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Rabenauer Anzeiger : 14.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190805145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-14
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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vstarlenr Luimntt. Bon den asiatischen Ländern ist Japan dasjenige, das die meiste Aufmerksamkeit -e- Msprncht. Nach dem erfolgreichen Kriege mit »uchland dehnt und reckt sich Japan. Korea hat bereits daran glauben müssen, und das Müe Ziel ist die Eroberung des chinesischen Markies, wenn nicht noch mehr. Vorläufig wnn Japan aber nicht so, wie es möchte; der Geldmangel steckt seinen Plänen bis auf fiteres ein ziemlich enges Ziel Doch wird dle Zukunft auch hier einen Umschwung bringen Md die japanische Konkurrenz wird immer fühlbarer werden. Ein Kenner der Ver- Ensse, der Generaliuspekteur Freiherr v. d. . In Leiden und Sorge» und im Lode ver- emt. Eine Geschichte unendlichen Elends war ms Leben des verstorbenen Gastwirts Zippler in Elin, der, wie schon mitgeteilt, vor kurzer Zeit Mt seiner Tochter verschieden ist. Und zwar hat «e ärztliche Untersuchung ergeben, daß nicht, wie Mangs vermutet wurde, Selbstmord vorliegt, Mn es waren nirgends Giftreste zu entdecken. Ede sind eines natürlichen Todes gestorben. E Unglückliche war seit Jahren schwer rückcn- Mrkleidend und konnte nur mit Mühe sein Mewerk verrichten. Schwere äußere Not kam M, das Geschäft stockte, und nirgends war Aus- M auf Hilfe. Da traf ihn im vergangenen Mre ein neuer schwerer Verlust. Seine zweite «rau wurde ihm durch den Tod entrissen. Sein Diiger Trost war ihm nun seine zwölf jährige Tochter Alice, ein durch und durch krankes Kind, stark tuberkulös und schwer don epileptischen Krämpfen heimgesucht. Beide Warteten täglich auf den Tod, ihnen konnte das Een kein Glück mehr bieten. Am 30. April Mnt nun das arme Mädchen einen neuen epi- Mtischen Anfall gehabt zu haben, dem es dann M erlegen ist. Das hat der schwergebcugte Kann nicht überleben können. War ihm doch Wn Kind das Einzige, das ihm des Lebens bittre Mt gelassen hatte, und der Himmel war gnädig "A ihm, ein Herzschlag rief ihn aus diesem Er- deWmmer. Beide im Tode vereint, beide von Men Leiden befreit. In Schönaich bei Sorau wurde eine Mutter den 5 Kindern vom Blitz erschlagen. In Commercy in Frankreich ist eine lange gesuchte Kindesmörderin, die früher nie überführt Werden konnte, entdeckt. Sie erdrosselte nachts den siebenjährigen Sohn ihrer Herrschaft und biß M die halbe Zunge weg. Eine Hochzeit mit Hindernissen. Durch ein derhängnisvolles Ereignis wurde unlängst eine Wzeitsfeier in Le Mans unterbrochen. Die älteste Tochter eines Ehepaares feierte ihre Hochzeit mit grobem Pomp in der Wohnung der Eltern. Als M aufgehobener Tafel der Ball in vollstem Gange war, verließ einer der Musiker für kurze den Tanzsaal. In einem Ncbenraume fand rr m Zeitungspapier eingewickelt ein kleines Kind, das ^anscheinend soeben erst geboren war. Tie Sorgfalt, die er dem Neugeborenen ange- ddlhen ließ, war jedoch umsonst, denn das Baby starb unter seinen Händen. Unter der Hochzeits- gesellschaft herrschte ob dieser Entdeckung große Mregung, und man forschte nach der Mutter des kleinen Wesens. Endlich gestand die jüngste vchwestcr der Braut unter Tränen, daß sie das Md geboren habe. Nachdem sie das Würmchen fu Papier eingehiillt hatte, war sie darauf eine halbe Stunde in den Saal zurückgekehrt und hatte nott Walzer getanzt. Der Vater des Mädchens dsar dermaßen niedergeschmetlert von der Schande, dis ihm seine jüngste Tochter bei der Hochzeits- >^r ihrer älteren Schwester bereitet hatte, daß » sich in seinem Schlafzimmer am Bettpfosten »hängte. Goltz, hat sich auf dem Jahresfestmahl der Deutsch-Astatischen Gesellschaft in Berlin über Ostasiens Zukunft in bemerkenswerter Weise ausgesprochen. Japans Industrie ist hiernach in einem enormen Aufschwung begriffen. Der Einwand, Japan produziere nur billige Ware, ist nicht stichhaltig. Auch die deutsche Industrie begann zunächst damit, billig zu produziere». Der General kam dann auf den japanischen Geldmangel zu sprechen und fragte, wo solche vorübergehenden Stockungen ansgeblieben wären. 