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Rabenauer Anzeiger : 29.09.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190809299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080929
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-29
-
Monat
1908-09
-
Jahr
1908
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verstorbenen Herzogs Constantin von Oldenburg und der Kaukasierin Aggrippina Djparidze. Die Ehe, der ein Sohn, der jetzt 8jährige Prinz Alexander Jurjewsky, entsproß, wurde gelöst und die Prinzessin Alexandra hat jetzt einen neuen Gatten gewählt, Herrn Leo Narischkin. Auch die Geschichte der Familie Narischkin ist eine nicht alltägliche, und auch sie steht in Verbindung mit der des Zarenhauses. Die Narischkin selbst be haupten, vornehmen böhmischen Ursprungs zu sein, aber von anderer Seite wird ihre Herkunft auf einfache Bauern zurückgeleitet. Die Narisch kin kamen zu ungeheurem Reichtum durch die Heirat des Zaren Alexis mit Natalie Narischkin, eine Heirat, aus der der Begründer der russischen Macht, Peter der Große, hervorging. Den Reichsgrafentitel, den Peter der Große seinen Verwandten Narischkin anbot, schlugen sie als zu niedrig aus, und auch die Fürstenwürde sollen sie mehrmals abgelehnt haben. Der Gustav-Adolf-Verein nnd Kaiser Franz Josef. Der in Straßburg i. E. versammelte evangelische Gustav-Adolf-Verein hat einen be merkenswerten Schritt getan und dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich ein herzlich gehalte nes Glückwunschtelegramm zum 60-jährigen Re gierungsjubiläum gesandt. Das Telegramm ver weist auf die Huld, die der katholische Monarch der evangelischen Kirche in seinem Lande er wiesen hat. Die Gehaltserhöhung der Unterbeamten im Reiche und in Preußen soll nach dem Organ für die Postunterbeamten durchschnittlich 15 v. H. betragen. Ueber die Abstufung des Wohnungs geldes ist noch nichts bekannt. Dir WertznwachSsteuer ist eine gute Ein nahmequelle. Frankfurt a. M. hatte daraus eine Jahreseinnahme von 1 106 000 Mark Köln von 287 000 und Dortmund von 243 000 Mark. Der junge Roosevelt. Theodore Roosevelt jr., der Sohn des Präsidenten, hat eine Stellung in einem Geschäft angenommen, seine Beschäftigung wird indes geheim gehalten. Wa rum? Erlernen doch selbst Zaren und Prinzen ein „Geschäft" und nicht bloß in Amerika. Daß Papa Roosevelt ein Mann des praktischen Lebens ist, weiß man. Ei« Untersuchungsgesangeuer auf der Ge schworenenliste. In d« Geschworenenliste der neuen Schwurgerichtsperiode in Karlsruhe steht u. a. der Name des Pforzheimer Bankoirektors Groß. Dieser befindet sich aber nach dem „Tag" wegen Unterschlagung von 100 000 Mark seit einiger Zeit in Untersuchungshaft und wird sich voraussichtlich vor demselben Schwurgericht zu verantworten haben, bei dem er Geschworener sein sollte. Liebesgaben. Die Straßburger Hauptver sammlung des Gustav-Adolf-Vereins hat die große Liebesgabe im Betrage von 22 586 Mark mit bedeutender Mehrheit der Gemeinde Kreisch in Siebenbürgen zuerkannt. Von den beiden unterlegenen Gemeinden erhält Habinghorst in Westfalen 6903 und Sao Leopoldo in Brasilien 6953 Mark. digt werden konnten. Die anderen wurden in einer Scheune aufgestapelt. Die zehn zum Bei- setzen der Leichen bestimmten Landstreicher können die Arbeit nicht bewältigen. Die Untersuchung des Petersburger Leitungswassers ergab in fünf don zwölf Fällen Cholerabazillen. Das Volk beschuldigt die Aerzte, die Cholera zu machen, und bedroht sie. Selbstmord eines BotschaftSbeamten. Der