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Rabenauer Anzeiger : 29.10.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190810294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19081029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19081029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-10
- Tag 1908-10-29
-
Monat
1908-10
-
Jahr
1908
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Deutschland. dingte Schwierigkeiten, machen die frühere in letzter Sitzung vor. jahr unternehmen wird, um auf dem inner ¬ auf einem Dampfer der Deutschen Ostafrika« Beamten der Heeresverwaltung soll, einer Meter zu stellen. Während des Vorfalles hatte der französische Konsul mit dem Bom- Kongostaat, wo er sich sechs Monate lang aufgehalten hat, einem englischen Journalisten in Southampton, der Kongostaat werde sich in wenigen Jahren zu einer glänzenden Ko lonie entwickeln, doch werde die Hebung der in ihm ruhenden Schätze dem Mutterlande noch größere Opfer auferlegen. Radikale Reformen der Verwaltung seien unerläßlich. Die Sklaverei existiere im Kongo heute noch, werde aber mehr und mehr durch menschlichere Arbeitsmethoden ersetzt. Die Kautschukpro duktion werde demnächst eine Verminderung erfahren, dafür berechtigten aber die Kupfer minen und die Baumwollenkulturen zu großen Hoffnungen. Vanderpelde hat auf seiner Reise ein Buch über den Kongostaat geschrieben, das bald erscheinen soll. Amerika. Roosevelts Afrikareise. Jüngst sind die Einzelheiten über die afrikanische Reise be kannt gegeben worden, die Präsident Roose velt nach seiner Amtsniederlegung im Früh- nicht zu sprechen ist. Das Organ des einflußreichen jungtürki schen Komitees behauptet, das türkische Ge genprogramm umfasse folgende Punkte: An erkennung Bulgariens als Königreich und Ostrumeliens als privilegierte Provinz gegen Regelung der finanziellen Verpflichtungen, Regelung der bosnischen Frage, wofür eine Beteiligung Oesterreich-Ungarns an der tür kischen Staatsschuld erwartet wird, Gewähr leistung der Integrität des türkischen Reiches. In Sofia ist die öffentliche Stimmung vollständig ruhig, da mehrere Minister ver sicherten, daß jede Kriegsgefahr ausgeschlossen sein wird. In einer zu Serajewo, der Hauptstadt Bosniens, abgehaltenen Versammlung aller Parteien wurde die Errichtung eines Monu- mcntaldenkmals des Kaisers Franz Joseph auf dem schönsten Platze der Stadt zur Er innerung au die Annexion und des 60-jäh- rigen Regierungsjubiläum beschlossen. Frankreich. Nach der von der Patriotenliga kürzlich, wie alljährlich, vor dem in Le Bourget zum Gedächtnis der im Kriege 1870/71 gefallenen Franzosen errichteten Denkmal abgehaltenen Feier besuchten die Mitglieder der Patrioten liga auch das Denkmal der deutschen Soldaten. Linie durch den Suezkanal und das Rote Meer direkt nach der ostafrikaniscben Küste, wo er in Mombasa an Land geht. Hier wird die Jagdgesellschaft ausgerüstet, die dann mit der Eisenbahn nach dem Victoria Nyansa weiterfährt. Von dort aus wird das Jagdgebiet im Hochland von Uganda aufge sucht. Die Rückreise führt zunächst auf der Karawanenstraße zum Weißen Nil, dann per Schiff den Nil hinab nach Khartum, von dort nach Kairo. Marokko. Ein Korrespondent des „Daily Graphic" wurde dieser Tage in Fez von Mulay Hafid empfangen. Der Sultan wünscht eine Konferenz der Mächte zur Festsetzung der Grenze zwischen Marokko und Algier, und drückte ferner die Hoffnung aus, daß die spanisch-französische Note die finanzielle Lage Marokkos berück sichtigen werde. In einem Briefe an den Kaid Diemaa, der auf der Straße nach Ndjda kampiert, kündigte Mulay Hafid an, daß er nach Be endigung des Festmonats eine Mahalla ent senden werde, um die Orduung im Osten von Marokko wieder herzustellen. Wie aus Casablanca