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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alters- und Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 50. l . I Beauftragt mit der Oberleitung (und Preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Mittwoch, 1. März abends 1916. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten » Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295, Schristleitung Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf., die 2spaltlgc Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 P'. Preisermäßignng auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr Die kurz vor Begin» des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 8 dieser Ausgabe. Ter französische Hilfskreuzer „Provence II", der mit einem Truppentransport nach Saloniki unterwegs war, ist am 2«. Februar im Mittelländischen Meere gesunken. Bon 18W Mann wurden «9« gerettet. Bon unseren V-Bootcn sind zwei französische Hilfs kreuzer vor Le Havre und ein bewaffneter englischer Vc- wachungSdampser in der Themsemündung versenkt lvorden. Der König der Bulgaren ist aus Koburg in Wien kingetroffen. Im schweizerischen Spionageprozeß wurden die Ober sten Egli und v. Wattcnwyl freigesprochen. Amtlicher Teil. Minislerinm des Königlichen Haufes. Dresden, 1. März. Ihre König!. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg, Herzog und Herzogin zu Sachsen, sind heute 6 Uhr 38 Min. früh hierher zurückgekehrt. tFortsetzung des amtlichen Teiles in den Beilagen.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 1. März. Se.Majestät der König begab Sich früh 8 Uhr 55 Min. nach Chemnitz, wo die Ankunft 10 Uhr 22 Min. erfolgte, und besuchte dort die Ver wundeten imRes?rvelazarett sowie in denVereinslazarctten Sanatorium v. Zimmermann'sche Stiftung und Äüchwald- krankcnhaus, ferner die Einarmigenschule in der städti schen gewerblichen Fortbildungsschule. Tie Königliche Mittagstafel fand im Hotel „Stadt Gotha" statt. Es waren hierzu Einladungen ergangen an den Kreis- Hauptmann Lossow, stellv. Garnisonältcsten Generalmajor Blohm, Oberbürgermeister vr. Sturm und Oberstabsarzt vr. Uhle. Die Rückkehr nach Dresden erfolgte 4 Uhr 47 Min. nachmittags. Abends Uhr wird Se. Majestät der König der geselligen Vereinigung der Offiziere der Ersatz-Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 12 im Offizierskasino beiwohnen. Dresden, 1. März. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg smd heute früh 6 Uhr 33 Min. aus München wieder hier cingetroffen. Das (Kade des Schiitzengrabenkrieges? c. Von neutralen Blättern wird der Kampf vor Verdun als der wichtigste Vorgang seit der Marncschlach bezeichnet. Die französische Zeitung „Libertä" gibt sogar der Ansicht Ausdruck, daß die Schlacht bei Verdun woh geeignet sei, dem Schützengrabenkrieg ein Ende zu machen und an die Stelle des Stellungskampfes wieder den Be wegungskrieg zu fetzen. Aus dieser Äußerung ergibt sich am besten, mit welcher Unruhe die Franzosen trotz der von ihrer Presse zur Schau getragenen heuchlerischen Gleichgültigkeit die Vorgänge vor Verdun betrachten. Ter Schützengrabcnkricg begann bekanntlich am 14. September 1914, nach der Schlacht an der Marne. Auf beiden Seiten begann man die Front zu befestigen und fast un angreifbar zu gestalten. Es bildete sich ein neues, bisher unbekanntes Kriegslcben heraus, dessen Inhalt aus Kämpfen und Befestigungsarbeiten bestand, in deren Kunst sich die Heere von Tag zu Tag vervollkommneten. Innerhalb der Gräben entstanden kleine Festungen als Kunstwerke einer neuartigen Befestigungsmethode. In vielen Reihen hintereinander wurden die Gräben gezogen, um den zurückweichenden Truppen in neuen fertigen Gräben Schutz zu gewähren. So blieb die Lage während 18 Monaten und konnte trotz mancher Er- olge auf der einen oder anderen Seite nicht ent- chßidend geändert werden. Die fünf großen Offen- wen, w'elche Joffre im Verlaufe des Schützen, grabenkrieges unternahm, galten eingestandenermaßen dem Zweck, den Stellungskrieg zu beenden und durch eme Durchbrechung der deutschen Front wieder den Be wegungskrieg herzustellcn, der allein eine Entscheidung in großem Maßstabe ermöglicht. Alle Offensiven Joffres Wiitt !