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Politische Rundschau. DMschlxü. Der Landtag wird, wie die „Inf.* mit teilt, nach Weihnachten auch einen Gesetzent wurf bestätigen, der sich mit dem BcsuchS- zwang für ländliche Fortbildungsschulen be faßt. Er handelt sich darum, daß die Ge meinden befugt werden, den Besuchszwang in den Schulen mittels OrtsstatutZ einzu, führen. Hierbei kommen speziell die Provin zen Schlesien und Hannover in Betracht, deren Provinziallandtage einen entsprechenden Antrag gestellt haben. Die schrittweise und allmähliche Einführung deS Besuchszwanges in den ländlichen Fortbildungsschulen Preu ßen? kann deshalb nicht einem schnelleren Vorgehen weichen, weil die Lehrer, die für die Fortbildungsschulen notwendig find, erst allmählich dafür ausgebildet werden müssen. Die .andere Sette" der Stcuergesetze in Preußen. Neulich ward schon betont, daß das Kinderprivilegium des neuen Gesetzes in kinderreichen, weniger bemittelten Städten eine beträchtliche Erhöhung der Kommunal steuern herbeiführen müsse. Jetzt klagen in der Kreuzzeitung die pensionierten Beamten: 5 amit die Gehälter der aktiven Beamten er- höht werden können, sollen u. a. bekanntlich die Einkommen von 3000 Mark jährlich auf wärts um 25 Prozent mehr Einkommensteuer zahlen. Dazu müssen also alle Pensionäre, die ein solches Einkommen haben, beisteuern. T ie Stellung der Interessenten zur Neichs- finanzrelorm. Wie man aus Plauen schreibt, veranstaltet die Handelskammer Plauen ge genwärtig mit den verschiedenen Interessenten in Sachen der Reichsfinanzreform Versamm lungen. Zunächst tagten die Vertreter der Tabakindustrie des Kammerbezirks und dann die Interessenten der Inseraten- und Plakat steuer. Die Versammlungen waren zahlreich besucht. Die drohenden Schiffahrtsabgaben. In den letzten Tagen machten wieder einmal Berliner Nachrichten die Runde durch die Presse, nach denen ein Entwurf betreffend eine authentische Interpretation des Artikels 54 der Reich Verfassung binnen kurzem an ren Bundesrat gelangen werde, und daß voraussichtlich nur Sachsen und Baden gegen diesen Entwurf stimmen würden, so daß — da beide Staaten nur 7 Stimmen im Bun desrat besitzen — die Annahme des Ent wurfes gesichert und Hk" Weg für Einführung von Schiffahrtsabgaben geebnet wäre. Koloniales. Englische Zeitungen meldeten die Ermordung von drei Farmern in Süd- westasrika- Die Nachricht ist identisch mit der schon von deutscher Seite gebrachten von dem Ueberfall auf die Farm Fettkluft, wobei dir Farmer Schmiedicks, Kuba und Volles ge fallen sind. Auf deutscher Seite werden diese Ueberfälle ja bedauert aber doch keines wegs für bedenklich gehalten. Solche Ban den tauchen auch in den weiten englischen Kolonialgebieten auf. Die Verfolgung der flüchtigen Hottentotten wird von dem Major Baerccke energi ch fortgesetzt. Ein Gerücht wollte wissen, das Diamant feld Ko manskop sei sür 2,50 Millionen an eine britische Gesellschaft verkauft. Bestätigt hat es sich bisher nicht. In Berlin fanden Besprechungen wegen der Klagen über die Höhe des vom Staats sekretär Dernburg festgesetzten Diamanten- Ausfuhrzolles statt. Wahrlcheiuttch wird wohl eine Ermäßigung eintreten. Italien. Das fünfzigjährige Priesterjubiläum des Papstes fand mit einem in der Basilika Sa« Giovanni im Laterano abgehaltenen feierlichen Tedenm seinen Abschluß. Der Feierlichkeit wohnten das diplomatische Korps beim Hei ligen Stuhl, viele geistliche und weltliche Würdenträger und eine große Volksmenge