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G 3. Mlage zum Krzgeö. DolksfreMd Nr. 163 - Sonntag, den 17. Juli Md. Stille Dulderinnen. Gesellschaftsroman von R. MandowSki. (Nachdruck verboten.) (22. Fortsetzung.) //Und was bringen Sie uns hier, wenn man fragen darf?" „Die bestellten Cigaretten." „Ach richtig, daran hätte ich nicht gedacht. „Hier, bitte." Vera überreichte ihr das Päckchen, die Frau nahm es entgegen, stellte es auf ein kleines Tischchen und sagte dann: „Bitte, nehmen Sie doch ein wenig Platz und warten Sie eine» Augenblick. Ich kann jetzt nicht hineingehen und melden, daß Sie da sind, denn die Gnädige schläft." Vera stand unentschlossen da. „Ach, ich könnte ja auch ein andermal wieder kommen Ich will nicht stören." „Was Ihnen nicht einfällt. Sie stören Niemand. Auch dauert es höchstens noch ein paar Minuten." „Aber " ? „Gar kein Aber. Da nehmen Sie Platz!" Die Fran drückte das Mädchen auf einen Sitz nieder und fuhr dann fort: > „So! Da sitzen Sie ganz bequem. Und jetzt machen Sie sich die Jacke ein wenig auf." Vera gehorchte und ein Stückchen ihrer schwarzwetß gestreiften Flanellbluse war zwischen den Knöpfen sichtbar. „Na sehen Sir! Und jetzt werde ich Ihnen ein bischen Gesellschaft leisten, daß die Zeit vergeht." „Sie sind sehr freundlich." „Ach, paperlapapp! Unsereins plaudert auch mal gern ein paar Minuten. Aber halt, da kommt mir eine gute Idee. Gleich bin ich wieder da." Und sie verschwand im Nebenzimmer, um gleich da« rauf mit einem Tablett, auf welchem eine Flasche und zwei Gläser stunden, zurückzukehren. „So, Fräulein! Ein kleines Schlückchen, um die Kehle anzufeuchten beim Schwatzen." Sie füllte die Gläser mit den« unschuldig aussehenden, aber in Wirklichkeit schweren, feurigen Getränk. Vera aber wehrte erschrocken ab, als ihr die Frau das Glas einladend hinschob. „Nein, danke. Ich trinke nie Wein. Und dann, wie komme ich dazu?" „Ach, zieren Sie sich doch nicht so. Oder sind Sie zu stolz, mit einer armen Dienerin einen Tropfen zu trinken?" Das hatte das schlaue Weib fein gemacht. Denn Vera, welche die Frau, die so freundlich mit ihr gewesen, nicht beleidigen wollte, griff nun hastig nach dem Glas. „Nein, nein, wie können Sie so was denken!" Sie setzte es an die Lippen — durstig war sie ohne hin — und kostete. Wie Feuer rann der schwere Wein durch ihre Adern. Aber sie achtete dessen nicht, sondern trank mit der Unbesonnenheit des Neulings weiter. Herrgott, wie gut das schmeckte. Die Frau, welche nur an ihrem Glase genippt hatte, beobachtete sie lauernd von der Seite. Na, die würde bald genug haben, wenn sie von dem schweren Wein weiter trank. Sie beeilte sich, Vera das GlaS wieder bis zum Rande zu füllen. Diese lachte, es war ihr plötzlich so wohl und heiter zu Mute.' „Sie wollen mich wohl betrunken machen?" „Unsinn! so schnell geht das nicht, wie Sie glauben, Fräuleinchen. Trinken Sie nur noch ein wenig davon, so was Gutes kriegen Sie so bald nicht wieder." „Danke, aber ich habe genug. Mir scheint sogar schon zu viel. Und ich denke, jetzt muff ich wirklich gehen. Meine Tante zankt sonst, wenn ich zu lange auS- vteibe." „Ach, eS dauert höchstens noch ein paar Augenblicke und es ist doch besser, wenn Sie das Geld, das Sie ^zu fordern haben, gleich mitnehmen." Vera aber stand trotzdem auf und knöpfte ihr Jäckchen zu. Etwas kam ihr hier plötzlich Nicht richtig vor. Sie Hütte nicht sagen können, was sie auf einmal bedrückte, aber sie wünschte niit einem Male, sie hättte diesen an« heimelnden Raum mit der freundlichen Frau darin nie gesehen. „Ich komme morgen wieder um daS Geld, es eilt ja nicht so." ! In diesem Augenblick erscholl ein elektrisches Klingel« Zeichen und das Weib weinte vorwurfsvoll: „Nun, sehen Sie, Fräulein, wie recht ich hatte, jetzt können Sie gleich eintreten. Es wäre doch schade gewesen, den weiten Weg nochmals zu machen." Daintt ging sie durch eine Türe in eines der