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Rabenauer Anzeiger : 29.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190808290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-29
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 29.08.1908
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ich deshalb t eS geh-" z imM' lungei! I>" ! Reich S'' z Erwerb ug beM s mit d-« ist der R' >andel bei eiB' rtbildunE in Betrieb haben, b> bevor A ster spm berechtigte" ÄeibenA lden. doch des H°' leiben , Fällen d" llcm: N" ausgE wigenf zu ln!^ eutE .enden " it hing- in eine '^ich gessen kau« L > schließi^ wird e" nn Schk' sionär mch en>e mkehr v en Ml ! oahrte,'' lihren n" DI- < Wohnn" niehl^ u- In a"'' ' aus^' M»; r auS/, sind lewehrl^ rkzeusL- er b-sA Ine gl-'Z omilcN , n. Ä' braE hseinB,^ e BiiE , m Kw, 90 HA „ MoE' ber viel,,, alten E : wer'» ,,iede> , lm J>< Ke 'S wäh^'" g sE 6"^ >»r u Aber °! iber d"' gehöre''',, einer „ -res r- , Ma»'"/. >rci ir TeN- ic AA; '^5 > und f, f in'Ei- u?oE L'v "Gotteshauses sind verbrannt. — In Baree- M in Spanien ist das Theater Gratiar abge- — In Pasewalk kamen bei einem Haus- e»er, ebenso wie neulich in Leipzig, zwei in Bo- Mammern schlafende Dienstmädchen in den mmmen um. — Die Dachstuhlbrände in Berlin "7 Umgegend dauern trotz aller Wachsamkeit ausgesetzter Belohnungen immer noch an. W jeder Tag bringt ein solches Feuer, mit tler auch mehrere. In Wörzbnrg ist ein mysteriöses Verbrechen Deckt worden. Im Keller der adeligen Er- 'Hungsanstalt „Königliches Julianum" wurde Hausmeister Diemper durch Beilhiebe er- Mdet aufgefunden. Von den Tätern fehlt bis lP jede Spur „ Ein Riesendiebstahl von 3 Mill. Francs V >n einem Pariser Warenhaus entdeckt worden. M einigen Tagen wurde die Pariser Polizei ""von verständigt, daß ein Kohlenhändler im sortier Saint-Gervais zu auffällig billigen Msen Waren aller Art zum Verkauf gelangen M, die zweifellos nicht einwandsfreier Herkunft M können. Die Nachforschungen ergaben laut S°nf.", daß seit etwa zehn Jahren in dem -Menhause Boyer der Rue Babette regelrecht Dohlen wurde, und zwar vom Personal selbst, E zu diesem Zwecke unter sich einen wohlor- misierten „Verband" gegründet hatte und sein Andwerk" so gut verstand, daß der Prinzipal Ms merkte und sich die fortwährenden Verluste anscheinend gut gehenden Geschäftes durch- nicht erklären konnte. Die Waren wurden M- sogenannten „Zwischenhändler" verschleudert, 7 sie wiederum billig an das kleine Publikum D Gegend verkauften, wobei alle Teile auf F- Rechnung kamen. Der bisher ermittelte Maden beläuft sich auf über 3 Millionen Franes. M Verhaftungen sind schon erfolgt. Das ganze parlier Saint-Gervais ist in Aufregung, da Wreiche kleine Kaufleute und auch Privatper- onen in Mitleidenschaft gezogen sind. Es werden Duer noch Verstecke mit umfangreichen Waren- Dern entdeckt. . In Marseille wurde der zerstückelte Leichnam Der 61) jährigen armenischen Frau gefunden. Mörder, ein gewisser Eesar Tasso, ist Be- Wer ewer Auswanderungsagentur. Er stellte D selbst der Polizei und wurde in Haft ge- Dumen. Er gab an, die Frau getötet und mit Mm Rasiermesser in Stücke geschnitten zu Wen. Den Mord habe er begangen, weil die Wu neunhundert Francs, die sie ihm zum Mseln anvertraut und die er im Spiel verloren Die, von ihm zurückverlangte. Die Ermordete '"ui aus Columbia. An einer Pariser Pension erschoß sich eine Amerikanerin in der Trauer um den '"Den Tod ihres Verlobten. .. I» Newyork beraubten zwei Gauner auf Dner Straße eine Frau und stießen sie dann einen