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Rabenauer Anzeiger : 29.09.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190809299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080929
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080929
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-09
- Tag 1908-09-29
-
Monat
1908-09
-
Jahr
1908
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 29.09.1908
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zugehen. Orient. zuleide tun wr Motte herausgebildet hat, und die Marine offiziere genaue Kenntnis der überaus schwierigen Fahrwafferverhältnisse an der Küste besitzen. . mehr Raum gewährt werden. Die jetzigen Fragen sind dem Minister zu leicht; es ist in Zukunft die Denkarbeit, die Urteilskraft der Kinder mehr in Anspruch zu nehmen. Die Kinder sollen befähigt werden, ihre Ge danken verständlich und sprachlich richtig dar zulegen. Auch bei dem Religionsunterricht soll eine Ueberhäufung mit Stoff vermieden werden, um nicht die religiös-sittlichen Ein wirkungen auf die Kinder zu beeinträchtigen. Oesterreich-Ungar«. Skandal hat's im böhmischen Landtag in Prag gegeben. Die Deutschen wollten das Protokoll über die letzte Sitzung festgestellt haben und gingen gegen das Präsidium vor, als der Oberstlandmarschall in die Tages ordnung eintrat. Die Tschechen drängten nach, und bald war man im Handgemenge. Die Sitzung mußte unterbrochen werden. Nach der Wiedereröffnung kam es zu neuen Zusammenstößen. Die Deutschen warfen Akten und Vorlagen gegen das von Tschechen besetzte Präsidium. Mit abgerissenen Pult deckeln und mit Schubkästen wurde ein un geheurer Lärm verübt. Als die beiden Par teien sich von neuem zu prügeln begannen, wurde die Sitzung geschlossen. Frankreich. Deutschlands entgegenkommende Antwort auf die französisch-spanische Note wegen der Anerkennung Mulay Hafids bekräftigt die allgemeine Hoffnung, daß die Beschlüsse des französischen Ministerrats über die deutsche Antwort die Marokkofrage ihrer Lösung um einen weiteren Schritt näher gebracht haben werden. — Die Reichsregierung kommt den Wünschen Frankreichs mehr entgegen, als die deutsche Presse es getan hatte. Die deut sche Negierung fordert eine rastlose Erfüllung der Algecirasakte und die Erledigung der strittigen Fragen durch die Diplomaten in Tanger, nicht aber durch eine einzelne Macht. Deutschland erkennt das Recht Frankreichs, dem neuen Sultan eine Rechnung vorzulegeu, an und wünscht nur, daß das wohlhabende Frankreich das ausgebeutete Marokko nicht allzusehr schröpfe und dem Sultan etwa die Wiedererstattung der gesamten französischen Kriegskosten in Höhe von 120 Millionen Mark auferlege. Das wäre die Annetiou. Zn einem Punkte gehen die Meinungen ganz auseinander. Deutschland kann nicht ge statten, daß man dem neuen Sultan aufgebe, amtlich den Gedanken des heiligen Krieges zu verbieten, da sich Mulay Hafid durch ein solches Verbot ohne weiteres unmöglich ma chen würde. Dagegen erwartet auch die deutsche Reichsregierung von dem anzuer kennenden Sultan den Schutz des Lebens und Eigentums der Europäer, ganz im Sinne der Algecirasakte. Die besonnene Pariser Presse erwartet von der deutschen Antwort gleichfalls eine schnelle Beilegung der Marokko-Wirren. Der „Petit Parisien" beglückwünschte Deutschland zu seiner Haltung und versicherte, die fran zösische Regierung sei zu einer raschen Ver ständigung bereit. Der Minister des Aus wärtigen Pichon wollte noch am Dienstag abend dem deutschen Geschäftsträger von Lancken Frankreichs Disposition bekannt geben. Mulay Hafid sagte dem Korrespondenten eines Londoner Blattes: Marokko heißt die Der Schah von Persien fühlt sich wieder und hat keine rechte Lust, den wiederholten englischen und russischen Ermahnungen zu folgen und die Neuwahlen zum persischen Reichstage, den er gewaltsam auseinander jagen ließ, auszuschreiben Aber so, wie heute es steht, kann