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Rabenauer Anzeiger : 29.12.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190812294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19081229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19081229
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-12
- Tag 1908-12-29
-
Monat
1908-12
-
Jahr
1908
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Offizier ist erst 24 Jahre sir. Die Rmungsmd marcks einziger Orden gewesen. dacklsn auch Wiener Konzert-Besucher bei der gründerer Eifersucht auf seine junge und schöne merffamkeit. Ein nettes Früchtch « ist ein Dresdener untertchlagen. Eine spanftche Ehetragödie. Der spanische und jetzt wieder mit 3 Monate« bestraft ist. ES handelt sich bei dem Jungen um äußerst rafft, liierte Diebstähle. Die Pole«. Im westfälischen Jndustrie-Re- vier bei Herne überfielen drei Polen ein Mäd chen von 16 Jahren und verwundeten eS tätlich. Dann bearbeiteten die Kerle noch zwei Fleischer mit Messern. Einer der Täter ist verhaftet worden. I« Sille in Frankreich ermordete ein Land wirt seinen Vater, indem er ihn aufhängte. Der geständige Mörder hat schnell in den väterlichen Besitz gelangen wolle». Beim Jsdiauerspiele« i« Potsdam schickten die „Häuptlinge" einen kleinen dummen Jungen in die Höhle «ineS GandbcrgeS. Mit einem Male gab der Sand nach, und die ganze „Jndianer- tiuppe" lief davon. Der arme Junge ward er stickt herausgezogen. Bei einem WeihuachtSumzng vermummter junger Leute in einem Hommerschen Dorfe er schrak ein Kind dermaßen, daß er die Sprache verlor. Die Weihnachtszeit i« der Weltstadt. Drau ßen glänzende Bilder von LuxnS und Wohlbe hagen, hinter den Mauern so manches furcht bare Elend: Im dunklen Hausflur eines Hauses in der Kommandantenftraße war eine Obdach lose, an hochgradiger Wassersucht leidende Frau zusammengebrochen. Sie war zu schwach zum Rufen, und erst am dritte« Tage wurde sie be. merkt und konnte nach einem Hospital geschafft werden. Boykott der czechischr« Vereine i« Berlin. Dem Boykott der czechischen Vereine gefolgt. Die Berliner Saalbcfitzer haben beschlossen, keinem Czechen-Veretn eine« Saal für Winter-Festlich keiten zu überlassen. Ein «euer Lustmord in Berlin ist im Norden der Stadt unweit des Asyls für Obdachlose auf freiem Felde an einer obdachlosen Arbeiterin ver- übt worden. Die Leiche wurde von einem Manne am frühen Morgen gefunden, der auf dem Platze Stroh abladen wollte. Die Ermordete ist eine 43jährige Arbeiterin Johanna Pagel in Norden in Ostfrieslaud geboren und schon seit längerer Zeit in Berlin und Umgegend bemerkt worden. Sie trieb sich viel mit arbeitsscheuen nnd obdach losen Männern umher. Bei Lüttich in Belgien erfolgte abermals ein Zugzusammenstoß, bei dem neun Passagiere ver letzt wurden, zwei davon schwer. An der Krimküste ging ein türkischer Dampfer unter. 50 Personen ertranken. Jmmitteldcutschen sächsisch-thüringischen Berg- land sind abermals Erdstöße vermerkt. Den Be hauptungen, die Bewe ungen seien nicht vul kanischen Ursprungs, treten jetzt andere Meinungen gegenüber, die doch daran glauben möchten. An der deutschen Grenze wurde in Russisch- Polen ein GasthauSbesttzer mit Frau und Dienst mädchen ermordet und beraubt. Den beiden Frauen ^wurden die Kehlen durchgefchnitlen. Die Beute beträgt nur einige hundert Rubel. Eine Platzpatrone traf aus nächster Nähe bet