nach einem Tange rer Telegramm der „Köln. Ztg." verlautet, sollen die dem deutschen Schutz entrissenen deutschen Legionäre im geheimen erschossen, werden. Briefe aus Mogador geben der durch die Anmaßung der Polizeitruppe er regten Erbitterung der Bevölkerung gegen die Polizei die Schuld an dem Zusammen stoß der letzten Tage. Tas Konsularkorps warf in seiner Ver sammlung den französischen Offizieren d e Arroganz der Polizeitruppe gegen Eingeborene und Europäer vor. Trotz des Versprechens der Polizei-Offiziere und des Kaids der As karis, ihre Leute zu entwaffnen, wurde die Polizeitruppe am Tage nach dem Vorfälle mit scharfer Munition versehen und ange wiesen, alle ihre Posten Passierende auf 30 jungen zwischen dem Neichsamte des Innern Öesterreich-Ungarn und Bulgarien nach wie! afrikanischen Hochplateau auf Elephanten und und dem preußischen Handelsministerium wur- vor angestrcbt wird. Tatsache ist, daß dies Rhinozerosse zu jage«. Der Präsident fährt den erft kürrlub beendet. Da8 Kwndelsnii--« Äsutvioi-I d<>v mis imLi in ons einem ^nniNkei» dee ^eniieden c^sink^ien- DoliWÄe Rundschau. 4- November veröffentlicht werden. Technische, durch den großen Umfang der Vorlage be- Das Gesetz über den unlauteren Wettbe-, In den der türkischen Negierung nahe werb ist im Reichsamte des Innern fertig- stehenden Konstantinopeler Kreisen nimmt gestellt worden. Die kommissarischen Verhand- man an, daß eine direkte Verständigung mit neuen Bestimmung des Kriegsministers zu folge, fortan möglichst in jedem Jahre ein Erholungsurlaub bewilligt werden. Die be urlaubten Beamten müssen von anderen Kolle gen kostenlos vertreten werden. Nur in be sonderen Ausnahmefällen, in denen eine Mög lichkeit zur gegenseitigen kostenlosen Vertretung nicht gegeben ist, dürfen für unvermeidliche Vertretungen Kosten entstehen. Die sonst bet jedem militärischen Urlaub übliche Bedingung, daß der bewilligte Urlaub außerhalb des Standortes zu verbringen ist, wird den Mili tärbeamten im allgemeinen wohl nicht gestellt werden. Für das Jahr 1909 sollen bekanntlich 10 Millionen Mark für Unterseeboote gefor dert werden, vom Jahre 1910 an sind jähr lich 15 Millionen Mark in der Bedarfsrech- uung vorgesehen. Wie gemeldet wird, sind die VersuchSstadicn mit den Unterseebooten! nunmehr abgeschlossen. Nach der bisherigen Entwickelung des Unterseebootes ist zu erwar ten, daß wie Deutschland die übrigen Mari nen voraussichtlich 1 zum Tauchbootstyp und 2 zu Petroleummotoren übergehen werden. Die Vereidigung der neuen Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses, die den Eid auf die Verfassung noch nicht geleistet hatten, fand am Dienstag statt. Auch die sozialdemokratischen Abgeordneten schwuren dem Könige mit feierlichem Eide Treue. — Die Angaben, daß sich das Abgeordnetenhaus Italien. In parlamentarischen Kreisen verlautet, ,o « der Marineminister werde zweihundert Milli- gleich nach der ersten Lesung der Beamten- En Lire für den Bau von vier .Dread- und Steuervorlagen bis nach Neujahr ver- noughts" sowie zur Ergänzung der Torpedo tagen wurde, find nach Mitteilungen aus flMllc verlangen. — Kürzlich traf hier der parlamentarischen Kreisen grundlos. > montenegrische Ministerpräsident Tomano- Die Kommission des Reichstags für die witsch ein, um die leitenden Politiker über große Gewerbeordnungsnovelle trat am Diens- ihre Haltung zu den bekannten montenegri- tag zu ihren Beratungen zusammen. — Der nisch-serbischcn Wünschen zu sondieren. Entwurf der Netchsfinanzreform wird zwar den erst kürzlich beendet. Das Handelsmi-' Antwort der türkischen Negierung auf das in nisterium hatte vor Beginn der kommissarischen London aufgestellte Konferenz-Programm noch Verhandlungen die Gutachten von mehr als nicht abgegangen ist. Das hat der