>ie vierte MBckiht! Das deutsche Heer und das deutsche Volk haben eine Zeit gewaltiger Leistungen hinter sich. Tie Waffen aus Stahl und die silbernen Kugeln haben das ihre getan, dem Wahn der Feinde, daß Deutschland vernichtet werden könne, ein Ende zu bereiten. Auch der englische Aus- hungernngsplan ist gescheitert. Im zwanzigsten Kriegsmonat sehen die Gegner ihre Wünsche in nebelhafte Ferne ent rückt. Ihre letzte Hoffnung ist noch die Zeit; sie glauben, daß die deutschen Finanzen nicht so lange standhaltcn werden wie die Vermögen Englands, Frankreichs und Rußlands. Tas Ergebnis der vierten deutschen Kriegs anleihe muß und wird ihnen die richtige Antwort geben. Jede der drei ersten Kriegsanleihen war ein Triumph des Deutschen Reiches, eine schwere Enttäuschung der Feinde. Jetzt gilt es aufs neue, gegen die Lüge von der Erschöpfung und Kriegsmüdigkeit Deutschlands mit wirksamer Waffe amugehen. So wie der Krieger im Felde sein Leben an die Verteidigung des Vaterlandes setzt, so muß der Bürger zu Hause sein Erspartes dem Reich darbringen, um die Fortsetzung des Krieges bis zum sieg reichen Ende zn ermöglichen. Tie vierte Deutsche Kriegs anleihe , die laut Bekanittmachuug des Reichsbank- Tirektoriums soeben zur Zeichnung aufgelegt wird, muß der große deutsche Frnhjahrsficg ans dem finanziellen Schlachtfelde werden. Bleibe Keiner zurück'. Auch der kleinste Betrag ist nützlich'. Das Geld ist unbedingt sicher und hoch verzinslich angelegt. scheiterten aber, ohne dieses heißersehnte Ziel zu erreichen. Nun melden die französischen Zeitungen, daß wohl uns re Offensive den Bewegungskrieg herbeiführen werde. Sie nehmen alfo von selbst an, daß unserer Heeresleitung das glücken werde, was Joffre nie erreichen konnte. A s Begründung führen sie die Tatsache an, daß unsere An griffe die Bewegung größerer Truppenvcrbände auf französischer Seite notwendig gemacht habe, um den An sturm unserer Armeen abwehren zu können. Außerdem mache das furchtbare Bombardement unserer Artillerie, das übrigens auch schon von französischen Offizieren und Soldaten als entsetzlich wirkend bezeichnet worden ist, einen Aufenthalt in den Schützengräben zur Unmöglich keit und zwinge zur Aufnahme des offenen Kampfes. Es ist im Zusammenhang damit daran zu erinnern, daß auch im September vorigen Jahres das „Trommelfeuer", das die französische Offensive cinleitete, den Schützen grabenkampf unmöglich machen sollte. Unsere Front wich und wankte aber nicht. Dagegen haben wir schon jetzt den gewaltigen Erfolg zu verzeichnen, daß die französische Front in der Wixvre-Ebcne zum Wanken und Rückzug gegen die Coes Lorraines gebracht worden ist. Tie Kämpfe vor Verdun haben sich bereits zn einer großen Felsschlucht entwickelt, die sich aus den: bisherigen Schützeu- grabcnkrieg herausbildet. Verdun, das nicht belagert wird, ist dabei als starker Stützpunkt der französischen Armeen zu betrachten. Es sind auch bereits jetzt größere Massen in Bewegung, als sie im allgemeinen bei den bisherigen Zusammenstößen — die großen Offensiven nicht mit eingerechnet — aufeinander trafen. Tie Mut maßungen, ob damit auch der Stellungskrieg ein Ende gefunden hat, wollen wir den furchterfüllten Betrach tungen der Franzosen überlassen. Uns genügt es voll kommen, daß der große Angriff in der erwarteten und angesetzten Form gelang und schöne Früchte schon jetzt gezeitigt hat. In Anbetracht dieser Umstände können wir voll Vertrauen die weiteren Matznahmen unserer obersten Heeresleitung abwarten. Tie Zukunft wird schon zeigen, welcher Art der Erfolg in seiner Gesamt heit ist. Ter Krieg. Zur Lage. Höchstpreise für pflanzliche Gerbstoffe. (X. öl.) Mit dem 1. März tritt eine Bekanntmachung in Kraft, durch die Höchstpreise für Eichenrinde, Fichten rinde und zur Gerbstoffgewinnung geeignetes Kastanien holz festgesetzt werden.: Die Verkäpfspreise für den Zentner Rinde sind je nach der Güte abgestust. Die Einzelheiten der Bekanntmachung ergeben sich ans ihrem Wortlaut, der bei den Amtshauptmaunschaften und bei den Stadträten der größeren Städte einzusehen ist. Zur Chemikalien -Beschlagnahme. (X. N.) Mit dem 1. März d. I. tritt eine Neu- fassung der im Juli 1915 veröffentlichten Bekannt machung, betreffend Bestandserhcbuug und Be schlagnahme von Chemikalien und ihre Behänd lung, OK. I. 1./8. 15. XX^., in Kraft (OK. I. 1./3. 16. XIi.1.). Ter Kreis der von der Verordnung OK. I. 1./8. 15. XIO^. betroffenen Personen, Gesellschaften usw. ist der gleiche geblieben. Tie Abänderungen durch die Neu fassung sind im wesentlichen folgende: 1. Die Beschlag nahme ist auch auf die bisher freien Mindcstmengen ausgedehnt worden. Bestimmte Mindestmengen sind jedoch von der Meldepflicht befreit. 