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Rabenauer Anzeiger : 25.07.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190807250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080725
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-25
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 25.07.1908
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ein ZtW iick und Jahre B Lerlücktnd!' Der Ili««' iden sM aus WB r gekoon^ en üjadE rzers Bord d-« hen seinen » Besatz« ng noch », nreau ne inan uden icb kkN»^ nz °bi-' o daß beobaE, m der c >d sich. Obernng^ u an. amen. 11 JnsF lerissen. r Kahe °« HaiMi ohlen. V mi, Pul«; bei ein-» 3006 G schüssel, d« gehörte, iburg wB mbt aM c auf ei«' neZigar- die StiB warE schem L« ren ungach auf g-B ebten M Höhe t Mag««; i Bergt-«« imnilek«^ jede ZU««' Die Df, Ernte « hlet. S-D Walde d« "'Nge«5 znttcn D -jge Di-«« mi Kilch«"' Eisenbahn alsKri»; I» 'MA er ands , °u Nb" Zpa"" e nah'Ä, b-E. Da gieuv.,. »! >) und v" «'N L , sal^« - imi"«' n Lo!«" hncn , dann SrD md n'^ - ja all«.! elif-^ fÄ a^ r rv^ sch-o^ e Le-D -n. Schu» ^«Matrose P. die Augen scharf auf den Schreib- «Ich gerichtet, den Kommandanten nicht grüßend, trat er ein, besah sich die beiden Schubladen, mehrere der am Boden verstreut liegenden Schlüssel und das Messer auf, das dem Dieb beim Herausschneiden der Schublade zerbrochen >vrr und wie es sie zu Hunderten bei den See leuten gibt. Kurz vor dem Abtreten stutzte er; dann griff er nach einer ganz hinten auf dem Schreibtisch stehenden unscheinbaren leeren Zigarren kiste, machte sie auf und besah sie. Hierauf Mg er hinaus, ohne von dem Kommandanten Noch zu nehmen. Der atmete auf, denn der Dieb war gefunden. Kein anderer Mann von der Besatzung als nur der Dieb hatte ein Inter ne an der Zigarrenkiste, denn nur er kannte sie. Die Kiste hatte nämlich unter Papieren ver steckt ganz hinten in der mittleren Schublade gestanden, weil dort der Zahlmeister seineSchlüssel versteckt hielt. Der Dieb hatte die Schlüssel in lener Nacht bei der Durchsuchung des Schreib tisches in der Kiste gef nden und das Wieder sehen und Erkennen der Kiste hatten ihn überführt. Zahlreiche Unwetter-Meldungen liegen noch W den verschiedensten Teilen Deutschlands, Desterreich-Ungarns und Italiens vor. In Oester- keich wurden wie bei uns viele Menschen durch Mtz getötet. Auch in Oberungarn richtete ein Wolkenbruch enormen Schaden an. In Vereszke sind 16 Personen um gekommen. Der Lastoreza hemmte zwei Häuser mit elf Personen fort. Mehrere Eisenbahndämme wurden ebenfalls sveggerissen. In der Schweiz sind viele Höhen- kvrorte inWmterlandschaften umgewandelt worden. Die Gäste eines Hotels in Pontrcsina machten sich das Vergnügen, einen Weihnachtsbaum «»zuzünden. Ein Wolkenbruch überschwemmte «uch die beiden Gleise zwischen Oberdachstetten »»d Burgbernheim in Bayern. Die Strecke wurde durch Erdmassen gesperrt. In Luzern wurde am Dienstag früh infolge eines Erdrutsches vom Mchberge her ein Hausanbau gänzlich ver- Mttet. DreiKinder und ein junger Mann wurden getötet. Ferner erfolgten bei Toblach in Tirol Erdrutschungen. Die Ampezzaner Reichs- R»ße ist verschüttet. In den Stubaier Bergen "nd der Hamburger Tourist Dr. Schwenke ver- »M, der zuletzt in der Innsbrucker Hütte ein- Mneit war. Bergführer suchten ihn. Auf dem äniur in Asien ging eine Barke im Wirbelsturm «»ter. 8t angebundene chinesische Arrestanten, 6 Wüsche Soldaten aus Nikolajewsk und der Steuermann ertranken. Die Gold- nnd Platin- Mchereien bei Jekaterinburg in Rußland wurde