderobier Fischer das Ehren kreuz, dem Kammerlakai Sonntag die Friedrich August- Medaille in Silber und dem Oberhofsekretär Renner Titel und Rang als Kanzleirat. Ministerium der Justiz. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Gerichtsassessoren vr. Bretschneider in Scheiben- berg nnd Rompano in Pirna zu Amtsrichtern, vr. Bret schneider bei dem Amtsgerichte Scheibenberg, Rompano bei dem Amtsgerichte Pirna, zu ernennen. Hortßtzung de» amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. <ii. A.) St. Majestät der König traf vorgestern früh in Kowno ein; auf dem Bahnhofe hatten Mann schaften sächsischer Staatsangehörigkeit und sächsische Sisenbahnbeamte Aufstellung genommen, die von ihrem Landesherrn huldreichst ins Gespräch gezogen wurden. Nach Besteigung des Rapoleonhügels wurden Befestigungs anlagen besichtigt, worauf Se. Majestät im Gelände Borträge eines Generalstabsoffiziers und des Artillerie offiziers vom Platze über die Einnahme der Festung im August 1S15 hörte. Am späteren Nachmittag fand Sich Se. Majestät wieder auf dem Bahnhofe ein, um die Weiterreise anzutreten. (L. A.) Se. Majestät der König traf gestern früh nach zwölfstündigcr Eisenbahnfahrt in Libau ein. Es wurden zunächst Befestigungsanlagen besichtigt, wobei ein Bortrag über die Einnahme der Festung gehalten wurde. Alsdann hörte Se. Majestät einen weiteren Bortrag über die wirtschaftlichen Verhältnisse in Kurland und Litauen. Keldkriegsschulen und Rekrutendepots sowie Marincanlagen wurden im Tienstbetriebe gezeigt. Tie verschiedenen Vor führungen sowie eine Aufstellung im ehemaligen russischen Marinckasino boten Sr. Majestät Gelegenheit, eine große Anzahl sächsischer Landeskinder zu sehen nnd ins Gespräch zu ziehen. Abends fand ein Zapfenstreich statt. Bom Königlichen Hofe. Tresden, 1. November. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg bereiteten am 30. Oktal er aus Anlaß Höchslihres zehn jährigen Hochzeitstages den Beamten und Dienerschaften der Hofhaltung eine besondere Freude. Die Häuften Herrschaften erschienen gegen Mittag im Saale des Prinzl. Palais, wo das Hofpersonal sich vorher ver sammelt hatte. Se. Königs. Hoheit der Prinz richtete zunächst an dieses Huldvolle Worte der Anerkennung für die bisher geleisteten Dienste und händigte dann einige von Sr. Majestät dem König Allergnädigst verliehene Auszeichnungen aus. Hierauf überreichte Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin einem jeden das Bildnis der Höchsten Herrschaften im Rahmen. Nach Entgegennahme der Glückwünsche und des Dankes des Hofpersonals zogen sich Ihre Königl. Hoheiten zurück. Coronel. Zum zweitenmal jährt sich der Tag von Coronel. Da ist es Ehrenpflicht unseres Volkes, in Dankbarkeit jener Männer zu gedenken, die den ersten wuchtigen Schlag gegen Englands seit mehr als 100 Jahren nicht besiegte Flotte führten und damit die Reihe jener ewig denkwürdigen Ruhmestaten zur See eröffneten. Was in langer harter Friedensarbeit unter voller Einsetzung aller Kräfte und in treuester Pflichterfüllung von Offizieren und Mannschaften unserer Marine unter Leitung ihrer großen Lehrmeister Tirpitz und Köster vorbereitet und gesät war, trug an der chilenischen Küste zum erstenmal goldene Früchte. Bor Coronel erhielt der Gedanke von der Unbesieabarkeit der englischen Flotte seinen Todesstoß. Beim Ausbruch des Krieges waren die Schiffe der ostasiatischcn Station auf das weite Gebiet zwischen den chinesischen Gewässern und der Südsee verteilt. Ihre Lage war gleich zu Anfang äußerst ernst. Ohne jeden Stützpunkt — denn der Fall Tsingtaus konnte nur eine Frage der Zeit sein — stand das Kreuzergeschwader ge wissermaßen in der Luft. Eine solche Lage war