1856 hat man in Preußen die Herbst manöver nicht abhalten können, da man kein Geld dazu hatte. Solche Hindernisse sind noch immer überwunden worden, und deshalb wird man 1912, auf der Weltausstellung in Tokio, einen Wertmesser für Japans Indu strie-Entfaltung gewinnen. Auch über China äußerte sich Freiherr v. d. Goltz. Wie der Japaner als Industrieller, so leistet der Chinese Außerordentliches als Handelsmann. Mit dem bedeutenden Aufschwung des Volks bildungswesens wird die Entwickelung Chinas große Fortschritte machen. Europa und nicht zuletzt Amerika werden den ostasiatischen Wett bewerb noch sehr zu fühlen bekommen. Vermischtes. Die beiden Abgesandten deS marokkanischen Gegensnltans Mulay Hafid, Sidi Mohammed den Hafis und Ben Abdel Kader ben Nis Tast, die am Sonnabend in Berlin angekommen und im Bellevue-Hotel am Potsdamer Platz abgestie gen waren, sind vom Legationsrat Dr. Freiherrn von Langwerth-Simmern, früher Legationssekrctär in der marokkanischen Hafenstadt Tanger, em pfangen und haben diesem ihre Wünsche vor legen können. Es handelt sich natürlich um eine unverbindliche, private Aussprache, deren Inhalt auch der französischen Regierung mitgeteilt wird. Ob daraus Resultate sich ergeben werden, muß sich ja zeigen. Der Köln. Ztg. wird aus Ma rokko telegraphiert, man rechne allgemein mit dem Siege Mulay Hafids, sein Bruder, der Sul tan Abdul Aziz, werde überhaupt nicht mehr ge fürchtet. — Einem Vertreter des „Tag", der sie besuchte, sagten die Gesandten etwa Folgendes: „Nur Mulay Hafid ist der wahre Sultan von Marokko. Nach marokkanischem Recht ist der jenige Sultan, dem die beiden Hauptstädte Fez und Marrakesch gleichzeitig angehören. Und in beiden Städten existiert kein Mann, der nicht unsern Sultan als den einzig wahren anerkennt. Mulay Hafid ist ein Freund des Fortschritts und er hat die Interessen und die Sicherheit der Eu ropäer in den von ihm besetzten Gebieten stets gewahrt. Europa kann für Marokko gar keinen besseren Herrscher wünschen Ein großer Mann, eine imposante Figur, ein echter Sultan, ein ausgezeichneter Reiter, ein vorzüglicher Schütze und ein gerechter Mann! Wer hat nach dem Bombardement von Casablanca durch die Fran zosen die Christen im Innern gerettet, sie be schützt und selbst nach der Küste zurückgeführt L Mulay Hafid, unser Sultan ! Nur ihm hatten die Christen ohne Unterschied der Nation zu danken, daß sie zur Küste zurückkamen." — Die Abge sandten haben einen deutsch-sprechenden Diener bei sich, der für sie die Speisen nach muselmän nischem Ritus zubcreitet. Sie wissen auch, daß in der Völkerwanderung der Germanenstamm der Vandalen nach Afrika kam und meinen, besonders die Küstenbewohner stammten von diesen ab. Marokkaner nnd Deutsche seien eigentlich Brüder. (!! Na, na!!). Als der Journalist ihnen empfahl, sich Berlin anzusehen, schüttelten sie die Köpfe und antworteten: „Nein, das Militär wollen wir sehen, die Reiter! Das Flintenspiel der deut schen Reiter muß fein sein!" Flinten-Uebungen gehören ja in dem Sinne, wie es die Marokkaner meinen, nicht zu unserer kavalleristischen Ausbil dung, aber vielleicht zeigt man ihnen das Lanzen- Exerziccen bei Gelegenheit. Die Berliner Steuerzahler lassen die Ohren hängen. In' Folge großer Ausgaben für Kir- chen-Umbauten werden im laufenden Jahre 20 Prozent für Kirchensteuern extra erhoben. Im kommenden Jahre dürften es, wie heute schon angekündigt wird, 25 Prozent werden. Im Falle eines Krieges wird der Johanni terorden 1550 Pflegeschwestern stellen. 