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Politische Rundschau. Deutschland. Preußisches Abgeordnetenhaus. Am Don nerstag wurde die erste Beratung des Leh- rerbesoldungsgesetzes fortgesetzt und beendet. Abgeordneter Borgmann (Soz.) änßerte sich ironisch über das Liebeswerben der Parteien um die Lehrer. Diese würden in der schnö desten Weise behandelt »nd seien überlastet. Abgeordneter Hoff (frs. Berg.) erklärte, daß die Vorlage nicht befriedigen könne. Er for derte 1500 Mark Grundgehalt und 250 M. Alterszulage, nannte den Lehrermangel einen Krebsschaden und kritisierte den Bremserlaß. Ministerialdirektor Schwartzkopf bestritt, daß Lehrermangel und Besoldung etwas mitein ander zu tun hätten, denn es müssen sogar Anwärter zurückgewiescn werden. Das Ma terial sei durchaus gut. Preußen zahle die höchsten Lehrergehälter in Deutschland. Abg. v. Nichthofen (kons.) wandte sich gegen den Abg. Borgmann, dbg. Hackenberg (natlib.) fand die Vorlage nicht ausreichend. Abg. Dr. Jderhoff (frkons.) legte auf die ländliche Volksschule den größten Wert. Auf eine Anfrage des Abg. Ziesche (Ztr.) erwiderte der Negierungsvertreler, daß noch kein Ent schluß über die Regelung der Gehälter der Mittelschnllehrer gefaßt worden sei. Das Haus trat noch in die Beratung der beiden Pfarrbcsoldungsvorlagen ein. Abg. Winkler (kons.) stimmte zu. Abg Dr. Porsch (Ztr.) beklagte, daß die katholischen Geistlichen nicht mit den evangelischen gleichgestellt werden, und rügte die Ausnahmestellung der polnischen Geistlichkeit. Zur Steuereinschätzung. Mit der geplan ten Erhöhung der Ergänzungssteuer in Preu ßen geht nicht, wie vielfach angenommen wird, eine Neueinschätzung des Vermögens Hand in Hand, vielmehr gilt, worauf die Voss. Ztg. hinweist, die für das Steuerjahr 1008 erfolgte Einschätzung für die Steuer jahre 1909 und 1910 weiter. Für manchen, dessen Vermögen sich inzwischen vergrößert hat, mag das günstig erscheinen, für viele aber, die unter der Ungunst der wirtschaft lichen Verhältnisfe, dem Rückgänge der Kurse vieler Jndustriepapiere usw- in der Zwischen zeit an ihrem Vermögen eine Einbuße er litten haben, schlägt die Beibehaltung der alten Veranlagung nicht gerade zum Vor teil aus. haker Ailvelm una Cnglanü. Die Wirkung der Mitteilungen des Lon doner Diplomaten, dem unser Kaiser sein Herz ausgeschüttet hatte, kann leider nicht günstig genannt werden. Es ist durchaus richtig, daß Rußland und Frankreich in den kritischen Tagen des Bureukrieges Deutsch land einlnden, mit ihnen gemeinsam England zn demütigen, es zur Einstellung des Krieges zu zwingen und die freien Buren-Republiken zu retten. An Deutschlands entschiedener Ablehnung scheiterte der Plan. Auch die Mitteilung des englischen Diplomaten, daß Kaiser Wilhelm seiner Großmutter, der da mals regierenden Königin Viktoria, einen Feldzugsplan gegen die Buren übersandte, entspricht augenscheinlich den Tatsachen. Gleichwohl ist das Mißtrauen, das aus den Londoner Blättern gegen Deutschland spricht, heute eher noch stärker als sonst. Rußland und Frankreich, die natürlich ihre ebenso junge wie dicke Freundschaft gegen England nicht Schwankungen ausgesetzt sehen möchten, suchen die damalige Politik der deutschen Reichsregierung als ein ränkevolles Doppel spiel hinzustellen, und im deutschen Volke hat sich weiter Kreise eine Mißstimmung darüber bemächtigt, daß der deutsche Kaiser zu der selben Zeit den Engländern Kriegspläne zur Vernichtung der Buren übersandte, als in Deutschland Sammlungen für die Buren veranstaltet und deren Generale stürmisch ge feiert wurden. Was zunächst den Eindruck der Kaiser worte in England betrifft, soweit er in den Erörterungen der Londoner