Volltext Seite (XML)
8. Mai 1907. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 673 Schwellen. Die Eisenschwellen haben sich also in 25 Jahren um das Zehnfache vermehrt, und die Ge samtbettungskosten sind um das Elffache gestiegen; 10 und 11 liegen so nahe, also war die Schluß folgerung bald fertig: die Eisenschwellen verschulden die ganzen Bettungskosten. Außer der auf den drei fachen Umfang gesteigerten Ausdehnung des Bahn netzes, die vielleicht zur Erklärung der etwas rascheren Zunahme der Bettungskosten gegenüber der Schwellen- zahl angeführt wurde, gab der Vortragende keine anderen Gründe für die „exorbitante Steigerung“ der Kosten für Bettungsmaterial an. Kein Wort von der in den betreffenden 25 Jahren doch auch um ein erkleckliches schärfer gewordenen Inanspruchnahme aller Geleise durch schwerere Raddrücke, durch höhere Achsenzahl der Züge, durch dichtere Zugfolge und durch schnellere Fahrgeschwindigkeit. Aber anderseits auch kein Wort von der jüngeren und jüngsten gewaltigen Entwicklung des Eisenquerschwellen-Oberbaues, eben sowenig wie von den Schwierigkeiten der soliden Schienenbefestigung auf Holz. Kein Wort auch vom Zustand alter verrotteter Holzschwellen, nichts von dem Wert oder Unwert verschiedener Imprägnierungs- inethoden. Unter diesen Umständen konnte es nicht wunder nehmen, daß die Ausführungen des Vortragenden in der dann eröffneten Diskussion allerlei Anfechtungen und manche Richtigstellung erfuhren. An der Dis kussion beteiligten eich Hr. Generaldirektor Baurat Beukenberg, Hr. Oberingenieur Dr. Vietor, Hr. Regierungsrat a. D. Leidig, Hr. Apreck aus Danzig und der Vortragende selbst. Hr. Beuken berg nahm zuerst das Wort. Er bestätigte zunächst, daß der Holzschwellen-Oberbau durchaus brauchbar sei und viele von dem Vortragenden hervorgehobene Eigenschaften in vollem Umfange besitze. Ihm aber, als einem Vertreter der Eisenindustrie, müsse daran liegen, daß die eiserne Schwelle in ihrer Wert schätzung keine unverdiente Zurücksetzung erfahre. Dann hielt Hr. Beukenberg den Ausführungen des Vortragenden seine eigenen Erfahrungen als Eisen bahnbetriebstechniker gegenüber, während die Dar legungen des Hrn. Schwabach offenbar vielfach aus der Literatur, und teilweise aus älteren und daher rückständig gewordenen Veröffentlichungen geschöpft waren. Hatte der Herr Vortragende besonderes Ge wicht darauf gelegt, an Hand der in der Beukenberg- sehen Veröffentlichung vom Jahre 1904 gemachten Bemerkung von der Notwendigkeit guten Bettungs materials für Hauptbahngeleise mit Eisenquerächwellen den Nachweis zu liefern, daß durch Nichtbeachtung dieses Umstandes die Rentabilitätsberechnung Beuken- bergs sich zu ungunsten der Holzschwelle verschoben habe, so konnte demgegenüber Hr. Beukenberg mit Recht darauf hinweisen, daß die preußischen Staats bahnen auf allen viel befahrenen Schnellzugsstrecken bestes Schottermaterial verwendeten, gleichgültig, ob Holzschwellen oder Eisenschwellen verlegt würden. So finde z. B. auf der ganzen mit Holzschwellen versehenen Strecke Hannover—Berlin nach seinen eigenen Beobachtungen im Laufe der letzten Jahre planmäßig im großen Umfange eine Beseitigung des schlechten sandigen Kiesbettes statt, und Basaltklein schlag, der wahrscheinlich sehr weit verfrachtet werden müsse, werde an seine Stelle gebracht. Und was seine eigene, von dem Vortragenden erwähnte Rentabilitätsberechnung betreffe, so sei dieselbe durch aus aufrecht zu halten. Wenn in seinem ersten Auf satz infolge Nichtmiteinrechnung der Kosten für Schienen und Laschen, die für Holz- wie für Eisen- schwellen-Oberbau ja die gleichen seien, der falsche Eindruck habe erweckt werden Können, als meine er mit der nachgewiesenen Ueberlegenheit der Eisen schwellen diejenige des Eisenschwellen-Oberbaues als Ganzes, während er nur