Motorwagen, so daß sie überfahren Drde und tot liegen blieb. Alle Anstrengungen, Kerle einzuholen, blieben umsonst. >. In der englischen Stadt Sevenoaks wurde D Frau des Generals Luard auf offener Straße Zerfallen, beraubt und durch einen Schuß in D Kopf getötet. Nach dem Täter suchte man "Dm vergebens. Vermischtes. > ,Zur sofortigen Herstellung einer drahtlosen E-graphie New-Jork—Paris ist soeben ein "utrakt unterzeichnet worden. , , Zwischen König Alfonso von Spanien und Mer Gemahlin Ena, die neulich Knall und M in England ankam, während der König F erst nachkam, stimmte es wirklich nicht. Frau ,hat den sehr energischen Willen ihrer Groß- , Der, der Königin Viktoria von England, ge- und sie soll ihrem Gatten gegenüber ihren eigenen Willen bisher auch so ungefähr behauptet haben. Jetzt ist es aber doch zum Krach ge kommen, denn sie wollte den kleinen Kronprinzen Alfonso mehr nach modern-englischen Grundsätzen erzogen wissen, während Alfonso für das Natio nalspanische war. Hoffentlich kommt es zur Einigung. Königin Enn von Spanien kommt demnächst zu einem kurzen Jagdbesuch nach Schloß Pleß in Ober-Schlesien. Die sehr krank gesagte Zarin leidet an einer ungefährlichen Venen-Enlzündung. Sonst ist sie wohlauf. Der praktische Kronprinz der deutsche Kron prinz hat bei seinen Arbeiten auf dem Gebiete der Verwaltungs-Reform im Ministerium des Innern nach der Tgl. Ndsch. einen sehr prakti schen Blick bewiesen, indem er entschieden gegen alle Umständlichkeiten auftrat. In einer eigenen Arbeit führte er aus, der Landrat dürfe nicht noch mehr, als es schon geschehe, am grünen Tisch festgenagelt werden, die massenhaften Schrei bereien sollten aufhören. „Fort mit all' dem überflüssigen Aktenkram. Wilhelm, Kronprinz." So heißt es am Schluß. Das sehr bestimmte Schreiben wird in höheren Beamtenkreisen viel besprochen. Der russische Gencralliflimus im Japankriege schreibt über die Vorgeschichte des Krieges in seinem den Feldzug betreffenden Werke, der Staatsrat Besobrasow und der Statthalter Alexehaw seien von vornherein die treibenden Kräfte für einen Krieg gewesen. Der erstere habe, ohne jemand zu fragen, gewaltige Unter nehmungen am Jalu und in Korea geplant, die sofort die Japaner mißtrauisch gemacht hätten. Hierfür sei auch der Zar gewonnen gewesen, und so seien alle Vorstellungen Kuropatkins, der da mals Kriegsminister war, vergeblich gewesen. Der Krieg war eine beschlossene Sache, obwohl man am Hofe in Petersburg gar keine Ahnung von deu wahren Machtverhältnissen Japans hatte. Die lothringischen Brüder. Die Franzosen nennen die Elsaß-Lothringcr gern Brüder, aber in der Praxis handeln sie anders. So begegnete ein deutscher Herr an der Grenze einen lothrin gischen Arbeiter, der an einem Streite tcilgenom- men hatte und bei folgenden Unruhen erheblich verletzt wurde. Obwohl die Wunde erst halb geheilt war, wurde er sofort als „lästiger Aus länder" ansgewiesen und per Schub über die deutsche Grenze gebracht. Dabei hatte der Mann einen bekannten französischen Namen. Den allerneueste« Flugapparat soll ein russischer Oberst Krouglik erfunden haben, mit dem man 320 Kilometer in der Stunde machen kann, dank der Notation von Flügeln, die Zinnstrcifen statt Federn enthalten. Auch zur Beschleunigung der Geschwindigkeit von Schiffen sollen die Apparate verwendet werden können. Die nächste Auffahrt des Parseval-Ballons in Berlin wird erst nächste Woche erfolgen, da die defekt gewordenen Motorkühler nicht früher repariert werden können. Jedenfalls findet die Abnahme des Ballons nach