Zimmer, bltev ein paar Augenblicke drinnen und kam dann zurück. „So, Fräulein, gehen Sie nur hinein, ins zweite Zimmer von hier aus. Dort kriegen Sie Ihr Geld." 30. . Vera fand e» sonderbar, daß mast ihr den kleinen Betrag nicht herausschickte, aber sie hatte keine Zeit, viel zu überlegen, und folgt« also der gegegeben Weisung. .. - Zuerst kam sie in ein hübsches, elegant eingerichtete» Speisezimmer. Der Tisch war zierlich für zwei Personen gedeckt und silberne Platten mit kalter Küche und allerlei Näschereien standen bereit. I« geschliffenen Karaffen funkelte rubinroter Wein im Lichte, welche» der kleine elegante Luster verbreitete, und Rosen in verschwenderischer Fülle, sowohl am Tisch verstreut, al» auch Überall in Vasen uyd Jardinieren, verbreiteten ihren berauschenden Duft. Mit der Neugierde eines Kinde- musterte Vera im Durchschreiten des Raumes all das, was ihrem nicht verwöhnten Auge ein wahres Feenmärchen dünkte. Dabei stahl sich ein unmerkltcher kleiner Seufzer über ihre Lippen. „Wie gut e» doch manche Leute haben!" Und jetzt öffnete sie nach leichtem Klopfen die Türe, die in das nächste Zimmer führte, wie man ihr geheißen. Da sah sie plötzlich nichts mehr von dem, was sie umgab, nur daß sie hier einem Maune gegenüber stand, den sie nur allzugut kannte — Andorffy. Und im selben Augenblick hatte sie auch schon erkannt, daß sie hte.r in eine nichtswürdige Falle geraten war. Andorffh, welcher bei ihrem Eintreten, «ine Cigarette zwischen den Zähnen, die Hände in den Taschen seines eleganten Hausrocks aus dunkelgrüner Seide, an ein Tischchen gelehnt, dagestanden hatte, benützte die Ueber- raschung des arnsen Mädchens und schob sich mit einer blitzschnellen Bewegung zwischen sie und die Türe, durch welche sie eben eingetreten war. Der Weg zur Flucht war also abgeschnitten. Die gegenüber liegende Türe führte nur in ein kleines An» kleidezimmer, das überhaupt keinen Ausgang hatte. In diesem Augenblick tat die kleine silberne Stutzuhr auf der Konsole drei Schläge, dreiviertel Sechs! Wenn der Ritt» meister pünktlich war, koimte er gerade zurecht kommen. Jetzt ^alt eS aber vor Allem den Versuch, dieses schöne Täubchen kirre zu machen. Vera hattte noch keine Bewegung gemacht- mit vor Schreck vergrößerten Augen starrte sie auf den Mann und ein paar Momente standen sich Jäger und Wild bewe gungslos gegenüber. Dann warf Andorffy mit nachlässiger Bewegung die Cigarette fort und sagte leichten Tones: „Nun, mein schönes Kind, ist mein Anblick wirklich so schrecklich, daß Sie förmlich zur Salzsäule erstarren? Und ich schmeichelte mir, Ihnen damit eine gelungene Ueberraschung zu bereiten." » Jetzt endlich fand Vera Worte. „Wie kommen Sie hierher?" „Das fragen Sie wohl besser Ihre Frau Tante." Das Mädchen stöhnte auf. „Ein abgekartetes Spiel also." „Wenn Sie es so nennen wollen." „Geben Sie augenblicklich die Türe frei, ich will fort " „Aber so seien Sie doch vernünftig, es soll Ihnen ja nichts zuleide geschehen." Er hatte den Schlüssel im Schlosse umgedreht, abge zogen und in die Tasche gesteckt, ehe das Mädchen auch nur eine Bewegung machen konnte. Als es bereits zu spät war, ihn an seinem Tun zu hindern, machte sie erst eine Bewegung, als wollte sie auf ihn losstürzen, doch er wehrte sie lächelnd ab. „Nicht so ungestüm." „Das ist eine Infamie, geben Sie augenblicklich den Schlüssel heraus!" „Aber so lassen Sie doch mit sich reden." „Geben Sie den Schlüssel her oder ich schreie um Hilfe." Der Mann blieb ganz ruhig. „Das können Sie tun, wenn es Ihnen beliebt, aber da Sie Niemand hören wird, wird eS Ihnen wenig nützen." Vera sah sich mit dem Blick des- von Hunden um« stellten Edelwilds um, der Schurke hatte recht, hier gab es augenscheinlich kein Entrinnen. ES galt also, sich bis aufs Messer zu verteidigen, denn das stand bei ihr fest, lieber den Tod als die Schande. Der Gedanke an den Geliebten gab ihr Mut und Kraft. Sie