Geheime expedierende Sekretär Harder von der deutschen Botschaft in Rom hat sich in einem durch Nervosität hervorgerufenen Anfall von Schwermut vier Kopfwunden beigebracht und er tränkt. Er war 37 Jahre alt und verheiratet. Schweres Straßenbahnunglück. In Phila delphia stießen zwei Straßenbahnwagen zusam men. Sieben Personen sollen getötet, 72 ver letzt worden sein. Wieder eine Leiche im Koffer. Eine schauer liche Entdeckung wurde auf dem französischen Dampfer „Kordillere" bald nach der Abfahrt von Santos in Brasilien gemacht. Im letzten Au genblick war ein Mann mit einem Koffer einge- Megen, der einen entsetzlichen Geruch verbreitete. Einem Steward fiel das auf, doch er wurde mit der Beruhigung abgefertigt, daß Konserven im Wer seien, von denen einige vielleicht faulten. Nichts gutes ahnend, beobachtete der Steward den Verdächtigen, der denn auch überrascht wurde, als er den Koffer ins Meer werfen wollte. Der Versuch, den Schiffsangestellten zu ^schießen, wurde gleichfalls vereitelt. Nachdem Wan in dem Koffer einen in Verwesung überge- Ungenen Leichnam gefunden hatte, gestand der ^ann, seinen reichen Arbeitgeber mit Hilfe von dessen Frau, seiner Geliebten, des Geldes wegen ermordet zu haben. Der Verbrecher wurde sofort in Eisen gelegt." erhielt der Kaufmann Eisenhardt aus Rhodt zwei Monate und und der Adjunkt Rüffel aus Ober- lusstadt 14 Tage Gefängnis. Bestrafung eines Bürgermeisters. Die Straf kammer in Ostrowo verurteilte den früheren Bürgermeister Becker aus Pieschen wegen Unter schlagung von 2000 Mark zum Schaden der Bauberufsgenosseuschaft zu 1 Jahr Gefängniss. werden, die so weit von der Küste entfernt ist, daß jede Gefährdung der Umgegend ausge schlossen ist. Die Kosten für die Erbauung des Institutes und die Weiterführung der Versuche dürften im preußischen Etat für 1909 gefordert werden. Das Kommißbrot in neuer Zubereitung. Neben der bereits gemeldeten Erhöhung des Preises für ein Kommißbrot von 48 auf 62 Pfennige werden Verbesserungsversuche nicht nur in Berlin, sondern auch bei einer ganzen Reihe von Proviantämtern angestellt. Bisher wurden bei der Brotbereitung dem gemahlenen Roggen nur 15 Prozent Kleie entzogen. Dadurch erhielt das fertige Brot ein sehr dunkles Aussehen, und schwache Magen konnten die Verdauungsarbett oft nicht leisten. In den letzten Jahren ist wie derholt versucht worden, anderes Material im Brot mit zu verbacken, wie Mais, Weizen, Kar toffelmehl oder auch frische Kartoffeln, doch soll die Nährkraft durch diese Beimengungen vermin dert worden oder das Brot zu schnell ausge trocknet sein. Die jetzt vor einigen Wochen in verschiedenen Garnisonbäckereien gleichzeitig ange stellten Versuche zielten darauf hinaus, dem ge mahlenen Roggen 25 Prozent Kleie zu entziehen. Das Brot wurde erheblich Heller, erschien leichter verdaulich und trocknet nicht schneller aus als das Kommißbrot alter Art. Die Berichte jener Bataillone, die das neue Brot erhielten, sind jetzt vom Kriegsministerium eingefordert worden, die Versuche sollen im Februar und März wieder holt werden. Natürlich erhöhen sich die Kosten für dieses Brot mit stärkerem Kleieauszug. Ein Hindernis für die Einführung des neuen Kom mißbrotes in der ganzen Armee bilden die Ein richtungen unsererProviantämter für Flachmüllerei. Die Umwandlung in Hochmühlenbetrieb kostet Millionen, sie dürfte aber später notwendig werden. Fürst Eulenburg, der aus der Haft Ent lassene, ist trotz seiner schlechten Gesundheit und entgegen den Ankündigungen