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VolMfche Rundschau. Ob wir von einer fröhlichen, seligen Weih nachtszeit in diesem Jahre viel genießen wer den 2 Sie steht vor der Tür, sie will herein ins deutsche Bürgerhaus, zur deutschen Fa milie, und Knecht Rupprecht und Sankt Nikolaus strecken zur herzlichen Begrüßung bereits die biedere Hand aus. Aber die Frau Politik, die sich in den letzten Wochen in ein Gewand grauer Sorge kleidete, scheint noch nicht allzuviel Lust zu haben, von dieser Pforte zu weichen. Der Volksmund hat wirklich Recht, wenn er zu sagen liebte: Die Schalt jahre bringen eine Extra-Sorgen-Last! Jedes Jahr im zwanzigsten Jahrhundert bringt mehr und immer mehr von jenen Greignissen, die wir mit dem fremden Wort Sensation benennen, weil bei uns früher zu wenig von solchen aufregenden Dingen passierte. Es wird wirklich an der Zeit für die deutsche Nation, mit Bestimmtheit und Energie nach den festen Wegen zurückzustreben, auf denen der Wagen der ReichSpolttik sicher und ge räuschlos fuhr. Wochenlang haben deutsche Angelegen heiten für die zivilisierte Welt das Gesprächs thema abgegeben, und was uns aus aller Welt laut entgegenklang, das war keineswegs immer Teilnahme. Wir merkten in dieser letzten Zeit, daß die Schadenfreude ein Kraut ist, das recht üppig wuchert. Durch den herr schenden Streit über „persönliches Regiment" und „Kanzler-Verantwortlichkeit" ist kein ein ziger Stein im Fundament der deutschen Einig keit gelockert worden, und wenn diese Aus einandersetzung auch besser ebenso ungeschehen geblieben wäre, wie der Anlaß dazu, mit einem Vertuschen heilt man nicht die Krank heiten eines Staates. Aehnliche Erlebnisse hat man überall einmal erfahren, und wer heute zurückdenkt an die Jahreszeit, als Bis marck ging, der wird erkennen, daß seitdem au mehr als einer Stelle Versehen passiert sind. Kaiser und Kanzler haben sich an der Stelle, wo Preußens größter König den Hauptteil seines Lebens verbracht hat, in fast zweistündiger Unterredung gründlich aus gesprochen, und eine besondere Kundgebung besagt, daß das Oberhaupt des deutschen Reiches dem einzigen Verantwortlichen Reichs minister sein vollstes Vertrauen bewahrt hat. Was wird nun sein? Die Meisten hoffen, daß nun wieder die feste und sichere Straße für den Wagen der Reichspolitik gewonnen ist; die Anderen vermissen noch bündige Ga rantien und befürchten, der Zwist werde seinen Fortgang nehmen. Zweifellos ist wohl kaum, daß die ganze bedeutsame Affäre noch einmal im deutschen Reichstage verhandelt werden wird; kann sich die Mehrheit der deutschen Volksvertretung, auf welche Fürst Bülow bisher sich stützte, dann nicht zu einem Vertrauens-Votum aufschwingen, wie der Kanzler es schon vor Jahresfrist forderte und erhielt, dann möchte die innere Lage freilich von Neuem unter einem großen Fragezeichen stehen. Wird aber der Reichstag so wenig Ueberwindung zeigen können? Kaffer und Kanzler haben ernste Stunden zu verzeichnen gehabt, dem Reichstag sind sie ebenfalls nicht erspart geblieben. Gedenke der Reichstag deshalb auch der eigenen Fehler aus der Vergangenheit und rächte er, wie es die Zeiten erfordern. Wir wollen und müssen eine Periode untrüglichen Ver fassungslebens haben, aber nicht einer sensati onellen Kanzlerstürzerei. Ein Sorgenbild hat die Politik auch wieder im fernsten Ostasien aufgezogen. Der gleichzeitige Tod des schwachen Kaisers und der grellen, aber energischen Regentin von China haben viel Zukunfts-Möglichkeiten in den Vordergrund gerückt. Der verstorbene Kaiser war ein eifriger Reformenfreund; es ist ganz unglaubhaft, wenn behauptet