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868 Stahl und Eisen. Chemische u. metallographische Untersuchungen des Hartgusses. 27. Jahrg. Nr. 25. getrennt in der grauen Zone auftreten und die selbe Struktur wie die dunklen Flecke (Sphäru- lite) in der Uebergangszone haben, so können wir diese Struktur identifizieren. Wir können sagen, in der grauen Zone finden sich die Graphit ausscheidungen hauptsächlich in den Sphäruliten vor, die durch Zementitumränderungen vonein ander getrennt sind. Zuweilen tritt indessen der Zementit in groben Massen auf, wie in Licht bild 18 dargestellt ist. Auch der allgemeine Gefügeaufbau des grauen Roheisens scheint durch die Geschwindigkeit der Abkühlung modifiziert zu werden. Es zeigt sich bei stärkerer Vergrößerung, daß in den rasch gekühlten Proben 1 bis 3 die Graphitausschei dungen in den Sphäruliten sehr fein verästelt sind (siehe Lichtbild 15). Die feinen Graphit adern gruppieren sich um den Mittelpunkt des Sphärulits am dichtesten. Nach dem Rande des Sphärulits verlaufen nur einzelne Adern, die auch wohl auf den nächsten Sphärulit übertreten. In den langsam abgekühlten Proben 3 bis 7 ist die Graphitäderung innerhalb der Sphärulite nicht so fein verästelt. Auch sind die einzelnen Graphit adern stärker und länger (siehe Lichtbild 16). Zu B. In der Uebergangszone erkennt man schon mit bloßem Auge schwarze Flecken, die bei mikroskopischer Betrachtung mit den Sphäruliten im grauen Eisen identifiziert werden müssen (siehe Lichtbild 8 und 9). Aber auch bei sorg fältiger mikroskopischer Untersuchung der Härte zone entdeckt man diese Sphärulite überall zer streut und zwar, sobald die Kristallite in der Härtezone, wie oben erörtert wurde, eine par allele Lagerung zueinander angenommen haben, indem die Größe der Sphärulite und ihre An zahl graduell nach der Härteschicht zu abnimmt. Hier liegt eine Gesetzmäßigkeit in bezug auf die Stelle, an der sich ein solcher Sphärulit bildet, vor, was besonders deutlich bei den Sphäruliten erkennbar ist, die am weitesten von der Zone grauen Eisens entfernt liegen. Diese Gesetzmäßigkeit ist in dem allgemein erörterten Fall über das Wachstum der Kristallite in einer unterkühlten Schmelze schon angedeutet. Sie ließ sich nicht scharf auf einem Bilde beim Hartguß zum Ausdruck bringen. Lichtbild 4 und 5 sind daher so nebeneinander gelegt zu denken, daß der Sphärulit auf beiden Bildern zusammenfällt. Wir beobachten nun 1. ganz links auf Lichtbild 4 einen schnurgeraden Linien zug der Kristallite (Kristallfäden), dann 2. rechts davon einen etwa 1,5 cm breiten Streifen, in dem die Kristallite nicht in paralleler Richtung zueinander gelagert sind, sondern unregelmäßig sich kreuzen; dann tritt wieder rechts davon Erscheinung 1, weiter Erscheinung 2 in ab wechselnder Reihenfolge auf. Nun finden sich die Sphärulite niemals in dem auffallend scharfen geraden Linienzug der Kristallite (Kristallfäden), der vielleicht den Kristallspaltflächen der größeren Kristallaggregate entspricht, sondern in den Streifen 2, wo keine parallele Orientierung der Kristalle erkennbar ist (hierzu siehe auch Licht bild 7, 8, 9 und 19). Für diese charakteristische Erscheinung be stehen zwei Erklärungen. 1. Die zwischen den gebildeten Kristallfäden haftende Mutterlauge, deren unterkühlter Zustand durch die bei der Kristallisation frei werdende Wärme aufgehoben wurde, gelangte in einer dem grauen Roheisen entsprechenden Weise unter Graphitabscheidung zur Kristallisation. 2. Auf eine für die Er scheinung der Sphärulitbildung im weißen Roh eisen beachtenswerte Erklärung von Wedding muß hier auch hingewiesen werden. In dem halbierten Eisen des Handels ist immer ein Gehalt an Silizium vorhanden, während für die Erzeugung grauen oder weißen Eisens aus Hart gußmaterial lediglich die Geschwindigkeit der Abkühlung maßgebend ist, soweit die im Labo ratorium angestellten Schmelzversuche einen Schluß gestatten. Eine einfache Untersuchung wird beweisen können, ob nach unserer Auf fassung des Kristallisationsvorganges bei steigen dem Siliziumgehalt die Zahl der Keime grauen Eisens oder der Sphärulite zunimmt. Es bleibt dann eine Sache für sich, ob man von der positiven oder negativen katalytischen Wirkung des Siliziums oder Mangans in bezug auf Graphit abscheidung sprechen will. Daß ein Sphärulit nicht innerhalb eines Kristallaggregates weißen Roheisens entsteht, sondern an den Berührungsflächen oder Kanten oder Punkten zweier oder mehrerer Kristall aggregate, wird ersichtlich durch Lichtbild 11. Dies ist einem Querschliff im weißen Roheisen entnommen. Hier berühren sich drei Kristall aggregate in einer Kante. An dieser Be rührungsstelle erfolgte die Sphärulitbildung. Es entsteht bei einem Querschliff durch eine derartige Stelle ein Dreieck; in ihm befindet sich der Sphärulit. Es sind natürlich auch noch andere Polygonformen denkbar bei einem derartigen Querschliff durch einen Sphärulit im weißen Roheisen. Diese wurden auch be obachtet. Unzweifelhaft ist immer, daß die Sphärulite nicht durch Umwandlungsvorgänge nach der Erstarrung, sondern bei der Kristalli sation entstanden sind. Diese Strukturbilder sind ein Beispiel für jenen oben allgemein er örterten Fall, daß bei unterkühlten Schmelzen je nach dem Grade der Unterkühlung fremde Bei mengungen von dem Stoffe mit größerer Kristalli sationsgeschwindigkeit aufgenommen werden. Zu C. Als dritter Beleg dafür, daß weißes Roheisen bei beschleunigter Abkühlung entstanden ist, sei angeführt, daß seine Struktur nicht gleich mäßig ist wie beim grauen Roheisen, sondern sich allmählich verändert, wenn man sich von