Presse zu erken nen ist, so ist die Auffassung dort folgende: Wenn der deutsche Kaiser mit den Englän dern spricht, so fühlt er sich ganz Engländer, und was er sagt, ist aufrichtig gemeint- Die Vielseitigkeit des Monarchen bringt es mit sich, daß er ebenso auch dem Amerikaner, dem Türken usw. gegenübersteht. Worte, die unter dem Einfluß solcher Stimmungen ge sprochen sind, verlieren daher an praktischer Bedeutung. England legt Wert auf die Ta ten, nicht auf die Worte Deutschlands. Die deutsche Nottenverstärkung beunruhigt Eng land. Deutschlands Haltung im Burenkriege liegt so weit zurück, daß sie nur noch ge schichtliches Interesse beansprucht. Die Vor schläge Frankreichs und Rußlands wegen einer Invention im Burenkriege wies Deutsch land nicht aus Freundschaft für England, sondern wegen seiner eigenen Interessen zu rück Damals war die englische Flotte stärker als die vereinigte Kriegsflotte Ruß lands, Deutschlands und Frankreichs; Eng land war also unantastbar. Wäre es zum Konflikt zwischen England und den drei kontinentalen Mächten gekommen, so hätten der deutsche Ueberseehandel und die deutsche Handelsschiffahrt am meisten gelitten. Diese Ausführungen der Londoner Presse, in denen kein Wort des Tadels über Frankreich ent halten ist, werden noch mit kleinen direkten Bosheiten gegen die Person des Kaisers ausstaffiert. Das ist eben der Eindruck in England! Das Verhalten der französischen und der russischen Blätter ist noch um einen Grad niedriger und boshafter. Die der Negierung nahestehenden Blätter konstruieren ganz will kürlich folgendes Bild der Lage um sich rein zuwaschen und Deutschland ins Unrecht zu setzen. Rußland schlug in Paris eine Inter vention zugunsten der Buren vor. Die fran zösische Regierung bezeichnete die Beteiligung Deutschlands an einem solchen Schritt als wünschenswert. Kaiser Wilhelm und seine Negierung nahmen die Anregung auch sym pathisch auf, forderten später jedoch für ihre Teilnahme die Anerkennung des gegenwär tigen Besitzstandes Deutschlands durch Ruß land und Frankreich. Frankreich hätte damit die Bestimmungen des Frankfurter Friedens anerkennen müffen, was unmöglich war, mit Rußlands Anerkennung des Status quo wäre der Zweibund in Trümmer gegangen. Deutschland wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, den gefürchteten Zweibund zertrümmern und gleichzeitig England ver nichten. Aus dieser Absicht wurde nichts, weil Rußland wie Frankreich die deutsche Bedingung einmütig ablehnten. So verdreht man in Paris böswilligerweise klare und be kannte Tatsachen. Der wirkliche Sachverhalt war natürlich der, daß Deutschland auf das Verlangen Rußlands und Frankreichs von diesen beiden Mächten als Bedingung seiner Zustimmung die Anerkennung seines gegenwärtigen terri torialen Besitzstandes forderte. Die Ableh nung dieser Bedingung sah man voraus, wünschte sie aber auch gerade, um davor be wahrt zu bleiben, überhaupt erst in sachliche Verhandlungen über den Vorschlag Rußlands und Frankreichs einzutreten. In Wirklich keit liegt die Sache so, daß der Vorschlag zur Invention im Burenkriege von Frank reich ausging, das an England Rache für Faschoda nehmen wollte. England, das das ganze Gebiet zwischen der Nilmündung und dem Kapland als seine afrikanische Inter essensphäre betrachtet, wollte bekanntlich nicht dulden, daß Frankreich dieses Gebiet in dem Bestreben, seinen westafrikanischen Kolonial besitz mit dem ostafrikanischen am Roten Meere zu verbinden, bei Faschoda durch kreuzte. Frankreich hatte zu diesem Zweck eine vom Kapitän Marchand befehligte Ex pedition nach dem am Weißen Nil gelegenen Faschoda entsandt. Britische Truppen traten dort den Franzosen