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892 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 25. Deutscher Verein für den Schutz des gewerblichen Eigentums.* Der Verein wird vom 3. bis 8. September d. J. in Düsseldorf zu einem Kongresse zusammentreten, * Bureau: Berlin W., Wilhelmstraße 57/58. um über das Ergebnis seiner bisherigen Arbeiten für die Reform des gewerblichen Rechtsschutzes zu ver handeln. Zur gleichen Zeit und im Zusammenhänge mit dem Kongresse wird die Internationale Ver einigung für gewerblichen Rechtsschutz eben falls in Düsseldorf tagen. Genauere Mitteilungen über den Kongreß sollen im Laufe des Sommers aus gegeben werden. Referate und kleinere Mitteilungen. Umschau im In- und Ausland. Afrika. Mit großer Spannung sieht die tech nische Welt auf die Entwicklung eines Riesenprojektes, die Nutzbarmachung der Viktoriafälle* am Zambesi und die Uebertragung der gewonnenen elektrischen Energie nach den Bergwerken Transvaals. Die unter Mitwirkung der Allgemeinen Elek- trizitätsgesellschaft zu Berlin gegründete Viktoria Falls Power Co. Ltd. hat ein Gesamtkapital von 120 Millionen Mark vorgesehen, je zur Hälfte in Aktien und in 5prozentigen, in 30 Jahren zu HO 0 /« rückzahlbaren Obligationen. Die Gesellschaft erwarb auf 75 Jahre das Vorzugsrecht, den Viktoriafällen jährlich bis zu 250 000 P. S. zu entnehmen sowie auch das alleinige Recht der Kraftübertragung nach Transvaal. Die in Aussicht genommene, bis jetzt noch nie gewagte Fernleitung über rd. 1100 km hat in den inter essierten Kreisen berechtigte Bedenken hervorgerufen, doch sollen sich in Südafrika sowohl die klimatischen, als auch die örtlichen Verhältnisse für elektrische Fernleitungen sehr gut eignen. Die hydraulischen Einrichtungen an den Fällen selbst werden weit weniger Schwierigkeiten ver ursachen als diejenigen am Niagara, weil am Viktoria fall Vorkehrungen für Eisgänge wegfallen, auch führt der Zambesi wenig Schwemmkörper mit sich; die Konstrukteure haben hier lediglich mit einer Er höhung des Wasserspiegels zur Regenzeit und einer starken Verminderung der Wassermenge in der Trockenzeit zu rechnen. Das Turbinenhaus soll unmittelbar unterhalb der Fälle angelegt und das Wasser durch einen kurzen Kanal vom oberen Flußlauf abgelenkt und den Tur binen durch stark abfallende Rohrleitungen zugeführt werden. Kanal und Einlässe werden für den ersten Ausbau so reichlich bemessen, daß bei späteren Er weiterungen hieran keine Neubauten stattfinden müssen. Zunächst sollen 10 Maschinensätze zu je 5000 P. 8. aufgestellt werden. Die Stromspannung wird 150000 Volt betragen; die Stromleitung wird auf etwa 20 m hohen Stahltürmen, die je etwa 300 m voneinander entfernt sind, verlegt. Die Transvaaler Bergwerksbesitzer haben bei ihren teilweise schon mit der genannten Gesellschaft abgeschlossenen Verträgen vor allem eine ununter brochene Stromlieferung zur Bedingung gestellt. Da aber bei solch weitverzweigten Fernleitungen Stö rungen unausbleiblich sind, besonders wenn dieselben durch unwirtliche Gegenden führen, hat der bekannte Fachmann Sir Wilson Fox ein ganz neues System hydraulischer Akkumulierung geplant, und zwar sollen in Transvaal durch den von der Hauptzentrale aus übertragenen, aber nicht verbrauchten Strom Pump werke angetrieben werden, die in etwa 200 in hoch in den Bergen angelegte Sammelbassins Wasser för dern sollen, um bei einer Unterbrechung der Fern- * „Zeitschr. für das gesamte Turbinenwesen“ 1907 Heft 5 S. 80. leitung sofort aus einer zweiten hydraulischen Station Strom liefern zu können. Die in diesen Behältern aufgespeicherte Wassermenge soll den Betrieb zwölf Stunden aufrecht erhalten können. Ob sich diese Einrichtung bewähren wird, muß die Zukunft zeigen. Die Unternehmer, die es auf eine Art Monopolstellung zur Lieferung elektrischer Kraft abgesehen haben, wollen für diese Erfindung die Patentrechte in Rho desien und Transvaal erwerben. Ferner soll bei Johannesburg ein 24000 P. S. Kraftwerk mit Dampfturbinen innerhalb der nächsten zwei Jahre durch die Allgemeine Elektrizitäts-Gesell schaft fertiggestellt werden, um einerseits recht bald elektrischen Strom in einem Umkreis von etwa 30 Meilen verteilen zu können und anderseits für späterhin eine weitere Reserve zu haben, die dann in Tätigkeit treten wird, wenn die Betriebsstörungen im Hauptwerk über zwölf Stunden dauern. Auch eine in der Nähe des Viktoriafalles bereits bestehende 5000 P.-S. Kraftanlage ist schon angekauft worden. Im letzten Jahre wurden in den Bergbetrieben Transvaals etwas über 281 000 P. S. Kraft verbraucht. Die Viktoria Falls Power Company' hat veranschlagt, daß sie trotz der ausgedehnten Anlagen und kost spieligen Reserven elektrischen Strom um 40 v. H. billiger liefern können als es bisher möglich war. Vereinigte Staaten. Eine Mitteilung von R. Peters j r. verdient als Beitrag* zur altern Geschichte des Eisenhüttenwesens in Nordamerika hier festgehalten zu werden. Die kürzlich bekannt gewordene Nachricht, daß ein New Yorker Kapitalist die Stadt Allaire in New Jersey angekauft habe, um die dortigen reichen Ländereien auszunutzen, ruft die Erinnerung wach an eine dort in den ersten Jahr zehnten des vorigen Jahrhunderts blühende Eisen industrie. Im Gegensatz zu der Mehrzahl der reinen Holzkohlenhochöfen, die damals die Hauptindustrie dieses Staates ausmachten, stellte diese Anlage eine große Reihe von Fertigerzeugnissen aus ihrem Roh eisen dar, und darf so als ein früher Vorläufer mo derner Anlagen, die das Erz bis zum Endprodukt verarbeiten, gelten. Im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts kaufte ein Franzose James E. Allaire im Staate New Jersey Ländereien von erheblichem Umfang an, auf denen er ein ausgedehntes Lager von Raseneisenstein gefunden hatte. Die umliegenden Fichtenwälder lie ferten das Brennmaterial für den Hochofenbetrieb, und jahrelang klang in den Forsten die Axt der Kohlenbrenner wieder. Die Austernzucht wurde haupt sächlich betrieben, um dem Hochofen die nötigen Flußmittel zu liefern. Man kann heute noch die Stelle sehen, wo die flachen Boote den Fluß herauf kamen, um die Austernschalen am Hochofen abzuladen. Der erste Ofen wurde im Jahre 1810 gebaut, er machte aber bald einer verbesserten Konstruktion Platz, und im Jahre 1832 erstand der Ofen, der heute noch steht und in der nachfolgenden Abbildung wieder gegeben ist. Dieser hatte ein Ausbringen von rund * „fron Age“ 1907 Nr. 14 S. 1045.