überschwemmt. Neue LandeSvirratssachc. Aus den Patronen- Pebstählen eines Unteroffiziers in Wornis dürfte »4 ein Landesverratsprozeß entwickeln. In Ger mersheim wurden nach der „Frankf. Ztg." gleichzeitig Militärdiebstähle entdeckt. Gewisse Spuren zeigen nach dem Auslande. In Worms Den weitere drei Offiziere verhaftet worden sein "»b in Metz ein französischer Waffenhändler. Ater wird noch gemeldet, daß der in dieser Dare vielgenannte Waffenhändler Heinrich Schuler N „Ludwigshafen bei seiner Rückkehr aus Bad Luckenau von der Kriminalpolizei verhaftet und »das Untersuchungsgefängnis in Mainz einge- Uert worden ist. Dort befindet sich seit einigen »Men auch der „Heilkünstler" Appelhans aus Arms, der von dem gleichfalls inhaftierten Ageanten Leinweber die Patronen gekauft und »« an Schuler weiter veräußert haben soll. Die spricht von der Festnahme der Braut des Mucker bestätigt sich nicht, da gegen das Machen Anhaltspunkte für eine strafbare Betei- Mng zurzeit nicht vorliegen. . Das schwache Geschlecht. Herr Jules Bazet, D junger Bankbeamter, flanierte unlängst in D Rue des Gardes in Paris, als er zwei hoch- , gant gekleidete Damen von zierlicher Gestalt A reizendstem Gesichte traf. Er machte die ^kanntschaft der hold errötenden Schönen und bat die Damen, die sehr ängstlich und schüchtern veranlagt zu sein schienen, seine Gastfreundschaft in seine Wohnung anzunehmen. Kaum hatte der Ahnungslose die Tür hinter seinen Besuche rinnen geschlossen, als sie ihn mit muskulösen Armen, aus denen es kein Entrinnen und Be freien gab, umklammerten. Ein schnell in den Mund des Opfers geschobener Knebel hinderte den Ueberfallenen am Schreien. Die eine der Damen zog dann aus ihrem Mieder einen langen Strick, und der arme Bankbeamte wurde in aller Form gefesselt. Nunmehr machten sich die Gau nerinnen in aller Seelenruhe an die Ausplünde rung der Wohnung. Sie stahlen Wäsche, unge fähr fünfhundert Francs bares Geld, eine gol dene Taschenuhr und andere Schmucksachen. Dann entfernten sie sich ruhig und wünschten mit dem reizendsten Lächeln von der Welt dem Wehrlosen viel Amüsement. Nach einer Stunde verzweifelter Anstrengung gelang es dem Ge fesselten erst, sich der Stricke zu entledigen und Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Vermischtes. Ein kaiserliches Handschreiben soll an den Prinzregenten Luitpold ergangen sein, in dem die angeblichen Behauptungen des Fürsten Eulen burg in der inzwischen abgebrochenen Schwurge- richtsveiHandlung über seine antikatholischeMtssion als preußischer Gesandter in München als „ab solute Lügen" gestraft werden, und das aufrich tige Bedauern des Kaisers über die Unwahrheit und die ihr zugrunde liegende konfessionelle Ten denz dem greisen Herrscher Bayerns ausgesprochen wird. So meldete die Rhein. Wests. Ztg., jedoch bedarf die Angabe noch der Bestätigung. — Ober staatsanwalt Jscnbiel hat in der Nord. Allg. Ztg. erklären lassen, daß der Artikel des Pariser „Matin" über die Unterredung seines Berliner Korrespondenten mit ihm, dem Oberstaatsanwalt, im wesentlichen auf Mißverständnissen beruhten, die sich durch die Eile und die kurze Dauer der Unterredung erklären. Der Oberstaatsanwalt hat, wie der betreffende Korrespondent in einem Schreiben an ihn unaufgefordert anerkannt, auf Anfrage des Korrespondenten lediglich das er klärt, was er bereits vor Gericht gesagt hatte, und was inzwischen durch alle Zeitungen bekannt geworden ist. ,,Der Schrecken der modernen Kriegsführ- ung". Die Londoner Presse bringt Alarmartikel wegen der angeblichen Erwerbung