zurückgelegter Probe fahrt vor Manöverbeginn statt. Neue Riesen-Bahnpostwagen. Vierzig neue Bahnpostwagen von 17 Metern Länge hat nach dem Berl. Tagebl. die Reichspostverwaltnng be stellt. Die Wagen sind mit Schutz-Abteilen auf beiden Stirnseiten versehen und finden in den Zügen Verwendung, in denen sie als Schutz wagen hinter der Lokomotive laufen müssen. Die Schutzabteile an den Wagenenden sollen bei et waigen Eisenbahnunfällen die Wirkung eines Zusammenstoßes abschwächen und zu gleicher Zeit Gegenstände aufnehmen, die im Bahnwagen den Nanin beengten. Namentlich die Brief- und Zeitungsbeutel können hier aufgestapelt werden. Der größte Lump lm ganzen Land. Gegen Denunzianten und lichtscheue Berläumder hat die Königliche Eisenbahn-Direktion in Berlin ein heilsam^deutliches Wort gesprochen,^ in dem sie, der Tgl. Rundsch. zufolge, nachstehende Verfügung erließ: „In der letzten Zeit ist zu unserem Be dauern ein auffallend starker Eingang anonymer Anzeigen gegen Beamte festgestellt worden. Wir vermuten, daß häufig Angestellte der eigenen Verwaltung die Urheber der Anzeigen sind und sehen uns deshalb veranlaßt, an dieser Stelle unserer Verurteilung einer derartigen Handlungs weise Ausdruck zu geben. Die Verdächtigungen anderer Personen aus dem Hinterhalt, ohne mit dem eigenen Namen für die ausgestellten Be hauptungen eintretcn zu wollen, verrät eine der artig niedrige und verwerfliche Gesinnung, daß solche Anschuldigungen auf Berücksichtigung kei nerlei Anspruch erheben können. Wir weisen deshalb erneut darauf hin, daß anonyme Ein gaben ohne irgendwelche Beachtung der Ver nichtung anheimfallen." Da kann man nur Bravo sagen und danken und wünschen, daß es überall so gemacht wird. Im letzten Berwaltungsjahr sind auf der Berliner Stadtbahn 143 Millionen Fahrkarten verausgabt, am meisten davon auf Bahnhof Friedrichstaße. Ei« modernes Kaufhaus. Ein neues mo dernes Kaufhaus für Spczial-Geschäfte wird im nördlichen Teile der Friedrichstraße in Berlin er richtet. Für die Größe des Gebäudes gibt eine Vorstellung, daß die einmalige Reinigung aller Fenster des Kaufhauses nicht weniger als fünf tausend Mark laut Berl. Tgl. kosten soll. Nankee Luxus. Ein New-Aorker Nabob hat sich eine Dampfyacht bauen lassen, die u. ä. ein vollständig ausgestattetesSchwimmbassin aufweist. Goethes Geburts-Urkunde gestohlen. Ein schändlicher Diebstahl ist in Frankfurt a. M. verübt: Aus den Geburts-Registern ist von frevelhafter Hand die Urkunde über Goethes Geburt herausgeschnitten worden. Wann die Tat verübt ward, ist noch nicht festgestellt. Gegen eine Gebühr können die Register vom Publikum eingesehen werden. Ein Schildbürgerstückchen. Die Deutsche Tageszeitung schreibt: Die Stadtverordneten- Versammlung zu Greifswald hatte mit 12 gegen 11 Stimmen dem Redakteur des Amtlichen Kreisblattes das Mißfallen des Kollegiums aus gesprochen wegen „der unrichtigen und parteiischen Berichterstattung und wegen seiner unpassenden Angriffe auf einen Stadtverordneten". Bei dieser Gelegenheit äußerten sich mehrere Stadtverord nete in einer Weise, die an Schilda-Schöppen stedt erinnert. „Unmöglich können wir eineyr Redakteur gestatten, daß er bringt, was ihm paßt und was er für wichtig hält." Ein anderes Mitglied des hohen Kollegiums ging aber noch weiter und sagte, „das Kollegium sei eine heilige Stätte, und wenn die Zeitung nicht Ruhe halte, dann müsse der Berichterstatter entfernt werden". Die Herren wissen augenscheinlich nicht, was beim letzten Journalistenstreik im Deutschen Reichs tage über Pflichten, Aufgaben