Marienburg Westpr. den Leutnannt Liebach vom 152. Regiment so schwer, daß ein Nein amputiert werden mußte. Es liegt Unvorsichtig keit vor. Der in Duisburg wegen Veruntreuungen Wie leicht «a« vo« einem lenkbare« Luft- schiff aus mit Bomben eine Stadt zerstöre« kann, hat, wie die Tgl. Rdsch. meldet, in Los Angelas in Amerika ein Luftschiffer gezeigt. Er stieg abends nach Eintritt der Dunkelheit während eine» heftigen RegenwctterS unbemerkt auf, flog über die Stadt hinweg und warf Hunderte von Bomben ans die wichtigsten Gebäude. Diese Bomben waren allerdings nicht mit Dynamit, sondern mit Bonbon» gefüllt. Er umkreiste meh rere Male die Stadt, wobei er im Ganzen 18 Mellen zurücklegte, ohne daß da» Luftschiff auch nur gesehen wurde. Die ganze Stadt hätte also mit Leichtigkeit von ihm zerstört werden könne». Der Versuch wurde mit besonderer Zustimmung, der MUitärbchörden susgeführt und soll über den New-Iorker „Wolkenkratzern" wiederholt werden. Allgemein war da» Amüsement über die bekannte Verlegung eines Hu'arenregiments, der sogenannten Tanz-Husaren, nach Krefeld. Aber jetzt ist erst die erste Verlobung zwischen einer Krefelderin und einem Offizier zu verzeichne«. Fräulein von Beckerath nnd Rittmeister von Madai find die Brautleute. Wahrscheinlich wirb es mit Husareil-Unteroffiziere« und Krefelderinnen schneller gegangen sein. Alles reu«rt um be« Türke«. Gratulation»- Depeschen gab es bekanntlich massenhaft zur Er öffnung de» türkischen Parlamentes in Konstan tinopel, und nun kommt die europäische Bank welt «nd gründet in der Erwartung eines gute» Geschäfts in Stambul Filialen. Wenn bloß keine allzugroße Enttäuschung eintritt, denn die Türken vo» heute find auch mehr vom Stamme .Nimm', a!S vom Stamme ,Gia.' Arzt und Apotheken hatten zu diese» Fe> er lagen zu tu«. Das Influenza-Wetter hat die lei dige« bekannten Folge« gehabt. Fast SO Millionen Mark betragen jetzt die jährlichen Ausgaben der Stadt Berlin nur für ihre Volksschulen. Frühling im Winter. Aus London wird berichtet: Der Dezember 1908 wird wohl al» Kuriosum für lange Zeiten in der Erinnerung der englische« Bevölkerung bleiben. ES herrscht eine an die schönsten Frühlingstage gemahnende Temperatur und die Kastanienbäume stehen wie in den März- und Apriltageu in vollster Blüte. I« London trägt man sich deshalb mit den Ge danken, zu Weihnachten die üblichen Mistclzweige durch blühende Zweige von Kastantenbäumen zn ersetzen, ein Anblick, den man sich schwerlich sehr oft gewähren kann. In den Parkanlagen grünt und knospet es an allen Sträuchern und Bäumen, und die Leute in den Straßen gehe« lagsüber stets ohne Paletots und Mäntel einher. Die ein zigen, die sich über die't milde Witterung sehr be sagen, find die Pelzwarenhändler, die dieses Jahr wirklich sehr schlechte Geschäfte gemacht habe». Präsident Castro in der Jsrael'fchen Klinik in Berlin. An's Sterben braucht der Diktator von Venezuela noch nicht zn denken, sein Arzt hat zwar eine Nieren-Eitkrung konstatiert, doch macht dieselbe eine Operation nicht nolweudi-. — DaS nordamrrikanische Kriegsschiff „Maine" ist nach den venezolanstchen Gewässern veordert. Ob es mit den niederländischen Schiffe» zusam men vorgehen soll, ist noch nicht bekannt. Die Klarheit über die Lage läßt überhauptzu wünschen übrig. Nahezu 2 Millionen Geudungen, zumeist freilich Ansichtspostkarten, find im letzten Jahre im Reichspostgebiet