eines Lufttor- pedopatens durch Krupp. Deutschlands Ausrüs tung werde, so wird behauptet, dadurch der aller anderen Staaten überlegen und der Schrecken der modernen Kriegführung unermeßlich gesteigert. Hauswirtschaftlichrr Unterricht in der Schule. In Deutschland ist man seit einiger Zeit bestrebt, in den Mädchenschulen hauswirtschaftlichen Unter richt einzuführen, um die Kinder soweit wie möglich auf ihren künftigen Beruf als Hausfrau vorzubereiten. Der englische Nationalverein für gesundheitsmäßige Erziehung schlägt nun vor, in den Schulen eine Gruppeuklasse zu errichten, damit die Mädchen das Bemuttern lernen, vor allem aber ihnen Ordnung und Sauberkeit in der Wartung jüngerer Geschwister beigebracht wird. Der Gedanke ist auch für Deutschland erwägenswert, denn wenn wir auch wissen, wie beliebt das Puppenspielen bei deutschen Mädchen ist, es besteht ein Unterschied zwischen dem Spiel zu Hause und dem in der Schule, die andere Lehrmittel zur Verfügung hat. Eine Hochzeit im Walde fand westpreußischen Blättern zufolge in Rakau statt. Da Braut und Bräutigam Försterskinder sind und von Jugend auf im Walde gelebt haben, wollten sie auch im Walde ihr Hochzeitsfest feiern. 8 V« Milliarden Marl Spareinlagen in Preußen. In einem Aufsatze über die Ent wickelung der „Post-Sparkassen" beantwortet das „Archiv für Post und Telegraphie" auch die interessante Frage, weshalb wir auf diese be währte Einrichtung verzichten können: Das deut sche Reich steht hinsichtlich der Betätigung des Sparsinns und der die Postsparkassen erreichten Ziele denjenigen Ländern, welche jene Kassen eingerichtet haben, keineswegs nach. Der Bestand an Sparern und Sparguthaben ist im deutschen Reiche weit größer als in den fraglichen Ländern; er war schon vor zwei Jahren auf 14 Millionen Sparer und 9einhab Milliarden Mark Spargut haben zu schätzen, wovon allein auf das König reich Preußen lOeinhalbe Millionen Sparer und 7dreiviertel Millarden Guthaben entfielen. Nach den neuesten Feststellungen beträgt der Einlagen stand in Preußen gegenwärtig sogar 8einviertel Milliarden Mark. Zum Vergleiche seien hier die letzten Geschäftsergebnisse einzelner Postspar kassen beigefügt: In England betrug die Zahl der Sparkassenbücher 10,3, die Summe der Gut haben aber nur 3,1 Milliarden Mark, in Frank reich stellten sich diese Zahlen auf 4,8 bezw. 1,1 Milliarden, in Italien auf 5,5 bezw. 0,8 Milli arden, und in Belgien auf 2,4 bezw. 0,7 Milli arden Mark. Der Großschiffahrtsweg Berlin - Stettin. Ein Tunnel unter dem Kanal. Große technische Schwierigkeiten sind bei dem Bau des Groß schiffahrtskanals Berlin-Stettin zu überwinden. Besonders viele Mühe bereitet den Technikern die Durchquerung des Ragöser Tals in der Nähe von Eberswalde. Sie werden an dieser Stelle ein Bauwerk errichten, das den interessante sten Teil der ganzen Kanalstrecke bilden wird. Ursprünglich war beabsichtigt, den Berlin-Stettiner Kanal das Ragöser Tal in gerader Linie durch schneiden zu lassen. Weil aber der Untergrund des Grabens, der das Tal durchfließt, sehr moorig ist, muß der Kanal in einer Bogenform das Tal kreuzen. Nun liegt das Tal so niedrig, daß der Schiffahrtsweg in einen Erddamm ver legt werden muß, der nicht weniger als 28 Meter höher liegt als die Sohle des Ragöser Fließes. Gleichzeitig muß das Ragöser Fließ überbrückt und seine Laufrichtung verändert werden. Bei dem bereits in Angriff genommenen Bau wird ein Durchlaß für das Fließ aus Stampf beton hergestelll. Der Kanal wird über ein Ge wölbe von gewaltiger Mächtigkeit fortgeführt, dessen