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882 Stahl und Eisen. Gießerei- Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 25. Tabelle 2. Lfde. Nr. Bruch Analyse Bemerkungen Ges. C Graphit Geb. C Si s p Mn 1 Nr. I 4,23 3,62 0,61 0,670 0,026 0,040 1,40 2 I 3,65 3,08 0,57 1,460 0,040 0,03 0,72 3 I 3,76 3,20 0,56 2.140 0,038 0,031 0,78 4 I 3,23 2,83 0,40 3,930 0,030 0,040 1,30 Sehr große Flocken. 5 1 grobkörnig I feinkörnig 3,67 3,67 3,50 3,49 0,17 0,18 4,98 4,63 0,034 0,034 0,041 0,041 1,34 1,34 ) Von demselben Abstich. 6 I 3,14 3,40 0,12 5,85 0,033 0,043 1,00 7 I feinkörnig 3,28 2,22 1,06 0,35 0,026 0,02 0,07 Nach R. A. Hadfield. Man beachte zunächst den Unterschied im Eisen- sulfid; ferner bei dem schlechten Rade das gänzliche Fehlen des weichen Ferrit, der durch den spröden Zementit (wovon das gute Rad keine Spur enthält) und durch eine erheblich größere Menge von Perlit ersetzt ist. Dieser große Unterschied in den physikalischen Eigenschaften zweier der chemischen Zusammensetzung nach kaum verschiedener Gußstücke weist von selbst hin auf eine verschiedene thermale Behandlung. Daß es auf diese im letzten Grunde ankommt, wird klar und deutlich ausgesprochen in einer Abhandlung von E. Adamson* über Gußeisen. Er legt seinen Ausführungen eine Aeußerung von E. A. Outerbridge jr.** zugrunde, daß man mit der chemischen Analyse des Gußeisens und dem Gattieren nach dem Siliziumgehalt kaum mehr er reicht, als mit der Klassifikation des Gußeisens nach dem Bruchaussehen, und eine auf dasselbe hinzie lende Bemerkung von H. 8outher,*** daß es nicht Aufgabe des Chemikers in der Gießerei sein kann, die Gehalte der Rohstoffe an den einzelnen Bestand teilen bis auf die dritte Dezimale genau festzustellen, sondern daß er auf Grund der Einwirkungen der ein zelnen Substanzen auf das Enderzeugnis systematisch durch fortwährende Proben und Versuche den Betrieb überwacht; auch soll er mit der Darstellung des Roh eisens im Hochofen und den Bedingungen, welche seine Eigenschaften beeinflussen, durchaus vertraut sein. Die physikalischen Eigenschaften des Gußeisens werden in erster Linie bestimmt durch das Verhältnis des gebundenen Kohlenstoffs zum Graphit. Genau wie beim Stahl beeinflußt der Kohlenstoffgehalt die Festigkeit des Gußeisens; dieser Einfluß wird jedoch gemildert durch den Graphit, der sich im Augenblick des Erstarrens zwischen die Eisenmoleküle lagert, sie auseinanderdrückt und die Festigkeit verringert. Das Verhältnis der beiden Kohlenstofformen zueinander ist nun in hohem Maße eine Folge der Temperatur, welche das flüssige Eisen hat, und zwar kommt es hier nicht nur an auf die Temperatur im Kupolofen, sondern auch auf die Erzeugungstemperatur im Hoch ofen. Adamson will durch Versuche festgestellt haben, daß Roheisen, welches unter anormalen Verhältnissen im Hochofen erblasen ist und deshalb eine außer gewöhnliche Verteilung der Kohlenstofformen auf weist, diese auch nach dem Umschmelzen im Kupol ofen beibehält, ohne daß er allerdings für die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung eine befriedigende Erklärung gefunden hätte. • „The Journal of the West of Scotland Iron and Steel Institute“; nach einem Vortrag, gehalten vor dem Institute am 16. November 1906. ** In einem Vortrag’vor der American Foundry- men’s Association, Chicago 1900. *** Vor derselben Versammlung im Juni 1903. E. Houghton glaubt in einer Arbeit über die Chemie im Gießereiwesen,* in der er auch auf diese Tatsache hinweist, die aber sonst nichts Neues bietet, die Richtung andeuten zu können, in der die Erklärung dafür zu suchen ist. Nach Stead finden sich in hochsiliziertem Roheisen, das nach dem Abstich vom Hochofen schnell ab geschreckt wurde, zwei verschiedene Formen von Silizium, die sich bei der Analyse dadurch voneinander unterscheiden, daß die eine bei der Lösung in Salz säure gelatiniert, die andere nicht. Die eine Sorte soll nun die Möglichkeit verloren haben, auf den Kohlenstoff einzuwirken, so daß diese Eigenschaft auch bei einem späteren Umschmelzen im Kupolofen dem Eisen bleibt. Houghton meint, daß man durch weitere Forschungen in dieser Richtung in Verbindung mit systematischen mikrographischen Untersuchungen vielleicht zu einer Erklärung für die auffallende Tat sache kommen könnte. Diese Hypothese würde nun aber im günstigsten Falle nur eine Erklärung bieten für das Verhalten von Gußeisen mit hohem Silizium gehalt, welches trotzdem nicht grau ist; sie würde vollständig versagen für Gußeisen mit geringem Si liziumgehalt, das tiefgrau ausfällt; es bleibt uns also einstweilen wohl nichts übrig, als die einfache Tat sache zu registrieren. Der Einfluß der hohen Temperatur macht sich nun in bezug auf den Kohlenstoffgehalt in der Weise geltend, daß sie die Aufnahmefähigkeit des Eisens für Kohlenstoff überhaupt erheblich erhöht; dem entsprechend vermehrt sich auch die Graphitaus scheidung, erstens wegen des hohen Kohlenstoffgehalts an sich und zweitens, weil ja die Abkühlung längere Zeit in Anspruch nimmt. Daher rührt auch der ge ringere Kohlenstoffgehalt in kalt erblasenem Eisen, welches an Güte dem heiß erblasenen überlegen ist, weil es schneller abkühlt, so daß seine Molekular struktur wesentlich feinkörniger wird. Auch die Korn größe der Graphitkristalle ist hauptsächlich abhängig von der Wärmebehandlung des Gußeisens, indem bei heißem Einschmelzen die Kristalle immer größer aus fallen als bei kälterem. Was nun die übrigen Nebenbestandteile des Roh eisens angeht, so sind seine Gehalte an Phosphor und Mangan lediglich abhängig von der Zusammensetzung des Möllers; dagegen hängen die Gehalte an Silizium und Schwefel auch sehr von der Temperatur ab, bei der das Eisen erzeugt wurde, und zwar befördert heiße Behandlung die Siliziumaufnahme, kältere Be handlung die Schwefelaufnahme. Das Vorhandensein dieser Elemente in größeren Mengen deutet also immer darauf hin, daß diejenigen Verhältnisse vor geherrscht haben müssen, welche die Graphitabschei dung begünstigen bezw. beeinträchtigen. Es ist daher wohl erklärlich, daß sowohl Silizium wie auch Schwefel als maßgebende Elemente für das Gußeisen bezeichnet * „The Foundry Trade Journal“, Januar 1907, S. 32 bis 37; nach einem Vortrag vor der British Foundrymen’s Association.