bereits am Don nerstag im Automobil von Berlin nach seiner märkischen Besitzung Liebenberg gebracht worden. Die Neugierigen, die in Berlin nicht fehlen, er lebten eine ihnen wohl zu gönnende Enttäuschung, da das Automobil den Hinteren Ausgang der Charitee wählte. Eine Beschwerde der Staats anwaltschaft gegen dis Haftentlassung soll bei dem Kammergericht bisher nicht eingegangen sein. Die morganatische Fürstentochter. Aus Paris kommt die lakonische Meldung, die Prinzessin Alexandra Jurjewsky habe sich mit Herrn Leo Narischkin vermählt. — Hinter dieser kurzen An gabe verbirgt sich ein gut Teil Romantik. Zur Fürstin Jurjewsky ernannte Kaiser Alexander 2. von Rußland am 5. Dezember 1880 die Prin zessin Katharina Michailowua Dolgoruky, die er am 6. Juli des gleichen Jahres geheiratet hatte, vier Wochen nach dem Tode seiner ersten Ge mahlin, der Zarin Maria Alexandrowna. Da mals hatte ihm die Prinzessin Katharina Dolgo ruky, die früher Hofdame seiner Gemahlin ge wesen war, schon drei Kinder geschenkt, einen Sohn, Georg, und zwei Töchter, Olga und Katharina. Die Prinzessin Olga ist seit 1895 mit dem Grafen Georg v. Merenberg vermählt, jenem in Wiesbaden lebenden morganatischen Sohne des Prinzen Nikolaus von Nassau, der die luxemburgische Succession für sich beansprucht, und ihre Schwester Katharina glänzt als Fürstin Bariatinsky durch ihre ungewöhnliche Schönheit in den Salons von Paris, wo auch ihre Mutter seit Jahren ihr Heim aufgeschlagen hat. Prinz Georg wurde von seinem Stiefbruder, dem Zaren Alexander 3, einige Jahre nach dessen Thronbe steigung verwandtschaftlich ausgenommen, mili tärisch erzogen und ist jetzt Leutnant im St. Petersburger Leib-Garde-Hnsarenregiment. Am 4. Februar 1900 vermählte er sich mit der Gräfin Alexandra von Zarnekau, die, wie er, ein mor ganatisches Fürstenkind ist, eine Tochter des 1906 öerlchtZvalle. Das Kriegsgericht in Würzburg verurteilte zur Arbeitsabteilung des Truppenübungs- 7gers Hammelburg kommandierte Soldaten, die ^>e Eingabe um gleichzeitige Entlassung mit den Garnisontruppen an den kommandterenden Ge- Neral gerichtet hatten, zu 3 Wochen Mittelarrest Und die beiden Anführer zu weiteren 4 Machen. Die Toilette der Geliebten. In Wien klagte M geschiedene Frau F. gegen den Grafen MMare auf Wiedererstattung von 1330 Kronen Ns Toiletten Sie war, wie Wiener Blätier mit- Men, eine Zeit lang die Geliebte des Grafen, auf "essen Veranlassung und nach dcssem Geschmack Ne die Kleider gekauft haben will. Der Geschäfts- N'ann bcstästigte, daß der, Graf den Ausschlag Mb, worauf dann die Verurteilung zur Zahlung Mfaud. . Das Schwurgericht M.-Gladbach verurteilte "eil 70-jährigen Dachdecker Sticker aus Sinsteden °n anderthalb Jahren Gefängnis. Sticker hatte leinen einzigen Sohn, der ihn gereizt und ange- hatte, durch Messerstiche getötet Der „Kinderfreund". Aus Hirschberg (Schlcs.) Med nns geschrieben: Die hiesige Strafkammer verurteilte dieser Tage den Oberleutnant a. D. Haberstrohm aus Warmbrunn wegen zahl- Mer schwerer sittlicher Verfehlungen an schul- "Wtigen Mädchen zu zwei Jahren sechs Mo sten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Merstrohm, der 50 Jahre alt und unverheiratet 'n, hatte in Warmbrunn in Vereinen Vorträge Schalten. Er gab sich als großer Kiuderfreund W und lud die Mädchen oft zu Kaffee und fachen ein, bis seine Verhaftung erfolgte. Von Militärbehörde ist Haberstrohm infolge der Mare die Führung des Offizierstitels aberkannt Morden. Die Strafkammer in Landau (Pfalz) vcr- Mlte den dortigen Wcinhändler und Weinguts- Mitzer Klein wegen Weinfälschung zu sechs Mo- Men Gefängnis und beschlagnahmte 190 Fuder Mulim Werte von 66 000 M. Wegen Beihilfe Vermischtes. Kaiser Wilhelm und der österreichische Thron folger. Erzherzog Franz Ferdinand von Oester reich, der Thronfolger, der den deutschen Kaiser- manövern beiwohnte, soll bet dieser Gelegenheit von Kaiser Wilhelm die Zusicherung erhalten haben, ihn in seinem durch großen Wtldreichtum ausgezeichneten Eckartsauer Jagdrevier an der Donau Ende Oktober oder Anfang November zu besuchen. Neber de« Geschichtsunterricht in der Volks schule hat der preußische Kultusminister nach der Dtsch. Tagesztg. verfügt, daß das Hauptgewicht auf die neuere vaterländische Geschichte zu legen ist. Dabei sind die für das Volkswohl getroffe nen Einrichtungen zu berücksichtigen. Ferner soll der Kolonien, der heimatlichen Sagen, Bauten gedacht werden. Z« den Meldungen über den Flottenverrin schreib: die Dtsch. Tagesztg.: Es scheint beinahe so, als ob es gewissen Leuten darauf ankäme, den Flottenverein nicht zum Frieden kommen lassen. Sollte diese Absicht obwalten, so wäre es wirklich das beste, man kümmerte sich um die Herren nicht, sondern ließ sie gehen. Die maß vollen und besonnenen Freunde der Bestrebungen des Flottenvereins in Mitteldeutschland würden sich bei einer Trennung ohne Zweifel sehr bald zam Verein zurückfinden. Die Bekämpfung der Maul- und Klauen seuche nach dem System des Professors Löffler, welche zwei Jahre geruht hatte, weil aus dem Institut bei Greifswald eine Infizierung benach barter Gehöfte stattgefunden hatte, soll, wie die „Neuen Pol. Tagesd." erfährt, demnächst wieder ausgenommen werden. Das Löfflersche Institut soll auf einer Insel in der Ostsee neu errichtet fianüel, Sewerbe unü Verkehr. Berlin erhält am 1. Oktober ein neues Ver kehrsmittel: Die Untergrundbahn Leipziger Platz —Spittelmarkt. Die „berufenen" Kreise haben eine Vorbesichtigung vorgenommen und gefunden, daß alles gut sei. Lang ist die Strecke nicht, nur zweieinhalb Km., aber in Punkto Verkehrs verbesserung sind die Berliner nicht verwöhnt und deshalb leicht zufriedenzustellen. Wer weiß, wie schwer das Milkommen in den Straßenbahn wagen in der Leipziger Straße ist und wie lang sam das Tempo, der wird die neue Untergrund bahnstrecke als Abschlagszahlung willkommen heißen. Die Presse lobt das freundliche Aus sehen der Stationen — ergo, es kann auch un ter der Erde gemütlich sein, gemütlicher, als es vorläufig in den Lüften ist. Keine Ausdehnung der Sonntagsfahrkarten. Auf neue Gesuche um Ausdehnung der Sonn tagsfahrkarten hat der preußische Eifeubahnmi- nister abermals einen ablehnenden Bescheid erteilt. Der brandenburgische Obstmarkt ist in Ber lin mit 40000 Kilo eröffnet worden. Die her vorragendsten Züchter sind Feldmarschall Graf Häseler und der frühere Landwirtschaftsminister v. Podbielski. Der sozialdemokratische Konsumverei« Leip zig—Plagwitz, der größte Deutschlands, erzielte im Geschäftsjahr 1907/08 bei einem Gesamtum satz von 16einhalbe Mill. M. einen Reingewinn von 1514 030 Mark. Die Dividende beträgt 10 Prozent. Für Geist und Gemüt. Leise, leise . . . ä^^Wmseln singen ihre Abendweise Zärtlich lockend in den Brombeerheckeu. Sieh, nun treten Rehe auf die Schneise, Leise, leise, daß sie nicht erschrecken. Ihre schönen, bernstein klaren Lichter Sind wie Kinderaugen, voll Erstaunen. Um uns wird das Dunkel immer dichter. Bist du bange? Nur die Bäume raunen. Abend hüllt uns ein mit weichen Decken, Und wir sind allein auf weiter Erde. Leise, leise, daß wir nichts erwecken, Daß der Funke nicht zur Flamme werde. Ast 'immer von ihrer Harmlosigkeit und An- Vuglichkeit haben mögen." „Gut, solange Sie hier sind, werde ich es dicht tun — meine Hand darauf, Herr Mar- Suis — obwohl Sie meinetwegen ganz unbesorgt stiii dürsten. Einer unserer Leute hat mir diese 'Wölfe gebracht, als sie noch nicht größer waren '"st junge Hündchen. Ich habe sie mit der .