Sohle aus Kiesbeton besteht. Zur Her anschaffung der ungeheuren Zement- und Kies mengen, die auf dem Wasserwege bis zu der Ragöser Schleuse des Finowkanals gebracht werden, ist eine besondere Feldbahn errichtet worden. Bei den Betonierungs- und Dammarbeiten sind mehrere hundert Arbeiter beschäftigt, die in einer kleinen Baracke untergebracht sind. Das Bau werk soll im Laufe des nächsten Jahres voll endet sein. Später wird die Anschlußstrecke Ra gösen und Liepe ausgeführt. Der Fischbrstand der Nordsee. Seit einigen Jahren hat man bekanntlich bemerkt, daß der Fischreichtum der Nordsee sehr bedenklich im Ab nehmen begriffen ist, die Fischer an der englischen Küste beschweren sich jahraus jahrein darüber, daß ihr Verdienst immer geringer und die Arbeit immer beschwerlicher wird, kurz, man macht sich für die Zukunft große Sorgen. Ein Kapitän eines in Hull stationierten größeren Fischerbootes hat nun vor einiger Zeit ein interessantes Expe riment begonnen, von welchem man sich, große Dinge verspricht, wenn es so günstig auslaufen sollte, wie es angefangen hat. Er hat nämlich aus dem Weißen Meer eine große Menge Fische nach der Nordsee gebracht, und diese haben die lange Fahrt von über fünfzehnhundert Meilen glücklich zurückgelegt. Ehe die Tiere wieder aus gesetzt wurden, versah man sie mit Erkennungs zeichen, damit man kontrollieren kann, wie sie sich in ihrer neuen Heimat halten. Eine „Dreadnought" auf der Auktion. In Portsmouth ist das englische Panzerschiff „Dre adnought", eine Nammsvorgängerin des jetzigen Ozeanriesen, als altes Eisen verkauft worden. Das Schiff, das im Jahre 1879 vom Stapel lief und eine Wasserverdrängung von 10 820 Tonnen hatte, erzielte einen Preis von 460 000 M. Zu gleicher Zeit wurden noch einige andere eng lische Kriegsschiffe verauktioniert. Das Schlacht schiff „Orontes", das bis vor einigen Jahren den Namen „Swiftsure" trug und das bereits im Jähre 1871 vom Stapel lief, wurde für 350000 Mark losgeschlagen, während „Colingwood", die im Jahre 1882 auf Stapel gelegt wnrde, bei nahe 400 000 Mark brachte. Alle drei Schiffe waren derartig ramponiert, daß effektiv nur der bloße Materialwert, der beim Abbruch zu erzielen war, dafür gezahlt tvurde. Der hungernde Wohltäter. Lebhaftem In teresse begegnet in Omaha das Leben des Mu sikers Viktor Schmidt, der einst ein deutscher Student war und, aller Mittel entblößt, vor mehreren Jahren nach Amerika auswanderte. Schmidt ist einer der meistbeschäftigten Musiker in Omaha und verfügt über ein jährliches Ein kommen von mehreren tausend Dollars. Er lebt in den elendesten Verhältnissen. Seine Wohnung befindet sich in einem Keller, für dessen Miete er monatlich anderthalb Dollars bezahlt. Von seinem Rieseneinkommen verbraucht er jährlich nur fünfundsiebzig Taler zu seinem Lebensunter halte. Schmidt besitzt ein Vermögen von unge fähr acht Millionen Mark. Er erklärt, daß er höchstes Glück darin sähe, anderen Menschen zu helfen, auch wenn er selbst hungere und darbe. Schmidt will sein Vermögen wohltätigen Zwecken stiften, er beabsichtigt, in seiner neuen Heimat große Wohltätigkeitseinrichtungen zu schaffen. Schmidt hat ein romantisches Leben hinter sich. Ohne einen Pfennig kam er in Amerika an, so daß er wieder zwangsweise in seine Heimat ab geschoben werden sollte. Es gelang ihm jedoch, sich als französischer Koch zu verdingen, obwohl er keine Ahnung vom Kochen hatte. Natürlich wurde er nach kurzer Zeit entlassen, und so schlug er sich bald als Stiefelputzer, Laufbursche, Handlungsgehilfe und schließlich