serbische 80 Handelskammern eingeholt. ! Vertreter in Konstantinopel herausbekommen, Beurlaubung der Militärbeamten. Allen der den Minister des Auswärtigen besuchte, —t— .r Großwestr wegen einer Erkältung Die Umwälzung auf dem Balkan. Forderung völliger Sonntagsruhe. Stach' Der augenblickliche Stand der orientali- der „Handelswacht" will der Deutschnationale schen Angelegenheiten ist mit Bestimmtheit Handlungsgehilsenverband am Tage vor der nicht zu übersehen. Gerade die verflossene Ncichstagscröffnung in 1000 Städten öffent- Woche hat gezeigt, daß sich das Bild von Uche Versammlungen für die völlige Sonn-' einem Tage zum andern vollständig verschie- tagsruhe veranstalten. !hen kann. In Zellingen fand eine große Winzer- Publikation unmöglich. Versammlung statt, die eine scharfe Resolution! Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit er- gegen die Neichsweinsteuer annahm. "wogen die Vertreter der Städte von West- Die Weinsteuer soll, wie wir hören, nach Deutschland, die am Montag in Köln zu dem Entwürfe des Reichsschatzamtes fünfzig einer Konferenz zusammentraten. Millionen bringen. Die Steuer ist bekannt-^ Die internationale Konferenz für die Re- lich als Staffelsteuer gedacht. Vision der Berner Urheberrechts-Uebereinkunft Die koburgische Regierung legte dem Land- hat ihre sachlichen Beratungen abgeschlossen, tag ein neues Einkommensteuergesetz auf pro- in dieser Woche werden nur noch Sitzungen gressiver Grundlage mit Deklarationszwang des Redaktionskomitees abgehalten. Belgien. in der außerordentlichen Plenarsitzung" des Ein Sozialist über die Zukunft des Kon-, - Bundesrats genehmigt, aber gleichwohl nicht gostaates- Der belgische Sozialistenführer'bardement Mogadors gedroht. vor dem Znsammentritt des Reichstags am Vandervelde erklärte auf der Heimreise vom Das ist ja wieder eiu recht netter Beitrag zur „friedlichen" Durchdringung; nächstens wird in Marokko niemand mehr sein, der Krakehl macht, wie die Franzosen selbst. Sie sind die Böcke als Ziergärtner. Aus aller Wett. Ei« irrsinniger Zugführer. Der Zugführer Glatt wurde nach einer Meldung aus Metz während des Dienstes plötzlich irrsinnig. Auf der Fahrt von Hausbergen nach Mommenheim verlangte er von dem Lokomotivführer nachmittags um 2 Uhr Feuer, um im Packwagen Licht zu machen. Auf der Station Brumath wollte er zwei Pferde vor den Zug spannen lassen und geriet in heftigen Streit mit den Beamten, die ihn zur Ruhe mahnten. In Saargcmünd ange kommen, löste man den Irrsinnigen vom Dienste ab. Auf der Unfallstation in der Kroncnstraße in Berlin erschien dieser Tage der 16 Jahre alte Kaufmannslehrling Paul H. aus Altona mit einer schweren Schußverletzung in der Stirn und der linken Brustseite. Ueber die Herkunft der Wunden befragt, gab er an, kürzlich aus Altona in Berlin angekommen zu sein. Hier sei er ziel los durch die Straßen geirrt, bis er endlich spät abends im Grunewald anlangte. Dort habe sich ihm plötzlich ein Unbekannter cntgegengestellt, der, ohne daß es zwischen ihnen zu einem Wortwech sel gekommen wäre, aus einem Revolver zwei Schüsse gegen ihn abgefeueit hätte. Als H. diese Angaben, die sehr der Aufklärung bedür fen, gemacht hatte, verlor er das Bewußtsein. Er wurde nach Anlegung eines NotoerbandeS nach der königlichen Klinik gebracht, wo sein Zu stand zu den ernstesten Besorgnissen Anlaß gibt. Einem Verhöre konnte H. nicht unterzogen wer den, da er nicht vernehmungsfähig ist. Explosion auf einem Schießplätze. Auf dem Schießplatz in Via Reggio explodierte eine Gra nate. Zwei Marineoffiziere und ein Arbeiter wurden getötet, ein anderer Arbeiter wurde schwer verletzt. Außer den Verunglückten befand sich niemand auf dem Platze. Die Ursache des Un falls ist unbekannt. Bläitermeldungen zufolge soll der