unbestellbar geblieben. Das be deutet eine Zunahme um ein Viertel, alko ein starkes Anwachsen der Flüchtigkeit und Uaauf- ifalls den Liebhaber seiner Frau traf, schoß er!mufft" bezeichnet wurde. Ein Teil, der jüngere,, !idm eine Kugel in den Kopf. Das rechte Auge «des Publikums klatschte, ein anderer lachte und f In den letzten 5 J-Hren sind in Preußen !des schwer Verletzten ist durchschossen, die Kugel johlte bis zum Amßcrsten, so daß nichts mehr zu 66 männliche und 5 weibliche Personen hm- Schulknabe, der schon einmal mit 5 Monate« sitzt tief im Schädel. ' hören war. ! gerichtet. Ein heißblütiges Berliner Brautpaar war < ... . es äugen'cheintich, das jetzt, ein paar Tage vor Millionär Castellano war in Folge nicht unbe- Weihnachten, auf dem Wannsee herumgondelte ! " Vermischtes. Die allerneueste Steuer. In de« belgischen Städte« Lüttich, Verdiers und Gent ist die Ein führung eiuer städtischen Kelluerinnensteuer be schlossen. Für jede Kellnerin find 300 Franks (240 Mark) Jahressteuerzuzahlen. In BervirrS, wo die Steuer schon einige Zeit besteht, ist die weibliche Bedienung aus den Lokalen total ver schwunden. I« Venezuela steht e» doch schlimmer aus, wie der in Berlin weilende Präsident Castro und seine Umgebung einräumen wollten. Die Gärung im ganzen Lande war derartig, daß der Vize präsident Gomez, Castro's Stellvertreter, das nur aus Kreaturen des Präsidenten bestehende Minis terium entlassen und ein solches aus verschiedenen Parteien bilden mußte. Inzwischen wachsen die Beschwerden über die Gewalttätigkeiten Eastro's. In London haben die Vorstände mehrerer in De ll ezucla arbeitender Gesellschaften hohe Gcld- ansprüche erhoben, weil der Präsident ihnen Monopole und Konzessionen abnahm. Er wird seine liebe Not haben, alle Ansprüche aus Eng land, Frankreich, den Niederlanden und Ver einigte» Staaten von Nord-Amerika zustteden zu stelle«, vorausgesetzt, daß er überhaupt wieder in seine Heimat mrückgelangt. Die Behauptungen englischer Zeitungen, wonach Deutschland ihm den Nacken steife, find natürlich blühender Unsinn. — In der Franks. Ztg. schildert ein Engländer Castro'S Verhalte« auf einem Balle in Caracas in folgender Weise: Castro ist trotz seiner Jahre ein leidenschaftlicher Tänzer. Und wie er tanzt. Er fliegt aus einem Arm in den andern, lein Rock weht wild um ibn her, und seine Augen glänzen seurig . . . Plötzlich ließ er seine Tänzerin los und winkte der Musik, diese brach ab und begann eine neue, seltsame Weise. Und nun be gann der Präsident, die Flügel seines Frack's in der Hand, sich wie ein automatisches Spielzeug zu bewegen. Es ist ein alter ländlicher Tanz, den die wenigsten Ballgäste noch kennen, so daß eine arge Verwirrung entsteht. Castro wird darüber erregt, schäumt vor Wut und auf dem nackten Arm seiner Tänzerin, die er wild umhergewirbelt, steht man den Druck seiner Finger. Kromwell'S Kopf. Der Kopf dieses berühm ten englischen Staatsmannes soll sich nach der Franks. Ztg. im Besitz des Raritäten sammelnden verstorbenen Londoner Bankiers Wilkinson be funden haben. Es wird erzählt, der Kopf Krom- well's sei nach der Wiederherstellung des König tums iu England gepfählt, öffentlich ausgestellt, aber von einem Soldaten heimlich fortgenommen. Nach mehrfachem Verkant und Ausstellung gegen Entree soll der Kopt an die Familie W'lktnson gekommen sein. Beeiden läßt sich das nicht. Der Besuch des englischen