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Rabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l,SO Ml. Zeitung für WilMd, MelMch Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1ö Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eokmannsvorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Beklmnlnltichmlaeil. Annulier 60. s-r»spr.cher- Amt »euben 114. Donnerstag, den 21. Mai 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Bekanntmachung. Die noch rückständigen Kkgsdvn sün «IvNtni»vk«n Stnam -u Z-ivkt- unN sind zur Vermeidung von Weiterungen nun mehr »osoi-t an die Stadlkasse abzuführen. Nabenan, am 15. Mai 1908. ven SLsUtnsE »ur Nad unü fern. Rabenau, den 20. Mai. — Seltene Neisende erregten am Diens tag hier Aussehen, zwei Zwerge, die Zwillings brüder Gustav und Paul Horn anS Schlesien und angeblich 23 Jahre alt. Diese 125 am großen Liliputaner durchreisen zusammen die Welt und fristen ihr Dasein durch Verkauf von Ansichtspostkarten mit ihren Konterfeis nnd einer Lebensbeschreibung. Früher bildeten diese abnormen Zwillingsbrüder ein Zugmittel sür Schaustellungsbesttzer. Mancherlei üble Erfahrungen aber ließen sie nun ihr Glück auf diese Mise versuchen. — B.i dem Martinschen S> in Spechtritz erwarb sich die hie Feuerwehr die Prämie. — Mechaniker Bandelier, bei der Firma Kolbe u. Schulze in Rabenau beschäftigt, »hielt sür seine Arbeit keinen Lohn mit der Begründung, die Arbeit sei mangelhaft gemacht worden. B klagte beim Gewerbegericht. Man schloß einen Vergleich, wonach die Firma zwei Drittel des Lohnes auszahlle. Angeblich des halb, weil hinterher an der Arbeit Reparaturen notwendig wurden, zog die Firma, wie ein Dresdner Gerichtsberichterstatter behauptet, 3,60 Mark von der Vcrgleichssumme ab. B. ließ diese 3,60 Mk. durch den Gerichtsvollzieher einziehen, waS von dec Staatsanwaltschaft als Betrug angesehen wurde. Das Dresdner Schöffengericht erkannte auf Freisprechung, da der Angeklagte zu seiner Maßnahme berechtigt gewesen sei. — Ueber das Vermögen des Fahrrad händlers Ernst Paul Wolf in Großölsa ist am 15. Mai das Konkursverfahren eröffnet worden. Der Kaufmann Lahode in Dippol diswalde ist zum Konkursverwalter ernannt worden. Konkursforderungen sind bis zum 17. Juni 1908 bei dem Amtsgericht Dippoldis walde anzumelden. — Das Oberersatzgeschäst im Aushebungs- bezilk Dippoldiswalde findet u. a. am 20. u. 21. Mai ds.Js. von früh 7 Uhr an im Gast hof „Zum Stern" in Dippoldiswalde statt. — Der Geflügel züchter verein Rabenau und Umgcg. wird kommenden Sonntag, den 24. Mai Nachmittag halb 5 Uhr im Gasthofe zu Obernaundorf eine Wander- Versammlung veranstalten. Hierbei wird ein öffentlicher Vortrag über die Bedingungen einer nutzbringenden Geflügelzncht gehalten werden. Der Besuch desselben ist also nicht nur für die Mitglieder des Vereins, sondern für jedermann frei. Der Verein hofft, daß alle, die irgend ein Interesse an der Geflügel zucht haben und denen die Möglichkeit zum Betriebe gegeben ist, ganz besonders die Land wirte der hiesigen Gegend diese Veranstaltung recht zahlreich besuchen werden. Da nnn in ländlichen Geflügelhaltungen s-hr oft die Frauen die Versorgung und Pflege überneh men, so dürfte auch ihnen der Besuch dieses Vortrages zu empfehlen sein. — In HainSberg hat sich am Diens tag ein unverheirateter, anS Oesterreich stam mender Barbier mit Lysol vergiftet. Ec hatte gegenüber der Mehnert'schen Mühle vor Jah resfrist sein Ladengeschäft aufgemacht. Welche Veranlassung zu dem bedauerlichen Schritte vorlag, ist uns nicht bekannt. — In Tharandt ist der Kirchenturm- knopf zum Zweck des Vergoldens abgenommen worden. Man fand in ihm in einer Btechkapsel neben sächsischen Münzen und