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Mkmim Weiger Erscheint Tienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementkprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung jür Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grobölsa, O-ernann-orf, Hmnsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachnngen. Nummer 94. s-rnspr-cher: Amt L-ub-n 114. Dienstag, den 11. August 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Nur Nab una fern. Rabenau, den 10. August. — Die S P e n d e n u. S a m m l ung e n für Zeppelin haben einen geradezu großartigen Erfolg. Es laufen fortgesetzt Depeschen an den Grafen Zeppelin ein, aus Palästen, aus Hütten, aus allen Kreisen der Bevölkerung. Neben Beträgen über viele Tausende stehen solche von wenigen Pfennigen aus der Spar büchse von Kindern. Die Popularität des Unternehmens ist ohne Beispiel und ohne Gleichen. Mail nimmt mit Bestimmtheit au, daß statt des einen vernichteten Luftschiffes sofort mehrere neue auferstehen werden. — Einen „Aufruf an Deutschland" zugunsten des Grafen Zeppelin veröffentlicht Ernst v. Wildenbruch. Es heißt darin: „Laßt uns zusammenstehn, alle Deutschen, alt und jung, und groß und klein, und Mann und Weib, zu einer große», gemeinsamen, nationalen Tat!- laßt uns Zeppelin helfen! Freude wird auSgehen von dem freudigen Tun, wieder in die Lüfle steigen das lenkbare Schiff, und das Land, in dem heute Seufzen nnd Klagen herrscht, wiederhallen wird es vom Jubel eines einmütigen Volkes, das sich selber ehrte, indem es seinem großen Sohne Ehre erwies. — Am Freitag in der 6- Stunde entzün dete Blitzschlag eine gefüllte Scheune deS Guts besitzers Klinkicht in Seisersdorf. Das Feuer fand reichliche Nahrung an den einge- bruchleu Ecntevorräteu, Ackergeräten, Kohlen nsiv-, sodaß das Gebäude total niederbrannte. Den Besitzer trifft kein Schaden, da er ver sichert ist. Leider dürste dem erst kürzlich durch Schadenfeuer hcimgesuchten Gutsbesitzer Kröher, der einen großen Teil seiner Ernte in der Scheune des Kalamitosen nntergebracht Halle, wiederum empfindlicher Schaden geworden sein, da er nicht versichert haben soll. Ein wei terer Blitzschlag traf in einen nahe bei dem Braudheerd stehenden Birnbaum mit solcher Gewalt, daß der zunächst stehende Fleischer- Meister Haustein durch den Luftdruck einige Meter weggeschleudert wurde. Glücklicherweise hahm er keinen Schaden. Genau vor 32 Jahren ist das Ktinkrchl'sche Anwesen durch Blitzschaden gänzlich niedergebrannt. — In der Nähe des Bahnhofes in Dippoldiswalde ist eine Doppel scheune durch Blitzschlag eingeäschert worden. — DaS Sommer fest des Holzarbeiterver- bands auf der König Albert-Höhe war trotz der kühlen Witterung sehr zahlreich besucht. Die Hauptgewinne blieben größtenteils in Rabenau, da- Sofa gewann ein Herr aus Oelsa. Alle Lose waren bald vergriffe«. Die sonstigen Veranstaltungen, al- Rad- und Schaubuden »ud dcrgl. mehr, machten gute Geschäfte, so daß wohl eilt hübsches Sümmchen für den guten Zweck erübrigt worden sein dürfte. — Auf der König Albert-Höhe kam am Sonntag ein junger Mann aus Dresden beim Dauzen zu Fall und brach ein Bein. — Die Erweiterungsbauten des Bahn hofes in Tharandt sind nunmehr in ein Stadium getreten, das ohne weiteres die Um- fänglichkcit und Bedeutung desselben in die Erscheinung tritt. Auf allen Zufahrtsstraßen s" den östlich deS alten Bahnhofes angelegten Rampen und Ladegleisen find Dampfwalzen mit der endgiltigen Bearbeitung beschäftigt. Ebenso ist unmittelbar an der Straße ein ge räumiger Güterschuppen im Bau bereits be sudel und enthält außer großen zweitorigen speichern an der Westseite mehrere Dienst räume. Erbaut wurde derselbe, wie auch die um Osteingauge des zukünftigen Güterbahn- bahnhofeS stehende Zentralweichcnstellerei durch Herrn Baumeister Knebel-NiederhäSlich. — Sch ntz j