RöaigSpaares in Berlin soll zweifelhaft geworden fein, wird aber wohl doch erfolgen. Wie der Londoner Korrespon- dent der Wiener „N. Fr. Pr." wissen will, soll jedoch nicht das Befinden des Königs Eduard die Ursache lein, daß der Be uch unterbleibt. Der Grund soll vielmehr in den „Berliner Verhält nissen" zu suchen sein. Daß König Eduard wieder gesund ist, geht ja aus dem Umstande hervor, daß er das bis zum 16. Februar vertagte Par lament mit einer Thronrede schloß, welche die Beziehungen Englands zu den auswärtigen Mächten andauernd freurdschaftltche nannte, das Nordsee-Abkommen begrüßte und der Hoffnung auf eine friedliche Beilegung der Balkan-Umwäl zung Ausdruck gab. Musik wird oft nicht schön empfunden, so und dabei in Folge seiner Unvorsichtigkeit beim Frau so nervös geworden, daß er eine Kur in Aufführung eines Oous des modernen Kompo- Küssen ins Wasser plumpste, so daß es nur mit! Malaga unternehmen mußte Als er dort eben-f nisten Schönberg, dessen Weise als eine „Katzen- Mühe und Not h-rausgefischt werden konnte. - - - Hoffentlich werden die Leutchen klug! Herbst tn vier Woche« nicht weniger als 200 Legionäre in Trupps von 7 bis 8 Mannn de sertiert find. Durch ei« Antomobilunglück in Belgien wurde ei» Neffe des dortigen Premierministers Schollaert tätlich verletzt; er wurde gegen einen Baum geschleudert und erlitt einen starke» Schä delbruch. Ei« LiebeSp«>r von 18 Jihre« tötete sich in Augsburg durch Einatmen von Leuchtgas, da eS die Zustimmung der Eitern für seine ZukunftS- pläne nicht gewinnen konnte. Ei« Prozeß Wege« Mordvers«chS begann vor dem Schwurgericht in Alessandria. Ei« Ad vokat hatte auf seine Schwester und deren Ge liebten geschaffen und beide «chwer verwundet. DaS Liebespaar ist indessen wiederdergestcllt und hat sich geheiratet, während der Täter in Er wartung seiner Strafe noch im Gefängnis weilt. Bo« dem Artillerie-Regiment i« Trier wurden der Regimentsschreiber und "ein Vize- wachtmeistcr wegen Unterschlagung und Urkunden fälschung verhaftet. Auf der Flucht veru«glilckt. Drei Arbeit»' Häusler find nachts au» der Anstalt in Rum melsburg entsprungen. Sie verließen heimlich de« Schlafsaal und lprangen zum Fenster hinaus. Einer, der Drechsler Rüde, brach sich hierbei das rechte Bein. Trotzdem schleppten ihn seine Flucht genossen nach der Mauer, ans die er mit ihrer Hilfe auch noch hisaufkletterte. Beim Abspringe« aber brach er sich auch das linke Bein. Unter dessen war da» Entweichen bemerkt worden. Wächter suchten das Arbeitshaus und seine Um gebung ab und fanden Rüde hilflos daliegen. Die beiden anderen entkamen. Der bekannte Reklameschwindel mit der „Doppelten Moral" hat mehreren Familien ein schweres Mißgeschick gebracht. In Köln erlitt eine an der Lungenentzündung daniederliegende Frau beim Durchlesen des Briefes in Abwesenheit ihres Mannes einen schweren Rückfall. Ein in Düffeldorf wohnendes Ehepaar glaubte, daß sein Sohn sich vergangen habe. Die Mutter erlitt einen Herzkrampf, den sie jetzt noch nicht über wunden hat. In Hannover ist gleichfalls eine Dame schwer erkrankt. Ein dortiger Regierungs- bcamter ersuchte sofort seine vorgesetzte Behörde um die Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen sich. Für seine Unverschämdeit gehörte die sem Menschen auch eine vehörige Portion unge brannter Asche, die er redlich verdient hat. Der Protest gegen die Verhaftung ist