entgegen, und diese mußten ohne Kampf das Feld räumen und ihre Absicht aufgeben. Das war am 11. Dezember 1898. Am 11. Oktober 1899 brach der Burenkrieg aus. Zu dieser Zeit weilte der russische Minister des Auswärtigen Murawiew in Paris, wo leidenschaftlicher, mit einem Gefühl beschämender Demütigung untermischter Groll gegen England gehegt wurde. Murawiew war dann kurze Zeit später, gleichzeitig mit dem Zaren, beim Kaiser in Potsdam. Es ist sonnenklar, daß damals der deutsche Kaiser gewonnen werden sollte, mit Frankreich, das seine Revanche für Fa schoda verlangte, und mit Rußland, das von jeher Englands Gegner war, das englische Reich bis in den Staub zu demütigen- Eng land schwebte in ernstester Gefahr, daß es ihr entging, hat es ausschließlich dem deut schen Kaiser zu danken. Der Berliner „Globe"-Korrespondent hört aus des Kaisers Umgebung, dieser sei tief verletzt über die fortwährenden englischen An griffe und das Interview sei als eine War nung an England gegen die Entente mit Frankreich und Rußland und deren Folgen gedacht. Der Berliner Vertreter der „West minster Gazette" erkennt neben vielem Fal schen in dem Interview ureigenste Worte des Kaisers, die dieser im August in Kron berg vor der Ankunft König Eduards in pessimistischer Stimmung ausgesprochen habe. Der Kaiser sei ein wenig ungeduldig über die Langsamkeit, mit der die deutsch-englischen Beziehungen sich bessern- Viele andere Ein zelheiten des Interviews deuteten auf grobe Mißverständnisse. Der Diplomat hätte die Publikation zweimal bedenken und die Bu renepisode auslassen sollen. Tie Veröffent lichung sei diplomatisch und arbeite für eng lische Hetzer. Oesterreich-Ungar«. Der deutsche Botschafter in Wien, von Tschirschky, wurde kürzlich vom Kaiser Franz Joseph in einer längeren Audienz empfangen, in der der bevorstehende Besuch Kaiser Wil helms erörtert wurde. Ministerpräsident Baron Beck ist nach Budapest zurückgekehrt. Graf Meerweldt kommt für eine neue Kabinettsbildung nicht in Betracht. Man kann die Krise heute so charakterisieren: Die jetzige Koalition ist tot, aber noch nicht der Ministerpräsident und nicht die Koalitionsidee. Ueberhaupt vor der AbreUe des deutschen Kaisers aus Wien wird schwerlich irgendwelche Veränderung ein treten. Frankreich. Besuch deutscher Fürsten in Paris. Prinz -und Prinzessin Georg von Sachsen, sowie Prinz Angnst von Sachsen-Kobnrg und Gotha sind dieser Tage in Paris eingetroffen. In der Kammer wurde versucht, eine Aeußerung Delcasses über die in London veröffentlichten Kaiser Worte zu erhalten. Der - frühere Minister des Aeußeren erwiderte dem ihn befragenden Journalisten, daß er es sich absolut versagen müsse, über ein Ereignis ! zu reden, das seine ministerielle Tätigkeit be rühre. Ter einzige, der berechtigt wäre, den 'französischen Standpunkt zu bezeichnen, sei ' der jetzige Minister des Aeußeren, Pichon. Gerichkdaüe. Skandalprozeß in München. Frau Elise Ehmann, gegen die ein Verfahren wegen Ver brechens wider das keimende Leben schwebt, in das eine große Anzahl von Herren und Dame» aus der Münchener Gesellschaft verwickelt ist, wurde wegen schwerer Kuppelet zu sechseinhalb Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Verhandlung fand unter voll ständigem Ausschluß der Oeffentlichkett statt, so gar die Presse war ausgeschlossen worden, ein Fall, der in München am Landgericht noch nicht dagewesen ist. Die Verhandlung selbst bot ein trauriges und düsteres Bild sittlicher Verkom menheit. Die Angeklagte hatte u. a. ihr etwa 13 Jahre altes Töchterchen an dem Tage, als es zum ersten Male zum Abendmahl ging, trotz der Bitten des Kindes, verkuppelt. Wei« »nd Weib sind offenbar untrennbare