mp fu ng g ege n N i n d er- Duberculose. Was für enorm großen Schaden die Tuberkulose, besonders dis der Nmder, dem Nationalvermögen zufügt, ist da raus zu ersehen, daß die Verluste, die durch Me Beschlagnahme geschlachteter Tiere wegen Duberculvsein Deutschland entstehen, sich jährlich auf etwa 15 Millionen Mark belaufen. Hierzu kommen noch erhebliche Summen hinzu, welche durch schlechte Fntteiverwerlnng an kranke, in folge von Tuberkulose abgemagerte Tiere, ver ringerte Zucht und Milchprodnzierung und kürzere Nutzdauer verloren gehen. In der jährlich herausgegebenen Statistik für die Er gebnisse bei der Fleischbeschau, ist zu ersehen, daß die Tuberkulose unter den Rindern, leider eher zu- als abgenommen hat. Es ist daher nicht nur wünschenswert, sondern auch Pflicht, dieser Seuche energisch enlgegenzutreten, sowohl im Interesse des Nationalvermögens, als auch durch die Nindertubeiculose gefährdeten mensch lichen Gesundheit. Und diese Geißel unserer Rinderzucht kann nur durch das neue Prof. Dr.Klimmersche Schutzimpfungsverfahren gegen Tuberkulose wirksam bekämpft werden. Prof. Dr. Klimmer, Direktor der Seuchenversuchs anstalt an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, ist es gelungen, einen Impfstoff herzustellen, der weder für Menschen noch für Tiere infektiös ist, der also ohne Bedenken zur Impfung und Nachimpfung, zur Verlängerung der Immunität (Unempfänglichkeit) verwendet werden kann. Diejenigen Landwirte, welche in ihrem Riudviehbestand tuberkulös verdächtige Tiere haben, ist dieses Prof. Dr. Klimmersche SchutzimpjungSVerfahren wärmstens zu empfeh len, da dassrlbe, ohne große Kosten, Mühe u. wirtschaftliche Schwierigkeiten in ihrem Vieh bestand ausgeführt werden kann. Sache und Pflicht eines jeden ViehbcsitzerS wird es nun sein, sich mit seinem Tierarzt iuS Einverneh men zu setze», der gern bereit ist, Näheres über die Durchführung der genannten Schutzimpfung zu gebe», damit dieser Verheerenden Seuche endlich einmal energisch Einhalt geboten wird. Henke, amtl. Fleischbeschauer. — Auf Bärenklausener Flur erhiug sich der zuletzt beim Gutsbesitzer Harz in Kauscha bedienstet gewesene 29 Jahre alte russisch-pol nische Arbeiter, weil er einen Prozeß wegen Älimentenzahlung verloren haben soll. — In Schmorsdorf bei Maxen brach bei dem Gutsbesitzer Schneider Feuer aus, das binnen kurzer Z it die Scheune und ein Seitengebände «»äscherte. Die Ernte ist mil- verbrannt. Man vermutet Brandstiftung. — Die Schneiderin Elisabeth Martha Reichel geb. Hoffmann aus Potschapel war bis zum Mä j als Wirtschafterin in Niedcr- häslich tätig. In dieser Stellung stahl sie Kleidungs stücke und Gebrauchsgegenstände im Werle von 82 Mark und unterschlug zuletzt in Polschappel Kleiderstoffe, die ihr zur Ver arbeitung übergeben worden waren. In Rück sicht auf ihre erheblichen Vorstrafen erhält die Angeklagte 10 Monate Gefängnis und 3 Jahre EhrenrechlSverlnst, 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt. — In Wurgwitz waren Diebe durch Eindrücken einer Fensterscheibe in den Hahn- schen Kausmannsladcn gedrungen. Da Hahn, der gleichzeitig Bergmann ist, Frühschicht hatte, hörte er das Hantieren der Spitzbuben. Mit dem Revolver bewaffnet, versuchte er den Laden zu betreten. Da aber die Tür von den Einbrechern verriegelt und verbarrikadiert war, gab er einige Schüsse durch das Türfenster ab, worauf die Diebe unter Zurücklassung einer Rad haue entflohen. Die Ladenkasse war erbrochen, aber nichts daraus entwendet. Die Ueberraschung ist demnach glücklicherweise recht zeitig erfolgt. Hoffentlich gelingt es recht bald, der Bande ihr verbrecherisches Handwerk zu legen. — JnOberbobritzsch versuchte die Gutsbesitzers-Ehefrau Kästner, jedenfalls infolge Geistes slöiung, sich dadurch zu entleiben, daß sie im Kellergeschoß ihrer Wohnung einen Haufen Stroh mit Petroleum