einer Anzahl > photographischer Aufnahmen von Tharandt eine Urkunde vom 1t. Oktober 1869, in der über Kirchenrenovaüon vor 40 Jahren berichtet wird. Von den 46 Unterzeichnern der Urkunde lebt nur noch ein Einziger (Geheimrat Pro fessor Dr. Robbe). — Aus einer in P 0 tschappel ausge stellten Schaukel fiel am Sonntag Glasarbeiter B. aus Döhlen so unglücklich, daß er mittels Krankenwagens in seine Wohnung gebracht werden mußte. B. trug eine Verletzung des rechten Oberschenkels davon. — In recht frecher Weise haben ein oder mehrere rohe Patrone in der Schrebergärten- anlage des Herrn Kümmelberger in Deuben gehaust. Nach Erbrechen der Eingangstüre wurde eine Laube, aus Eisen und Drahtge flecht bestehend, vollständig demoliert und eine mit graner Leinwand bekleidete Lanbe durch Zerschneiven zerstört, sämtliche neugepflanzteu Blumen- und Gemüsegewächse wurden herauS- gerissen und über de» Zaun geworfen. — In der Filiale des Löbtauer Konsum- Vereins in Wilsdruff ist in der Nacht zum Sonntag eingebrochen worden. Der oder die Täter haben zunächst den Rollladen in die Höhe gedrückt. Dann haben sie mittelst Stemm eisens den Riegel der Ladentür zurückgeschoben uud sind so ungehindert in den Verkaufsraum gelangt- Dort entnahmen sie dec sogenannten kleinen Kasse einen Betrag von 60 bis 80 Mk., hauptsächlich in Knpfer-, Nickelmünzen und einigen Fünfzigpfennigstücken. Die in der Nähe befindliche Hauplkasse blieb unberührt. Die Tat kann nur vou Leuten ausgeführt wordeu sein, die mit den örtlichen Verhält nissen genau vertraut waren. Man scheint auch bestimmten Verdacht zu haben. — Der Andrang zu den Personenzügen nach Hänichen Goldene Höhe ist an den letzten Sonntagen ein so außerordentlich starker gewesen, daß die fahrplanmäßigen Per sonenzüge allein ihm nicht genügten. Zur leich teren Abwickelung des Verkehrs hat, wie uns mitgeleilt wird, die Staatsbahnverwaltung in Aussicht genommen, nicht, wie bisher, nur Nachzüge einzurichten, sondern auch Vorzüge abzulassen. Ein solcher wird künftig an Sonn- und Festtagen bei eintretendem Bedarfe schon nachm. 1 Uhr 49 Min. von Dresden Haupt- bahnhof abfahren, ans allen UMerwegsstationen halten und 2 Uhr 47 Min. in Hänichen- Goldene Höhe eintreffen. Die Ausflügler wer den deshalb immer gut tun, sich so zeitig ans den Stationen einzufinden, daß erwähnter Vor zug erreicht werden kann. — Durch die OctSpolizci in Coschütz wurde ein auf der Cnnnersdorfer Straße woh nender 2ljähriger Fabrikarbeiter unter dem Verdacht deS Vergehens gegen 8 183 des Reichsstrafgesetzbuchs (öffentliches Aergernis durch unzüchtige Handlungen) verhaftet. — In der Nähe der kgl. Villa in W a ch- w i tz wurde Sonntag Nacht ein Ueberfall auf den französischen Sprachlehrer der Prinzen ver übt. Arn Ende der Kalbcclastraße wurde der Lehrer plötzlich von einem unbekannten Mann, der ihn heimlich verfolgt hatte, am Hals und an der Schulter gepackt und durch einen tiefen Stich in die Brust schwer verletzt. Ec wurde in das Johannstädter Krankenhaus gebracht. — Nach neuerer Meldung haben die polizei lichen Erörterungen ergeben, daß ein räuberischer Ueberfall uicht vorliegt; dem betreffenden Haus lehrer ist vielmehr bei dem Zusammentreffen mit einer ihm bekannten Person auf dem Wrißen Hirsch infolge eines Zwistes eine durch aus unbedeutende und ungefährliche Verletzung beigebracht worden. — Auf der Hochzeitsreise verstarb der Sohn des Kommerzienrats Hösch in Hütten bei Königstein. Dr. Phil. Hösch, der kürzlich ein Fräulein v. Carlowitz geheiratet hat, ist in Aegypten dem Typhus erlegen. — In der Nacht zum Montag wurde in Freiberg ein Einbrecher beobachtet, als er in ein Geschäftshaus an der Wafferturmstraße eindrang. Ehe die sofort verständigte