Begriffe. Das zeigt wiederum ein Prozeß vor dem Berliner Kaufmannsgericht, über den wie nachstehend berichtet wird: Die Klägerin, eine stattliche Brünette, war von einem Weinhändler als Verkäuferin für einen Stand in der Koch kunstausstellung in der Neuen Welt engagiert worden. An dem durch sie verkauften Wein sollte sie einen bestimmten Provistonsanteil ha- ' ben. Er wurde ihr aber vorenthalten, da die Besteller den Wein nicht abnahmen. Die meis- - ten „Käufer" hatten sich zur Bedingung gemacht, daß die hübsche Verkäuferin den Wein selbst ab- liefere. Als dann aber ein männlicher Bote ihn brachte, verweigerten sie unter allerlei Einwen dungen die Annahme. Ein Kunde aus Lichten berg warf dem Laufburschen die Tür vor der Nase zu, mit den Worten: „Die Dicke muß sel ber kommen!" Die Klägerin erklärte, sie sei auf die gestellte Bedingung des persönlichen Ablie ferns nur eingegangen, um etwas zu verkaufen, und hätte die Bedingung auch erfüllt, wenn sie zur Erledigung der Wege ihre Geschäftszeit hätte benutzen dürfen. Der Chef verlangte aber, daß sie die Besteller, die zum Teil in den entlegenste» Vororten wohnten, außerhalb der Geschäftszeit i besuche. Da der Beklagte nicht den geringsten Versuch gemacht hatte, die Besteller durch Klage !zur Abnahme der bestellten Warr zu zwinge», so hätte er verurteilt werden müssen, der Klä- Am des Kindes Glück. Stovelle von Fritz Gantzer. (Nachdruck verboten.) Hanne hatte Tage voller Arbeit und voller Vorbereitungen zum Fest hinter sich. Aber nun lagen Reinemachen- und Bäckerei sorgen weit hinter ihr. Sie war für die Festtage gerüstet. Es war um die dritte Nachmittagsstuude, als sie mit selbstzufriedenem Blick die rot- und blaugestreiste große Wirtschaftsschürze vorbaud, um für den zu erwartenden Gast ein be sonders ausgewähltes Menu vorzubereiteu. Da trat Dora, die drübeu im Zimmer die Weihuachtstanue ausschmückte, mit einer Frage zu ihr iu die Küche. „Ja gewiß, liebstes Kindchen, im Fremden zimmer ist alles in schönster Ordnung; der alte Bredow kann getrost kommen." Auf deu Namen Bredow legte sie eine ganz merkwürdige Betonung und fuhr dann, zum Fenster hinausblickend, fort: „Wenn er, notn bons, bei diesen, Wetter überhaupt nicht ausbleibt. Aber ich deute mir, er kommt ganz bestimmt. Uebrigens Jensen wird doch an das Abholen denken? Es ist bald drei Uhr und er muß sich Pichtchcns auf die Beine machen, vielmehr den Schimmel auf die faulen Beine bringen." Dora, die schweigend zugehört hatte, wollte wieder gehen, aber Hanne ließ sie noch nicht fort. ud nun werde ich Ihnen mal gründlich die Le Kten lesen, Dörnchen. Ist denn das m Weihnachlszesichl mü dem Sie umher- lausen? Das steckt unsereinen nun ja bald mit au. Denten's einmal Kindchen, wenn es nun ein gewisser Herr Doktor ward der beut Abend kam' und nicht der alte Bredow, würden's dann auch noch Grillen fangen? Dora erglühte wie ein Heckenröschen. „Ja, wenn! Hanne, aber er kommt ja nie! Und wenn Du wüßtest, wie mir heut zu Mute ist, würdest Du mir gewiß wegen meiner Wehleidigkeit keine Strafpredigt halten, sondern —" Weiter kam sie nicht, die Tränen stürzten ihr unaufhaltsam aus den Augen, und schluchzend warf sie sich Hanne an die Brust. Sollte sie es der Weinenden sagen, daß der von ihr in weiter Ferne Geglaubte in wenigen Stunden bei ihr sein würde? Der Jammer Doras schnitt der Alten in das mit leidige Herz, daß sic schon die Lippen öffnen wollte, um ihr das selige Geheimnis zn offenbaren. Tann aber besann sie sich. — Die wenigen Stunden würden vergehen und daun war ja alles Leid vorüber. Also lieber Schweigen, sonst war die Freude keine ganze, volle Freude mehr. — Darum sagte sie nur: „Doracheu, ich