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738 Stahl and Eisen. Gasverhältnisst bei der Holzverkohlung. 27. Jahrg. Nr. 21. A. Die Oefen wurden auf möglichst hohe Temperatur — die Kohle also auf eine möglichst hohe Kohlungsstufe — gebracht. Die Oefen wurden bei Schließung verschmiert, wie gewöhnlich, d. h. nachdem ein Teil der Gase aus dem Ofen entwichen war. Der Schornstein wurde so lange offen- gehalten, als noch Gase aus demselben entwichen. Holzart Fichte Tanne Ge mischt Fichte Tanne Oe- mischt Fassungsraum des Ofens cbm Im Brennen .... Std. Im Abkühlen . . . Std. Kohlenstoff in der erhalte nen Kohle 48,4 65 363 83,14 48,4 63 292 83,20 57,5 92 199 82,50 52,8 47 146 83,34 61,5 72 218 78,96 57,5 96 142 80,62 66,6 94 192 78,94 61,5 72 139 74,49 61,5 117 140 78,75 61,5 72 159 75,72 61,5 120 188 70,72 Kohlenstoff im Durch schnitt °/o 81,96 75,72 B. Die Oefen wurden auf normaler Temperatur gehalten, — die Kohle nicht höher gekohlt als gewöhnlich. Die Oefen wurden bei Schluß plötzlich verschmiert; Schornstein und Heizung luftdicht geschlossen, es ent wickelte sich ein bedeutender Ueberdruck. Die Oefen wurden überhaupt nicht verschmiert, solange Gase entwichen. Holzart Tanne Fichte Gemischt Fichte Tanne Gemischt Fassungsraum des Ofens cbm Brennungsdauer . . Std. Abkühlungsdauer . . Std. Kohlenstoff in der Kohle o/o Kohlenstoff im Durch schnitt O/o 61,5 124 236 77,49 61,5 74 236 78,33 61,5 79 151 79,81 57,5 100 107 78,06 57,5 133 222 78,40 66,6 78 140 76,43 57,5 90 201 75,84 57,5 58 154 66,73 47,8 141 143 69,45 57,5 76 255 75,99 57,5 126 193 74,35 77,77 71,63 Bei allen Proben (A und B) wurde der Kohlenstoff in den bei etwa 200° C. ausgeglühten (also „ent gasten“) Proben bestimmt. Wie man sieht, ist die Dauer der Abkühlung durch Verschmierung der Oefen nur sehr un bedeutend verringert, die Summe der Arbeits zeit fast gar nicht beeinflußt worden. Auffallend aber sind die Unterschiede in der Qualität der erhaltenen Kohle, trotzdem in allen Fällen die Beheizung der Oefen in gleicher Weise geführt worden ist und die erzielten Temperaturen während der einzelnen Versuche nicht wesent lich voneinander verschieden sein konnten. Die Unterschiede in der Qualität der Kohle sind nur durch die wichtige Rolle zu erklären, welche der im Ofen herrschende Druck während der Abkühlung des Ofens spielt. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß der Ofen bald nach dem Schließen fast nur von Kohlenwasserstoffgasen erfüllt ist, welche bei Oeffnung des Ofens in die Luft entweichen, bei Schließung jedoch gierig von der sich abkühlenden Kohle absorbiert werden müssen; wenn wir ferner bedenken, daß aus geglühte Kohle beim Abkühlen selbst unter gewöhnlichen Verhältnissen bis zu 100 Volumen Gase (berechnet auf die Kohlenmasse) in sich aufnehmen kann — eine Eigenschaft, die durch Druck noch verschärft wird —, so werden wir zugeben müssen, daß ein Abkühlen der Kohle unter Druck in einer fast reinen Kohlenwasserstoff atmosphäre in der Tat imstande sein kann, den Kohlenstoffgehalt in der Kohle in solcher Weise in die Höhe zu treiben. Diese Möglichkeit läßt sich auch rechnerisch begründen. Die spe zifischen Gewichte einer 75 Holz kohle sind durchschnittlich: a) in einem größeren Volumen (mit Zwischenräumen zwischen den Stücken) = 0,15; b) in einzelnen Stücken (ein schließlich der Poren) = 0,30; c) in Pulverform (also nur die Kohlenmasse) = 1,50. Eine Ge wichtseinheit Methan hat ebenfalls 7 5 °/o Kohlen stoff, und ein Liter dieses Gases wiegt 0,72 g. Folglich braucht man, um eine 75prozentige Kohle durch Einführung von Methan in die selbe um 1 °/o an Kohlenstoff anzureichern, 1000 X 1,5 X 0,75 . 0,72 X 0,75X 100- 20,8 Volumina dieses Gases (auf die Kohlenmasse berechnet). Wie gesagt, ist Holzkohle selbst bei Atmosphärendruck zu einer fünfmal größeren Absorption vollkommen befähigt. Ein mit 7 5 prozentiger Kohle gefüllter 85 X 0 15 Ofen von 85 cbm Fassungsraum enthält— = 8,5 cbm Kohlenmasse. Die Menge von 20,8 X 8,5 X 5 = 894 c bm Methan, welche die Kohle bei Schließung des Ofens um 5 °/o an reichert, geht mitsamt den darin enthaltenen 482 kg Kohlenstoff verloren, wenn der Ofen nicht im richtigen Moment verschmiert wird. Dadurch wird diese Arbeitsweise, welche der Köhler ganz unbewußt — vielleicht zufällig —