schwerverletzte Arbeiter ein Deutscher namens Liemann sein. Ein furchtbares Drama hat sich im Perso nenzug Santamaria—Jerez ereignet, in welchem zwei Gendarmen drei Banditen transportierten. Als diesen während der Essenspause die Hand schellen abgenommen wurden, fielen sie plötzlich über die Gendarmen her, entrissen ihnen die Seitengewehre, erstachen sie damit und entspran gen. Die Mausergewehre und Patronen nah men sie mit. Aus Furcht sprang ein mitfahren der Passagier gleichfalls aus dem Abteil, verletzte sich aber schwer. Seine Frau wurde von den Verbrechern mit dem Tode bedroht und fiel in Ohnmacht. Auf diese Weise wurde das Ver brechen erst bei der Ankunft des Zuges in Jerez entdeckt. Die Banditen überfielen inzwischen ein Gehöft, wo sie Lebensmittel, Geld und Pferde raubten, und erreichten die Sierra Gibraltars. Sie werden von Gcndarmerieposten aller benach barten Orte verfolgt. Auch Kavallerie ist SU ihrer Verfolgung aus Jerez aufgeboten worden- Bei Bornos fand zwischen ihnen und den Flie henden ein kurzes Gefecht statt, woraus die Ban diten weiter flohen. Die Bevölkerung ist ob des Vorfalls sehr beunruhigt. Die Duplizität der Ereignisse spielt bei fol genden Vorgängen eine Rolle: Der ehemalige ungarische Staatssekretär und Vizepräsident des Verwaltungsgerichts in Budapest v. Lalkoczy, der wegen Bestechlichkeit seines Amtes enthoben wor den war, erschoß sich in Graz, wo er in eine Nervenheilanstalt gebracht werden sollte, auf offe ner .Straße. Latkoczy erklärte, er wolle, ehe er in die Anstalt gehe, in der Kirche beten. Er betrat die Kirche, verließ sie aber heimlich aus Um des Kindes Glück. Novelle von Fritz Gantzer. (Nachdruck verboten.) „Nun Töchterchen, was gibts neues, Du bringst wohl einen Brief für mich?" „Ja, Vater, Hanne nahm ihn eben dem alten Steffen ab."' „Nun, da bin ich doch gespannt, was der Brief bringen wird." Er öffnete, überflog die wenigen Zeilen flüchtig und las dann laut vor: Berlin, den 15. November 18 . . Sehr geehrter Herr Doktor! Zu dem vom 10.—13. Dezember d. Ihrs, iu Berlin in der Philharmonie tagenden X. botanischen Kongreß werden Sie hierdurch ganz ergebenst eingeladen. Ueber den beab sichtigten Verlauf des Kongresses giebt bei- folgendes Programm Aufschluß. Wir ersuchen Sie ganz ergebenst, uns innerhalb 8 Tagen gefällige Mitteilung zugeben zn lassen, ob Sie die Teilnahme an dem Kongreß beabsichtigen. Mit vorzüglicher Hochachtung Der gcschäftsführende Ausschuß des X. Kongresses für Botanik." Karstens hätte fast laut aufgejubelt, daß sich ihm eine solche befriedigende Lösnng bot. Eben hatte er wieder darüber uachgcdachl, Ivie er am besten die Notwendigkeit einer Reise nach Berlin vor Tora rechtfertigen konnte und nun lag ja mit einem Male ein Grund vor, wie er sich besser gar nicht wünschen ließ. Erwartungsvoll blickte Dora den Vater an. „Nun, Dn wirst natürlich nicht fahren, Väterchen, jetzt im Winter die weite Reise." „Aber doch, Kindchen, gewiß fahre ich. Das Wetter? Nun das Stückchen bis Lüne ¬ burg bringt mich schon Jensens Schimmel, und dann sitze ich bis Berlin im warmen Bahnwagen. Warum sollte ich mir die Gclegeuheit entgehen lassen, wieder einmal alte Freunde zu seheu, alte Erinneruugen aufzusrischen. Und dann den Kongreß selbst! Es ist doch höchst interessant ivieder neue Weisheit zu hören." Dora verstand den Vater nicht. Sonst war er prinzipiell gegen jeden Kongreß. Er meinte immer, daß dabei wenig oder nichts herauskäme. Uud uun dieser Umschwung! „Gewiß, Vater, wie Du denkst," sagte sie dann, aber überlege Dirs lieber." „Da ist garnichts zu überlegen, Dora, ich schreibe gleich, daß ich bestimmt komme." Er schritt zum Schreibtisch und bald flog die Feder über das Papier. Tora ging schweigend hinaus. Sie verstand weder den Vater