und Rechte der Presse gesagt worden ist. Die Altersgrenze der Schaffenskraft. Der Theorie, daß bei Künstlern, Gelehrten und Männern der Tat das vierzigste Lebensjahr als das Ende der schöpferischen Leistungsfähigkeit angesehen werden müsse, tritt Dorland im Cen tury Magazine in einem Aufsatz entgegen, der an der Hand zahlreicher Beispiele den Beweis erbringt, daß die künstlerische, wissenschaftliche nnd praktische Schaffenskraft selbst mit siebzig Jahren noch keine Abnahme erkennen läßt. Wäre es anders, so hätte Galilei das wunder bare Gesetz der Vibration der Mondkugel nicht gefunden, Ttntoretto hätte sein „Paradies", Tizian „Venns und Adonis" - und andere be rühmte Bilder nicht gemalt, Verdi hätte weder „Falstaff" noch „Othello", Meyerbeer die „Afri kanerin" nicht komponiert und Goethes zweiter Teil des „Faust" wäre ungeschrieben geblieben. Noch deutlicher präzisiert sich das Irrtümliche der obenerwähnten Theorie, wennLman das 60 Lebensjahr als Grenze des geistigen Schaffens annimmt. In diesem Falle wäre die Welt um das System des Konfuzius, die Entdeckung Pa steurs, die strategischen Großtaten Moltkes im deutsch-französischen Kriege, das „Jüngste Gericht" Michelangelos, Murillos Gemälde im Augustiner kloster in Sevilla, den „Parsifal" und den zweiten Teil des „Don Quichotte" gekommen, von minder bedeutenden Werken ganz zu schwei gen. Auch der Name Zeppelin würde nicht in in aller Munde sein. Zwischen Fünfzig und Sechzig haben weiterhin Cäsar die „Kommentare" geschrieben und die Kalenderrechnung reformiert, Kepler die Logarithmentafeln berechnet, Morse das telegraphische Alphabet festgestellt, während Herschel sein Spiegelteleskop erfand, Hegel sein philosophisches System aufstellte, Velasquez das berühmte Bild Innozenz x. malte, Verdi die „Aida", Wagner „Nibelungenring" und „Meister singer" schuf, Rochefoucauld, seine „Maximen" schrieb und Goethe dem ersten Teil des „Faust" die endgültige Fassung gab. Und die Zahl der Geisteskinder, die zwischen das 46. und 50. Lebensjahr ihrer Väter fallen, ist vollends Legion. Unnatürliche Mütter sind in Berlin leider nicht selten. Jetzt stand wieder eine solche vor der Strafkammer, die ihr 5 jähriges Töchterchen so unmenschlich behandelt und dermaßen mal trätiert und braun und blau geschlagen hatte, daß das Kind trotz seines Alters noch nicht lief. Der Vater hatte sich um das Treiben des unmenschlichen Weibes nicht bekümmert. Der Staatsanwalt beantragte gegen die Mutter drei Jahre, gegen den Vater ein Jahr Gefängnis, der Gerichtshof erkannte für die erste auf 18, für den letzteren auf drei Monate Gefängnis. Die Ritter des Eiserne« KreazeS in den höheren Offiziersstcllen haben sich in den 37 Jahren seit 1871 doch schon ganz erheblich ver ringert. Nach einer Aufstellung des „Tag" gibt es in dem preußischen Kontingent der Reichsarmee einschließlich Württemberg noch aktive Offiziere, die das Kreuz besitzen: 3 Feldmarschälle, drei Generalobersten, 79 Generale, 61 Generalleutnants, 72 Generalmajors, 51 Obersten, 24 Oberstleut nants, 10 Majors, 14 Hauptleute usw. Ein Gedicht, der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich-Ungarn, der früheren Besitzerin des Achilleion-Schlosses auf Korfu, die in Genf er mordet wurde, sandte Kaiser Wilhelm an die Direktion des Budapester Kaiserin-Elisabeth-Mu seums. Es ist in ungarischer Sprache abgefaßt, trägt die Ueberschrift „Resignation" und wurde in einem Zimmer des Achilleion, das heute be kanntlich dem deutschen Kaiser gehört, gefunden. Der Kaiser ließ es auf grauer Seide in