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Dessaus „Lustige Variationen über das Volkslied ,Hab mein’ Wagen voll geladen 5 für Klarinette, Fagott und Klavier“ entstanden im Jahre 1953 und zeigen den so oft gewichtigen inhaltlichen Aussagen und komplizier testen Setzweisen zugetanen Komponisten einmal von einer anderen, hei teren, unbeschwerten, unproblematischen Seite. Das will jedoch nicht heißen, daß sich Dessau in dieser freundlichen Spielmusik ganz seiner sonstigen anspruchsvollen Kompositionstechnik enthalten hätte. Auch hier begegnet wiederum ein hohes satztechnisches Können, eine kontrapunk- tische Meisterschaft — doch hat alles, entsprechend der thematischen Grundlage, etwas Gelöstes, Lockeres und Spritziges an sich; das Virtuose gewinnt einen spielerisch-musikantischen Zug. Nach einer lebhaften kurzen Einleitung stimmt das Fagott — kommentiert von witzigen Klarinetten figuren — das Volksliedthema an, danach werden sogleich die Rollen ge tauscht, bis sich alle Instrumente einschließlich des Klaviers vereinen. Acht prägnante Charaktervariationen und ein Finale schließen sich an, in denen der thematische Grundgedanke mehr oder weniger abgewandelt wird. Ganz auf lockere Bewegung sind die beiden ersten Variationen gestellt, die dritte wird vom Klavier allein bestritten, die vierte übernehmen die beiden Blasinstrumente. Dann wieder werden alle beteiligten Instrumente gemeinsam bis zum pointierten Schlußstück herangezogen. Das Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier Es-Dur op. 47 schrieb Robert Schumann im Jahre 1842, in dem eine reiche Fülle von Kammermusik entstand. Das sehr poetische, feinsinnige und echt kam mermusikalisch gehaltene Werk zeigt in besonderem Maße die für den Komponisten typischen Gegensätze zwischen grüblerisch-schwärmerischer Versonnenheit und kraftvoll-männlicher Energie. — Mit einer ganz kurzen langsamen Einleitung (Sostenuto assai) beginnt der erste Satz der Kompo sition, wobei das Hauptthema des folgenden Allegro-Teiles bereits an klingt. Das charakteristische erste Thema des Allegros, in dem das Klavier die führende Rolle übernimmt, setzt sich aus vier Akkordschlägen und einer in Achtelbewegung niedersteigenden Figur zusammen. Es wird neben einem Seitenthema in g-Moll im Verlaufe des musikalischen Geschehens — zum Teil auch in abgewandelter Form — in thematisch wie harmonisch gleich interessanter Weise bearbeitet. Von intensivstem Ausdruck ist der zum Agitato gesteigerte Schlußteil des sehnsuchtsvoll-drängende Empfin dungen wiedergebenden Satzes erfüllt. — Echt romantische Stimmung spricht aus dem zweiten Satz, einem Scherzo. Die geheimnisvoll dahin huschende, rasche Staccato-Bewegung dieses Stückes wird durch zwei kon trastierende Trios unterbrochen, von denen das erste lyrisch-gesanglicher Art ist, während das zweite durch seltsam schwebende Klänge fesselt. — Innigsten Empfindungen begegnen wir im folgenden langsamen Satz (An dante cantabile), dessen ernster, feierlicher Mittelteil in Ges-Dur in der Nähe Beethovens steht. Stürmisch setzt das Finale (Vivace) ein. Es verar beitet drei kontrastierende Hauptgedanken; vor allem das erste Haupt thema wird (in leicht verkürzter Form) im leidenschaftlich-bewegten Durchführungsteil des Satzes wirksam. In diesem Finalsatz vor allem offenbaren sich deutlich die starken Stimmungsgegensätze des Werkes. Nach einem abschließenden Fugato-Teil endet das Quartett mit einem kurzen Aufschwung. Urte Härtwig / Dr. Dieter Härtwig V orankündigung: 12./13. Dezember 1964, 19.30 Uhr — Freier Kartenverkauf! 5. Außerordentliches Konzert Dirigent: Horst Förster — Solisten: Hansen-Trio, Hamburg Werke von Eisler, 'Brahms und Beethoven. III 9 14 EMZ 1164 02 It-G 009/69/64