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Referate und kleinere Mitteilungen. Umschau im In- und Ausland. Oesterreich. Dr. von Emperger berichtet* über die Guidischen Versuche bezüglich der Eisenverbindungen im Beton. Trotzdem die Walzwerke Kundeisen von sehr großer Länge walzen können, läßt es sich bei der Aus führung von Eisenbetonarbeiten oft nicht vermeiden, dieselben anstücken zu müssen, einesteils weil oft sehr lange Eisen im Handel nicht zu haben sind und erst bestellt werden müssen, anderseits weil der Transport langer Eisen zur Baustelle Schwierigkeiten bereitet. Unter diesen Umständen ist es von Inter esse zu wissen, ob die in der Praxis üblichen Hilfs mittel zur Verbindung zweier Eisen im Beton die Bruchstelle tadellos schließen und welches von ihnen vorzuziehen, ist. Um diese Frage zu lösen, hat Pro fessor Guidi in Turin eine Reihe von Versuchen vorgenommen, die sich 1. mit der Schweißung zweier Eisen, 2. mit der Verschraubung und 3. mit dem bloßen Uebergreifen befaßt haben.** Aus seinen Versuchen zieht Guidi folgende Schlußfolgerungen: 1. Die Schweißung der Eisen ergibt auch ohne eine Verdickung der Schweißstellen einen hinreichen den Widerstand wegen der gleichzeitigen Härtung des Materiales. Dieselbe hängt jedoch in hohem Maße von der guten Ausführung ab, und man kann für eine Ausführung von Hand, die nicht unter den Hammer kommt, unmöglich einstehen. 2. Verdickt man die Eisenenden, ehe man sie zusammenschweißt, so wird dadurch die Wahrschein lichkeit eines Fehlschlages wegen ungeschweißter Stellen geringer. 3. Schweißungen mittels Azetylengebläses lassen das Eintreten einer Unterbrechung befürchten, be sonders bei Rundeisen mit großem Durchmesser. 4. Verbindungen durch Schraubenmuttern sind gegen jeden Fehlschlag gesichert. Der Verlust des Querschnittes beim Einschneiden des Schrauben gewindes läßt sich durch Härten oder Verdicken der Eisenenden wettmachen. Diese Form dürfte sich be sonders bei Rundeisen von großen Durchmessern empfehlen. 5. Ein Uebergreifen der beiden Eisen auf eine Länge gleich dem 30 fachen Durchmesser und Um biegen derselben an den Enden sichert, gut einbetoniert, dem Eisen eine größere Widerstandskraft, als der durch gehende Querschnitt sie besitzt. Diese Methode scheint das einfachste und praktischste Mittel zu sein, um Rundeisen von kleinen und mittleren Durchmessern zu verbinden. Großbritannien. Einem Vortrage*** vonTh. Twyman vor der „Cleveland Institution of Engineers“ entnehmen wir einige Angaben über einen kippbaren Talbotofen, der von der Firma Richardsons, Westgarth & Co. für das neue Stahlwerk der Skinningrove Eisen werke in Skinningrove geliefert wird. Der Ofen ist für einen Einsatz von rund 250 t berechnet und soll rd. 1600 bis 1700 t Blöcke in der Woche liefern. Der kippbare Teil des Ofens hat eine Länge von 16,7 m im ganzen gemessen, und eine Breite von rd. 6 m * „Beton und Eisen“ 1907 III S. 78. ** Atti della Societ degli Ingenieri e degli Archi- tetti in Torino 1906. *** „The Iron and Coal Trades Review“ 1907, 12. April, S. 1206. zwischen den Armaturplatten in Höhe der Schaff platten. Das Gewicht des eigentlichen Ofens ein schließlich der Ständer und der Kippzylinder wird auf rd. 400 t angegeben. Die Köpfe des Ofens sollen beweglich gemacht werden, um sie von dem kippbaren Teil wegziehen zu können. Das Kippen wird bewirkt durch zwei Zylinder an der Gießseite, von denen jeder 610 mm Durchmesser hat bei 4,1 m Hub. Der Ofen ist auf drei Ständern gelagert und ist so konstruiert, daß er nach einer Kurve gekippt wird, deren Mittel punkt in der Mitte des Gaszuges liegt. Dadurch soll erreicht werden, daß das Gas stets, selbst während des Kippens, angestellt bleiben kann. Der Ofen wird am Ende der Woche nur teilweise entleert und soll möglichst lange Zeit hindurch gefüllt bleiben, bis eine Reparatur die gänzliche Entleerung nötig machen sollte.* Die Abmessungen des Schmelzraumes des ausgemauerten Ofens betragen rd. 13X4,7 m bei einer Badtiefe von rd. 1 m in der Mitte. Vereinigte Staaten. Einige Angaben über die Geschichte der Eisenerz-Vorkommen** an den Obern Seen erscheinen bei der Bedeutung dieser Eisenerzlagerstätten für die nordamerikanische Eisen industrie von Interesse. Daß Eisenerze an dem südlichen Ufer des Obern Sees vorkommen, war schon im Jahre 1830 durch Mitteilungen von Indianern an weiße Händler bekannt geworden, aber erst am 16. September 1844 wurde durch William A. Burt, einen Bezirksland messer, das Vorkommen von Erzen nahe dem östlichen Ende von Teal Lake festgestellt. Im Juni 1845 bildete sich die Jackson Mining Company in Jackson, Michigan, zur Aufschließung der Mineralvorkommen am Südufer des Obern Sees. In dem Sommer desselben Jahres sicherte sich diese Gesellschaft den Besitz des seitdem so berühmt gewordenen Jackson-Eisenberges im Bezirk Marquette. Die erste Verladung von Eisenerz aus diesem Bezirk, der zuerst erschlossen wurde, geschah im Jahre 1850 durch A. L. Crawford von Newcastle, der ungefähr 5 t Jackson-Erz in seinen Heimatsort bringen ließ, wo es auch verarbeitet wurde. Ver ladungen aus diesem Distrikt für kommerzielle Zwecke begannen erst im Jahre 1853, in dem 70 t Marquette erz in zwei Hochöfen Pennsylvaniens verblasen wurden. Der an zweiter Stelle aufgeschlossene Erzbezirk ist der von Menominee. Von hier gelangten im Jahre 1877 die ersten Partien von zusammen rund 10570t zur Verladung. Das Jahr 1884 sah die ersten Versen dungen von Erz aus dem Vermilionbezirk, zu sammen 63 100 t. Dann folgte die Aufschließung der Gogebicerze, von denen auch im Jahre 1884 rund 1000 t versandt wurden. Am Ende des Jahres 1892 schließlich kamen die ersten Erze des Mesa bi distriktes zur Verschiffung. Im Jahre 1853 waren einige Tonnen Jackson-Erz auf der Weltausstellung in New York zu sehen. Am 18. Juni 1855 passierte der Dampfer „Jllinois" als erster den Sault St. Marie-Kanal, von den untern Seen kommend, an demselben Tage kam der Dampfer „Baltimore“ als erstes Schiff durch diesen Kanal, nach den untern Seen gehend. Einer andern Lesart zufolge soll der erste Erztransport auf der Brigg „Columbia“ am 17. August 1855 sich vollzogen haben, die 1321 Erz mit sich führte, die für die Cleveland Tron Mining Company bestimmt waren. * „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 16 S. 570. * * „The Bulletin of the American Iron and Steel Association“ Nr. 5, 1. April 1907, S. 36.