es auch nicht so weiter gehen, die Truppen des Schahs und die Scharen der Revolutionäre plündern um die Wette. Es fehlt auch nicht an pessimistischen Naturen, die für das Gelingen der türkischen Reform-Entwicklung kein rechtes Vertrauen haben. Der Sultan läßt jetzt den Jnng- türken viel freiere Hand, ein Ministerium kommt nnd geht nach dem anderen, aber das kann doch anch nicht für immer so bleiben. Schweden. Die Verteidigung Stockholms. Der Flotten-Jnspekteur Admiral Dyrssen, der als Kampfrichter bei den kürzlich abgeschlossenen großen Seemanövern fungierte, deren Schau platz die Schären bei Stockholm (Skärgarden) waren, fast jetzt die Ergebnisse der Manöver wie folgt zusammen: Der Verlauf der Ile- bungeu zeitigte die Feststellung, daß es den Defensivkräften möglich ist, mit großer Schnelligkeit die Einfahrt nach Stockholm für einen andringenden Feind unpassierbar zu machen. Gelingt es dem Feind dennoch, in die „Skärgarden" einzndringen, so ist seine Lage gleichwohl wenig beneidenswert, weil er dann ein leichtes Ziel für ein vernichten des Gewehrfeuer, sowie das Haubitzenfeuer der Positionsartillerie sein wird. Die Ma növer ergaben außerdem, so urteilt der Ad miral weiter, daß sich ein ausgezeichnetes Zu sammenarbeiten der Landtruppen mit der Aus aller Wett. Aus dem D-Zug entsprungen. Eine wahn witzige Tat beging ein 19-jähriger Tischler, der nach Paulinenaue wollte, in Berlin aber an Stelle des Personeuzuges irrtümlicherweise den D-Zug bestieg, der in P. nicht hält. MS der Zug dort durchfuhr, warf er seinen Koffer aus dem Fenster und sprang selbst nach. Er trug schwere Verletzungen davon und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Evthauptet. Der noch nicht 20-jährige Wirt- schaftsgehilfe Böttger, der seine Geliebte ermor dete, wurde am Donnerstag in Gera in Reuß j. L. hingerichtet. Raubmord. In Bornstedt bei Potsdam wurde ein Milchhändlec nachts im Schlaf ermordet «nd um 40 Mark beraubt. Der Tat verdächtig ist ein Arbeitsbursche. Die Selbstanzeige. Mit einem gefälschten Scheck wurde die Frankfurter Bank in Frank furt a. M. um 58 000 Mark geschädigt. Der schuldige Angestellte, der sich auf Urlaub befand, erstattete durch einen in Hamburg aufgegebene» Brief selbst Anzeige und ist seitdem spurlos ver schwunden. Das jüngste Unglück in der französischen Marine, Geschützexplosion auf dem Kreuzer „La touche Treoille", wobei 15 Mann ihr Leben ein« büßten, ist noch nicht aufgeklärt und wird wahr scheinlich nicht aufgeklärt werden. Die Verlust liste der französischen Kriegsmarine seit 1900 weist an durch lluglücksfälle getöteten Offizieren und Matrosen 288 Mann auf. Der Schade» beträgt ungefähr 85 Mill. Fr. Bei fast allen Unfällen hat das Artilleriematerial, vor allem anderen aber das Pulver, eine verhängnisvolle Rolle gespielt. Offizier «nd Butterhändler im Spielklub. Aus einem der vielen Berliner Spielklubs erzählt die Berliner Zeitung eine peinliche Geschichte. An dem Spiel beteiligte sich als Gast der Träger eines bekannten adligen Namens, Offizier der Garde-Landwehr-Kavallerie, infolge des Andran ges über den Kopf eines Klubmitgliedes hinweg- Dieses, ein Butterhändler, verbat sich die Be lästigung und ließ sich dazu Hinreißen, den Offi zier z» schlagen. Die Angelegenheit wird noch ein Nachspiel haben. Die Cholera. Während sich die Cholera gerüchte aus Berlin und anderen deutsche» Städten als blinder Lärm erwiesen haben, nimmt die Cholera in Petersburg und in der kaiser lichen Residenz ständig zu, weshalb die Zaren familie ihre Rückkehr von der Seereise verscho ben haben soll. — Ans den Friedhöfen treffe» täglich durchschnittlich ungefähr 200 Leichen ei», auf dem Preobraschenski-Kirchhof allein in de» letzten drei Tagen 443, die nur zum Teil beer- Wonlalez. Neue Unruhen in Ostafrita. Gerüchte, daß der vor noch nicht zwei Jahren unterdrückte Aufstand in Ostafrika von «euem ausgebrochen sei, bestätigen