2. Verkauf und Lieferung der beschlagnahmten Chemikalien im Julande ist mit Ausnahme von Japankampfer und Glyzerin frei. Bei letzteren ist ein Erlaubnisschein erforderlich, falls die monatliche Gesamtmenge der verkauften oder zn liefern den Mengen bestimmte Miudestmengen überschreitet, 3. Verarbeitung nnd Verbrauch beschlagnahmter Stoffe ist grundsätzlich nur auf Grund von Erlaubnisscheinen ge stattet. Die Neufassung enthält jedoch zahlreiche Aus nahmen von dieser Bestimmung. 4. Eine Anzahl in der Bekanntmachung aufgeführter Arbcitsgänge ist freigegebcn. Ter Wortlaut der Bekanntmachung, die verschiedene Eiuzelbestimmungen enthält, ist bei den Anttshauptmann- schasten und bei den Stadträten der größeren Städte cin- zusehen. Unbegrünvete Gerüchte englischer Friedens angebote. Der „Berliner Lokalanz." meldet: Von ver schiedenen Seiten werden uns Gerüchte — wir wissen nicht, in welchem Zusammenhang und mit welcher Ab sicht — mitgeteilt, wonach wieder einmal englische Friedensangebote gemacht würden oder gar englische Unterhändler bereits unterwegs wären. Von zuständiger Stelle werden diese Ausstreuungen als völlig unbegründet entschieden zurückgewiescn. Tcr Krieg mit Frankreich und Belgien. Die „Basler National-Zeitung" bringt über die Schlacht bei Verdun folgende Einzelheiten: In den: in Frage stehenden .Kampfabschnitt war die fran zösische Linie äußerst stark ausgebaut werden; nicht bloß Erdwerle, wie sie stärker auf der gesamten Westfront nicht anzutresfcu sind, mußten von den Deutschen genommen werden, sondern auch solche aus Beton und Eisen. Biele französische Geschütze waren rege: recht eingebaut wie in Festungen; deshalb ging auch viel Krieg- material verloren. Die Franzosen vernichteten diese, wo sie »och konnten, jedoch erbeuteten die Deutschen eine größere Zahl brauch barer Geschütze und Maschinengewehre. Die der Wirkung deutscher schwerer Granaten ausgesetzten französischen Truppen waren bei der Gefangennahme völlig erschöpft. Ten stärksten Widerstand leisteten die Franzosen in der Gegend des Dorfes Beaumont, besonders im Eaureswald. Gleichzeitig konnte deutsche leichte Artillerie den Punkt 327 nördlich Beaumont gewinnen. Tcr Besitz dieses Punktes soll übrigens für diese Kämpsc ausschlaggebend gewesen sein. Tie französische Mann schaft leistete hier erbitterten Widerstand nnd wurde beinahe völlig aufgeriebcn. Verstärkungen konnten nicht mehr heran geführt werden, weil eine deutsche Maschinengewehrabtcilung sich unbemerkt in der Flanke der Stellung fcstsctzen und den Zugang unter Feuer nehmen konnte. Schon nach 20 Minuten war auf Punkt 327 die erste deutsche Batterie aufgesahren. Nach diesen Stellungen wurde das Herbcbois genommen. Aber erst nachdem das Zentrum noch »veiler vorgetrieben worden war, rückten die französischen Flanken unter dem deutschen Druck ebenfalls zurück. Aus dem Feuerkreis von Verdun berichtet ein Mit arbeiter des „Berliner Tageblattes" unter dem 27. Fe bruar, an welchem Tage er sich bei Haumont befand: Es ist eine neue Seite der Geschichte hier vor meinen Augen aufgeschlagen, eine zehnfache Vergrößerung des Bildes der Schlacht um Sedan. Heute ist es tief kotig hier überall, der Schnee hält sich nicht. Wir hoffen auf trockenes Wetter. Ich sprach mit Truppen, die an» 23. die Höhe 344 erstürmt haben. Als unsere Artillerie die Höhe völlig niederhalten konnte, gingen die Leute los, in die buchstäblich starrenden Hindernisse hinein. Mit unbeschreiblicher Todesverachtung durchstürmten unsere Braven das furchtbare Feuer der französischen Artillerie, bis sic oben waren. Zwei Tage lang harrten die unsrigen auf der Höhe, die mit konzentrischem Feuer von den Franzosen belegt wurde, wie auf einer Insel ans, bis der ganze Streifen fest in unserem Besitz war. Auch der Berichterstatter des „Berliner Lokalanzeiger" bebt die Tatkraft und Ausdauer der angreifenden Truppen ycrvor, welche die großen Anforderungen glänzend er füllt hätten. In Besprechung der Lage bei Verdun beschäftigen sich alle französischen Kritiker mit Vermutungen. Rousset erklärt im „Petit Parisien", man wisse jetzt, daß die Hauptanstren- gung der Deutschen gegen Verdun ziele und alles Nbrige nur den Wert einer Demonstration besitze. — HervS warnt im „Bictoire" eindringlich, aus einer augenblick lichen Kampfpause etwa -u schließen, daß den Deutschen