als Bankbeamter durch, bis es ihm durch einen einzigen Börsen coup gelang, sich ein Vermögen von zwei Milli onen Mark zu erwerben. Alle seine anderen Verwandten waren schon früher nach Amerika ausgewandert und hatten es dort zu großem Vermögen gebracht. So fiel ihm eine Erbschaft nach der anderen zu, und obwohl er es nicht nötig hätte, verdient er noch als Musiker Geld, nm „seinen Armen" nichts zu entziehen. Die Geliebte deS Marquis. Was eine fürst liche Geliebte kostet, zeigte ein Prozeß, der kürz lich vor der fünften Zivilkammer des Seinetribu nals in Paris verhandelt wurde. Beklagter war der Marquis Vincenzo Floria ans Palermo, der bekannte Sportsmann, dessen Dame durch die „Lmga llmw" in aller Munde ist. Kläger war ein Modekünstler, der eine Rechnung über 263,000 Francs präsentierte, die die Geliebte des Marquis Florio, eine russische Fürstin, bei einem Zeitraum von zwei Jahren hatte ankreidcn lassen. Diese Rechnung belief sich zuerst auf 430,000 Francs; eine Summe, die der Marquis bis auf die strittigen 263,000 Francs beglichen hatte. Inzwischen hatte sich der Marquis von der Fürstin getrennt, und er fühlte sich nun nicht mehr verpflichtet, ihre Schneiderrechnungen zu bezahlen. Diese an sich begreifliche Meinung teilte jedoch der Schneider nicht; er klagte gegen Marquis Florio. Das Gericht prüfte die einzelnen Posten der Rechnung und vertrat die Ansicht, daß der italienische Aristokrat zwar für die Be stellungen seiner Geliebten aufkommen müsse, daß aber die einzelnen Posten viel zu hoch feie- . Dem Schneiderlein blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum Spiel zu machen, daß man seine Rechnung beträchtlich zusammenstrick. Schließlich blieben 87,000 Francs übrig, die dcr Marquis zu zahlen versprach, wogegen dcr Schneider seine Klage zurückzog. LM tLeveimagemrn. Original-Roman von Gustav Lange. 13. Kapitel. Dolfralh halte starke, gesunde Nerven, aber die letzten Me hallen ihn doch sehr angegriffen. Er hatte seinen Msin sehr lieb gehabt, sein furchtbares Ende war ihm DM schmerzlich nahe gegangen. Er war froh, als die Akrdigungsfeierlichkeiten vorüber waren; er hatte auch viel Aufregung infolge des Vorfalles gehabt. Da es den Behörden Aufklärung zu geben, welche eine «nlcr uchung anstellte und hierbei zum ersten Riale von Umtrieben der russischen Polizei'pione, wie auch der «ngehöncen der politischen Verbindung erfuhr. Zu einem Sekten Einschreiten würde wohl zunächst sich keine Hand le geboten haben, außer daß man die betreffenden per- MN auswies. Aber dazu kam es nicht, denn Graf v. ^hkikwicz war noch vor dem Hinfcheiden Konrad Lchweich- Mls abgereist. Einige russische Studenten hatten eben- wlls die Stadt plötzlich verlassen und den Staatsrat Durow, sich bisher hier ausgehallen hatte, um einen berühmten Msessor wegen seine Gesundheit in Anspruch zu nehmen, »ollen dringende Geschäfte nach Rußland zurückgcrufen. Wirklichkeit war er aber abgereist, um allen Reiter siwen aus dem Wege zu gehen — es galt ja auch, dir Ptve Alexandra Omensky wegen des völligen Scheiterns ".rer Mission zu trösten. Diese Laufereien hatte nun Wolsrath denn glücklich Mer sich und er war zufrieden, daß er sich am heutigen "lochmitlag ein paar Stunden Ruhe gönnen kannte. Er tolte mancherlei nachzuholen und mancherlei Papiere zu «rdren. Als er die Zeitungen und Briefe auf seinem Dreiblisch zusammenlegke, fiel ihm ein an ihn gerichteter ^ries auf, der in einem ordinären Umschlag stak. Wie * kam. daß er dcMben nicht eher bemerkt Katte? Seine wirim muzzte ihn wayreno ;emer ^owe;enyett m empfang genommen und ungeschickt zwischen die anderen Lachen zelegt haben. Sie hatte ihn nicht extra darauf aufmerk- ;am gemacht, weil sie ihm wahrscheinlich keine besondere Bedeutung beilegte, denn anläßlich des Trauerfalles hatte rr sowieso mehr Briefe erhalten als gewöhnlich. Er betrachtete ihn eine Weile von allen Seiten, die schöne, regelmäßige Schrift stand in Kontrast zu dem gro ben, schmutzigen kouvert. Als er dasselbe öffnete, fand er ein Blatt, das nur wenige Zeilen enthielt: Seh geehrter Herr! Verzeihen Lie, wenn ich es wage, Lie um ihrer Beistand anzuflehen; ich befinde mich in größter Gefahr und in dieser Rot erinnere ich mich dessen, daß Sie großmütig mir Ihren Lchuh angeboten haben. Kommer Lie, sobald es Ihnen möglich ist, an einem Abend, wenr kein Riensch Sie bemerken kann, an das letzte Fenster, welches an der Straße zu ebener Erde liegt; klopfen Sie ganz leise, ich erwarte Lie. Riit aller Hochachtung Agatha Reuberg. Wolsrath erschrak nicht wenig, als er diese inhalts schweren Zeilen gelesen hakte. Er eilte sofort zu seiner Wirtin, um zu fragen, wenn dieser Brief abgegeben wor den war. Lie bekundete, daß ihn ein Knabe, ohne weiter etwas dazu zu sagen, gestern abgegeben habe. Diese Aus kunft beruhigte Wolsrath etwas; wenn der Brief gestern abgegeben worden, so war es vielleicht noch nicht zu spät, wenn er gleich heute Abend dem Hilferuf Agathas folgte. Ün welcher Gefahr befand sich Agatha? Was veranlaßte sie, ihn zu einer so ungewöhnlichen Stunde um seinen Beistand anzurusen? Es konnte ihr nur von Leiten ihres Stiefvaters Ge fahr drohen und er leistete einen heiligen Schwur, mit diesem Unmenschen gründlich abzurechnen. Am Spätabend de gab sich Wülfrath mit srnflerer Lnc- schlossenheit auf den Weg „Zur grünen Aue". Er sah ms einiger Entfernung schon, daß dort kein Verkehr me r war; er fand dies bestätigt, als er vollends herangekom men war und mit gedämpften Tritten an der nach dec straße zu führenden Fensterreihe entlang schritt. Rur bet dem letzten Fenster schimmerte durch eine ganz kleine Spaiie des geschlossenen Ladens ein schwacher Lichschein. Er sah sich nach allen Seiten um, nirgends war mebc das geringste Leben zu bemerken, er hatte also den riä'» tigen Zeitpunkt getroffen. Erst leise, kaum hörbar, klopf e er an das Fenster — es regte sich nichts und so mußte er das Klopsen etwas stärker wiederholen. Runn wuro« ein leises Geräusch hörbar, der Laden wurde zurückgescho ben und das Fenster öffnete sich ein wenig. Eine lei« Stimme, die er sofort als diejenige Agathas erkannte, hörte er fragen: „Sind Lie es, Herr Wolsrath?" „Ja, ich bin es, Gott sei Dank, daß ich mchk zu spät komme. Aber schnell, sagen Sie mir, was ist geschehen, damit ich Ihnen helfen kann?" „Ach, nur einen Trapsen Wasser, ich verschmachte fall,' seid vier Tagen habe ich meinen Hunger mit einigen har ten Drodrinden gestillt und bin ohne einen Tropfen Wasser geblieben." „Aber liebste, beste Agatha wie ist das möglich? Da» ist ja unerhört und kaum glaublich!" Die Erregung Wolfraths war durch das soeben Ge hörte so erregt, daß er ganz vergaß, aus welcher Veran lassung er sich hier befand. Er hatte daher auch ziemlich laut gesprochen und sah sich deshalb auf ein Warnungs zeichen Agathas scheu nach allen Seiten um. Es blieb aber alles ruhig — seine Worte schienen nicht gehört worden sein und selbst nachdem er noch einige Minuten regungslos lauschend verharrt hatte, blieb MeZ rinasum- Ker m nächtliche Stille aebüllch.
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