Polizei eintraf, hatte der Einbrecher schon Eingang in dar Kontor gefunden, hier eine Kasse erbrochen und Geld und andere Wertsachen geraubt- Als die Polizei die Verfolgung des Einbrechers aufnahm, versuchte dieser, ans seiner Flucht einen Fahrstuhlschachl zu überspringen, sprang aber zu kurz und stürzte von beträchtlicher Höhe herab, so daß er mit einer schweren Kopfverletzung liegen blieb. Nachdem ihm ärzt liche Hilfe zuteil geworden war, wurde er ins Gefängnis gebracht. — Als die Ehefrau Kriester von Langen bernsdorf bei Werda ihrem im Walde ar beitenden Ehemann das Mittagessen gebracht hatte und sich auf den Heimweg begeben wollte, wurde sie im Jahn-Grund, der 10 Minuten von dort entfernt ist, von zwei Wegelagerern angefallen, niedergeworfeu und ihr dann mit den Worten: „Du mußt sterben!" ein Strick um den Hals geworfen und ein Knebel in den Mund gesteckt, worauf sie nach längerem Widerstande von dem großen Burschen, dem sie eine Kratzwunde am Halse beibrachte, ver gewaltigt wurde. Völlig erschöpft kam die arme Frau in ihrer Wohnung au, wo sie krank daniederliegt. Einen zweiten Ueberfall verübten die beiden Verbrecher kurz darauf in demselben Grunde an einer dort ebenfalls wohnhaften und vom Werdauer Wochenmarkte kommenden Frau Lochmann, indem sie sie zu Boden warfen und ihr die Barschaft von 75 Mk. abnahmen. Am Sonntag wurden die verdächtigen Ver brecher in Langenhessen dingfest gemacht. Der eine ist ei» vor kurzem aus dem Zuchthaus eutlaffener Sittlichkeitsverbrecher und der an- vere ei» Maschine»fabrikarbeiter ans Werdau. — Kleine Notizen. — Der Soldat Paul Otto Dörschel der 1. Kompagnie des 103. Infanterie-Regiments in B mtzen hat sich unter Umständen von seinem Truppenteil ent fernt, die Fahnenflucht vermute» lassen. Dörschel wird steckbrieflich verfolgt; er ist aus Dresden gebürtig. — Nachts drangen Diebe i» das Gemeindeamt zu Hammerbrücke ei» und erbrachen die Schränke. Es fiel ihnen eine ziemlich ansehnliche Summe baren Geld s in die Hände. — In Flur Schönau bei Chemnitz hat sich eine unbekannte Frauens person in selbstmörderischer Absicht vom Eisen bahnzug überfahre» lasse». — El» 18jähc. Arbeiter aus N 0 tschau unternahm am Sonn tag mit einigen Freunden eine Radpartie nach Eibenstock. Abends stürzte er in der Nähe von Schönbrunn, erlitt einen schweren Schädelbcuch und starb, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben. — In Plauen i. V. sprang ein unbekannter junger Mann von der Göchsch- talbrücke hinunter und blieb in bedenklichem Zustande liege». Ec hatte keinerlei Legitimations papiere bet sich. — In der Nacht zum Sonn tag wurde auf der Straße von Reichen brand nach Mittelbach der dort wohnhafte Wnkec Müller von einem bisher unermittelten Automobil überfahren und schwer verletzt. Dresden. Auf noch unermittelte Weise war ein etwa 5jähriger Knabe in den Weißeritz mühlgraben gefallen und im Grundstück Kleine Packhofstraße 15 am Rechen angeschwommen. Dortige Bewohner, denen es gelang, das Kind herauszuholen, alarmierten die Feuerwehr zur Hilfeleistung. Die mit Sauerstoff angestellten Wiederbelebungsversuche waren aber leider er folglos und der herbeigerufene Arzt konnte »nr den Tod feststellen. — In Dresden wurde Sonntag nach mittag in der zweiten Stunde im Hause Feldherrenstraße 15 im erste» Stock der russische Student Andreas v. Czelcwsky erschossen aufgefunden. Die Schußwaffe sand man im Schreibtisch. Vermutlich ist v. Czelewsky er mordet worden. Der Leichnam wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Drei russische Studenten sind bereits verhört worden. — Unter dem dringenden Verdachte der Täter schaft sind der Gutsbesitzer v. Wastschinsky und der Student der Technischen