hab' es Ihnen schon einmal gesagt: Glück kommt alle Tag'! Und nun weineu's nicht mehr, ich wette, sie erleben hente auch uoch ein großes, großes Glück." Dora schüttelte nur wehmütig den Kopf und schlich daun still hinaus. Haune aber mußte ihrer Freude in irgend einer Weise Ausdruck verleihen, und bald darauf sang sie die alte und doch immer wieder neue Weise: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!" — * * * - Jensen mußte iu spätestens einer Viertel stunde von Lüneburg zurück sein. — Jeden Augenblick lief Hanne ans der Küche vor die Tür und horchte, ob das Schellengeläut des Schlittens noch nicht zu Hören fei. — Dora legte im Vorderzimmer die letzte Hand an die Ausschmückung des Weihnachtstisches und ordnete ihre kleinen Geschenke für den Vater und Hanne. Karstens schritt in seinem Studierzimmer ruhelos auf und ab. Da riß Hanne stürmisch die Tür auf uud rief mit fröhlicher Stimme: „Herr Doktor, sie kommen", in das Zimmer. Dora hatte den Ruf Hannes auch gehört und Jam, um mit dem Vater gemeinschaftlich den Gast zu empfangen. Aber der Vater wehrte ab: „Bleib' nur Dora uud züude immer deu Baum au, ich werde meiueu altcu Bredow allem iu Empfang nehmen." Er schritt schnell über den Hansflnr und trat, nachdem er den Garten rasch durch messen, neben Hanne, welche schon an der Gartenpforte stand und ein Windlicht in die Höhe hielt. Deutlich veruahmen beide deu nicht mehr fernen Klang der Schlittenglocke. Angestrengt sahen sie hinaus in die Winternacht. „Herr Doktor, jetzt sehe ich den alten Schimmel, schauen's dort! Na, die Freude, die Freude! Was wird doch unser gutes Doracheu für Augen machen! Und daß der Jensen dem Schimmel nur heute zwei Metzen Hafer wenigsteus giebt, weil er uns unsern jungen Herrn Doktor glücklich herangeholt hat." „Wie Du sprichst, Hanne, unsern jungen Herrn Doktor." Warte doch ab, ob es unser junger Herr Doktor wird. Schließlich will ihn Dora nnn gar nicht. —" „Meincn's, Herr Doktor, na, da kenn' ich i unsere Dora besser. Was deuken's, gleich um den Hals fällt sie ihm." „Hanne, ich bitte Dich, schreie nicht so. Der Schlitten ist ja gleich da." „Ja, wes das Herz voll ist, u. s. w. Sie wissen ja, Herr Doktor. Ist nun einmal meine Art, Weiter kam sie nicht; denn eben hielt dcr Schlitten vor der Pforte. Karstens trat a» das Gefährt, während Hanne respektvoll ui der Gartentür stehen blieb. „Herzlich willkommen auf winterlicher Heide, Dörnberg," begrüßte Karstens den An- gekommeuen. Dieser erhob sich und sprang leichtfüßig über die niedrige Wand des Schlittens. „Guten Abend, Herr Doktor," sagte cr dann und streckte Karstens die Hand hin, die dieser herzlich schüttelte. „Uud uuu kommen Sie, Dörnberg, drinuc» wird der Banm angczüudet, lassen Sie uns echte, rechte Weihnacht feiern." „Und Ihr, Jensen," sprach cr zu diese»' gewandt weiter, „stellt Euren Schimmel ei» paar Stunden in den Schuppen ein und laßt Euch vou der Hauue bewirten. Ich meine, Eure einsame Lehmkate seht Ihr doch früh genug wieder." Uud danu schritten beide an der ehr« erbictig knicksenden und einen „Guten Abend" wünschenden Hanne vorüber. „Spannt ans, Jensen und kommt dann in die Küche" rief sie diesem zu uud schnell an deu Schlitten springend, sagte sic lcise: „Wir feiern heute Abend Verlobung." „Unsere?" fragte Jensen trocken. „Gott soll mich behüten," antwortete sic ihm spöttisch. Dann folgte sie den beide» Herren in's Haus. Erregt schlug ihr altes Herz und nnr immer wieder das eine zog durch deu treuen Siuu: Nein, die Freude, die Freude! Wie wird unser Dorachen sich freuen! Dora hatte eben das letzte Lichtlcin al» Tanncnbanm entzündet und stand nun er^ wartungsvoll und lauschend. — Wie war doch