aller dings vorausgesehen worden, und die notwendigen Maß- nahmen waren seit langem aufs sorgfältigste durchdacht und vorbereitet worden, sodaß im Augenblick der Kriegs- erklärung jedes Schiff, jeder Offizier und Mann an Bord seine Aufgabe kannte. Kreuzerkrieg mußte die Losung sein, möglichste Schä digung des Feindes unmittelbar nach Ausbruch der Feindseligkeiten, zu einer Zeit, wo unser wohlvorberei teter bis ins kleinste durchdachter Aufmarsch die gewaltige zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners nnd seinen Überfluß an Stützpunkten und Hilfsquellen jeder Art zum Teil wenigstens wettmachen konnte, dann in: weiteren Verlauf Zusammenfassung der Streitkräfte und Schädigung des Feindes im großen und wenn möglich schließlich Anschluß an die Seestreitkräfte der Heimat. In der Tat eine fast übermenschliche Aufgabe in Anbetracht der gewaltigen Ausdehnung des vom Feinde beherrschten Seegebicts, in dem sich die Tätigkeit unserer Kreuzer zunächst abzuspielen hatte, des fast völligen Fehlens von Troß- und Kohlenschiffen, von Signal stationen und all den mannigfachen einem Geschwader fast unentbehrlichen Hilfsmitteln. Aber der Chef unseres Krcuzergeschwaders, Vizeadmiral Graf v. Spee, war der Mann, das scheinbar Unmögliche durchzusetzen. Durch die Welt fliegt die überraschende Kunde von dem Auftreten der „Scharnhorst" und „Gneisenau" vor Tahiti, Papete wird bombardiert, das französische Kanonenboot „Zeläer" versenkt, die Zerstörung des kanadisch-australischen Kabels wird berichtet, Reuter meldet die Namen von versenkten britischen Handelsschiffen, die der „Leipzig" und „Nürnberg" zum Opfer fielen. Der Kreuzerkrieg ist in voller Tätigkeit. Tann wochenlanges Schweigen. Schon fragt man sich in Deutschland besorgt nach dein Schicksal unserer Kreuzer da draußen auf der anderen Seite der Weltkugel. Und endlich bringt uns ein unver geßlicher Tag die herzerhebende Kunde vom Schlage bei Coronel am 1. November des Jahres 1914. Ten geschickten weit vorausschauenden Anordnungen des Führers war es gelungen, über den Stillen Ozean hinweg und unbemerkt vom Feinde seine Streitkräfte in Höhe von Mittelchile an sich zu ziehen. Hier konnte er auf Gelegenheit rechnen, die Engländer zu fassen, und hier erhält er am 31. Oktober die Nachricht, daß im Hafen von Coronel ein englischer Kreuzer Kohlen nimmt und mehrere andere von Süden her im Anmarsch sind. Sofort steht der Entschluß fest, den Feind anzugreifen. Das Geschwader, bestehend aus den großen Kreuzern „Scharnhorst" und „Gneisenau", den kleinen Kreuzern „Nürnberg", „Leipzig" und „Dresden", ninimt Kurs auf den vermuteten Standort des Feindes, der am 1. November kurz nach 4 Uhr 40 Seemeilen »nördlich der Insel Santa Maria vor Coronel in Sicht kommt. Es war der dem englischen Admiral Craddock unterstellte Verband, der aus den Panzerkreuzern „Good Hope" als Flaggschiff und „Monmouth", dem geschützten Kreuzer „Glasgow" und dem Hilfskreuzer „Otranto" gebildet wurde. Der Verlauf der Schlacht ist bekannt. Nach kurzem Kampfe sank das englische Flaggschiff in Flammen gehüllt und bald darauf ereilte „Monmouth" das gleiche Schicksal. „Otranto" war schon bei Beginn des Gefechts detachiert worden, „Glasgow" entrann schwer beschädigt. Auf unserer Seite gab cs keine Ver luste und nur unbedeutende Beschädigungen. Vver 1600 Engländer gingen mit ihren Schiffen in die Tiefe, eine Rettung war infolge des schweren Seegangs aus geschlossen. Nur wenige Wochen war es den Siegern von Coronel vergönnt, ihres jungen Rnhmes froh zu werden. Schon am 8. Dezember erreichte sie bei den Falklands- inseln das längst erwartete unabwendbare Geschick. Aber im siegreichen Untergang bei den Falklandsinseln offen