bei. Großes Aufsehen erregt die Aufdeckung von Unredlichkeiten von Gemeinderatsmitglie dern in Bitonto. Seit 1903 wurde dort von Mitgliedern der jeweiligen Gemeinde vertretung in G meinschaft mit städtischen Beamten die Ktadtkasse beraubt. Zwei Beamte sind bereits verhaftet. Hinter andere 18 Beamte, darunter zwei Bürgermeister, wurden Haftbefehle erlassen, da sie flüchtig geworden sind. Rußland. Nach Meldungen aus Moskau fand dort zwischen Revolutionären und einer Kombina tion von Polizei und Militär eine blutige Straßenschlacht statt, deren Mittelpunkt eine Villa war, die der Polizei schon seit langem als das Hauptquartier der Terroristen be kannt war. Die Villa wurde innerhalb 20 Minuten dem Boden gleichgemacht. Von den Verteidigern der Villa blieb nicht ein einziger Mann am Leben- Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sich in der nächsten Znt ähnliche Zusammenstöße zwischen Terroristen und Mi litär ereignen werden. Frankreich. Der Ministerrat hat am Sonnabend den Maßnahmen für den Uebergang der West bahn in den Besitz des Staates vom 1. Januar nächsten Jahres ab zugesttmmt. Ministerpräsident Clemenceau, der Minis ter des Aeußern Pichon und der Kriegs minister Picquard hatten mit dem sranzö- sischen Gesandten in Tanger Regnault eine Besprechung über die in Hinsicht auf die all mähliche Räumung des Schaujagebietes zu treffenden Maßnahmen. Der Minister des Aeußern wurde mit der Festsetzung von In struktionen für den Gelandten Regnault be auftragt. Dieser wird Paris am 10. Januar verlassen, um den Sultan Muley Hafid in Fez zu besuchen. General Lyautey wird für Anfang Januar in Paris erwartet, um mit der Regierung die den Südoran betreffenden Fragen zu besprechen. Der Senat und die Deputiertenkammer haben am 24. d. Mts. das Budget end gültig angenommen. Darauf wurde die Ta gung geschlossen. Die neue Tagung beginnt am 12. Januar nächsten Jahres. Erregte Kundgebungen der Studenten fanden auch am Donnerstag wieder in der Ungebung der medizinischen Fakulität bei Gelegenheit des Wettbewerbes um die Zu lassung zur akademischen Lehrtätigkeit statt. Die Garde Nepublica''ne schritt verschiedent lich ein. Die Manifestanten zerbrachen die Fensterscheiben im Senatsgebäud: und ver höhnten den militärischen Kommandanten im Palais Luxembourg. Ein grober Angriff auf den Präsidenten Fallieres hat am ersten Feiertage in Paris von einem antirepublikanischen Fanatiker, einem Kellner Jean Mathis, stattgefunden, aus welchem das französische Staatsoberhaupt glücklicherweise unverletzt hervorgegangen ist. Hätte der Attentäter eine Waffe bei sich ge- fübrt, wäre das Schicksal des Präsidenten besiegelt gewesen. Herr Falliere« machte mit seinem Adjutanten Oberst Lassou und st in m Kabintttscheff Ramardon -in-n Spaziergann, als >r von d» K lln r Mathis ang sprachen wurde. Plötzlich stürzte sich der Mensch auf den alten Herrn, würgte ihn und versuchte dem Präsidenten den Bart auszureißen. Im Handgemenge zerbrach auch Fallieres Stock. Dessen Begleiter sprangen sotort zu und ver anlaßten die Festnahme. Der Attentäter, der sich bisher nicht auffällig bemerkbar gemacht hatte, erklärte, mit vollem Bedacht und ohne Bedauern gehandelt zu haben; er habe nur seine Pflicht getan, indem er gegen die heu tigen Gewalthaber vorging. Er ist augen scheinlich durch royalistische Zeitungen und Agitationen beeinflußt. Die Pariser Zeitungen verurteilen die Tat, auch die monarchistischen Blätter wollen nichts von Mathis wissen. — Solche Be lästigungen sind