700 sind davon bei Ausbruch einer Mobilmachung sofort zur Verfügung, 440 nach vier Wochen und der Rest nach weiteren vier Wochen. Außerdem stellt die Diakonisscnanstalt zu Duisburg 300 pflegende Brüder.diesen Zahlen bemerkt der Ehren kommendator ,Md Werkmeister W »Jphannitcr- ordens, Graf ^Zielen-Schwerin, im steueW „Jo hanniter-Blatt": „Gott der Herr bewahre uns in Gnaden vor Krieg. Aber wenn er nicht abzu wenden ist, so soll er uns gerüstet finden." Wie der schlaue Weinhändler zu seinem Gelbe kam. Siedelte., sich neulich in der Lycker GegeMJlN Wirt an, der schön anderswo Pech genug gehabt hatte. So stand er bei einem Kö nigsberger Weinhändler noch stark in der Kreide. Als er nun sein neues Restaurant übernommen hatte, kam auf die Kunde hiervon neulich der betreffende Weinhändler zu ihm, um ihn zu gra tulieren und gleichzeitig die „ergraute" Rechnung nochmals vorzuzeigen. Geld gabs zwar wieder nicht, aber zahlreiche neue Aufträge. Nach Er ledigung derselben sollte bestimmt die „alte" Rechnung beglichen werden. Nachdenklich fuhr der Weinhändler davon. Nach einigen Tagen erhielt der Wirt den bestellten Wein, und zwar gegen Nachnahme des Betrages der „alten" Rechnung. Der Wirt zahlte auch wirklich dieses Geld an. Wie erstaunt aber war er, als er später eine Flasche probieren wollte und nur mit Wasser statt Wein gefüllte Flaschen jvorfand. Der Wirt schickte zwar sofort alle Flaschen zurück, muß aber nun auf den echten Wein vergeblich warten. So zog ein schlauer Weinhändler aus Königsberg i. Pr. seine alte Forderung ein. Drahtloses Fernsehen ist die neueste Er findung in der Buchdruckerkunst. Nach der Franks. Ztg. hat der Däne Hans Knudsen einen Apparat erfunden, der alle bisherigen Leistungen völlig in den Schatten stellt. Er besteht in einem sinn reichen, aber einfachen Mechanismus, der in Ver bindung mit einer Setzmaschiene gebracht wird und ihre Hebel in Bewegung setzt. Der Absender schreibt sein Telegramm auf einer Schreibmaschine, deren Hebel mit denen der Setzmaschinen draht- los-telegraphisch abgestimmt sind. Die Setzma schine liefert dann das Telegramm in gegossenen Druckschriftlinien vollkommen fertig ab. Um den Mangel an Krankenhäusern abzu- hclfcn, ist jetzt im Norden von Groß-Berlin der Bau von fünf neuen Anstalten geplant. Der Vichkönig von Anstralicu beim König von England. In Begleitung seiner Frau, seines Sohnes und dreier Töchter kam mit dem Dampfer „Asturia" Mr. Syducp Kidman in Loudon an. Kidman ist in England bekannt unter der Be zeichnung „The Cattle King of Australia" — der Viehkönig von Australien —, und man kann wohl sagen, daß er wahrlich diesen Namen ver dient. Kidman wird von König Eduard emp fangen werden, dem er vor einiger Zeit wunder bares australisches Zuchtvieh zum Geschenk ge macht hat. Kidman der heute einen Palast in Kapuuda, ungefähr 50 Meilen von Adelaide entfernt, bewohnt, verdiente im Alter von 14 Jahren zehn Schilling pro Woche, indem er mit ! Hilfe eines einzigen Pferdes, dessen Besitzer er j war, Lebensmittel nach der Broken Hill Mine beförderte. Durch unermüdliche Arbeit hatesKid- stnan dazu gebracht, der reichste Mann von .Au stralien, und wahrscheinlich einer der Reichsten des britischen Imperiums überhaupt, zu werden. — An 50 000 englische Quadratmeilen Land sind sein Eigentum, und darauf weiden 100 000 Stück Vieh und 10 000 Pferde. Eine neue Pariser Mode, die den Handschuh ersetzen soll, taucht auf. Die Schneiderinnen stellen die Aermel der Damenkleider fast s» lang und so eng anliegend wie Handschuhe her und befestigen an der Stelle des Daumens eine Schlinge aus gleichfarbiger Seide oder aus Gold, Silber oder Perlen. Landtagssitznng und MaibockProbe in