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19. Juni 1907. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 893 15 t f. d. Tag, für damalige Verhältnisse eine be merkenswerte Leistung. Auch seine Konstruktion wich sehr stark ab von denen, die damals üblich waren. Gestell und Rast sind 4,6 m hoch und aus sauber behauenen Sandsteinen aufgebaut, die durch starke Eisenanker in ihrer Lage festgehalten werden, ähnlich der Anordnung, wie sie in alten Hochöfen mit Rauhgemäuer zu finden ist. Die Bogenkonstruk tionen über den Formen usw. sind heute noch so erhalten wie damals, als der Ofen noch im Feuer stand. Der Schacht ist kreisförmig in Ziegelmauer werk aufgeführt, etwa 12 m hoch und mit Flacheisen gebunden. Er ist so vorzüglich gebaut, daß die Un ¬ bilden der Witterung in Verbindung mit Bäumen, die in seinen Fugen Wurzel geschlagen haben, ihn nicht haben zerstören können. Eine Abbildung in Over mans „Fabrikation des Eisens“, die im Jahre 1850 erschien, zeigt einen ähnlichen Hochofen, der in Frank reich erbaut war. Es liegt danach nahe anzunehmen, daß Allaire die Anregung zu seiner Konstruktion aus seiner Heimat erhielt. Das Unternehmen, die Howell-Eisenwerke, entwickelte sich schnell. Im Jahre 1832 waren mehrere Tausend Arbeiter dort beschäftigt, worunter eine Anzahl schottischer Hüttenleute sich befanden. Die Gesellschaft gab eigenes Papiergeld aus, das den Arbeitern zum Einkauf der zum Lebensunterhalte nötigen Dinge diente. Der Kredit der Eisenwerke war so stark, daß der Schein mit der Unterschrift der Howell-Eisenwerke allgemein im ganzen Staate in Zahlung genommen wurde. Einer Schätzung nach sollen die Anlagen im Jahre 1832 einen Wert von 4 Millionen Mark gehabt haben. Eine ganze Stadt XXV.27 mit Sehulhäusern und Kirchen baute sich um die Werke herum. Eine Gießerei neben dem Hochofen lieferte manche Zylinder für Marinemaschinen, und es wird behauptet, daß Fulton von hier viele Guß stücke bezogen habe für einige seiner ersten Versuche auf dem Gebiete der Dampfschiffahrt. Eine Schrauben fabrik entstand in den zwanziger Jahren, und diese in Verbindung mit anderen Werkstätten führten zum Eigenverbrauch fast allen Roheisens, das der Hoch ofen lieferte. Allaire war ein erfinderischer Kopf und es wird ihm die erste Anwendung von gußeisernen ■Fenstern und Türeinfassungen zugeschrieben. Es ist auch tatsächlich auffallend, daß in jedem der zer fallenen Häuser von Allaire sich noch derartige Hin weise finden. Ein Kanal wurde gebaut, um das Werk mit einem der alten Wasserwege zu verbinden, die in die Bucht von New York einmünden; dadurch ergab sich die wichtige Möglichkeit, die Produktion leicht einem größeren Markte zuführen zu können. Durch die Benutzung von Anthrazitkohlen in den Hochöfen von Pennsylvanien ausgangs der dreißiger Jahre entstand den New Jersey-Oefen eine Konkurrenz, der manche nicht gewachsen waren und mit ihnen ging auch Allaires Werk zugrunde. Die Arbeiter zogen bald in die Bezirke der lebhafteren Industrie und die Stadt verfiel ebenso schnell, wie sie ent standen war. Die Natur selbst hat geholfen, sie zu einer malerischen Einöde umzugestalten. Der ge brochene Damm, bedeckt mit üppig wuchernder Vege tation, der einst das Wasser aufstaute zum Betrieb der Gebläse und der Wasserräder für die Werkstätten, die grasbewachsenen Schlackenhalden, die zerfallenen Gebäude und schließlich der alte Hochofen mit offener Gicht, dessen Feuer für immer erloschen sind, in dessen Gemäuer große Bäume gewurzelt haben, es mit dichtem Laubwerk bedeckend, alles zeigt, daß die Natur ihr Eigentum wieder zurückgefordert hat. In einem Vortrage über das elektrolytische Beizen von Stahl berichtete C. J. Reed* über ein Verfahren zur Ent fernung des Glühspans von Eisen und Stahl, bei dem das Eisen die Kathode des elektrolytischen Prozesses bildet. In einer sauren Lösung von 1,75 spezifischem Gewicht bei 60° C. und bei einer Stromdichte von 1,4 Ampere für jeden Quadratzoll der Kathode soll der härteste Glühspan in 3 Minuten beseitigt werden können. Das Verfahren ist besonders da anwendbar, wo der Draht der Länge nach durch das Bad hin durchgeht. Die von manchen vorgezogene Methode, den Draht in gebündelten Ringen in das Bad zu bringen, verhindert eine einheitliche Stromdichte. Nach Schätzungen von Sachverständigen betrug die Wolframgewinnung ** in,‘den Vereinigten Staaten kg kg 1902 . . . 165 600 1904 . . . 666 000 1903 . . . 262 800 1905 . . . 750 000 Für das Jahr 1906 liegen noch keine Angaben vor. Wolframerze werden in Kalifornien, Washington, Süd-Dacota, Utah, Arizona und Colorado gefunden. Von der Gesamtproduktion der Vereinigten Staaten entfallen auf Colorado im Jahre 1905 schätzungsweise 540 000 bis 630 000 kg. Es ist hervorzuheben, daß * „Iron Age“ 1907 16. Mai S. 1477. ** Nach einem Bericht des Kaiserlichen Konsulates in Denver (Colorado). „Nachr. f. Handel u. Industrie“ 1907 Nr. 53. [Im Hinblick auf die Bedeutung, die die Gewinnung dieser Metalle für die deutsche Stahl industrie usw. hat, weisen wir darauf hin, daß Inter essenten nähere Angaben über diese Vorkommen sowie Firmen, die sich mit dem Vertriebe dieser Metalle befassen, im Reichsamt des Innern, Berlin, Wilhelmstr. 74, erhalten können.] 8