auch dem früh ren Präsi denten Loubet von Anti-Republikanern mehr fach wiederfahren, doch ist es zu persönlichen Angüssen nicht gekommen. Die medizinische Fakultät wird für Stu dierende des ersten und zweiten Jahrganges bis zum 1. Juni 1909 geschlossen bleiben. Ver russische Minism IswoMi über üie politische Lage. In der Rcichsdnma gab der Minister des Aeußeren Darlegungen über die allgemeine politische Lage. Das Haus war stark be setzt. Die Diplomatenlogen, die Tribünen für die Journalisten und das Publikum waren überfüllt. In der Ministerloge war da? ge samte Kabinett anwesend. Nachdem der Re ferent den Bericht der Budgetkommission über den Etat des Auswärtigen verlesen hatte, nahm der Minister des Aeußern Iswolski das Wort. Der Minister begann mit einer Darlegung der politischen Lage im fernen Osten und begrüßte das amerikanisch-japa nische Abkommen als ein neues, willkomme nes Glied in der Kette der internationalen Verträge. Die englisch-russische Entente, fuhr Iswolski kort, habe in den persischen Wirren bereits eine sehr ernste Prüfung überstanden. Rußland erstrebe in Persien die Aufrechter haltung freundlicher Beziehungen und die Wahrung seiner Handelsinteressen, vornehm lich im Norden Persiens, speziell in Aserbeid schan, und werde alle von ihm abhängenden Maßnahmen zum Schutze dieser Handels interessen ergreifen. Der Minister konstatierte, daß die französisch-russische Allianz sich be festigt habe, was keineswegs hindere, daß Rußland mit den anderen Mächten freund- schafiliche Beziehungen unterhalte. Der Mi nister erklärt, sich ganz der Ansicht des Für sten Bülow anzuschließen, daß die ruffische Politik keine Spitze gegen Deutschland hat, vielmehr die alten freundschaftlichen Beziehun gen bewahrt bleiben. Er könne auch die Versicherung des Fürsten Bülow bestätigen, daß zwischen Rußland und England wede, öffentliche, noch geheime gegen deutsche In teressen gerichtete Abkommen bestehen. Der jüngsten Annäherung an Italien messe er großen Wert für die friedliche Lösung der schwebenden Tagesfragen bei. Weiterhin legte Iswolski den bereits bekannten Stand punkt Rußlands in der Balkanfrage dar, wo bei er unter anderem ausführte, das Urteil über die durch fremde Indiskretion veröffent lichten Geheimverträge zwischen Oesterreich- Ungarn und Rußland gehöre der Geschichte an, aber ihre Authentizität sei unbestreitbar. Ein Protest gegen die Annexion Bosniens hält! vielleicht einen faktischen Konflikt mit Oesterreich-Ungarn herbeigeführt; eine Pro testerklärung aber ohne die Absicht, sie even tuell mit Waffengewalt zu unterstützen, wäre der größte politische Fehler. Der Konserenz- gedanke stamme von der Türkei. Oesterreich- Ungarn, das eben einen Beweis seiner ver söhnlichen Stimmung gegeben, und das mit ihm solidarische Deutschland werden sich, nach der Ueberzeugung des Ministers, für eine Lösung der Streitfrage in einer Weise aus- sprechen, die den allgemeinen Frieden fördere. Die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens habe großen Eindruck gemacht. Bulgarien habe zwar gegen die eindringlichen Ratschläge Ruß lands gehandelt, dop könne Rußland nicht umhin, mit Bulgarien zu sympaihiesteren. Ruß lands Z el bestehe darin, Bulgarien, Serbien und Montenegro mit der Türkei zusammen zuschließen, und durch den gemeinsamen Ge danken an den Schutz ihrer nationalen und ökonomischen Selbständigkeit zu einigen Ruß land hoffe, Belgrad und Cetttnje würden kaltblütig bleiben. Eine weitere Unterstützung Serbiens und