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636 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 18. hältnisse günstiger zu gestalten, werden Solvay-Koks- Öfen gebaut, und zwar vier Batterien zu je 25 Oefen. Zu jeder Batterie gehören drei Wasserrohrkessel. Der Einsatz beträgt 6 t pro Ofen und die Brenndauer 24 Stunden. Bestellt sind ferner zwei Batterien zu je 25 Oefen von dem gleichen System, wobei Apparate zur Gewinnung von Nebenprodukten vorgesehen sind. Hauptsächlich sollen Ammoniak und Teer gewonnen werden, und zwar geschieht dies auf Wunsch der Militär- und Marineverwaltung, die Pech zur Briket tierung einer rauchschwachen Anthrazitkohle ge braucht. Da die jetzige Kohlenwäsche für diese vergrößerte Produktion nicht ausreicht, so ist eine neue Kohlenwäsche, die 500 t in 24 Stunden ver arbeiten kann, bei der Maschinenbauanstalt Humboldt in Kalk bei Köln bestellt worden. Fabrik für feuerfestes Material. Die auf dem Stahlwerk mannigfach gebrauchten feuer festen Steine wurden ursprünglich von Deutschland, Belgien und England bezogen. Sie wurden dadurch nicht nur erheblich teurer, sondern litten auch sehr auf dem Transporte. Man ging daher schon vor Jahren an den Bau einer Dolomitmühle und einer Stein fabrik, deren Produktion 10 000 Steine normalen Formats im Monat beträgt. Diese Steinfabrik wird im Jahre 1907 abgerissen und dafür eine neue erbaut, die enthalten soll: sechs Brennöfen zu je 20 000 Stück Steinen normalen Formats, speziell für Silicasteine, ein Kammergasofen mit 18 Kammern zu je 5000 Stück Steinen normalen Formats, besonders für Schamotte steine, vier Kollergänge, eine Dolomitanlage, eine Kalkbrennerei. Die Herstellungskosten eines Steines belaufen sich auf 16,8 8, während ein importierter sich gerade doppelt so teuer stellt. Für Stellen, die der größten Hitze ausgesetzt sind, werden aber noch fremde Steine verwendet. Bessemerstahlwerk. Es sind jetzt vorhanden zwei Konverter (saurer Betrieb) von je 12 t Inhalt mit den nötigen Hilfsmaschinen und Nebenbetrieben. Die Herstellungskosten für 1 t Bessemerstahl werden auf 109 M angegeben. Die jetzige Produktion beträgt im Monat 6000 t fertigen Stahls, der hauptsächlich zu Schienen verwalzt wird. Es ist jedoch eine Ver größerung geplant, wodurch die Produktion auf 15 000 t gebracht werden soll. Die neue Anlage, die in einem großen Doppelgebäude untergebracht werden soll, wird enthalten: vier Konverter zu je 12 t, zwei elektrische Laufkrane zu je 25 t, zwei hydraulische Gießkrane, zwei hydraulische Gießtische, drei Spiegeleisen-Kupol öfen, zwei liegende Gebläsemaschinen. Die alte Bessemeranlage kommt außer Betrieb und sämtliche noch brauchbaren Einrichtungen werden in das neue Bessemerwerk eingebaut. Der Mischer und die damit verbundenen Kupolöfen bleiben bestehen. Martinstahlwerk (basischer Betrieb). Es sind vorhanden: acht Oefen zu je 25 t Aufnahmefähigkeit, davon arbeiten durchschnittlich fünf Oefen, zwei elek trische Gießlaufkrane zu je 50 t, zwei hydraulische Gießtische, ein feststehender hydraulischer Hebekran von 5 t, siebzehn Gasgeneratoren. Das Chargieren der Oefen besorgt eine amerikanische Chargiermaschine von Wellman, Seaver & Co. Der Einsatz besteht zur Hälfte aus Roheisen, zur Hälfte aus Stahlschrott. Die monatliche Produktion beträgt 6000 t fertigen Stahls, deren Herstellungskosten auf 100f. d. Tonne angegeben werden. Der Martinstahl wird hauptsäch lich zu Handelseisen und Blechen verwalzt. Tiegelstahlabteilung. In dieser Abteilung befinden sich: acht Koksöfen zu acht Tiegeln, ein Gasofen zu sechzehn Tiegeln mit zwei Generatoren, eine Tiegelformerei. Walzwerksanlagen. Es sind zurzeit folgende Straßen in Betrieb bezw. im Bau: ein Blechwalz werk, das