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Leiter des technischen Teiles Dr.-Ing. E.Schrödter, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen hüttenleute. Kommissionsverlag von A. Bagel-Düsseldorf. STAHL UN EISEN ZEITSCHRIFT des Eisen- und industrieller. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Nr. 25 27. Jahrgang. 19. Juni 1907. Beiträge zur Geschichte des Eisens. Geschichte der Eisenindustrie im Kreise Olpe. ‘ J nter diesem Titel hat kürzlich Dr. Franz T Sondermann schätzenswerte Mitteilungen über die Entwicklung der Eisenindustrie im süd westlichen Teile der Provinz Westfalen ver öffentlicht. * Die fleißige Arbeit verdient die Beachtung aller derer, die sich für die Industrie- und Wirt schaftsgeschichte unseres Vaterlandes inter essieren, vor allem der Eisenindustriellen. Der Verfasser entstammt einer alten Eisengewerken familie, die seit Generationen im Besitze des Niederstenhammers bei Olpe war; er ist also schon durch seine Herkunft in besonderem Maße für die vorliegende Aufgabe berufen. Dr. Sonder mann hat nicht nur die einschlägige Literatur, sondern auch ungedruckte Quellenschriften im Staatsarchiv zu Münster i. Westf., besonders die alten Urkunden der Klöster Ewich und Drols hagen sowie der Pfarrarchive zu Olpe und Rhode für die alte Zeit, und für das 18. Jahrhundert wichtige Aufzeichnungen von v. Stockhausen aus dem Jahre 1781 gründlich studiert; außerdem hat er private Quellen und mündliche Ueberliefe- rungen benutzt, wodurch es ihm gelungen ist, das geschichtliche Bild zu bereichern und zu vertiefen. Monographien wie die vorliegende haben aber nicht bloß lokale Bedeutung, sondern sie sind wichtige Beiträge zur Kulturgeschichte. Bei dem reichen Inhalt müssen wir uns mit einem kurzen Auszug begnügen. Der Kreis Olpe grenzt an das alte Eisen gebiet des Siegerlandes, mit dem es manches gemein hat. Wie dieses besitzt es eine alte Eisenindustrie, die sich aber abweichend und eigenartig entwickelt hat. Beide Gebiete sind Bergländer, von zahlreichen Bächen und kleinen Flüssen mit starkem Gefälle durchschnitten. Die * „Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung . Herausgegeben von Dr. Aloys Meister, Professor an der Universität Münster. Neue Folge. X. Münster 1907, Franz Coppenrath. XXV.27 Täler sind eng und bieten für Feld- und Wiesen bau nur geringe Flächen. Deshalb fand die Besiedelung dieser unwirtlichen Länder erst ver hältnismäßig spät statt, und als die Bevölkerung zunahm, sah sie sich auf industriellen Neben erwerb angewiesen, weil sie sich durch Landbau allein nicht ernähren konnte. Diese industrielle Tätigkeit gründete sich auf den Holzreichtum der Berge, der sich am besten durch Schmelzung der Erze und die Bearbeitung des Eisens nutzbar machen ließ. So entstanden schon im frühen Mittel- alter wie im Siegerlande so im benachbarten Sauer lande auf den waldreichen Höhen Eisenschmelzen, sogenannte Rennfeuer, die noch ausschließlich von Hand bedient wurden und deren Bestehen durch zahlreiche Schlackenhaufen bezeugt wird. Während das Siegerland aber Ueberfluß an Eisenerzen, dagegen früh schon Mangel an Holz hatte, war im Kreis Olpe das Umgekehrte der Fall, weshalb fremdes Eisen eingeführt und mit einheimischer Holzkohle verarbeitet wurde. Dies waren die Osmundschmieden, deren Rohstoff, der schwedische rohe Osmund, durch den Handel der Hansa über Soest nach Atten dorn kam und in der Umgegend zu dem zähen Osmundeisen, das besonders von der Panzerzunft in Iserlohn, Altena und Lüdenscheid begehrt war, verschmiedet wurde. Solange die Hansa blühte, blieb die zu dem Bunde gehörige Stadt Attendorn der Vorort der Osmundschmiederei; mit ihrem Verfall und namentlich nachdem durch das Eisenausfuhrverbot Gustav Wasas um 1540 die schwedische Zufuhr aufgehört hatte, ging Atten dorn und sein Eisengewerbe zurück, während die Stadt Olpe, die für die Eiseneinfuhr aus dem Sieger land, das jetzt die Bezugsquelle wurde, günstiger lag, emporblühte. Auch wurden in dem Gebiet von Olpe selbst gute Eisenerze gewonnen, worauf schon im Jahre 1468 bei Kleusheim von Siegener Hüttenleuten ein „Blasofen“ erbaut und Eisen geschmolzen wurde. Wichtiger war die Einfuhr von rohem Eisen und „Edeleisen“, auf die eine neue Betriebsform begründet wurde. 1