Montenegros hänge unmittel bar von deren weiterer Handlungsweise ab. Serbien und Montenegro sei der Rat erteilt worden, die Ergebnisse der Konferenz ruhig abzuwarten. Der Minister sprach die Hoff nung aus, seine Ausführungen würden dem Jnlande und dem Auslande ganz klar sein, und betonte zum Schluß, Rußland bestrebe eine gesetzmäßige und friedliche Lösung der erwähnten Frage, wie sie der nationalen Würde des Landes entspreche. (Lebhafter Beifall im Zentrum und auf der Linken. Andauerndes Zischen auf der äußersten Rechten.) Nach dem Minister des Aeußern Iswolski sprach der Sozia ist Pokrovski, der wegen gotteslästerlicher Ausdrücke während der näch sten drei Tage von den Sitzungen ausge- 'chlossen wurde. Darauf verließen die So zia isten den Saal. Ferner hielt Graf W a- dimir Bobrinski von der gemäßigten Rechten eine einstündige Rede in panslawistischem Sinne. Ja der Abendsitzung sprach der Ka- dettenführer Miljukow, worauf die Duma gegen die äußerste Rechte und die Arbeits gruppe 11.30 Uhr nachts folgende Ueber- qangsformel zur Tagesordnung annahm: Nach Anhörung der Rede des Ministers und mit dem Ausdruck warmen Mitgefühls für die verwandten Slawenvölker und Staaten, sowie in der festen Hoffnung, die Regierung werde alle Anstrengungen machen zur Wah rung ihrer gerechten Interessen mit allen friedlichen Mitteln, geht die Duma zur Ta gesordnung über. W2 Zrrtte. Roman von Franz Treller. Nachdruck verboten. Der Präsident, was auch seine Schwäche sonst sein mochte, war eine vornehme, durch aus edle Natur. Er reichte Falkenhain die Haud. „Nichts, lieber Falkenhain, hat Sie nur so wert gemacht, als diese Worte. Ja, aus den Alten müssen Sie auch stolz sein." „Um nun wieder auf Ihre Bewerbung um Marie von Manrod, entschuldigen Sie, daß ich den Ausdruck beibehalte, zurückzu kommen, ich würde das an Ihrer Stelle doch wagen. Wenn das Mädchen Sie annimmt — der Vater hat nichts dagegen." Ein Freudenschauer überlief den jungen Mann. „Wie glücklich mich das macht — ver mag ich nicht zn sagen." Die Augen wurden ihm feucht. „Ja, immer vorausgesetzt, daß Marie Sie nimmt. Kommen Sie, wir wollen sie gleich > fragen." r Er führte den Freudetrunkenen zu der Wohnung seiner Tochter. Marie erschrak nicht wenig, als ihr Vater nnd Falkenhain angemeldet wurden, und stand in halb ängstlicher, halb hoff nungsvoller liebenswürdiger Verwirrung da, als beide eintraten. „Herr von Falkenhain kommt, um Dich zu fragen, liebes Kind, ob Du Oberprä- stdentin werden willst." Sie sagte ganz konsterniert: „Nein, gewiß nicht." „Na, ua, man fängt als Regierungs- assessor an, wenn matt einmal Oberprä- pdlacruo oder Präsident werden will, würde Dir dann einstweilen jein Regicrungsassessor genügen?" „Ab!" Es war ein leiser, kaum gehauchter Laut, aber das Glück einer jungen Menschen- sccle tönte darin wider. Daß ihre Gesichts farbe sich vertiefte, war natürlich. „Nun sprechen Sie doch auch einmal ein Wort, warum soll ich denn allein reden?" Falkenhain ging auf Fräulein von Man rod zu, uahm ihre Haud und fragte mit bebender Stimme: „Darf ich Hand und Herz für dieses Leben mir erbitten?" Ganz leite sagte sie: „Ja." Glückliche Menschen! Als der Präsident mit Falkenhain hinaus- ging, sagte er: „Ich werde Ihrem Vater und Ihrer Tante einen Besuch macheu." „Tun Sie das nicht, es würde ihn nur unglücklich machen als Subalternbeamter Weber neben seinem Sohn zu stehen. Mein lieber Alter ist zufrieden, im Schatten zu weilen, wenn er mich nur in der Sonne sicht." „Nun, ich werde