wird, die Regentin, die ihm früher das selbständige Regiment nahm, habe ihm jetzt das Leben nehmen lassen, als sie ihren Tod nahe fühlte, um zu verhindern, daß er nach ihrem Scheiden erneut Macht gewinne. Auch im verzopften Reiche der Mitte hat die neue Zeit mit hartem Finger an die Tür geklopft, unruhige und aufsässige Elemente rühren sich, und die kleinen Japaner stehen wachsam da, jeden Augenblick bereit, die Entwickelung der Dinge ihren Wünschen gemäß zu lenken. Die parlamentarischen Verhandlungen, die überall im Gange sind, haben mit Ausnahme von Wien, wo bekanntlich der Ministerwechsel nötig wurde, und von Brüssel, wo man die feindlichen Gesinnungen von Deutschen und Franzosen wegen des Schiedsgerichtsüberein- kommens in der Casablanca-Affaire feierte, etwas Besonderes noch nicht ergeben. Die Lage auf dem Balla« hat wieder den Anschein des Kritischen, we nigstens sollen in Montenegro Waffen ver teilt werden und in Serbien hat ein Kriegs rat stattgefunden. Sonstige Meldungen stellen die Situation noch ernster dar. Demgegen über heißt es in einem Belgrader Briefe der Wiener Neuen Freien Presse, daß trotz des Kriegsgeschreis in Serbien die Desorganisa- t'on der Kriegsverwaltung eine sehr arge ist, sodaß sogar in den Kreisen der höheren Offi ziere davon gesprochen wird, daß Serbien unmöglich einen Krieg führen könne. Die Kopflosigkeit der serbischen Prahlhälse gehe so weit, daß, als vor zwei Wochen die Gar nison von Belgrad infolge einer Alarmmel dung ausrückte, die Artillerie die Muuttion vergaß. Wenn sich auch die Serben wie Helden gebärden, so soll ihre Angst doch sehr groß sein. Es scheint, daß Belgrad im Kriegsfälle ganz verlassen werden soll. Muni tion, Sanitätsvorräte, die Barmittel der Banken wurden bereits fortgeschafft. Eine Geheimorder der Militärbehörde befiehlt, daß die Wehrpflichtigen sich mit Winterkleidung und Schuhen zu versehen haben. Die Eisen bahnzüge bringen Kriegsmaterial. Die Säbel werden geschliffen. In Kragujewatz werden eifrig Bomben erzeugt. Ein Teil davon geht nach Montenegro. Die Reservisten tref fen in ihren Garnisonen ein, aber einen hel denhaften Eindruck machen sie nicht. Sie sehen unzufrieden aus, weil sie keinen Sold erhalten. Vielleicht hat der Abgeordnete recht, der seinerzeit sagte, das Volk denke nicht an Krieg, es sei hungrig. — Der Du- gapaß, der Zugang von Montenegro nach der Herzegowina, ist angeblich von 8000 Montenegrinern besetzt. In der Nähe von Cattaro sollen österreichische Matrosen von Montenegrinern überfallen und verwundet worden sein. — Alle diese Nachrichten drücken auf die Stimmung der großen Börsen und führen zu Kursrückgängen. Ohne Frage wäre ein Krieg Heller Wahnsinn und will uns noch immer zweifelhaft erscheinen, aber schließlich ist mit der Möglichkeit doch zu rechnen. Nur der Geldmangel bietet vielleicht Gewähr für die Erhaltung des Friedens, so wenig man über den Kriegsausgang im Un klaren sein kann. China. In Peking ist alles ruhig. Die Chinesen haben allerdings in der Besorgnis die Unter schriften auf den im Namen des verstorbenen Kaisers ausgegebenem Papiergeld möchten unter seinem Nachfolger nicht honoriert wer den, die Wechselstuben belagert, von denen einzelne geschlossen wurden. Die Regierung stellte jedoch sofort 2 Millionen Mark in bar zur Verfügung, sodaß von Panik keine Rede war. Der neue Kaiser hat den Titel Hsuan Tung angenommen, was „Weit Verbreiten, der" heißt und in verfaffungsfreundlichem Sinne gedeutet wird. Weder in der Provinz Hunan noch in Kwangtung im Süden herr schen Unruhen, und Juanschikai ist tnbezug auf Aufrechterhaltung der Ordnung auf der Höhe der