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838 Stahl and Eisen. Ueber die Herstellung von Eisenbahnrädern. 27. Jahrg. Nr. 24. bildet. Dieser Fall werde durch Kurve I ver anschaulicht, eine Gleichgewichtskurve, die die Zusammensetzung der mit der Schmelze im Gleichgewichte befindlichen Mischkristalle angibt (siehe nachstehendes Diagramm Abbildung 4). II. Es tritt aber auch der Fall ein, daß bei schneller Abkühlung die Zusammensetzung des kristallisierenden Mischkristalls nicht mit der Zusammensetzung des Mischkristalls, der auf Kurve I entstanden ist, übereinstimmt. Der Gehalt des Mischkristalls an der zweiten Kom- St. u.E. 201 Abbildung 4. ponente b ist kleiner als der Gehalt b im Misch kristall, der auf Kurve I entstanden. Das sei im Diagramm durch Kurve II zur Anschauung gebracht. Dieser Fall tritt häufig auf, wenn sich die Kristallisation in dem Unterkühlungs intervall A vollzieht. III. Der Mischkristall aus a und b kann auch einen höheren Gehalt an b haben, wenn etwa die Kristallisation in einem andern Inter vall stattfindet, entweder in B oder C. Das veranschaulicht Kurve III. Die Kurven II und III sind also keine Gleich gewichtskurven wie Kurve I, sondern sie deuten nur die ungefähre Zusammensetzung des Misch kristalls an, die bei der Kristallisation aus einer rasch abgekühlten Schmelze variiert, indem neben der Zusammensetzung der Schmelze dabei der Grad der Unterkühlung der Schmelze, aus der der Mischkristall kristallisierte, für dessen Zusammensetzung maßgebend ist. Die Entstehung des weißen Roheisens ist nun offenbar ein Beispiel für Kurve III. Der Kohlenstoffgehalt der primär gebildeten Misch kristalle des weißen Roheisens ist größer als der Kohlenstoffgehalt der Mischkristalle des grauen Roheisens. (Hierzu vergleiche Linie A a‘ im Diagramm Abbildung 2.) Es soll an dieser Stelle nur auf diese Tatsache hingewiesen werden, die in einem andern Zusammenhang weiter unten genauer erörtert wird. Durch ein sinnfälliges Beispiel* mögen diese kompliziert erscheinenden Kristallisationsvor gänge erläutert werden. Benzophenon, jener bei 49° C. leicht schmelzende und bei Zimmer temperatur zu unterkühlende Stoff, werde mit einem Farbstoff, z. B. der Rosolsäure, zur Kri stallisation gebracht. Bei geringer Unterkühlung im Gebiet A gelangen die weißen Kristalle des Benzophenons ungefärbt zur Erstarrung. Der rote Farbstoff hat sich an den Begrenzungen der Kristalle ausgeschieden und ist von ihnen nicht aufgenommen worden. Bei stärkerer Unter kühlung im Gebiet B ist beschränkte Löslich keit des Farbstoffs im Kristall eingetreten. Die Kristalle sind teilweise gefärbt, rot gesprenkelt. Die Hauptmenge des Farbstoffs ist indessen noch an den Begrenzungen der Kristallite ausge schieden. Im Gebiete C ist vollkommene Lös lichkeit vorhanden. Der Farbstoff ist von den Kristallen aufgenommen worden. Dieses Beispiel kann als ein wohluntersuchtes Analogon der beim Roheisen auftretenden Kristallisationsvorgänge gelten. (Schluß folgt.) * Tammann: „Zeitschr. für physikal. Chemie“ Bd. 26 (1898) 307, siehe speziell 8. 314. Ueber die Herstellung von Eisenbahnrädern.* IVon Peter Revor ich auf die Konstruktion der Walzwerke — für Eisenbahnräder eingehe, dürfte es von Interesse sein, behufs späteren Vergleiches kurz die Fabrikation der amerikanischen Schalenguß räder zu behandeln. Diese Industrie hat sich ganz erstaunlich entwickelt und eine Reihe von Firmen widmet sich derselben. Die American Car and FoundryCo. allein macht in ihren verschiedenen Werken jährlich über 11/2 Millionen solcher Räder. Manche kleinere Anlagen gießen nur in Tag schicht 300 Räder und mehr. Abbildung 1 * Nach einem vor dem „Iron and Steel Institute“ (1906) gehaltenen vom Verfasser erweiterten Vortrage. Iron Works, Dubois, Pa. (Nachdruck verboten.) zeigt einen Schnitt durch ein solches Schalen gußrad, wie es allgemein üblich ist. Eine Be arbeitung findet nur an den punktierten Stellen statt. Dieses Rad wird auch teilweise zu Trag rädern für Lokomotiven und Tender benutzt. Die Form selbst besteht aus Sandform und Gußeisenkasten. Die Nabe und der Mittelteil ist in Sand, Laufring und Spurkranz aber in Gußeisen geformt. Wie bekannt, wird dadurch die äußere Haut so hart, daß dieselbe kaum mit Werkzeugen bearbeitbar ist. Um alle Guß- Spannungen so viel wie möglich herauszubringen, wird das Rad noch warm in einen Glühofen gebracht, in welchem es mehrere Tage lang Eyermann, Chef-Ingenieur der Dubois