einen goldenen Rahmen einspannen. Schwere Konkurse und Defraudationen kommen jetzt ziemlich häufig vor. Eine angesehe ne deutsche Tuchfabrik in Böhmen ist durch wie- drige Umstände gezwungen, einen Konkurs mit eineinhalb Millionen Passiven anzumekden. Da neben hat sich der Kassierer Goltermann von der Mitteldeutschen Kreditbank in Frankfurt am Main, nachdem er eine halbe Million verspeku- liert hatte, erschossen. Mr Sein una Semüt. Wiegenlied. iMrM ie Wellen und die Winde, Die flüstern meinem Kinde Ganz leise, leffe zu: Du tollst die Aeuglein schließen, Die Englein lassen grüßen, Nun schlaf in süßer Ruh I Der Himmel und die Sterne, Die winken aus der Ferne, Ganz leise, leise, sacht — Wir wollen Frieden machen, Die Englein wollen wachen, Nun gute, gute Nacht! Eine lange, tiefe Stille folgte seinen Worten. Egungslos stand Mathilde auf ihrem Platz DI>en der Tür, den Kops tief gesenkt. Um- Eist harrte Rudolf ihrer Erwiderung. Da trat er dicht vor sie hin und fragte ^Eejst: „Tu antwortest nichts Soll ich Dein Ehwcigcn etwa für ein — für ein Nein nehmen, Mathilde . Sie erhob den Kopf nicht, und tonlos, Dch mit vollkommener Festigkeit kam es ihm ihren Lippen zurück: „Ich kann nicht Den, Rudolf! — Was Tu vou mir vcr- ""gstz heute vermag ich eS nicht zu tuu." Tas Halle er nicht erwartet, darauf war D nicht gefaßt gewesen, und cs traf ihn darum M der Wucht eines furchtbaren Schlages. Diu Gesicht wurde leichenfahl, aber in feinen F"gcn war ein unheimliches Glühen. Zwei- °cr dreimal fuhr er sich in einer halb Echanischcu Bewegung mit der Hand über D Stirn, danir wandte er sich kurz um nud 'achte ein paar Schrille gegen die'Tür. Auf Dn halben Wege blieb er stehen, und sein i umfaßte zum letztenmal die geliebte „Mathilde" — stieß er mühsam hervor — ''Eibe es nicht znm Aeußcrstcuk Du — Du Mutest es bereuen! Wenn ich jetzt gehe — D wiederhole es — so kehre ich nie — nie ME' zurück. Laß es darum genug sein! Mr wollen dann denken, alles wäre nur ein läßlicher Traum gewesen —" Die Stimme versagte ihm. Erlauschte "! ihre Erwiderung; aber er lauschte ver-r Nichts, als das Ticken der Uhr nnd 7 dnmpfe iLchlag seines eigenen Herzens, Zerbrach das cntscheidungSschwere Schweigen. er sich zu seiner ganzen stattlichen s Dbc empor, seine Hände ballten sich, und Me Lippen preßten sich in wilder Energie zu sammeu. Er setzte seinen Weg fort und stieß mit heftiger Arinbewegung die Tür auf, die in das Vorzimmer führte. „So lebe denn, wohl!" sagte er, schon ans der Schwelle stehend. „Es geschehe, ivie Du es gewollt hast. Jetzt bist Du frei — aber auf immer. Ich werde Teuren Weg nicht mehr kreuzen." Er schritt hinaus, au der zitternde» Frau Wullenwcber vorbei, die durch sein Aussehen so heftig erschreckt wurde, daß sie gar nicht deu Mut Halle, ihu anzureden, nnd nur auf dem ersten Treppenabsatz zögerte er einen Moment wie in der Erwartung, daß sich doch noch irgend ein Wunder ereignen müsse. Aber das Wunder geschah nicht. Niemand rief ihn zurück. 3. Kapitel. Durch einen Hausdiener, der ihm auf der unteren Stiege begegnet war, hatte sich Rudolf Hildebrandt seinen Hut und seinen Ueberrock aus dem Kontor holen lassen, denn er wollte so wenig den Oheim Mathildens wiedersehen, als er Lnst hatte, sich den nengierigen Blicken seiner bisherigen Kollegen ansznsetzen. Sie alle hatten ihu wegen seiner vertranten Beziehungen zu der Familie des Prinzipals beneidet nnd ohne Zweifel bereits heransgebracht, daß sich heute etwas wie eine Katastrophe ereignet habe. Keiner vou ihnen würde sich unter solchen Umständen