Situation. Die überraschende Neue rung eines Kondolenzbesuches des diploma tischen Korps hat sich am Sonnabend abge spielt. Der Dyon des Diplomatenkorps hat an beiden in verschiedenen Zimmern aufge- bahrten Leichen einige Worte gesprochen. Augenblicklich finden in China außergewöhn lich viele Heiraten statt, da diese, sobald die öfftzielle Trauer erst angesagt ist, für die nächsten 27 Monate verboten sind. Man hofft in Peking, daß der neue Regent die kolossalen unproduktiv im Palast liegenden Barschätze in Edelmetall nicht länger wird brach liegen lassen. Diese beziffern sich allein auf 200 Millionen Mark, wie während der Besetzung des Palastes im Jahre 1901 fest gestellt worden sein soll. «rosrkmst Mxi§ Die Beisetzung des dieser Tage verstorbe nen Großfürsten Alexis erfolgte im neuen Mausoleum der russischen Zarengruft in der Peter Paulskirche. Dieses neuerbaute Mau soleum ist für weitere sechzig Gräber berech net. Es ist an das linke Kirchenschiff ange baut, mit dem es durch eine schwere, kunst voll geschmiedete Eisentür verbunden ist. Das Innere das Mausoleums ist in grauem Mar mor gehalten. Die Decke wird von schwarzen Marmorsäulen getragen. Die Ausstattung des Altars ist überaus prunkvoll. Großfürst Alexis ist das erste Mitglied des Zaren hauses, daß im Mausoleum gleich rechts vom Angang beigesetzt werden wird- Der letzte, im alten Mausoleum beigesetzte Großfürst war der Bruder des Zaren, Georg, der so unglücklich in den Armen eines Bauern weibes auf der Straße in Abbastuman (1899) starb. Bei der dieser Tage erfolgenden Ueberführung der Leiche des Groß'ürsten Alexis vom Ntkolai-Bahnhose nach dem Mausoleum wird der Zar hinter dem Sarge hergehen. Seit jenem verhängnisvollen Schuß ieim Jordanfest gegen das Winter-Palais st es das dritte Mal, daß der Zar seine Residenz unter ganz besonders umfangreichen Vorsichtsmaßregeln aufsucht. Der Weg, den die Trauerprozession durch die Straßen zu rücklegt, wird durch ein Spalier von Gar disten zu Pferde abgesperrt. Das Oeffnen der Fenster in den Häusern auf dem Wege der Prozession ist verboten, ebenso das Be treten der Balkons. Am Grabe werden die Kränze des deutschen und des österreichischen Kaisers, des Königs Eduard, des Königs von Schweden und des Präsidenten Fallteres niedergelegt. In Rußland wurde der Großfürst schon seit dem unglücklichen Kriege und seit seiner freiwilligen Verbannung als Toter betrachtet. Uebrigens sei hervorgehoben, daß der Groß fürst selbst einer der reichsten Großfürsten war und ein bedeutendes Vermögen besaß, das ihm an Zinsen mehr eintrug, als er verbrauchte. Er persönlich hat trotz mannig facher Anschuldigungen wohl nie irgendwelche Summen, die für die russische Flotte bestimmt waren, unterschlagen. Dagegen hatte sich um ihn als Generaladmiral der russischen Flotte eine höchst ungesunde Atmosphäre gebildet, um ihn herum wurde gestohlen, unterschlagen und geraubt. Seine Vorliebe für schöne Frauen ist bekannt. In Petersburg unter hielt der Großfürst ein jahrelanges Verhält nis mit der Schauspielerin Valletta, der er noch kurz vor Ausbruch der Revolution das prachtvolle Palais Mochowaja erbauen ließ, über bestem Portal ein Adler seine Flügel breitet. Dieses Palais ist nie bezogen wor den. Als seinerzeit das Publikum die Freun din des Großfürsten im Michael-Theater aus- pftff, da galten diese Pfiffe wohl nur teil weise dem reichen Schmuck, den die schöne Frau trug, sondern mehr der Freigebigkeit des Großfürsten, der seiner Maitresse Millio nen hingab, während das russische Volk sei nen letzten Groschen für die Flotte sammelte, welche unter der Oberaufsicht des Großfürsten