barte sich noch einmal der erhabene Geist, das unver gleichliche Heldentum unserer Besatzungen. Tas Hurra der dem Tode geweihten Mannschaften der „Gneisenau" und „Scharnhorst", wir hören es wieder, als in der Schlacht vor dem Skagerrak „Frauenlob" und „Wiesbaden" mit wehender Flagge bis zuletzt feuernd auf den Grund sinken. Ter Geist der Sieger von Coronel war es, der die Besatzungen unserer Flotte beseelte, als Admiral Scheer am Nachmittag des 31. Mai seine Schiffe gegen die weit überlegenen Linien der britischen Flotte zum Siege führte. Der Krieg. 8«r Lage. (X. Ll.) Tie bei den militärischen Dienststellen ein- gehenden Gesuche von Angehörigen gefallener Kriegs teilnehmer lassen erkennen, daß die Hinterbliebenen sich bei Abfassung der Eingaben vielfach fremder Hilfe be dienen. Soweit diese Hilfe in uneigennütziger Weise ge leistet wird, ist sie dankend anzuerkennen. Die Krieger witwen müssen aber dringend vor sogenannten „Winkel advokaten" und ähnlichen Personen gewarnt werden. Solche Leute drängen sich an sie heran und verfassen für sie oft Gesuche, von deren Zwecklosigkeit sie wohl selbst in vielen Fällen von vornherein überzeugt sind. Ihnen ist meist nur darum zu tuu, Einnahmen für sich zu er zielen, nicht aber den Witwen zu helfen. Häufig erwecken sie auch Hoffnungen, durch deren Nichterfüllung die Witwen dann bitter enttäuscht sind. Allen Kriegerwitwen — soweit sie sich außerstande sehen, Gesuche selbst ab- zufassen — kann daher nur dringend empfohlen werden, sich an die fast in jedem Ort bestehenden Beratungs- und amtlichen Fürsorgestellen für Kriegerwitwen und -wai en „(in Sachsen „Heimatdank")" zu wenden. Diese Stellen werden gern erbötig sein, Anträge der Hinterbliebenen aufzunehmen und an die hierfür zuständigen Behörden weiterzugeben. Dieser Weg erspart den Kriegshinter bliebenen Kosten, Zeit und Enttäuschungen. (Nachdruck in allen sächsischen Zeitungen ist erwünscht.) Glückliche Rückkehr des Unterseeboote» »v 53." Berlin, 31. Oktober. Amtlich. Das Unterseeboot „II 53" ist von seiner Unternehmung über den Atlantischen Ozean wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt- Boelcke -j-. Sank ein Stern von Hellem Feuer, der am Ruhmeshimmel zog . . . Junger Sieger Du, den alle Feinde flohn! Dn, den: atemlos wir lauschten, wenn durchs Land Dein Name flog, Der hell schmetternd klang wie der Fanfare Tont War ein Siegen', wo Du rittest durch des blaueu Äthers Meer, Lichte Sonne Dir auf Stirn und Wange lag, Als Walvatcr, der Dich liebte, Dich gerufen zu sich her Von der heißen Walstatt blutgem Erntetag. Geht ein Rauschen durch die Zweige, wo die deutschen Eichen stehn, Und sie rcunen immerdar von Dir, von Dir . . . Unter all den Heldennamen, die in keinem Sturm verwehn, Strahlt der Deine — kühnster Fliegeroffizier l Viktor Helling. » Dessau, 31. Oktober. Die Beisetzung des Flieger hauptmanns Boelcke erfolgt voraussichtlich am Donners tag nachmittag 3 Uhr. Die Schulen, die Jungwehr und die Vereine stehen Spalier. Tie Stadt wird Trauer schmuck anlegen; am Bahnhofe werden zwei Trauermasten errichtet werden. Halle, 30. Oktober. Der Magistrat der Stadt Dessau hat die Militärbehörden gebeten, die Beisetznng des Fliegerhauptmanns Boelcke auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Dessau vornehmen zu dürfen. Der Herzog hat am Sonntag Nachmittag durch seinen Flügeladjutanten der Familie Boelcke seine Anteilnahme aussprechen lassen. Dessau, 31. Okt. Se.Majestät derKaiser hat, wie der „Anhaltische Staatsanzeiger" meldet, an den Prof. Boelcke folgendes Telegramm gerichtet: Prof. Max Boelcke, Ziebigk bei Dessau. Auf da» schmerzlichste beklage ich mit dem ganzen deutschen Volte den Tod Ihre» Helden-