verworfen. Schwindel-Ganter hat, wie ein Berliner Schrift steller erzählt, für das Abfaffen seines Romans „Doppelte Moral" ein Honorar von 60000 Mk. geboten im Hinblick darauf, daß sich der SlaatS- anwalt einwischen könnte. Der Schriftsteller lehnte daraufhin ab. Der jetzige Autor Georg Fleck ist aus seiner Wohnung in Berlin abgerctst. Wohin unbekannt. Der Mann fürchtet das un- liebiame Aufsehen, denn an dem Roman selbst hat man nur Langweiliges, aber nichrS Strafbares befunden. Drei Mrnschexlebrn zu retten, ist dem Ober- leutnannt zur See Wittmer gelungen. Er erhielt dafür die Rettungsmedaille selbst, den Kronen- orden und den Roten Adlcrorden, die beiden letzteren am Bande der Rettungsmedaille. Der „ !-'bei der Firma Jäger verhaftete Buchhalter hat dailte ist übrigens lange Jahre auch Fürst Bis- nach seinem eigenen Geständnis 180 000 Mart beinahe auf offener Straße um den Hals gefallen wären?" Sie wurde sehr rot, sagte sehr leise, aber ganz bestimmt: „Hm, hm! Noch einmal: hat er Dir seine Liebe gestanden?" „Nein." Sein Kind war die Wahrheit selbst, das wußte er. „Nun sag mir aber, wie kam das eigentlich?" „Ich weiß cs nicht, Papa," erwiderte sie in ihrer kindlichen Weise, mit niedergeseuktcm Gesicht, „cs kam so über mich — so ganz von selbst." „Aber Tu hast ibu doch kaum gesehen?" „Toch, Papa, als er Mama Beistand leistete. Tann begegnete er mir, als er Mama besuchte, uud daun war ich bei der Oberpräsi- dcntin zehn Minuten mit ihm allein im Be suchszimmer nnd dann auf dem Basar " „Nun ja, nun ja, das ist ja freilich eine recht genaue Bekanntschaft. Weißt Du denu aber auch, ob er Dich haben will?" „Ich — ich — ich glaube ja." „So, daS glauben wir? Tu bist doch ein rechtes Kind. Ganz unerhörte Geschichte. Nun geh und laß Tir von Deinem Frankem den Kopf waschen." Sie küßte ihn und ging. „Ta soll man die Mädchen behüten! Na, einen schlechten Geschmack hat meine Tochter nicht." Der Präsident des Klubs, ein älterer vor nehmer Herr, ließ sich bei ihm melden. Er hielt es für seine Pflicht, dein Präsi denten Mitteilung über die Vorgänge im Klub zu machen. Der Herr Marquis war überführt worden, falsch gespielt zu haben, und ihm darauf augcdeutet, daß er fortan den Klub zu meidcu yave. , Er dachte uicht ohne ein peinliches Gesiihl an sein nächstes Zusammentreffen mit ihr, aber die Sache maßte doch rasch geklärt werden. „Bewahren wir auch Schweigen über diese Vorgänge, schon ans Rücksicht auf Ihre hochverehrte Person, so ist Ihr Stiefsohn doch gesellschaftlich tot und nicht mehr satissaktions- fähig." Ter Präsident dankte ihm. „So? Na, den Herrn von Fleury wären wir los. Nettes Früchtchen. Was mag seine arme Mutter leiden." Er ließ später bei seiner Fran ansragcn, ob sie zn sprechen sei, und sie ließ ihn bitten, zu kommen. Er fand sie zn seinem nicht ge ringen Schrecken sehr leidend. Das Zusammentreffen gestern, die Angst vor Entdeckung, die Sorge um Alfons hatten sie schwer angegriffen. Ter Vorgang auf der Mensur war ihr in ihrer Aufregung nicht klar geworden, doch auf der Rückfahrt gestaud ihr Alfons, daß er im Spiel das Glück korrigiert habe uud dabei überrascht worden sei. Er war der Abkömm ling ihres eben so liebenswürdigen nnd gesell schaftlich geschulten als leichtfertigen und ge wissenlosen zweiten Gatten. Sie fühlte mit Schreck und mußte sich sagen, daß hierdurch seine Stellung im fran zösischen Heer erschüttert, wenn