sich, doch scheint es sich nur um lokale Unruhen zu handeln. Sie brachen im Hinterlande von Mikindani aus, wo schon sei nerzeit die Eingeborenen am widerspenstigsten waren. Der Schutztruppenkommandeur selbst soll eingegriffen und nach einem Gefecht die Ruhe wiederhergestellt haben. Da sich auch der Gou verneur nach Mikindani begeben hat, scheint die Sache nicht ohne Bedeutung zu sein. Das bis herige Fehlen einer telegraphischen amtliche« Meldung ist wohl auf die Reise des Gouverneurs zurückzuführen, der erst Klarheit haben will. Politische Rundschau. Deutschland. Zur Neichsfinanzreform macht die „Köln. Ztg." noch einige ergänzende Mitteilungen, die ans unterrichteten parlamentarischen Krei sen herrühren. Es werden sämtliche geplante Steuern und die Beträge aufgezählt, die jede einzelne bringen soll. Branntwein, Bier und Tabak sollen mit 280 Millionen herangezogen werden. Die Branntweinsteuer will man auf dem Wege eines Rohspiritus-Monopols ein ziehen. Bier allein soll 100 Millionen Mark mehr einbringen. Nicht die Brauereien, son dern die Konsumenten sollen die neue Steuer tragen. Für den Tabak kommt die Ban- derolensteuer in Frage, gegen die freilich das Zentrum Einwendungen erhebt. Tritt eine hohe Banderolensteuer für Zigarren, Rauch- und Kautabak ein, so wird auch die für Ci garetten entsprechend erböht werden. Die von konservativer Seite angefochtene Nachlaßsteuer soll 100 Millionen Mark einbringen. Als viertes großes Stenerprojekt soll der Wein herhalten, der Wein iu Flaschen. Aber die mißliche Lage der Produzenten hat den Plan einer Reichsweiustencr schon wiederholt zu schänden gemacht. Bleibt der im Faß bezo gene Wein steuerfrei, so liegt darin eine Be günstigung der wohlhabenden Privaten, die ihren Wein in Fässern beziehen können. Die Gas- und Elektrizitätsstener sollen 55, die Jnseratensteuer 25 Millionen Mark jährlich abwerfen. Es gehört jedoch nicht viel Pro phetengabe dazu, nm vorauszusagen, daß in der Steuerschlacht die Gas-, Elektrtzitäts- und Jnseratensteuer fallen werden. Die Erhöhung der Matriknlarbeiträge von 40 auf 80 Pfg. für den Kopf der Bevölkerung würde bei den 65 Millionen Einwohnern des Reiches jährlich ein Mehr von 26 Millionen Mark für die Reichskasse ergeben. Fallen Elektrizitäts- und Jnseratensteuer, so wird wahrscheinlich eine noch stärkere Erhöhung der Matrikularbeiträge eintreten. — Mit der endgültigen Festlegung der Reichsfinanzreform hat Staatssekretär Sydow noch einige Wochen Zeit, da der Reichstag erst am 4. November wieder zu- sammeutritt, der preußische Landtag begiuut dagegen schon am 20. Oktober mit seinen Beratungen. Die Erhöhung der Einkommensteuer iu Preußen war auf etwa 43 Prozent geschätzt worden. So arg wird es nicht werden. Nach Erkundigungen der „Deutschen Tageszeitung" wird man mit einem Zuschläge von 25 Pro zent auskommen, wenn man bei Einkommen in Höhe von 6—7000 Mark beginnt und Aktiengesellschaften stärker heranzieht. Der Entwurf eines Kurpfuschereigesetzes verursacht soviel zeitraubende Umfragen und Aufstellungen, daß seine Einbringung in der bevorstehenden Neichstagssession nicht mehr möglich ist. Eine Verbesserung des Volksschulunter richts strebt der preußische Unterrichtsminister an. Er ist der Meinung, daß die Lehrpläne häufig zuviel Unterrichtsstoff enthalten, der die gründliche Durcharbeitung beeinträchtigt, nnd hat deshalb dem Berl. N- Nachr. zu folge eine Verfügung erlassen, die Anregungen . zu einer Umgestaltung des Uuterrichtverfah- rens gibt. Dem selbständigen Zusammenfasseu, Vortragen, Rechnen, Niederschreiben usw. soll „Guten Morgen, Herr Marquis! Und seien Sje mir nicht böse, weil meine ungebärdigen Spielkameraden Sie vielleicht erschreckt haben. Sie sind nicht so schlimm, als sie aussehen, und nur, wenn sie glauben, daß mir jemand etwas . . in, ist nicht mit ihnen zu spaßen." Gaston vermochte sich nicht so schnell von seinem Entsetzen zu erholen. „Bei