noch die alte Hanne und fühlte sich unglücklicher denn je. Drei Wochen später hielt Jensens Wagen vor der Tür. Ter alte Schimmel ließ träumerisch den Kopf hängen, als wenn auch er tiefsinnige Betrachtungen darüber austeltte, wie man jetzt mitten im Winter zu Kongressen fahren könne. Vielliebcr wäre er im warmen Stall geblieben, als über die Heide gen Lüneburg zu traben. Toch ivas half alles Spintisieren! Eben zog Jensen mit „Hott" uud „Huh" die Leiue au und half dem etwas wider haarigen Gaul mit der Peitsche nach. Sachte zog er an. Hinten ciuf dem schwanken Sitz saß Karstens gegen den schneidenden Ost durch einen Pelz geschützt. Er nickte der blassen Tora Md der über ¬ legen lächelnden Hanne freundlich zu. „lieber sechs Tage bin ich zurück, ich schreibe noch, wann mich Jensen ivieder ab holen soll," rief er noch zurück. Dauu setzte sich Jensens Schimmel nach vielen Bemühungen seitens seines Herrn in eine etwas schnellere Gangart und in wenigen Minuten war das Geführt hinter einer Hügel reihe verschwunden. Dora und Hanne gingen schweigend in's Haus. — - Ter io. Kongreß für Botanik sollte in wenigen Minuten eröffnet werden. In dem weiten Saale der Philharmonie summte uud schwirrte es wie iu einem Bienenstöcke. Alle Nationen, alle Sprachen waren vertreten. — Man brachte gerade diesem Kongreß großes Interesse entgegen, weil das Programm gleich für den ersten Tag einen Vortrag ankündigte, der eine brennende, heiß umstrittene Tages frage behandeln sollte. Darum die rege Be teiligung und die erwartungsvolle Stimmung. Tie Spannung war um so größer, als das Programm dcu Namen des Gelehrten nicht augab, der über die Sache referieren würde. Tr. Karstens ist mit einem alten, weiß haarigen Professor in ein angeregtes Gespräch vertieft. — Sie sitzen beide an einem kleinen Tischchen mehr im Hintergründe. Ta tönte durch das Summen und Schwirrendas energische Läuten dcrPräsidcnten- l glocke. Uud iu wenigen Sekunden herrscht ! tiefe Stille in dem weiten Naum. Ler Präsident begrüßt in längerer Rede l die Teilnehmer au dem Kongreß, erledigt daraus einige geschäftliche Angelegenheiten uud erteilt dann das Wort zu dem mit Spannung erwarteten Vortrag. — Alles schaut angelegentlich nach der „lertribüne. — Dieselbe besteigt jetzt mit schnellen, elastischen Schritten ein noch junger Man» mit etwas bleichem aber sympathischen Gesicht. Tas graue Auge schweift kühn über die Ver sammlung. Er verbeugt sich leicht uud be- ginut mit volltönender Stimme zu sprechen. Dr. Fritz Dornberg, Privatdozent au der Universität Berlin hatte seinen Vortrag be gonnen. — — — Es läßt sich schwer beschreiben, welche Gefühle durch Karstens Seele zogen, als er Dörnberg, den er aussuchcn wollte, hier A den Reihen der Naturwissenschaftler fand. -s Im ersten Augenblick wollte wohl der cM Haß noch einmal jäh auslodern. Aber d's dachte er an das blasse, schmale Gesicht seins/ Kindes und kämpfte die Aufwallung encrgW nieder. Und was es dann war, das ib" durchzuckte, konnte er wohl selbst «ich definieren. Befriedigung, den Gesuchten auf drni Gebiete tätig zu wissen, dessen Durchsorschnnf seine eigene Lebensaufgabe war? Freuds« daß ihm das Schicksal das Suchen so leichtert? — Er hatte nicht lange Zeit, sich über U Art seiner Gefühle klar zu werden. Die N " ehrlicher Begeisterung gesprochenen uud os' grüudliches, tiescs Wissen verratenden Dornbergs fesselten jeden in der Versammln 1 und auch Karstens konnte sich ihrem Zanl^' nicht entziehen. Nach wenigen Minuten lag er ganz >»> Bann des Redners. Und dieses Interesse blieb auf gleicht Höhe, bis Dmnberg geendet. Nicht cndenwollcnder Beifall lohnte dci» jungen Gelehrten, als er nach säst cinslüudigcui Vorträge die Tribüne verließ.
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