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890 Stahl and Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 27. Jahrg. Nr. 25. gehend geschehen ist. Er äußert Zweifel, ob der Girod sehe "Widerstandsofen für die industrielle Er zeugung von Stahl Bedeutung haben würde. Den Stromverbrauch der verschiedenen Verfahren gibt er zu 750 bis 850 KW.-Std. für das Schmelzen nach „B"und zu 350 K W.-Std. für das Arbeiten nach„C"an.* Ueber die Qualität der Stähle gibt er eine Tabelle, welche nach seinen Ausführungen beweist, daß der Elektrostahl bei sonst gleichen Bedingungen eine Ueberlegenheit über Martin- und Tiegelstahl zeigt, welche besonders auch bei Schlagproben in die Er scheinung trete. Auch die Erfahrungen mit Kohlen stoff- und Legierungs-Werkzeugstählen beweise diese Ueberlegenheit. Die Gründe hierfür findet Guillet in: 3. a) dem Vergießen bei hohen Temperaturen, welches eine leichte Abscheidung der Verunreinigungen ermögliche; b) der vollständigeren Reinigung, welche bei den hohen Temperaturen möglich sei; c) der Abwesenheit irgendwelcher Gase. 4. Die Zukunft der elektrischen Stahl- und Eisen erzeugung beleuchtet Guillet, unter Hinweis auf die zahlreichen Werke, welche schon Elektrostahl anlagen besitzen, dahin, daß: a) die Erzeugung von Elektro-Roheisen nur in ganz besonders gearteten Fällen wirtschaft liches Interesse hat, z. B. in Canada; b) das direkte Verfahren die meiste Aussicht auf Erfolg für die Erzeugung von Werkzeug- und Spezialstählen habe; c) das indirekte Verfahren, über welches noch nicht genügende Erfahrungen vorlägen, wegen der vorteilhaften Verwendung der Hochofen gase sich sehr schnell weit verbreiten werde. In der dann folgenden Diskussion des Vortrages bemerkt Girod, daß er bezüglich der Qualität der Stähle mit Guillet gleicher Ansicht sei, daß er aber feststellen müsse, daß sein Ofen sich aus den schon 1898 zur Erzeugung von Legierungen vorhandenen Oefen entwickelt habe, und daß Hroult seine Ver suche mit Roheisen in Kanada in einem Ofen ge macht habe, welcher schon lange zur Erzeugung von Karbid bekannt sei. Endlich sei der Ofen von Alle- vard eine Nachahmung seiner Patente. Des ferneren widerspricht Girod der Ansicht von Guillet bezüglich der Aussichten des direkten und indirekten Verfahrens und behauptet, daß sein Ofen mit direktem Verfahren, weil der Strom von der Elektrode durch das Bad gehe, billiger arbeite als die anderen Systeme mit dem indirekten Verfahren, denn der- Martinofen ge brauche 350 bis 400 kg Kohle f. d. Tonne Rohstahl, und er gebrauche zum Schmelzen nur 385 KW.-Std. zu 1,6 Pfg., f. d. Tonne Rohstahl ergebe das aber nur 6,16 «6, während die Kohlen für den Martinofen 6,40 K kosteten.** * Letzterer Stromverbrauch ist nach den letzten Erfahrungen in Remscheid zu hoch bemessen. ** Anmerkung des Berichterstatters: Girod irrt hier in vielen Punkten. Zunächst ist der Weg für den Strom von der Elektrode zum Herd kürzer als von Elektrode zu Elektrode. Daher ist die Girodsche Anordnung ungünstiger. Dann ist auch der Quer schnitt des Bades so groß, daß eine nennenswerte Widerstandsheizung ausgeschlossen ist. Endlich ist der Kohlenverbrauch des Martinofens etwa 250 kg a 17,00 K = 4,25 K und nicht 6,40 Im übrigen wird im Martinofen mehr gemacht als nur geschmolzen, es wird auch schon gereinigt. Ueberdies ist das Schmelzen im elektrischen Ofen nur ein kleiner Teil der aus zuführenden Arbeit. Hätte Girod recht, so müßte er mit 600 KW.