München. Der bayerische Abg. Gerstenberger ent wirft, wie wir in der Tgl. Rdsch. lesen, in seinem Würzburger Blatt folgendes charakteristische Bild: „Man soll auch einem Landtagsabgeordneten nicht zuviel zumute». Bockprobe nnd eine große Nachmittagssitzung, wer HW das aus? Es soll im weiten Saal des Hofbrä'uhauses so voll ge wesen sein, wie in einer frischen Herings-Tonne; um so leerer war der Landtagssitzungsraum. Dort feuchtfröhliche Fidelität, hier bis zum Sterben langweiliges Reden über die Rentämter. Kein Wunder, wenn mancher Bockprober den Weg zum Landtag garnicht, andere erst zu später Abendstunde sanden; -wieder Andere markierten auf kurze Zeit ihre Anwesenheit und kehrten dann zur Probe zurück, weil ihr Urteil über den neuen Maibock noch nicht ganz feststand. Im Lesezimmer saß ein seinem außerparlamentarischen Berufe noch ehrsamer Baumeister. Zur Ver hüllung seines geröteten Ansitzes hatte er das größte Zeitungsblatt sich angeeignet; es schien der Pariser „Figaro" zu sein, obwohl das Franzö sische ihm weniger geläufig ist, wie ein kräftiges Maurer-Deutsch. Leider sanken die Arme noch tiefer, als das gedankenschwere, von den Bock hörnern mild berührte Haupt, und tiefes Schnar chen gab Zeugnis von den erwogenen tiefen Ideen, die sich uni Maßkrug, Rettig und Bock wünscht bewegten." Die Verbreitung der deutschen Sprache. Unter den Svrachen, die auf der Erde am meisten ge sprochen werden, nimmt an den neuesten Fest stellungen die deutsche Sprache die zweite Stelle ein; sie folgt unmittelbar hinter der englischen, deren sich 27 v. H. der Erdbebölkerung als ge wöhnliches Ausdrncksmittcl bedienen. Die deutsche Sprache wird von 16 v. H. der Menschheit, die französische von 14 v. H. gesprochen; ihr folgt dann das Russische, Arabische, Italienische. Nimmt man als Bevölkerung der Erde 1520 Millionen an, so sprechen also 243 Millionen Menschen Deutsch. Freudiges Ereignis in der Familie Toselli. Frau Toselli, die frühere Kronprinzessin von Sachsen, ist nach einer Meldung aus Florenz dort von einem Sohne entbunden worden. Große Ueberschwkmmnngen werden aus Ungarn gemeldet. Mehrere Menschen ertranken. M Leist unü 6emüt. ) Spinnerin. unter kletterte ein Spinnlcin Auf und ab an morscher Wand, Bis ein kleines Wmiderwerkcheu Aus dem Seidengarn entstand. Aber grobe Hände störten Da erbarmungslos und rauh Milten in dem Müh'n und Streben Spinuleins kleinen Wundcrbau. Weiß nicht, was das Tierchen dachte, Als es so verarmt sich sah, Sah nur, wie es unverdrossen Bald am neuen Nctzlein war. Blieb nur voll Bewundern stehen Vor dein flinken, kleinen Tier Mit dem nimmermüden Streben, „Schau v Mensch, und lerne hier!" Aer Kmulretter. Original-Noman von Gebü. Schilylcr-Ptrasiui. »Ich befand mich mit meinem Weibe im tiefsten Dend", begann Korinsky. „Mr waren nahe am Ver- "UNgeru. Und ich selbst hätte den Jammer ja noch leichter -»/ragen, aber Elli wurde bereits krank, sie und unser 'Md siechten langsam dahin. Das vermochte ich nicht »chr M anzusehen. Ich beschloß, den Grafen, welcher » früher freundlich gesinnt war, aufzusuchen und ihn I" Hilse anzugehen. Ich schämte mich, von der Diener schaft erkannt zu werden und deshalb wählte ich die Nacht. Daß das ganze Schloß so menschenleer war, fiel wir wohl auf, aber es war mir gerade lieb. Bittend trat ich dem Grafen gegenüber, doch dieser behandelte wich so verächtlich, daß" ich mich nicht mäßigen konnte, ön diesem Moment erschien die Dienerin, welche ich gar Wcht beachtet. Als sie oiegangen, warf mir Graf Joachim unter den verletzendsten Ausdrücken einige Goldstücke vor we Füße. Ich hatte eine ganz andere Hilse von ihm erbeten und erwartet. Ein heftiger Wortwechsel entstand Zwischen uns. Der Graf verbot mir, das Schloß jemals wieder zu betreten. Unmöglich war es mir, das wie glühende Lava emporbransende