übergossen, angebrannt und sich darauf gesetzt hat. Dritte Personen haben sie entdeckt und vor dem Tode bewahrt. Die Verletzte erlitt schwere Brandwunden und befindet sich jetzt im Stadlkraukenhause zu Freiberg. — Der Blitz schlug zweimal in die Kirche zuWeistr 0 Pp. Der Blitzableiter des Turmes war erst vor einigen Tagen erneuert worden, sodaß der Blitz, nur eiuize Dachschiefer mit nehmend, an der Leitung herunter zur Erde ging, ohne weiteren Schaden anzurichte». — Kleine Notizen. Der Hausschlächter Haupt in Neuwnnschwitz zog sich beim Schlachten einer milzbrandkcanken Knh eine Blutvergiftung zu, so daß er hoffnungslos darniederliegl. — In Langenbach bei Schneeberg stürzte dieser Tage die junge Frau des Kaufmanns Rau von der Treppe ihrer Wohnung und verstarb auf der Stelle. — Vom Felde heimkehrend, wurde in Bobenneukirchen die 28jährige Guts besitzerstochter Frida Bahmann von einem Blitz strahl getötet. Der wenige Schritte vor ihr gehende Bruder wurde betäubt, kam aber wieder zu sich. — In Priestewitz brannte das Seitenge bäude des Schuhmachermeisters Walther nieder. Die Entstehungsursache ist unbekannt, doch wird Selbstentzündung von Hafer als Ursache angenommen. — Im Garnison Flußbad zu Wurzen ertrank am Freitag beim Baden ein Soldat des 179. Infanterie-Regiments. — Der frühere Weber Gottfried Apelt in Reiche nau bei Zittau ist 103 Jahre alt letzter Tage gestorben. -- In Thalheim ist der Wirker Müller, der seit dem Wirkerausstand zur Aushilfe in einem Sdinbruche arbeitete, von niedergehendem Gestein verschüttet und schwer Verletzt wenden. Ec hat schwere Kopfverletzungen, sowie fünf Bein-, Rippen- und Schienbeinbrüche erlitten. An seinem Auskommen zweifelt man. Müller ist Witwer und hat sechs Kinder zu ernähren. — Beim Einfahren der Ernte hatte sich in Brun n bei Auerbach der 22jährige Nitter- gutsknecht Rich. Nadccker auf die Deichsel ge setzt. Als er das Schleifzeug andrehen wollte stürzte er vom Wagen vor die Räder, die dem Unglücklichen über die Brust hinweg gingen. Der Tod trat auf der Stelle ein. — Zur Affäre Giegler-Döll in Leipzig. Im September oder Oktober wird sich die Wirtschafterin Minna Döll wegen Mordes vor den Geschworenen zu ver antworten haben. Diese Verhandlung, die jeden- salls reich an sensationellen Momenten sein wird, wird eine Reihe von Tagen in Anspruch nehmen, da sowohl von der Anklagebehörde wie auch von der Verteidigung ein sehr um fangreicher Zeugenapparat in Bewegung ge setzt werde» wird. Die Minna Döll hat, wie das „L. Tgebl." meint, mit der kürzlich in Freiberg wegen Mordes Hingerichteten Grete Beier manche verwandte seelische Züge. Wie die Bürgermeisterstochter, so ist auch die Döll von einer ungezügelten Sinnlichkeit, ihre Liebes verhältnisse sollen zahllos gewesen sei». Und auch die a» dem unglücklichen Giegler, der ganz in den Hände» seiner Geliebten war, be gangene scheußliche Tat ist mit großem Rafinc- ment auSgeführt worden, fast acht Wochen lang hat die Döll eö dann verstanden, den Tod des Giegler zu verheimliche», lustig nnd guter Dinge ist sie gewesen, sie hat sich wie Grete Beier aufs beste amüsiert, ohne daß inan ihr eine seelische Depression angemerkt hätte. Da in der Verhandlung Sachen zur Sprache gebracht werden müssen, die die öffentliche Sittlichkeit auf daS allerschwerste gefährden würden, so wird ein großer Teil der Schwur- gerichtSverhandlung hinter verschlossenenen Türen geführt werden müssen. — Von« Landgericht Le ip z i g wurde daS 23 Jahre alte, in BrieSnitz bei Dresden geborene Dienstmädchen Glöckner wegen Kindes tötung zu 2 Jahren 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Mädchen hatte heimlich ge boren rind das getötete Kind am Muldenufer bei Böhla unweit Grimma ausgefitzt. — Dieser Tage fand in Leipzig in Angelegenheit der ermordeten Emma Heine wieder eine Durchsuchung derWohnräume der