in diesem Jahre durch ein in Deutschland bestelltes ersetzt werden soll, ein Schienenwalzwerk, ein Grobeisenwalzwerk zur Herstellung leichterer Schienen, schwerer Winkeleisen, Laschen, kleiner Träger usw., ein Mitteleisenwalzwerk für Gruben schienen, Schwellen, I -Eisen, Vierkant-Eisen, Flach eisen, ein Feineisenwalzwerk zur Herstellung sämt licher Feineisensorten, ein Feinblechwalzwerk mit drei Gerüsten, ein Walzwerk für Wellbleche nebst Ver zinkerei, ein Grobblechwalzwerk. Ein Universalwalz werk, von Fried. Krupp in Buckau geliefert, ein Drahtwalzwerk von Mcintosh & Hemphill in Pittsburg, sowie eine Drahtzieherei nebst Verzin kungsanstalt sollen im Frühjahr dieses Jahres in Betrieb gekommen sein. Es ist auch ein Bandagen walzwerk vorhanden. In der Geschoßabteilung, die dem Kriegsministerium untersteht, werden 15- und 7,5-cm-Geschosse hergestellt. Dampfkessel. Im Dezember 1906 befanden sich 104 Lancashire-Doppelflammrohrkessel im Betrieb, während 24 weitere gleiche Kessel, 12 Wasserrohr kessel und eine Pumpanlage für Kesselspeisung im Bau begriffen waren. Verschiedene Anlagen. Unter den sonstigen Anlagen sind noch zu erwähnen zwei Reparaturwerk stätten, die sehr gut mit elektrisch angetriebenen Werkzeugmaschinen ausgestattet sind, eine Eisen gießerei, eine Kesselschmiede, eine mechanische Werk statt mit Walzendreherei, ein Nietwerk, ein chemisches Laboratorium und eine mechanische Versuchsanstalt. Umfang und Art der jährlichen Produk tion. Nach einer Erklärung des Stahlwerksdirektors beträgt die jährliche Produktion des ganzen Werkes zurzeit 90 000 t. Nach Ausführung der jetzt geplanten Vergrößerung hoffe man, die jährliche Produktions- fähigkeit auf 180 000 t bringen zu können. Im Jahre 1905 wurden 523 026 t Eisen und Stahl im Werte von 86,9 Millionen Mark aus dem Ausland nach Japan eingeführt. Wenn man danach unter Berücksichtigung des bevorstehenden Aufschwungs im Verkehrswesen und in der Industrie den jährlichen Bedarf Japans an Eisen auf 550 0001 annimmt, so wird das Stahlwerk etwa ein Drittel davon liefern können und eine Summe von über 40 Millionen Mark vor dem Abfluß in das Ausland bewahren. Hauptsächlich hergestellt wurden Schienen von 35 kg, 30 kg und 22 kg f. d. Ifd. m, Grubenschienen, Schiffsbleche, Träger und Handelseisen verschiedener Art. Die Qualität der Schienen und Schiffsbleche soll im allgemeinen nicht schlecht sein, doch ist das Her stellungsverfahren kein gleichmäßiges, und die fertigen Materialien differieren sehr in der Zusammensetzung. Die gewöhnlichen Handelseisen sollen am brauch barsten sein. Die Erzeugnisse des Stahlwerks finden vornehmlich Verwendung bei dem Bau japanischer Kriegsschiffe, japanischer Staats- und Privatbahnen, sowie für militärische Zwecke. Der Japanische Staat hat nach Durchführung der bereits gesetzlich be schlossenen Verstaatlichung der Bahnen ein Eisenbahn netz von 10 000 km Länge, das in Zukunft noch erheblich ausgebaut werden wird. Dazu tritt die beabsichtigte erhebliche Verstärkung der Kriegsmarine, so daß die Japanische Regierung allein mehr Eisen und Stahl gebraucht, als sie auf ihrem Stahlwerk produzieren kann. Im japanischen Handelsschiffbau fanden die Erzeugnisse bisher keine Verwendung. Die Verkaufspreise für Stahlwerkserzeugnisse richten sich nach den jeweiligen Einfuhrverhältnissen und gestatten keinen Schluß auf die Höhe der wirk lichen Herstellungskosten. Einem obige Angaben ergänzenden Berichte * des Handelssachverständigen bei dem Kaiserlichen General konsulat in Yokohama ist zu entnehmen, daß das Be streben in Japan dahin geht, neben dem Stahlwerk in Yawatamachi private Stahl- und Eisenwerke im Lande * „Nachrichten für Handel und Industrie“ Nr. 31, 30. März 1907, 8. 6.