die Ueberlegenheit der eisernen Unterschwellung nachgewiesen habe und auch diese nur habe meinen können, so sei in der daraufgefolgten ergänzenden Veröffentlichung auch die Ueberlegenheit des ganzen Eisenschwellen-Oberbaues von ihm zahlen mäßig dargetan worden. Die dort nachgewiesene, auf den ganzen Oberbau bezügliche Ueberlegenheit der Eisenquerschwellen sei eine immerhin sehr be trächtliche, sie betrage 14 0/o. Und diese Angabe be ruhe auf sehr sorgfältiger Vergleichsrechnung und gebe jedenfalls ein ziemlich zutreffendes Bild. Die von Hrn. Schwabach gewünschte Einbeziehung der Bettungskosten in die Rechnung komme nach dem Vorhergesagten für Hauptbahnstrecken kaum noch in Frage. Dann betonte Hr. Beukenberg, man müsse doch auch bedenken, daß man mit Holzschwellen in Europa seit Ende der dreißiger Jahre, mit Eisen schwellen in Deutschland aber erst seit den siebziger Jahren wirkliche Erfahrungen zu sammeln Gelegen heit gehabt habe. Er gab zu, daß man im Anfang mit Eisenquerschwellen viele Fehler gemacht habe, besonders auf Grund der falschen Forderung, eine Eisenschwelle dürfe im Beschaffungspreise nicht über den der Holzschwelle hinausgehen. Schließlich hob Hr. Beukenberg den nationalwirtschaftlichen Stand punkt besonders hervor, indem er ausführte, wie wenig volkswirtschaftlich es sei, Unsummen für Holz schwellen ins Ausland gehen zu lassen, die unserer heimischen Wirtschaft sehr wohl erhalten bleiben könnten, wenn man nur statt der Auslands-Holz- schwellen Eisenschwellen zu verwenden sich ent schlösse. Hr. Schwabach knüpfte in seiner Er widerung an den letzteren Punkt an und sagte, der Verein zur Förderung der Verwendung von Holz- schwellen werde gegen diesen Standpunkt der Eisenin dustrie erst dann nichts einzuwenden haben, wenn diese auf den Bezug ausländischer Erze verzichte. Dem setzte Hr. Beukenberg entgegen, daß die für Rhein land und Westfalen in Betracht kommenden Bezüge an schwedischem Erz auch nicht im entferntesten im Ver gleich zu der Verwendung einheimischer Erze die Rolle spiele, wie die Auslands-Holzschwelle zur einheimischen, die ja nicht verdrängt werden solle. Er verglich auch weiter die Verhältnisse beim Holzschwellenhandel, wobei fix und fertig bearbeitete Schwellen über die Grenze kommen, die höchstens nur noch zu tränken seien, mit den ganz wesentlich anderen Verhältnissen in der Eisenschwellenerzeugung, bei welcher die Her stellung des Roheisens, wenn auch unter Benutzung eines Teiles ausländischer Erze, die Verarbeitung des Roheisens zu Stahl, das Walzen der Schwellen und die weitere Bearbeitung derselben lohnende Be schäftigung für unzählige Industriearbeiter bringen. Ale darauf noch Hr. Apreck erneut den Versuch gemacht hatte, den Holzschwellenbezug aus dem Aus lande in günstigerem Lichte erscheinen zu lassen, da ja doch die Tränkung in Deutschland erfolge, nahm Hr. Leidig das Wort, um die letzten Ausführungen des Hrn. Beukenberg von der nationalwirtschaftlichen Höherbewertung der Eisenschwelle nochmals nach drücklich zu bekräftigen. Man könne dieselben noch dahin ergänzen, daß zu den erwähnten Arbeiten in ländische Kohle Verwendung finde usw. Es folgte eine kurze Entgegnung des Vortragenden. Hr. Dr. Vietor führte aus, daß man sich bei einem heutigen Ver gleich von Holzschwellen mit Eisenschwellen um so weniger mehr auf jene Grüttefienschen an sich zur damaligen Zeit äußerst beherzigenswerten Darlegungen stützen dürfe, als sie doch im Grunde ganz andere Gesichtspunkte behandelten. Wenn Grüttefien es vor nunmehr 27 Jahren gelegentlich des Besuches des Iron and Steel Institute in Düsseldorf in dankens werter Weise übernommen habe, für den damals zur Einführung gelangenden und nach dem Stande der Eisenbahntechnik vielversprechenden eisernen Lang schwellenoberbau Verständnis zu erwecken und über-