sonderlich bemüht haben, seine Schadenfreude zu verbergen, und diesen Triumph wenigstens wollte ihnen Rudolf nicht vergönnen. Das7 er von hier fort müsse, weit fort, stand als unumstößliche Gewißheü im Hcrzcu des jungen Mannes fest. Er hatte Mathilde gelobt, daß sie ihn niemals Wiedersehen, daß er ihren Weg nie mehr kreuzen werde, und er war unwiderruflich entschlossen, dieses Gelöb nis zu erfüllen. Dünkte es ihn doch auch ganz unmöglich, länger an einem Orte zu leben, wo er deu bittersten Kummer, die schmerz lichste Enttäuschung seines Lebens erfahren. Und nicht nur die Stadt, nein, auch das Vaterland wollte er verlassen. Es war ihm, als würde er die Rnhe seines Herzens erst wiederfinden, wenn Länder und Meere zwischen ihm nnd dem Mädchen lagen, dessen Treu bruch ihn jetzt so namenlos unglücklich machte. Während er den Weg nach seiner Wohnung einschlug, reifte der von dem leidenschaftlichen Zorn des Augenblicks eingcgebene Gedanke, nach Amerika ausznwandern, in ihm zum festen Entschluß, und er empfand eine gewisse Genugtuung, als er sich vorstellte, daß die Nachricht von seiner Abreise in die Neue Welt doch vielleicht ein nagendes Gefühl der Reue in Mathildens Herz wachruscn würde. Dann riefe sie ihn vielleicht gern zurück; aber dann würde es zu spät sein — zu spät, und alle ihre Tränen würden daun nicht mehr un geschehen machen können, was sie in liebloser Launenhaftigkeit selber über sich heraufbe schworen hatte. Ohne auch nur eine Viertelstunde mit müßigem Zaudern zu verlieren, traf er seine Vorbereitungen für die Abreise. Sie nahmen nicht viel Zeit in Anspruch, denn er wollte sich nicht mit unnützem Gepäck belasten, nud das unumgänglich Notwendige ließ sich sehr Wohl in einem einzigen Koffer unterbringen. Innerhalb eines Zeitraums von kaum vier« nudzwanzig Stunden hatte er alles geordnet, auch die Rechnung mit seiner Wirtin beglichen, die den liebenswürdigen jungen Mieter mit aufrichtigem Bedauern scheiden sah. Bis zu diesem Augenblick hatte er insge heim wohs voch immer gehofft, eine Nachricht von Mathilde oder von ihrem Oheim zu erhalten, einen sehnsüchtigen Ruf, der es ihm möglich gemacht hätte, seinen Entschluß zu ändern, ohne daß er sich selber darum der Charakterschwäche hätte anklagen müssen. Aber eS ivar nichts gekommen, und er konnte diesem Schweigen keine andere Deutung geben, als die, daß man im Wüllenwebcrschen Hanse den vollständigen und unheilbaren Bruch als die beste Losung betrachte. So riß er denn diese unselige Liebe mit Stumpf und Stiel aus sciucm Herzen, oder er redete sich doch wenigstens ein, es zu tun, und nahm sich vor, alle seine Gedanken nur noch auf die unbe- kanute Zukunft zu richten. Einen Umstand gab es, der ihm einige Sorge machte. Er hatte sich in der kurzen Zeit keinen Paß verschaffen können, und wenn auch seine übrigen Papiere in bester Ordnung waren, so fürchtete er doch, daß ihm daraus bei der Abreise eruste Schwierigkeiten erwachsen könnten. Er hatte als EinjährigFrciwillgier seiner Militärpflicht genügt und durfte Els Unteroffizier der Reserve ohne Erlaubnis der vorgesetzten Behörde Deutschland überhaupt nicht verlassen. Wenn man etwa auf dem Schiff einen solchen Ausweis von ihm ver langte — und er erinnerte sich, von strengen polizeilichen Revisionen der Answandererdampfer gelesen zn haben —, so konnte die Ausführung seines Plaues uoch im letzten Augenblick ver eitelt werden, und er halte vielleicht sogar ernste Unannehmlichkeiten zu gcwärtiaen. Förtsch tlz folgt.
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