nicht unmöglich geworden sei. In dieser verzwciflungsvollen Stimmung empfing sie Herrn von Manrod. Mit viel Zartheit sagte dieser: „Ich bin von den Vorgängen im Klub und auf der Meusur unterrichtet worden, teure Hortense; Du wirst es, wie ich, im Jutereffe Deines Sohnes geboten finden, daß er schleunigst abrcist." Sie nickte. „Daß Du Deine Lieblingsidce, ihn mit Marie zu verheiraten, fallen lassen mußt, wird Dir nicht zweifelhaft sein." Sie sah starr vor sich hin nnd murmelte: „Armes Kind." „Cs ist uicht anders, liebe Hortense, Du mußt es mit Ergebung tragen. Ich will seine Spielschulden bezahlen nnd ihn um Deinet willen auch nicht fallen lassen, hoffentlich hat er sich jetzt die wilden Hörner abgelaufen." „Ich danke Dir." Nach einiger Zeit sagte sie: „Ich werde Alfons nach Paris begleiten und ihn dort cinrickten." Es ivar uicht allein Liebe zu Alfons, die sie mit ihm forttrieb, auch die Angst vor einer möglichen Begegnung mit Weber. „Wie Tn willst, meine Liebe." Ihm war cs gar nicht so unlieb, wenn sie einige Zeit ihr häusliches Zepter uiederlcgte. Tie Unterredung verlief sehr znr Zufrieden heit der Präsidentin, nnd mit dem Nachtznge fuhren Mutter und Sohn nach Paris. Einige Tage später ließ der Präsident Falkenhain zu sich bitten, der ihm anßer- ordcntlich sympathisch war. Daß sein Kind eine tiefe Neigung zn ihm hegte, war ihm nicht zweifelhaft geblieben, und allem Anscheine nach hatte der junge Assessor eine große Karriere vor sich. Falkenhain, der Marie nicht wieder gesehen hatte, empfing diese Einladung sehr betroffen nnd ging mit klopfendem Herzen zu Manrod. Dieser empfing ihn gütig. „Wir wollen als ehrliche Männer mit ein ander reden. Sie bewerben sich um die Gunst meiner Tochter?" Sehr bewegt antwortete Falkenhain: „Nein, Herr Präsident, das ist nicht der richtige Ausdruck. Ich hege eine tiefe, innige Zuneigung zuFränleiu vonManrod, eine Zuneigung, die nur mit meinem Leben erloschen wird. Aber ich habe nicht einen Augenblick mrgchsen, daß ich der mittellose Assessor von Falkenhain bin, der einem Fräulein von Manrod kein ihrer Stellung im Leben würdizeS Los bieten kann." „Sie l aben ihr nie von Liebe gesprochen?" „Wie würde ich, Herr Präsident." „Glauben Sic denn, daß meine Tochter Sie liebt?" Mit leuchtenden Angen sagte er: > „Ja, das glaube ich." „Hm, Maric ist mciu einziges Kind, rmd ich wünsche, sic glücklich zu scbcn. Daß Sie uicht bcmiltclt sind, ist gleichgültig, Sie sm- von gutem Adel uud ein echter.Kavalier. Leben Ihre Eltern noch?" „Meine Mutter starb sehr früh, mein Vater ist einer Ihrer Subalternen, Herr Präsident, der Hilfsregistrator Weber." „Wie? Was ist das?" fragte sehr vev- blüfst der Präsident. Und nun erzählte Falkenhain vom Lose feines verarmten Großvaters, dem grenzenlosen L pscrmut seines Vaters und seiner Tante, nm in ihm den alten Namen Falkenhain wieder zn Ehren zu bringen. Staunend, gerührt, lauschte der Präsident diesen Mitteilungen. Endlich sagte er: „Und der Regierungsassessor von Falkenhain schämt sich deS Subaltenibcamten?" „Herr Präsident, ich bin so stolz aus meinen Alten, wie nur je ein Sohn aus seine» Vater gewesen ist, er besitzt alle ritter lichen Eigenschaften nnfcres Geschlechtes im höchsten Grade. Nur sein strenger Befehl, er fürchtete meiner Stellung zu schaden, hat mich verhindert, mich offen zu ihm zu bekennen."
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