ächstasche aufgezogen, und keiner von ihnen sturde mir je ein Leid znfügen. Vielleicht habe 'ch auch ein besonderes Talent, mich mit unver- ""listjgen Kreaturen in ein gutes Einvernehmen setzen, denn hier auf Tcreszewicze gibt es stuin ein vierbeiniges oder zweibeiniges Tier, Ms nur nicht aufs Wort gehorchte." „Sie sind eine Zauberin — es bedarf nicht "fit einer Versicherung, um mich davon zu über zeugen! Aber Sie sollten von Ihrer Macht schien Gebrauch machen, der den Nerven gewöhn- ucher Sterblichen mehr zumutet, als sie ertragen wuuen. — Und nun, da ich Sie nach Gebühr öeicholten habe, nnn lassen Sie mich Ihnen Mich sogen, wie schmerzlich ich Ihre Abwescn- 'stst empfunden habe, und wie glücklich ich bi», Mß Sie mich nicht länger vergebens auf die Freude dieses Wiedersehens haben warten lassen." Während sie bis dahin sich ganz unbefangen Hw heiter gezeigt hatte, flog jetzt ein Schatten ""er Xenias Gesicht. „Wollen Sie mir offen M ehrlich auf eine Frage antworten, Herr Marquis?" „Ich verspreche es Ihnen, Komtesse." „Sie sind von dem, was Sie hier bei w>s gefunden haben, gewaltig enttäuscht, nicht wahr? Und wenn Sie nicht gefürchtet hätten, Wh damit einer Unhöflichkeit schuldig zu machen, waren Sie schon an: ersten Tage wieder abge- M. — Ist es nicht so? Ich habe Ihr Ver- lwcchen, daß Sie ganz aufrichtig sein »vollen." ^Gaston zögerte wohl ein paar Sekunden lang mit der Antwort. Dann aber, als er die schönen, dunklen Augen in gespannter Erwartung auf sich gerichtet sah, sagte er mit all der liebenswürdigen Herzlichkeit, die er in den Klang seiner sympathischen Stimme zu legen vermochte: „Ich werde Ihnen die Erklärung, die Sie von mir verlange», nicbt schuldig bleiben, Komtesse. Aber nicht hier und nicht in diesem Augen blicke möchte ich sie Ihnen geben. Ich gestehe, daß mich manches hier fremdartig berührt hat, daß die Neigungen der übrigen Gäste Ihres Herrn Vaters nickt die meinigen sind, nnd das; ich mich manchmal der Befürchtung nicht er wehren kann, meine Anwesenheit mochte von ihnen nur als eine Störung empfunden wersden. Aber das alles bedeutet nichts, und es würde mich gewiß nimmermehr zu einer vorzeitigen Abreise bestimmt hoben, solange ich noch auf das Glück hoffen durfte, Sie wiederzusehen — auf dos Glück, Ihnen " Mit einer jener raschen, ungestümen Be wegungen, die ihr in Augenblicken der Erregung eigentümlich waren, schnitt Xenia ihm die Weiter rede ab. „Nichts mehr von dieser Art, Herr Marquis! Was mir in St. Petersburg an Ihnen gefiel, war, daß Sie sich gescheiter zeigten, als diese faden jungen Herren, die mich vortrefflich zu unterhalten glaubten, indem sie mir faustdicke Schmeicheleien nnd andere abge schmackte Dinge sagten. Wollen Sic die gute Meinung, die ich damals von Ihnen gewann, jetzt wieder aufs Spiel setzen? Einzig in Ihrer Hand wird es liegen, ob wir während der Dauer Ihres Besuches hier wie zwei gute Kameraden miteinander verkehren, oder ob —" „Oder ob Sie künftig auch nur ans dem Wege gehen, wie den Freunden Ihres Vaters," ergänzte