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19. Juni 1907. Zuschriften an die Redaktion. Stahl und Eisen. 883 worden sind. Daß aber in Wirklichkeit diese Be standteile eine so ausschlaggebende Bedeutung nicht haben, hat Prof. Turner bewiesen, indem er einer Legierung von chemisch reinem Eisen durch ther mische Behandlung das Bruchaussehen sowohl von hochsiliziumhaltigem wie auch von schwefelhaltigem Eisen gab, obwohl von beiden Elementen keine Spur vorhanden war. Silizium bewirkt auch nach Turner nicht die Abscheidung des Graphites, sondern es unterstützt sie nur thermisch, vornehmlich indem es bei den kritischen Punkten, insbesondere beim letzten, die Dauer der Rekaleszenz verlängert, und so dem Graphit reichlich Zeit gibt, sich auszuscheiden. Wie wenig im übrigen der Siliziumgehalt allein für das Bruchaussehen des Roheisens maßgebend ist, zeigt in sehr krasser Weise die Zusammenstellung von Ana lysen von tiefgrauem Roheisen in Tabelle 2, in denen der Siliziumgehalt innerhalb der Grenzen von 5,85 °/o und 0,35 % sich bewegt. Ueber den Einfluß der einzelnen Nebenbestand teile des Roheisens auf seine Festigkeitseigenschaften gibt Adamson die in Tabelle 3 zusammengestellten Resultate von Guy R. Johnson wieder, die dieser durch eine Reihe von systematisch angestellten Ver suchen erzielt hat. Adamson bespricht dann ferner noch die auch von anderer Seite zum Gegenstand weitgehender Untersuchungen gemachte Abschrecktiefe und stellt dabei fest, daß sie mit der Temperatur des Roheisens wächst, und zwar beim gleichen Gehalt an gebun- Tabelle 3. Element Gehalt, bei dem erzielt wurde die höchste Festigkeit die beste Biegeprobe die beste Schlagprobe Geb. Kohlenstoff . 0,92 0,93 — Silizium 1,27 1,01 0,073 1,01 Schwefel .... 0,141 0,073 Phosphor .... 0,247 0,247 0,150 denem Kohlenstoff im Verhältnis mit der Temperatur; ferner steht sie im direkten Verhältnis zu dem Gehalt an gebundenem Kohlenstoff. Faßt man aus allen diesen Untersuchungen das Resultat zusammen, so wird man zu dem Schluß kommen, daß unter angewandter Wissenschaft in der Gießerei nicht lediglich die Chemie zu verstehen ist. Berücksichtigt man dementsprechend auch die physi kalische Metallurgie und die Mikrographie des Gußeisens, so müssen die vielfach gehörten Klagen über das Versagen der Wissenschaft im Gießerei- wesen verstummen, und der Ausspruch von Dr. Mol de nke, mit dem auch Adamson seine Ausführungen schließt, wird sich bewahrheiten: „In Dollars und Cents hat die Wissenschaft der bisher vernachlässigten Gießerei-Industrie eine un berechenbare Wohltat erwiesen.“ Dr.-Ing. Geilenkirchen. Zuschriften an die Redaktion. (Für die unter dieser Rubrik erscheinenden Artikel übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) Ueber Hochofen-Begichtung. Die in Abbildung 3 auf Seite 512 (1907, Nr. 15) dargestellte Begichtungsvorrichtung ist nicht neu, wie Hr. Münker anzunehmen scheint. Die ringförmige Glocke war in der Hauptsache schon im Jahre 1857 in Frankreich bei dem Apparat von Coignt angewandt worden. Die vollständig der Abbildung 3 entsprechende Form wurde sodann von Denis Bowman im Jahre 1872 neu erfunden, der sich dieselbe durch ein Patent schützen ließ, und auf einem der Hochöfen der Carbon Iron Company zu Lehigh Valley ange bracht. Auch auf der Hütte zu Glendon in dem selben Bezirk und auf den Musconet-Werken in New Jersey kam diese Art zur Verwendung. Im Jahre 1873 wurde die Vorrichtung zu Glendon derart abgeändert, daß die innere Glocke durch Verlängerung zu einem Gasfang ausgebildet wurde, wc durch eine sehr einfache Vorrichtung einer zentralen Gasabführung geschaffen wurde. In dieser Gestalt ist der Apparat in den „Trans- actions of the American Institute of Mining Engineers“ 1873, Vol. II, Seite 103, von mir be schrieben worden. Viele Jahre war die Be gichtungsvorrichtung bei sehr guten Resultaten zu Glendon im Gebrauch, ebenso ist sie gegen wärtig, seit 1875, auch bei den Kokshochöfen zu Longdale in Virginia im Betrieb. Der im Jahre 1872 auf den Musconet-Werken verwendete Brenn stoff war wie auf allen Hütten zu Lehigh Valley Anthrazit ohne Zumischung von Koks. Der ge wöhnliche Parrysche Trichter hatte dort nicht zufriedenstellend gearbeitet. Easton, Pennsylvanien, 8. Mai 1907. F. Firmstone. * * * Zu der Zuschrift des Hrn. F. Firmstone habe ich folgendes zu bemerken: Es war mir allerdings unbekannt, daß die in Abbildung 3 des fraglichen Artikels skizzierte Begichtungsvorrichtung, die laut Fußbemerkung dem „Engineering and Mining Journal“ (New York, 21. Juli 1906) entnommen war und die dort als eine „Modifikation des F. Firmstone schen Patentes“ bezeichnet ist, sich bereits vor etwa 35 Jahren in Amerika im Gebrauch befand. Es sei hiermit gerne Kenntnis davon genommen, sowie der Freude über die „sehr guten Resultate“ dieses Apparates Ausdruck gegeben. Wenn in dem Schreiben des Hrn. Firmstone ferner an gedeutet ist, daß schon weit früher, nämlich im Jahre 1857, in Frankreich der Apparat in seinen wesentlichen Teilen vorerfunden war, so liegt der Gedanke nahe, daß auch auf dem diesseitigen Kontinent oder in England auf irgend einem Hoch ofenwerk sich diese oder eine ähnliche Ausführung erhalten hat, wenn nicht die Patentzeichnung in einem verstaubten Aktenschrank irgend eines