kreuzte also die Arme vor der Brust und richtete sich hoch auf, während sie mit verhältnismäßig ruhiger Stimme, in welcher die fürchterliche Aufregung nur leise nachzitterte, fragte: „Mit welchem Rechte berauben Sie mich der Freiheit? Glauben Sie nicht, daß Ihnen Ihr heutiges schändliches Tun teuer zu stehen kommen kann?" Er antwortete nicht direkt auf die Frage, sondern zurück: „Kann man jetzt vernünftig mit Ihnen sprechen?" „Ich höre — da ich es Nicht ändern kann." „Der Zusatz ist nicht sehr schmeichelhaft für mich." „Bitte, sparen Sie die Umschweife." Sie sprach in so kalt verächtlichem Ton, daß er trotz allem errötete. „Nun denn, Sie wissen, daß ich schon seit längerer Zeit Ihre Gesellschaft suche." „Ja, leider." Er beachtete ihren Einwurf scheinbar nicht, sonder« fuhr fort: „Da ich nun keine Gelegenheit fand, mich mit Ihnen, mein schönes Kind, auSsprtchen zu können, ersann ich den Plan, Sie unter einem Vorwand hierher in meine Woh nung zu bestellen." Vera» Oberlippe zuckte wie im Ekel. — Patent schau vom Verbands-Patentbureau O. Krueger L Co., Dresden, Schloßstraffe 2. Abschriften billigst. Auskünfte frei. Fritz Jacob, Klingenthal: Fußabstreicher mit Filz streifen. (Gm.) — C. W. Meinel, Klingenthal: Dreh- schieberverschluff zur dichten Verbindung von Gehäuse und Balgrahmen an Akkordeons oder dgl. (Gm.) — Heinrich Friedrich, Beierfeld: Hand « und Wirtschafts-Laterne mit Azetylengasbeleuchtung. (Gm.) — Friedrich Wilhelm Kutzscher, Schwarzenberg: Mitnehmer-Vorrichtung für Blechrohr-Falzmaschtnen zur Herstellung zylindrischer und konischer Blechrohren direkt aus flachen Streifen in einem Arbeitsgange.' (Gm.) — Fa. G. F. 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Er wollte sich ihr nähern, doch sie stieß ihn mit der Kraft der Verzweiflung zurück, daß er taumelte. „Rühren Sie mich nicht an." Er unterdH ckte einen leisen Fluch. Diese Wildkatze machte ihm die Sache schwerer, als er dachte. Da» Mädchen war aber plötzlich durch seine Annäher ung um ihre ganze Fassung gebracht und schrie: „Fort will ich, fort! Oeffnen Sie mir augenblicklich die Türe!" „Sind Sie toll, daß Sie so schreien? Was ist Ihnen zuleide geschehen?" „Lassen Sie mich hinaus?" „Nun denn, in Teufels Namen! Ich verspreche Ihnen, die Türe zu öffnen, wenn Sie mich fünf Minuten lang ruhig anhören." „Ist das Ihr Ernst?" „Ja, mein Wort darauf." Das Mädchen atmete erleichtert auf. In ihrer Auf regung hatte sie nicht bemerkt, daß jemand die Wohnung betreten hatte und sich geräuschlos wie möglich dem Zim mer, in welchem sie sich befanden, näherte. Andorffy aber hatte das leise Geräusch der behutsam sich nähernden Schritte ganz gut gehört und trat jetzt scheinbar ruhig zu Vera, welche nun sagte: „Ich will Ihren Worten also glauben, sprechen Sie l" „So ist's recht. Vor allem aber, damit Sie sehe«, daß es mir ernst ist, hier haben Sie den Schlüssel. Jetzt sind Sie doch wohl hoffentlich beruhigt?" Zu gleicher Zeit legte Andorffy den Arm leicht um Veras schlanke Taille, die mit freudigen GesichtSauSdruck den Schlüssel, welcher ihr, wie sie glaubte, aus aller Ge«> fahr helfen würde, in Empfang genommen hatte. Während er ihr den Schlüssel gab, war er ganz nahe an sie heraugetreten. In diesem Augenblick wurde die Klinke rasch erfaßt und von kräftiger Hand herunterge drückt. Ohne jeden Widerstand sprang die Türe auf, sm war also gar nicht verschlossen gewesen. Im ersten Augenblick mußte also jeder Etntretende an ein beim Stelldichein überraschtes Liebespaar glauben. O, Andorffy hatte das fein genug etngefädelt, der schlaue Fuchs war nicht umsonst ein Meister in alle« Listen und Ränken. (Fortsetzung folgt.) ?twto - Apparats sorvis sLmt!. ksäarksMsI nur erster Wirmsir Origiualxroiso« vmpksbisu Lrler »b D». Kss»vI>F., ^uo, Llarüt 5. I'aobmüunisoks öoäionuug! > 3U. krsislists gratis unck kranko l -Verlangen Ste M«ss«r u. Scheren mtt der bewährt. Rippel Matt» > ,