Blut zu besänftigen. Um we hungernden Meinen nicht ganz umkommen zu lassen, nahm ich die drei Goldstücke aus und stürzte wie ein Be trunkener aus dem Gemach. Was ich dem Grasen noch °n Worten zuschleuderte, ich weiß es nicht mehr. Im parke stieß ich dann auf den Fremden. Das ist das Letzte, was ich gestehen kann, ich habe nichts mehr zu sagen". „Das sind alles Lügen", warf ihm der Staatsanwalt entgegen. „Ich werde Ihnen dies schon beweisen. Lie kannten die Einrichtung des Schlosses, wußten, daß alle Dienerschaft nach Randeck geeilt war und benützten den MtigN Mment. den Grafen m überfallen. Ick aebe zu, oaß Sie sich erst als Littenoer an iyn wenoeten, Mio in Streit gerieten. Im Verlaufe des Streites geschah der Mord, dem Lie fodann den Raub auf dem Füße folgen ließen. Der Tod des Grafen ist nach dem ärztlichen Be funde ungefähr zu gleicher Zeit eingetreten, da Sie von der Dienerin beobachtet wurden, ivie Sie über die Treppe stürzten. Roch einmal: wollen Sie gestehen?" Korinsky warf einen glühenden Blick aus den Staats anwalt. „Sie mallen mich verderben unter allen Umständen!" „Ich will Sie nur der Gerechtigkeit überliefern!" „Gerechtigkeit! Hahaha'" Es war ein schrilles Auflachen, das von Korinskys Lippen brach. Der Staatsanwalt ließ ihn vor Graf Joachims Leiche führen, um ihn hier zu einem Geständnis zu veran lassen. Der Kunstreiter wurde so bleich wie der Tote selbst, aber er preßte trotzig die Lippen aufeinander und schwieg. Ärgerlich befahl der Staatsanwalt, den verstockten Sünder in jenes feste Zimmer zurückzubringen, welches er bereits in der Nacht einnahm. Er selbst begab sich mit den übrigen Herren der Ge- richtskommissian nach dem Marktflecken Weilburg, um dort eine Durchsuchung des von Korinsky bewohnten Wagens vorzunehmen. Die Verhaftung ihres Gatten hakte Elli mit furcht barer Wucht getroffen. Als sie nach dem Lärm der Nacht erfahren hakte, um was es sich handelte, weshalb man Korinsky gefesselt fortsührte, war sie ohnmächtig zu sammengesunken. Iakob Wiegand ließ sie hilflos in dem Wagen liegen, neben ihr das wimmernde Kind. Niemand wollte etwas mit dem Weibe des Mörders zu tun haben. Als die Ärmste wieder ru ück kam. wollte kie ibm nackeilen, aber oie Msze trugen sie mcht mehr. Uno was konnte sie zu seinen Gunsten sagen, sie wußte nichts. Aus der besten Lebensstellung heraus war sie ihm einst gefolgt, verblendet von einer heißen Liebe, die ihr Vater niemals gebilligt hätte. Sie fanden kein Glück, die beiden, der Segen fehlte. Nur Jammer und Entbehrung erwartete sie überall. Aber sie fühlte es in sich, alles hätte sie noch er tragen können, doch nicht das Furchtbare, den geliebten Mann als Verbrecher zu wissen. Durfte sie denn an seine Unschuld glauben? Ihr armer Kopf faßte ja nicht mehr die vielen Gedanken, welche auf sie einsiürmten. In später Nacht war er heimgekommen und hakte sich an ihrer Leite niedergelassen. Sie war erwacht und mit verstörter Miene warf er ihr einige Goldstücke in den Schoß. Lie verlangte von ihm zu wissen, wo er sie her hatte, und er antwortete: „Von dem Grafen Joachim drüben auf Burgau. Ich ging ihn um Hilfe an, doch er warf mir das Geld wie einem Hunde vor die Füße und helfen will er uns nicht!" Der Staatsanwalt ließ sich von Iakob Wiegand nach dem Wagen führen. Man sand Elli in bedauernswertem Zustande dort vor. Sie drückte ihr Kindchen fest an sich und erzählte, was man von ihr wissen wollte, nur kein Work davon, daß sie in dieser Gegend daheim war, das man ihr Vaterhaus nicht weit von hier erblicken konnte. Dort sollte niemand ein Wort erfahren. Ihre Lage war dadurch ja auch nicht gebessert. Der Wagen wurde durchsucht. Man sand jedoch nicht» von dem Raube, den Korinsky nach der Ansicht des StaatsaMM. v^rho^en HM -
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