Lohmannschen Eheleute in der Lützowstraße statt. ES wurden dabei mehrere Säcke beschlag nahmt, die im Keller gesunden worden waren. Die Säcke wurden auf Blutspuren untersucht In der Untersuchung selbst fanden in den letzten Tagen mehrere Vernehmungen statt. Fast sämtliche Hausbewohner wurden befragt. Außer dem Zeugnis der Frau Gl., die mit der Lohmannschen Familie die erste Etage be wohnt, und die bestimmt behauptet, die Emma Heine an dem fraglichen Tage bei der Loh mann gesehen zu haben, sogar dem Mädchen selbst die Türe zur Lohmannschen Wohnung geöffnet zu haben, will auch der Malermeister, der seinerzeit daS Vorderhaus gestrichen hat, das unglückliche Mädchen ins Hans haben gehen sehen. — Gegen die Re ich S st e n er auf deu Verbrauch von GaS und Elektrizität macht man in Plaue n i. V. mobil. Dem Stadtrat ist folgende Interpellation übermittelt worden: „Dem Vernehmen nach beabsichtigen die verbündeten Negierungen eine Reichssteuer auf den Verbranch von GaS und Elektrizät für Licht-, Heiz- und Kraftzwrcke einzusühren. Eine solche Steuer ist aber nur geeignet, viele gewerbliche und industrielle Unternehmungen ungerecht zu belasten; insbesondere würde sie unser einheimisches Gewerbe und die bei uns maßgebenden Industriezweige nachteilig beein flusse», namentlich aber die Internsten des ge werblichen Mittelstandes schwer schädigen. Ans diesem Grunde richten die Unterzeichnete» die Anfrage an de» Stadtrat, ob er gewillt ist, dagegen air maßgebender Stelle vorstellig zu werden und welche Schritte er sonst dagegen zu unternehmen gedenkt. Dresden. Ein hies. Fabrikant unternahm eine Automobilfahrt nach Stolpe». Kurz vor den, Ziele gebot er seinem Chauffeur, der daS erste Mal mit seinem Herrn auSfuhr, den langsamen Gang einzuschalten, da sie den Berg bei Renmrsdorf ziemlich hinter sich halten. Durch ein Versehen in der Schaltung aber ging der Kraftwagen rückwärts. Der Besitzer, der die Gefahr erkannte, sprang aus dem Automobil und rief dem Führer noch zu: „Bremsen". Der Chauffeur schien die Geistes gegenwart zn verlieren und so geriet, wie der „Pirn. Aiiz." meldet, der Wagen auf den steile» Abhang. Das F a h r ze u güb e r s ch lug s i ch, die Jusaffe», zwei kleine Mädchen und der Chauffeur stürzten aus dem Wagen, blieben aber glücklicherweise bis auf etliche Hautab schürfungen unverletzt. Von einem Ochsenge- spann wurde das Automobil nach dein Bahn hof Stolpen gebracht. — Wiederum ausgebrochen ist der Ein- und Ausbrecher Franz Kirsch, der „König der Einbrecher", der nach seinem letzten berühmten Ausbruch aus Hcrzberge vor «/« Jahren in Hannover festgenommen wurde. Er hatte in Gemeinschaft mit fiinen Genossen Fessel, Jegschat und Wilke — der letztere ist sein Schwager — das Geldspind der Sächs.-Böhm. DampsschiffahrtSgesellschaft erbrochen und um eine große Summe erleichtert. In Dessau hatte er aus der Landeshauplkaffe 15 000 Mk. ge stohlen. Ec winde dann nach Dessau gebracht, um dort abgeurleilt zu werden. Zur Beobach tung seines Geisteszustandes war er nach KoS- wig gebracht worden. Vorher mißglückte schon in Dessau ein Fluchtversuch, der mit Hilfe einer von Wilke mitgeführten Feile unter nommen werden sollte. Aus welche Weise Kirsch, den anscheinend keine GesängniSmauern fest halten können, seinen Ausbruch von KoSwig bewerkstelligt hat, ist noch nicht in seinen Einzel heiten bekannt. Anzunehmen ist, daß er von Berlin aus, wo er mit der männlichen und weiblichen Verbrecherwelt stets Fühlung ge habt hat, Unterstützung erhielt. Nach einer Meldung soll er sich in Koswig mit einem Strick, den er sich aus seinem Bettzeug ge dreht hatte, zur Erde hinabgelassen haben. Vielleicht ist er in einem Automobil geflüchtet. An Hilfe hat es ihm nicht gefehlt. — Im Gräfl. Forst zuBörnichen wurde ein Skelett aufgefunden. Lcgitimationspapiere deS Toten wurden nicht aufgefunden.