seine Bekanntschaft schon machen und mich mit ihm verständigen." Als Falkenhain ans der Straße war, be gegnete ihm Lahrbnsch mit sehr vergnügtem Gesicht. „Sic scheinen ja ungewöhnlich gut auf gelegt zu sei», Herr Kollege?" „Galgenhumor, lieber Freuud, — das Netz schlug zu, — sic hat mich." Falkenhain gratulierte dem besiegten Hage stolzen und, ivie es schien, sehr glücklichen Bräutigam. Daun lief er zu seinem Vater. „Nanu, nanu, was gibt's denn?" „Ich — Herzenstante, Herzeusvater — ich werde Fräulein von Manrod heiraten, wenn Ihr nichts dagegen habt?" Weber erschrak, wurde bleich und sagte rauh: „Geht nicht, — die Tochter seiner Frau kannst Du nicht heiraten." „Sie ist ja gar nicht ihre Tochter." Ein Stein fiel den alten Leuten vom Herzen, die bis jetzt der Meinung waren, daß Fräulein von Manrod die Tochter der Präsi dentin sei. Nun war die Freude groß. Frau von Manrod hatte in kühlen Worten von Paris aus ihre Einwilliguug zu der Ehe erteilt. Sie war sehr unglücklich, denn ihr Alfons, den man in Paris recht gut kannte, war nach Tonkin kommandiert worden. Tie Hochzeit Falkenhains nnd Biaries sand still auf dem Stammgut der Manrods statt. Weber und Frau Steinmüller waren zu gegen, verehrt von Marie von Manrod. Herr von Manrod reiste nach der Hochzeit nach Paris zu seiner Frau. Aber er ver mochte ihre Lebenslust nicht wieder zu erwecken, sie war für immer dahin. Nach Deutschland wollte sie unter keinen Umständen mehr zurück- kehren; da quittierte er den Staatsdienst nnd nahm seinen Aufenthalt in Paris. Als bald darauf Alfons de Fleury in Tonkin am Fieber starb, wurde feine Mutter tiefsinnig und mußte einer Heilanstalt über geben werden, in der sie nach kürzer Zeit verschied. Auch Weber war aus dem Dienst getreten, hatte die Erlaubnis erhalten, den ihm ange stammten Namen wieder aunehmeu zu dürfen, und wohnte auf dem Laude unweit desMan- rodschcu Gutes mit seiner Schwester. Ter alte Freund Heder, der mit unerschütterlicher Ver ehrung zu Frau Steinmüller emporblickte, war häufig gern gesehener Gast bei ihnen. Ter Präsident, der seine Frau aufrichtig bedauerte, lebte fortan bei seinen unendlich' glücklichen Kindern, oder auf dem Laude in der Nähe seines Freundes, des ehemaligen Wachtmeisters und Hitfsregistralors Weber! und Fran Steinmüllers, an denen er vieu Gefallen gefunden halte. Das Andenken seiner Frau hielt er in, Ehren, und nie hat er erfahren, wer ihr erster^ Gatte war. Auch Rudolfs Ruhe wurde nickst, durch Aufhellung der Vergangenheit gestört. Ende. Im Labyrinth des Lebens. Roman von W. Schönau. (Nachdruck verbot«.) 1. Kapitel. In dem düsteren, großen Parterre-Salon eines der vornehmsten Logicrhäuser Wies badens liegt auf einem niedrigen Ruhebette die Frau Justizrätin Kayser. Das matte Licht der grünverschleierten Lampe beleuchtet ein blasses, hageres Gesicht, in das körperliche Leiden tiefe Furchen gegraben und cs uni Jahrzehnte älter erscheinen lassen als es in der Tat ist. Von' einem schweren Nervenleiden gequält, führt die arme Frau ein trauriges Dasein. Sie ist ganz auf die Hilse fremder Menschen angewiesen, denn ihre gelähmten Füße gestatten ihr nicht, auch nur den kleinsten Schritt allein zn tun und wenn sie auf dringendes Anraten des Arztes einmal das Zimmer verläßt, kann es nur im Rollstuhl geschehen. Seit Wochen weilt sie nun hier in Wiesbaden, von den heil kräftigen, heißen Quellen Linderung ihrer Schmerzen erhoffend. Eine alte Dienerin und ein junges, auf fallend schönes Mädchen begleiten sie überall.