684 Stahl und Eisen. Vereins-Nachrichten. 27. Jahrg. Nr. 19. Dr. Feodor Goecke +. Am 6. April d. J. verschied in Bonn das Mitglied des Vereines deutscher Eisenhüttenleute, Dr. jur. Feodor Goecke. Geboren am 23. März 1836 zu Duisburg, bezog er, auf dem dortigen Gymnasium vor gebildet, im Sommersemester 1854 die Universität, hörte im ersten Halbjahre philosophische und medizinische Vorlesungen, entschied sich dann aber für das Studium der Rechtskunde und genügte in Berlin zugleich seiner ein- jährigen Militärpflicht. Nach dem er die Staatsprüfungen be standen hatte und 1857 zum Doctor juris promoviert war, arbeitete er als Assessor am Duisburger Kreisgerichte und half gleichzeitig seinem Vater bei dessen Rechtsgeschäften. Ein Jahr später trat Goecke in die Direktion des Rhein- und Ruhrkanal-Aktienvereines ein. Unter seiner Leitung haben sich die Hafen- und Kanal anlagen glänzend entwickelt. 1866 machte er den Feldzug mit, wurde 1870 als Abgeord neter zum Landtage gewählt, nahm aber 1873 die Wieder wahl nicht an, da seine Tätig keit bei der Kanal- und Hafen direktion das nicht zuließ. Seine Mitbürger beriefen ihn auch in den Stadtrat und übertrugen ihm später noch verschiedene Ehrenämter. Nach Auflösung des Rhein - Ruhrkanal ■ Aktien vereines legte Dr. Goecke das 25 Jahre von ihm ver waltete Amt als Kanaldirektor sowie alle seine übrigen Aemter aus Gesundheitsrücksichten nieder und nahm seinen Wohnsitz in Bonn. Auch hier wurde er in den Stadtrat gewählt, weil man sich von ihm als her vorragendem Kenner der industriellen und Gewerbe- Verhältnisse und scharfsichtigem Juristen mit Recht die wertvollste Mitarbeit in der städtischen Selbstver waltung versprach. Als 1896 der Entwurf eines Handelsgesetzbuches der öffentlichen Kritik unter breitet wurde, setzten die großen industriellen Ver eine in Rheinland und Westfalen einen gemeinsamen Beratungsausschuß ein und übertrugen Dr. Goecke den Vorsitz. Im Vereine zur Wahrung der gemein samen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen gehörte der Heimgegangene über ein Vierteljahrhundert dem Ausschüsse und Vorstande an. Insbesondere waren es Schiffahrtsfragen, in denen man seinem sachverständigen Rate großen Wert beilegte. Im Jahre 1877 war er mit der Reorganisation der Rheini schen Stahlwerke betraut wor den, die infolge einer Kredit kündigung in ihrem Fortbeste hen gefährdet waren. Die Re organisation gelang ihm voll ständig wie der Entwick lungsgang des Werkes beweist. Einen ganz hervorragenden Anteil an der überaus gün stigen Entwicklung des Unter nehmens bildete die Verfech tung des Thomasschen Ent phosphorungs-Patentes, welche Dr. Goecke zusammen mit Direktor Massenez von Hörde gegen die Angriffe der mei sten großen norddeutschen Eisenwerke konsequent durch geführt hat. Als Vorsitzender des Auf- sichtsrates der Rheinischen Stahlwerke hat der Verstor bene sowohl die Fortentwick lung der Anlagen durch die Werksdirektoren mit allen Kräften unterstützt, als auch durch Angliede rung von Kohlen- und Eisensteinzechen sowie der Duisburger Eisen- und Stahlwerke auf der Höhe der Zeit erhalten und sie vielseitiger und unabhängiger gemacht, so daß auch dort alle diejenigen, die mit ihm zusammen gearbeitet haben, seinen Verlust auf das tiefste bedauern und seine wirksame Mithilfe nicht vergessen werden. Das Vaterland aber hat in ihm einen treuen Sohn verloren, der seine Gaben mit Erfolg in den Dienst der Oeffentlichkeit zu stellen nie unterlassen hat. Er ruhe in Frieden! Am Sonntag, den 12. Mai d. J., nachmittags 121/2 Uhr, findet in der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf die Hauptversammlung des Mns deutscher Eisenhüttenleute statt. Am Samstag, den 11. Mai, abends 8 Uhr, veranstaltet im oberen Saale der Städtischen Tonhalle die Eisenhütte Düsseldorf eine Zusammenkunft, zu welcher der Vorstand die Mitglieder des Hauptvereins freundlichst einladet.