Gott, Komtesse," sagte er, „Ihre Verwegenheit hat mir eben die schrecklichsten Augenblicke meines Lebens bereitet. Und Ihre sonderbaren Spiel kameraden — wo sind sie geblieben?" Lewa führte ihn durch den mit SckutI und allerlei altem Gerümpel angefüllten Tor> weg auf einen kleineren Hof, den er bisher nicht betreten hatte. Da liefen die drei Wölfe hinter dem Gitter eines festen, käfigartigen Der- schlages ruhelos mit heraushängendeu Zungen umher, und erst jetzt, als er sie aus unmittel barer Nähe betrachten konnte, sah der Marquis, wie starke und wild aussehende Tiere es waren. Er betrachtete die zierliche, schlanke Gestalt an seiner Seite, die er fast um Haupteslänge überragte, und es war ebensoviel Bewunde rung als Borwurf in seinen Worten, da er sagte: „Vertreiben Sie sich öfter die Zeit auf solche Art, Komtesse? Und läßt Ihr Vater es ge schehen, daß seine einzige Tochter ihr Leben in solcher Weise aufs Spiel setzt?" „Ei, Herr Marquis," erwiderte sie lächelnd, „ist das alles, was Sie mir zur Begrüßung zn sagen wissen?" „Ich hatte mir freilich vorgenommeu, Ihnen bei unserer ersten Begegnung sehr vieles und ganz anderes zn sagen. Aber es darf Sie nicht wundernehmen, wenn ich es über der Angst um Sie vergaß. Wahrhaftig, Komtesse, Sie müssen mir mit Wort und Handschlag versprechen, diese scheußlichen Bestien nicht wieder aus ihrem Käsig hercuMulaffeg, eine wie. gute MuMll gewesen wäre, würde er in seiner ratlosen Er regung sicherlich irgend eine Torheit begangen haben. Es war gut, daß die Komtesse ihm gar- nicht erst Zeit ließ, etwas zu ihrem Beistände zu unternehmen. Sie hatte sich wieder dem Torweg des Seitenflügels zugewandt, und ihre Vierbeinigen Begleiter durch schmeichelnde Zurufe zum Mitgehen aufgefordert. Zwei von ihnen gehorchten sofort, der dritte aber war offenbar unentschlossen, ob er sich den Kameraden an schließen oder einen Angriff auf den Fremden versuchen solle. Da sprang Lewa mit funkelnden Augen auf ihn zu. „Pascholl!" herrschte sie ihn an, und zu gleich fuhr ihre Reitgerte sausend durch die Luft. Kläglich winselnd duckte sich der Wolf, und unter den von ihrer kleinen, kraftvollen Faust ge- sührten Hieben mußte ihm wohl alle Kampfes lust rasch vergangen sein, denn mit eingezogenem Schwänze rannte er den beiden anderen nach. Gaston aber schüttelte nun endlich die lähmende Erstarrung ab, die ihn angesichts der seltsamen Szene gegen seinen Willen so lauge zur Untätigkeit gezwungen hatte. Er hörte noch immer das Heulen und Kläffen der Bestien und glaubte, daß sie sich da drinnen über ihre toll kühne junge Herrin geworfen hätten, um sie mit den furchtbaren Zähnen zu zerfleischen. Ver zweiflungsvoll sah er sich nach einer Waffe um, und da er keine fand, lief er unbewehrt zu der Tür hinüber, in der die Komtesse ver schwunden war, fest entschlossen, mit seinen bloßen Händen den Kampf gegen die abscheu lichen Raubtiere aufzunehmen, wenn die Ge liebte seiner Hilfe bedürfe. Aber als er den augelehnten Torweg auf stieß, stand die, für die er gezittert hatte, un versehrt vor ihm und streckte ihm lächelnd die Hand Lum Grupe eutMmr. — : europäischen Länder willkommen, insofern sie : die Entwickelung des Handels und des Ver- : kehrs in Marokko fördern; dagegen wird Marokko niemals dulden, daß Ausländer im Lande regieren. Das ist im Wesentlichen auch die Meinung Deutschlands und die i Voraussetzung, auf der sich die Bestimmun gen der Algecirasakte aufbauen. Wir hoffen aber, daß uns die Marokkofrage jetzt das längste beschäftigt hat. Die deutsche Antwort, der Oesterreich- Ungarn und Italien beitreten, hat auch in Marokko selbst den besten Eindruck gemacht. Man freut sich dort über ihren versöhnlichen, zugleich aber würdigen und festen Ton. Der Sultan Mulay Hafid erblickt in der Antwort eine Bestätigung seiner Ueberzeugung, daß Deutschland ein ehrlicher Freund Marokkos sei und bleibe. König Alfons von Spanien verlieh