durch ganz unerhörte Unterschlagungen und eine schädliche Protektionswirtschaft in Verfall geraten war. veutzcher belchrmg. Ein wichtiger und interessanter Tag zugleich war der Donnerstag. Wichtig, denn die Reichs finanzreform stand auf der Tagesordnung, inter essant: der Reichskanzler brachte sie, wie erwar tet, selbst ein, die erste große Aufgabe noch Be endigung der Krists. Er sprach über den Werde gang des jungen Reiches, immer mit der Not wendigkeit vor Augen, das Haus rasch zu bannen. So wälzten wir die finanziellen Lasten vuf die Zukunft. Als Emporkömmling sei Deutschland wenig beliebt, und es gelte für uns Kaltblütig keit und Stetigkeit zu zeigen. (Beifall.) Die Fi nanzlage bedeute ff ne Gefahr für uns, darum müsse reiner Tisch gemacht werden. Der Kanzler ging auf unsere Anleihen ein, auf den hohen Bankdiskont. Hier sei gründlicher Wandel zu schaffen. Nach kurzer Streife der Vorlagen meinte Fürst Bülow, daß wir die neuen Lasten tragen könnten. Wieviel geben wir doch für Alkohol aus! Dabei trüge das Ausland viel höhere Ver brauchssteuern. Folgten Beispiele. Dann kam ein Appell an Reich, Gemeinden und Volk, wieder sparsamer zu werden. (Lachen links.) Er richte 'eine Mahnung mehr an die höheren und mitt leren Stände, fügte er hinzu. Der Kanzler schil derte noch einmal die Driu -lichkeit der Lösung der Finanzfrags, auch im Interesse des Friedens. Das Reich sei gebaut, nun müßten die Hypo theken abgetragen werden. Jetzt sei keine Zeit Rowan von Franz Trellcr. Nachdruck verboten. Weber wurde leichenblaß und sah den kleinen Schreiber wie geistesabwesend an, sagte aber dann: „Du bist wohl verrückt!" und wandte sich ab. „Heinrich, ich sage es Dir, ich habe sie gesehen und auf den ersten Blick erkannt, sie hat sich nicht viel in den langen Jahren ver ändert." Weber bebte merklich vor innerer Erregung bei den geflüsterten Worten des Kleinen, sagte aber doch mit mühsam erzwungener Ruhe: „Dich hat eine Aehnlichkeit getäuscht, Jost, nichts weiter." „Will's wünschen, aber steh sie Dir an." Er erkannte wohl wie sehr der starke Mann bewegt war und fügte gewissermaßen entschuldigend hinzu: „Ich mußte es Dir sagen, Heinrich, es ist besser Du weißt es, damit Du sie nicht unvorbereitet erblickst." Weber setzte sich und starrte zur Erde. Jost Hcder, der kleine Sekretär, sah den Jugendfreund mit inniger Teilnahme, durch die Brille an. „Nimm es Dir nur nicht zu Herzen und bewahre Deine Ruhe, Heinrich." „Ich kann's nicht glauben — Du hast Dich getäuscht. Unsinn. Nur die Erinnerung an jene Zeit hat mich aufgeregt. Pah, es ist vorbei." Er ging ein paarmal mit starken Schritten in dem großen Zimmer auf und ab, blieb dann vor dem kleinen Mann stehen und sagte: „Jost, hast Du mir vergeblich diesen Schrecken eingejagt? Nimm Dich zusammen." „Ich habe es gut gemeint, Heinrich." „Weiß ich, alte Schlafmütze, sonst hätte ich Dich schon beim Kragen. Aber Du mußt doch begreifen, daß es Torheit ist, in der Frau des Regierungspräsidenten meine — ehe malige Gattin zu sehen." „Die Aehnlichkeit ist groß," erwiderte klein laut der Sekretär. „Vermutlich — ja — und es ist gut, daß Du mich daraus aufmerksam gemacht hast. — Ich danke Dir, Jost. Daß Du den Mund halten kannst, weiß ich ja." „Ja, Heinrich, das kann ich." „Ob sie überhaupt noch lebt? Ich glaube es nicht. Für mich wie für meinen Jungen ist sie seit Jahren tot." Er ging wieder auf und ab. „Das ist mir schön in die Glieder ge- sahren. Pah, ich bin ein alter Soldat und fürchte mich nicht vor Gespenstern." „Ich muß wieder hinüber, Heinrich, ich habe mich nur einen Augenblick davon geschlichen!" „Geh', alter