-Std. Stahl machen können, das ist bei Vornahme einer Reinigung gänzlich ausgeschlossen. Selbst Schmelzen und Fertigmaehen erfordert mehr Kraft wie angegeben. Girod erklärt dann die Möglichkeit, bei dem indirekten Verfahren bei großen Oefen den Strom verbrauch von 350 auf 150 KW.-Std. herabzumindern, für Zukunftshoffnungen.* Als Kosten seines Verfahrens ohne Materialwert gibt er dann folgende in einer Tabelle zusammengefaßten Zahlen. Schmelzen mit Wasser- Hoch- Kessel kraft ofengas kohlen .w i A Kraftverbr. 385 KW.-Std. . Elektroden 12 kg ii 24 & Arbeitslohn 6 Std. 408 Unterhaltung 2,16 2,88 2,40 1,60 6,16 12,32 2,88 2,88 2,40 2,40 1,60 1,60 9,04 13,04 19,20 Stromverbr. 800 KW.-Std. )e Elektroden 20 kg ä 24 8 & Arbeitslohn 14 Std. ä 48 • 5 Unterhaltung 4,48 12,80 25,60 4,80 4,80 4,80 5,60 5,60 5,60 2,00 2,00 2.00 1 6.88 I 25,20 38,00t Guter Tiegelstahl koste dagegen 68,80f. 100 kg. Girod glaubt alsdann, daß sein Ofen in Größe von 30 bis 40 t Fassungsraum ebenso billig nach direktem Verfahren arbeite wie ein Martinofen, und bessere Qualität erzeuge. Stassano bespricht sodann seinen und andere elektrische Oefen im Sinne der Veröffentlichungen, welche er bei dem sechsten internationalen Kongreß für angewandte Chemie in Rom gegeben hat. Die selben sind schon in Nr. 13 1906 Seite 820 dieser Zeitschrift behandelt. Er kommt auch hier wieder zu dem Schluß, daß nur sein Ofen die Bedingungen erfülle, welche man an einen elektrischen Ofen zu stellen berechtigt sei. Er gibt an, daß er zum Schmelzen von Schrott 1000 und zum Frischen von Roheisen 1300 KW.-Std. pro Tonne Stahl gebrauche. Saconney bespricht alsdann als Mitglied einer Untersuchungskommission seine Erfahrungen mit Stassano-, Heroult- und Girod-Oefen wie folgt: Der Stassano-Ofen gestatte keine nennenswerte Reinigung des Einsatzes ähnlich wie der Tiegelprozeß. Un reiner Einsatz habe einen Stahl mit 0,102 °/o Schwefel und 0,25 °/o Phosphor ergeben. Die Chargen im Heroult- Ofen in Remscheid hätten bei Verwendung unreiner Einsatzmaterialien selten mehr als 0,01 °/o Schwefel und Phosphor nachweisen lassen. Im Girod-Ofen habe man mit Einsatzmaterial, dessen Gehalt an Phosphor 0,046 bis 0,075 °/o betrug, Stahl mit 0,017 bis 0,048 ü /o Phosphor und 0,013 bis 0,035 °/o Schwefel erhalten. Nach weiterer Besprechung von Einzelheiten werden die Verhandlungen vertagt. Eichhoff'. Internationaler Verband für die Material prüfungen der Technik. Um die Verhandlungen des nächsten Kon gresses im Jahre 1909 in Kopenhagen beson ders fruchtbar zu gestalten, hat der Vorstand eine Reihe von Hauptfragen aufgestellt, welche auf dem Kongresse vor allem zur Verhandlung gelangen werden. Es wurde dabei der Wunsch ausgesprochen, daß Bei träge zum nächsten Kongreß sich möglichst auf solche * Wie wir hören, ist man bei dem kleinen Ofen in Remscheid jetzt schon unter 300 KW.-Std. f In Remscheid kostet der Stahl, wie uns ver sichert wird, weniger als ein Drittel.