dem französischen General d'Amade das Groß kreuz des Militär-Verdienstordens. Für welche militärischen Verdienste eigentlich? Unter dem Schutze der französischen Sol daten fährt Abdul Aziz fort, die Zolleiu- küufte iil Casablanca in seine Tasche gleiten lassen. Die französische Garnison verhindert nach wie vor die Ausrufung Mulay Hafids. Rußland. Stolypin hat einen Gesetzentwurf ausge arbeitet, iu welchem die Rechte der Juden wesentlich erweitert werden. Insbesondere wird denselben künftighin gestattet, Im mobilien auf flachem Lande zu erwerben. Der Gesetzentwurf wird ehestens der Duma Unter den Löwen. Novelle von Gerd Harmstorf. (Nachdruck verboten.) 8. Kapitel. In einem Kostüm, wie es reizender für ihre zierliche und geschmeidige Gestalt gar nicht hätte ersonnen werden können, war die Komtesse Lenia Saburow eben aus dem Sandstcinportal des verfallenen Seitenflügels getreten Keines sitvergranes Pelzbarett saß keck auf ihrem dunklen Lockenhaar, und mit demselben Pelzwerk war auch ihr knapp anschließendes Jäckchen, wie der kurze, kaum bis zu den Knöcheln reichende Tuchrock umsäumt. Die kleinen Füße steckten in hohen, blanken Stiefeln, deren in der Morgensonne blitzende Sporen ebenso wie die Gerte in der Hand des jungen Mädchens darauf hindeuteten, daß sie ent weder eben von einem Spazierritt zurück- gekehrt war, oder einen solchen zu unternehmen gedachte. Sie mußte also noch während der Nacht oder in aller Morgenfrühe wieder auf Teres- zewieze eingetroffen sein, und der Marquis de Villiers wär allem Anschein nach nicht der ein zige, der eine lebhafte Freude darüber empfand. Denn drei große, graugelbe Hunde mit spitzen Ohren und herabhängenden, buschigen Schwänzen umsprangen sic unter eigentümlichem heiseren: Gekläff in gewaltigen Sätzen, so daß Lenia ersichtliche Blühe hatte, sich ihrer stürmischen Zärtlichkeiten zu erwehren. Gern würde Gaston sich von seinem Be- vbachtungspostcn aus noch länger an dem hübschen Bilde erfreut haben, wenn er nicht ge fürchtet hätte, daß der Gegenstand seiner Sehn sucht ihm abermals entschlüpfen könnte, ialls er sich nicht beeile, ihn festzuhalten. Rasch beendete er darnm seine Toilette und eilte die Treppe hinab, zu seiner Freude von niemand aufge halten, da, wie es schien, nach dein gestrigen Gelage trotz der späten Vurmittagsstunde noch alle anderen Bewohner des Schlosses im tiefsten Schlummer lagen. Er betrat den Hof und wollte auf die Kom tesse zueilen, aber in sichtlicher Bestürzung erhob sie, sobald sie seiner ansichttg geworden war, wie abwehrend den Arm und rief ihm mit ihrer Hellen, in diesem Augenblick vor Aufregung zitternden Stimme zn: „Um Gotteswillen, Mar quis — keinen Schritt weiter! Sehen Sie denn nicht, Von welcher Art meine Leibgarde ist? Warten Sie wenigstens, bis ich mich von den vierbeinigen Beschützern befreit habe! Sie könnten nur zu leicht unsere Begrüßung mißverstehen!" Gaston de Villiers stand wie angewurzelt, aber es war nicht die Sorge um die eigene Sicherheit, die seine Glieder lähmte und ihn für den Moment unfähig machte, auch uur eiu Wort der Erwidernng hervorzubringen. In den vermeintlichen Hunden, die ihm jetzt alle drei gleichzeitig zähnefletschend die spitzen Köpfe zu- gekehrt hatten und ihn aus tückischen, unheimlich funkelnden Angen anstarrten, hatte er mit namenlosem Entsetzen Wölfe erkannt — wirk liche, vollständig ausgewachsene Wölfe, wie er sie bisher nirgend anders als in den sicheren Käfigen zoologischer Gärten gesehen. Und Leinas Warnung war gewiß keine grundlose gewesen, denn die Bestien' die sich gegen die Komtesse noch soeben wie zärtliche Schoßhündchen be nommen hatten, schienen jetzt nicht geringe Lust zu spüren, sich auf den neuen Ankömmling zu werfen. Aber er dachte nicht an sich, sondern nur an die Gefahr, in der, wie er meinte Lenia sich Lejano, und wem: ihm eure Waffe zur Hand
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