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22. Mai 1907. Bericht über die Hauptversammlung vom 12. Mai 1907. Stahl und Eisen. 727 polizeilichen Vorschriften für den Bau von Dampfkesseln und deren Freizügigkeit im Laufe der Zeit in Deutschland entwickelt hatten, ein Ende dadurch zu bereiten, daß eine für den Umfang des ganzen Reiches gültige gesetzliche Vorschrift geschaffen würde, das wärmste Interesse und tatkräftige Unterstützung entgegengebracht. Vor allem ist es von uns begrüßt worden, daß sich die Reichsregierung entschlossen hat, die neuen einheitlichen Bestimmungen so zu gestalten, daß es einer Kommission von Sachverständigen auf den Gebieten, die bei der Herstellung und Ueber- wachung von Kesseln in Frage kommen, ermöglicht wird, die Erfahrungen der Praxis der Re gierung zu unterbreiten, und daß dadurch die Weiterentwicklung der polizeilichen Vorschriften im Einklang mit diesen Erfahrungen der Praxis gewährleistet wird. Unser Verein hat sich in Ver bindung mit den Vertretern des Vereines deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und der Vereini gung der Grobblechwalzwerke an den vorläufigen Sachverständigen-Verhandlungen beteiligt; diese haben aber leider zu einem einheitlichen und uns befriedigenden Ergebnis nicht geführt, und wir sind daher gezwungen gewesen, in einer besonderen Eingabe dahin vorstellig zu werden, daß uns und den genannten Vereinen eine stärkere Vertretung zugestanden werden möchte, als es von dem Kollegium der übrigen Körperschaften zugebilligt wurde. Wir vertreten dabei die An schauung, daß eine Sachverständigen-Kommission nur dann gedeihlich arbeiten kann, wenn sie auch durch wirkliche Sachverständige gebildet wird, sowie daß die beteiligte Produktion mit einer entsprechenden Stimmenzahl in der Kommission vertreten sein muß. Die Zusammensetzung der vorbereitenden Kommission entsprach in dieser Hinsicht nicht unseren Wünschen, wir müssen aber im Interesse der Sache den größten Wert darauf legen, daß die Zusammensetzung der defini tiven Kommission eine andere wird, als sie jetzt von der Mehrheit der beteiligten Vereine in Vorschlag gebracht worden ist. Ich spreche die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die Reichsregierung sich den von uns vertretenen Gründen nicht verschließen und unserem Anträge auf Gewährung einer größeren Anzahl von Vertretern für den Verein deutscher Eisen und Stahlindustrieller und für die Vereinigung der Grobblech-Walzwerke Folge geben wird. In Erledigung des Punktes 2 der Tagesordnung erstattete sodann Hr. Vehling den Bericht der Kassenführung für das Jahr 1907 ; er erklärte, daß die Abrechnung von ihm in Gemeinschaft mit Hrn. Coninx geprüft und stimmend befunden wurde, und beantragte Entlastung; diese wurde einstimmig erteilt. Hierauf folgten die beiden zur Tagesordnung stehenden Vorträge, von denen derjenige des Hrn. Direktor Johannes Körting-Düsseldorf über Gasgeneratoren inzwischen in Nr. 20 von „Stahl und Eisen“ veröffentlicht worden ist. Der zweite Vortrag, in dem Hr. Professor Dr.-Ing. G. Stauber- Aachen Hebe- und Transportmittel in Stahl- und Walzwerksbetrieben behandelte, sowie die den Vor trägen folgenden Besprechungen werden demnächst in dieser Zeitschrift abgedruckt werden. * * * Den Beschluß der Tagung brachte das übliche gemeinsame Mittagsmahl im Kaisersaal der Städtischen Tonhalle, der noch den glänzenden Festschmuck für den am Tage vorher statt gefundenen Besuch des Kronprinzen trug. An diesen Besuch anknüpfend brachte der Vorsitzende, Hr. Kommerzienrat Springorum, einen kernigen Trinkspruch auf den Kaiser aus, das Ehren mitglied des Vereins Hr. Geheimrat Professor Dr. Wedding toastete auf den Vorsitzenden, und Hr. Direktor Gillhausen gedachte der beiden Vortragenden des Tages, denen der Vorsitzende schon in der Hauptversammlung den aufrichtigen Dank des Vereins für ihre lichtvollen und klaren Vorträge dargebracht hatte. Hrn. Geh. Kommerzienrat Dr.-Ing. Haarmann’s humor vollen Ausführungen über die internationale Politik gipfelten in einem Hoch auf den Geschäfts führer des Vereins, während Hr. Dr. Beumer in gewohnter Meisterschaft der deutschen Eisen hüttenfrau gedachte.