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22. Mai 1907. Gasverhältnisse bei der Holzverkohlung. Stahl und Eisen. 735 Die Zahlen beziehen sich nur auf den bei gewöhnlichen Verhältnissen nichtkondensier baren Teil der Gase. Auf die kondensierbaren Gase, wie auch auf die flüssigen Destillations produkte kommen wir weiter unten zu sprechen. Bei Versuch Nr. 3 ist weder eine Abnahme an Kohlensäure noch eine Zunahme an Kohlen wasserstoffen zu bemerken; der Gehalt an Stick stoff ist am Schlüsse des Versuches noch hoch. Alles weist darauf hin, daß die erste Periode der Verkohlung hier noch nicht zu Ende ist. In der Tat mußte der Ofen — auch nach An sicht der Köhler — noch weitere 2 1/2 Tage offengehalten werden. Das Charakteristischste dieser ersten Periode des Verkohlungsprozesses bieten die sauerstoffhaltigen Gase. Man sieht gleich bei Beginn eine Anreicherung des Gases an Kohlenoxyd und besonders an Kohlensäure. Nachdem diese Anreicherung ein gewisses Maxi mum erreicht, beginnt die Menge dieser Gase zu fallen. Aus der Menge des Stickstoffes in den Gasen können wir die Menge des aus der Feuerung stammenden Gases, dessen Zusammen setzung uns bekannt ist, ungefähr berechnen, da der Stickstoff nur durch die Feuerung hin durch seinen Weg in den Ofen finden konnte. Die Zusammensetzung der Feuerungsgase in einer längeren Periode war folgende: in Volum prozenten CO2: 14,5 bis 17,1; im Mittel: 16,8 O : 0,1 » 0,2; » » CO : 5,6 „ 7,8; „ » H : 0,8 „ 2,1; » » CH: 0,1 „0,4;» » N (als Rest) » » 0,1 6,7 1,8 0,2 74,4 100,0 Führen wir die Rechnung durch, so finden wir Zahlen, welche die Zusammensetzung der in der ersten Periode aus dem Holze stammenden Gase allein für sich — nach Abzug der durch die Heizung hineingelangenden Gase — darstellen. Zum Vergleich wurden die Gase derselben Verkohlungsperiode aus einer Labora toriumsretorte untersucht, und die Ueberein stimmung mit den berechneten Zahlen war eine ziemlich vollständige. Es seien unten die im Versuch gewonnenen Zahlen, und zugleich das Mengenverhältnis der entwickelten Gase und der durch die Heizung strömenden Gase angeführt. Verkohlungsstadium. Gemessene Temperaturen Gase (in Volumprozenten) Auf 100 Volumen Heizgas kommen aus dem Holz entwichene Gase (im Ofen) Grad Celsius CO2 0 co H cm N 1. Bei Beginn der Operation . . . unter 170 Keine unkondensierbaren Gase (nur Wasserdampf). Im Ofen sind die Gase dieses Stadiums den Heiz gasen fast gleich in Volumen: 0 2. Gegen Ende der Wasserdampf- Entwicklung 170—200 68,3 Sehr we Spur nig unkondensierbares Gas 29,6 | Spur 1,1 1,0 < 1 3. Bei Beerinn der eigentlichen Ver kohlung 200—300 65,3 » 80,5 • 3,9 0,1 20,6 4. Mitten in der ersten Verkohlungs periode 300-370 67,4 » 30,0 0,3 2,3 — 32,4 5. Gegen Ende der ersten Ver kohlungsperiode 350—390 43,4 » 26,7 2,8 26,2 — 34,4 6. Beginn des zweiten Stadiums der Verkohlung geg. 390 30,8 » 14,4 8,7 46,0 — 63,1 Aus dieser Zahlenreihe ist noch deutlicher zu ersehen, daß die sauerstoffhaltigen Gase sich zu allererst aus dem Holze abscheiden, und zwar stammt hier die ganze Menge der Gase — also auch des Sauerstoffes derselben — aus dem Holze selbst. Gegen Ende der ersten Periode nimmt die Menge der sauerstoffhaltigen Gase ab, trotz dem noch lange nicht der ganze Sauerstoff aus dem Holze bezw. der Kohle ausgeschieden ist. Es ist dies durch die große Verschiedenheit in der Natur der im Holze anwesenden Sauer stoffverbindungen bedingt; ein Teil der Sauer stoffverbindungen ist scheinbar sehr lose an das Material gebunden. Es lassen sich hieraus und aus der Betrachtung der Entgasungsvorgänge überhaupt Schlüsse auf die noch sehr ungenügend erforschte eigentliche „Konstitution“ der Holz- und Kohlensubstanz ziehen. Was den Charakter der kondensier baren Gasabscheidungen der ersten Periode an betrifft, so bestehen dieselben zur Hauptsache aus Wasser bezw. Dampf und den sogenannten „fetten“ Säuren, vornehmlich Essigsäure (da neben Ameisen-, Propion-, Capronsäure u. a.), welche teils mit dem Dampf, teils im unteren Teile des Ofens, mit Teer vermengt, dem Ofen entweichen. Essigsäuredämpfe entweichen wäh rend der ganzen ersten Periode in beträchtlichen Mengen und sind die fetten Säuren diejenigen Bestandteile, welche den Gasen in dieser Periode