er, da sie plötzlich stöckle. Und als sie nicht Miene machte, ihn zu berichtigen, fügte er hinzu: „Nun wohh ich Lüge mich Ihrem Gebot.' Es soll kein Wort über meine Lippen kommen, das danach angetan wäre, Ihren Un willen zu erregen. Mein guter Kamerad wird jederzeit mit mir zujricden sein dürfen. Ist es so recht, Komtesse?" Er bot ihr seine Hand, aber sie zögerte noch, die ihre hincinznlegen. Gaston sah die Blutwelle, die sich unter der feinen Haut ihres Antlitzes verbreitete, während sie mit halblauter, gepreßter Stimme fragte: „Und Sie — Sie verachten meinen armen Vater »richt wegen dessdu, was Sie hier gesehen haben?" „Nein, bei meiner Ehre, ich halte ihn für den besten, arglosesten Menschen von der Welt, nnd wenn, wie ich fürchte, seine vertrauende Gutmütigkeit hier schmählich mißbraucht wird von denen, die er fälschlich für seine Freunde ansieht, so dürste ich ihn deshalb vielleicht be mitleiden, doch nimmermehr verachten." Xenia dankte ihm nicht, doch er fühlte ihre kleine feste Hand in seiner Rechten, und flüchtig fühlte er auch einen warmen Druck, der fm ihn vielleicht beredter und beglückender »vor, als Worte. Ein paar Sekunden lang schwiegen sic beide; dann schüttelte die Komlesse die wirrer Locken, und in einem ganz veränderten, unbe fangen heiteren Toi» sagte sie: „Haben Sie noch immer LuschaufBären zu jagen, HerrMarqnis?" „Gewiß! Wurde ich denn nicht vor Ihnen dazu eingeladen, Komtesse?" „Es war etwas leichtfertig, daß ich's tat, und ich glaubte damals nicht, daß Sie sich wirklich entschließen würden, um eines solchen Vergnügens Wille»» Ihr schönes Petersburg mit unseren unwirtlichen Wäldern zu vertausche»». Aber da ich nun einmal ein Versprechen gegeben habe, muß ich mich Wohl auch nach Kräften bemühen, es zu halten. Wenn Sie wollen können wir sogleich dei» alten Wassili Dimitro- witsch anfsuchen, der» berühmteste»» Bärenfinder nnd Bärenjäger in ganz Litanei». Er wohnt kann» eine Stunde von hier, und falls es Ihnen zu kalt ist, »in zu reiten, werde ich für Sie einen Schlitten anspanne»» lassen." „Das wäre fürwahr die verkehrte Welt," wehrte er ab, „die Dame in» Sattel und der Kavalier im Schlitten. Es wird, denke ich, für mich nicht kälter fein, als für iL-ie." „Gut, so machen Sie sich bereit. In einer halben Stunde können wir änfbrechcu." Sie nickte ihm freundlich zu und eilte leichtfüßig davon. Mit Entzücken sah Gaston ihrer reizenden Erscheinung nach, die ihn in dieser kecken, halb männlichen Tracht noch be zaubernder dünkte als im weißen Ballkleide. „Nein, ich lasse dich nicht »nieder," sagt! er bei sich selbst, „es wäre ja ein Verbrechen die herrliche Mcnscheublnme hier in diesem Sumpfe verkümmern zn lassen." . . . Nie hatte der Marquis einen köstlicheren Tag verlebt, als diesen, der so aufregend bcgrmncu hatte. Xenia, die hier offenbar nie mand Rechenschaft schuldig war für ihr Tun und Lassen, hatte cs nicht für nötig gehalten, ihres Vaters Erlaubnis zu diesem Ausflüge ein zuholen, und war von einer sprühenden, neckischen Lustigkeit gewesen, die sie Gaston von einer ganz neuen Seite zeigte, und die seine Leiden schaft bis znr Siedehitze steigerte. In scharfem Trab waren sie unter den heitersten Gesprächen durch den prächtigen Morgen geritten, nnd als sie au» Ziel ihres Weges erfuhren, daß der alte Wassili nicht daheim, sondern in dem um zwei weitere Stunden entfernten Stättchen sei, hatte die Konuesse den Vorschlag gemacht, ihm dahin zu folgen.
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