Freund — danke Dir — Schreckschuß, nichts weiter." Heder entfernte sich eilig. Lange sah der Registrator vor sich hin. Sollte er recht gesehen haben? Ich glaub es nicht -- aber — Die Tür wurde aufgerissen und eine bleiche junge Dame, die sichtlich sehr erschreckt schien, erschien im Rahmen. „O bitte, helfen Sie, Herr, meine Mama ist ohnmächtig geworden." Der so aus seinen Sinnen aufgeschreckte Weber vernahm kaum die Worte des jungen Mädchens, als er rasch der sich Zurückwendenden folgte. In dem Korridor nahe der Tür seines Arbeitszimmers sah er eine Dame, wie es schien, bewußtlos, auf einem Stuhl zusammen gesunken. Der Schem des Gangfensters fiel auf ihr blasses Gesicht. Weber zuckte zusammen, als ob eine eisige Hand nach seinem Herzen griff, und stand wie gelähmt vor der Ohnmächtigen. „O, helfen Sie, Herr!" bat das junge Mädchen ängstlich, „wir wollen Mama in Ihr Zimmer bringen." In diesem Augenblick schritt ein hoch ge wachsener junger Mann, der von der nach oben führenden Treppe her kam, heran, trat rasch auf die Gruppe zu und sagte: „Kann ich Ihnen Beistand leisten, mein gnädiges Fräulein?" Das Mädchen wandte ihm das Auge zu und sagte nur: „O bitte, bitte." Weber stand noch einen Augenblick bewegungslos da. Schon wollte der junge Mann seinen Arm um der Ohnmächtigen Taille legen und sie anfrichten, als diese die Augen aufschlug. Erstaunen, ja Schreck prägte sich in diesen, wie in den Zügen aus, als sie in das jugend liche, über sie gebeugte Angesicht sah. Sie schloß die Lider, um sie gleich wieder zu öffnen, ihr Blick traf der jungen Dame besorgtes Ant litz. Dann holte sie tief Atem und richtete sich selbst aus, so daß sie saß. „O, es ist nichts, Marie", sagte sie und blickte wieder auf den jungen Mann. „Komm, hilf mir." Das Mädchen half ihr sich erheben. „Geben Sie mir Ihren Arm," sagte sie zu deni Herrn. „Führen Sie mich zu meinem Gatten, Präsident von Manrod. Aengstige Dich nicht, Kind, mir ist viel wohler." Am Arme des jungen Mannes, unterstützt von der jungen Dame, schritt sie den Korridor entlang der Treppe zu, diese hinauf und ver schwand an deren Wendung. Noch stand der Registrator wie gebannt da. Mit einem tiefen Seufzer sagte er dayn, den Ausdruck tiefer Erregung in Lem martia lischen Gesicht: „Sie ist es — und an: Arm des Jungen — Gott sei nns allen gnädig." Langsani, mit unsicheren Schritten suchte er sein Dienstzimmer wieder auf. A * „Was nun, Minchen?" Mit verstörtem Angesicht saß Frau Stein müller da und vor ihr mit finster zusammen gezogenen Brauen Weber. Sie antwortete nicht. Außer dem Ticken der alten Wanduhr vernahm man nur die unruhigen Atemzüge der beiden Geschwister. „Was soll nun werden?" fragte er noch einmal in demselben fast heiserem Tone. Dann strich er hastig durch sein dichtes, noch wenig ergrautes Haar. „Sprich doch." „Wir müssen weg von hier, Heinrich, müssen ihr aus dem Wege gehen," erwiderte sie mit zitternder Stimme, sie war nicht weniger erregt als der Bruder. „So? Wir müssen gehen? Ausreisen, waS? Ausreißen vor —", er hielt inne und sah mit einem Ausdruck aus Grimm und Ver achtung gemischt vor sich hin — „ja und lassen den Jungen hier, wie?" Frau Steinmüller seufzte tief und schmerz lich auf. Nach einer Weile fuhr der alte Soldat fort: „Ich stand wie vom Schlage gerührt da, trotzdem mich Heder eben vorbereitet hatte. Ich hätte ja eher des Himmles Einsturz er wartet, als daß diese Person noch einmal meinen Lebensweg kreuzen würde. Erst später stieg die Wut empor und —" Er ging mit starken Schritten auf und ab, blieb dann, bei seiner Schwester wieder stehen. - ^Noch immer, bin, ich betäubt. Ich Haiti