Hochschule Andersson, in Rußland geboren, doch englischer Staatsangehöriger verhaftet worden- Beide waren mit dem Erschossenen zechend in der Stadt umhergezogen und mutmaßlich in völlig trunkenem Zustande in die Wohnung zurück gekehrt, wo der Schuß gehört worden ist. Beide Beschuldigte bestreiten aber die Tat. Der Erschossene entstammt einer russischen Adelsfamilie. Er war Reserveoffizier und nahm mit Auszeichnung am rassisch-japanischen Kriege teil. Die polizeilichen Erörterungen sind abzu warten, da alle möglichen Kompinationen, wie amerikanisches Duell, Selbstmord, Mord usw., verbreitet werden. — Bei Abbrnchsarbeiten wurden in einer Mauernische des Schmidtschen Anwesens in Limbach i. V- in einem gut erhaltenen Tongefäß aufbewahrte Silbermünzen, gegen 200 Stück, mit der noch erkennbaren Jahreszahl 1464 gefunden. — Um die nenbegründete 3. Stadtbaurats stelle in Leipzig sind 95 Bewerbungen einge gangen. Das AnfangSgehalt beträgt 11O00 Mark und steigt nach 15 Jahre» auf 14 000. — Der 1876 in Chemnitz geborene Kaufmann Heinrich Kurt Dietz hatte sich wegen Untreue vor dem Landgericht Chemnitz zu ver antworte». Das Leben als Handlungsgehilfe gefiel D. nicht mehr, nachdem er bei der Börsenspekulation mit 600 Mk. 3000 Mark „verdient" hatte. Ec gab seine Stellung auf, die ihm jährlich 2400 Mk. einbrachte, und machte nur noch in Börsenspekulation. I» kurzer Zeit brachte ec es auf 186000 Mk. Ec trieb es immer toller, er gewann und verlor große Summen uud als er im Mai 1907 Wechsel im Betrage von 28 000 Mark zu decken hatte, war er zahlungsunfähig. Da vergriff er sich an dem Gelde seiner Mündel, der Kinder seiner Schwester, deren Verniögen von 14500 Mark im Handumdrehen dahin war. Mittellos stand der Börsenspieler da. Mit 700 Mk., seiner gesamten Barschaft von dem ehemals großen Börsengewinne, flüchtete er ins Ausland. Am 29. April 1908 stellte er sich selbst der Behörde. Der geständige Angeklagte wurde wegen Untreue zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehren rechtsverlust verurteilt. — Die köstliche Spargelzeit ist wieder angebrochen und der Feinschmecker läßt sich die Delikatesse, die ihm Mutter Natur jetzt bietet, trefflich munden. Dem Spargel spendete man schon im Altertum reiches Lob. Ec durfte bei keiner Schmauserei fehlen. I» Deutschland wußte man ihn zunächst nur als Heilpflanze zu schätze». Als solche wird er auch schon frühzeitig in de» „Kräuterbüchern" er wähnt. So soll er gegen die Gicht, gegen Wassersucht und Herzkrankheiten ei» vortreff, liches Mittel sei». Seine blutreinigende Wirkung aber wird noch heute anerkannt. Später lernte man auch de» Spargel bei uns als Gemüse schätze», und seitdem hat er seinen Platz mit Erfolg behauptet. Um 1600 herum legte man schon allenthalben Spargelbeete in Deutschland an. Andere Länder erhielten de» Spargel erst in späterer Zeit. Es gibt mehrere Spargel arten, die verschieden bewertet werden. Bei uns ißt man im allgemeinen nur den weißen Spargel. In Frankreich ist auch der grüne beliebt. Ueber die beste Zubereitung des Spargels sind sich die Feinschmecker nicht einig. Der eine liebt nur die Spargelsuppe, der andere wieder läßt sich die zarten Spitzen mit zer lassener Butter schmecke». Der Spargelbau hat in Deutschland infolge der stets wachsenden Nachfrage eine erhebliche Ausdehnung gewonnen. In Berlin und Braunschweig und in der Löß nitz (Sachse») baut man bedeutende Mengen an, und doch muß man noch belgischen und österreichischen Spargel cinführen, um den Be darf zu decken. Jetzt braucht der Spargellieb haber ihn auch im Winter nicht mehr zu missen, er kann durch ein neues Verfahren ausge zeichnet konserviert werden, ohne daß er von seiner Frische viel verliert.